Dirk Spiegel war bei seinen Mitarbeitern beliebt. Diese trauten ihren Ohren nicht, als sie vor ein paar Wochen den Abgang ihres Chefs und Verantwortlichen für Recht und Compliance bei GAM vernahmen.
Was war passiert? Niemand wusste etwas, intern gab es keinerlei Informationen zum Ausscheiden über Nacht des Konzernleitungs-Mitglieds beim börsenkotierten Assetmanager.
Eine Sprecherin von GAM meinte damals auf Anfrage, Spiegel nutze eine externe Karrierechance. Offiziell hiess es, Spiegel habe sich „entschieden, das Unternehmen zu verlassen“.
Heute ist klar: Das war eine vorgeschobene Aussage. Spiegel wurde abgesetzt und vor die Tür gestellt, und zwar von seinem Chef, GAM-CEO Alex Friedman.
Die Kündigung ist inzwischen von mehreren internen Quellen bestätigt worden. Chefjurist und Geschäftsleitungs-Mitglied Spiegel sei entlassen worden, sagen diese Auskunftspersonen.
Spiegel selbst wollte sich nicht zu seinem Fall äussern. Er gab sich in einem Telefongespräch von letzter Woche zugeknöpft, wollte keine Fragen zu seinem Abgang beantworten.
Fragen stellen sich aber. Denn Spiegel war erst ein Jahr zuvor auf den obersten Stuhl des Rechts- und Compliance-Chefs gehievt worden.
Und zwar von Alex Friedman. Dem gleichen Friedman, der nun seinen Rechtschef mir-nichts-dir-nichts vor die Tür gesetzt hat.
Kurz vor seiner Wahl war ein Curriculum vitae von Spiegel umgegangen. Dieses war für externe Auftritte angefertigt worden.
Spiegels CV war unglücklich verfasst. Das Papier wirkte nach mehr, als der Manager tatsächlich geleistet hatte.
Es konnte der Eindruck entstehen, Spiegel habe einen MBA und einen Uni-Abschluss in der Tasche. Der MBA war damals noch nicht vollbracht, an der Uni hatte Spiegel bei der Zwischenprüfung die Segel gestrichen.
Das Thema gab insbesondere in angelsächsischen Investorenkreisen zu reden. Vielleicht auch nur, weil es wenig später zu einem Angriff auf Spiegels und Friedmans GAM kam.
Der bekannte Zürcher Raider Rudolf Bohli und sein Hedgefund forderten quasi die Machtübernahme im GAM-Verwaltungsrat. Spiegel übernahm einen Teil der Abwehrmassnahmen.
Mit Erfolg. Bohli und seine Gefährten blieben draussen. Nur bei der Vergütung erzielte Bohli einen Achtungserfolg, die Aktionäre hatten genug vom grossen Reibach ihrer GAM-Beauftragten.
Doch GAM musste auch im neuesten Geschäftsbericht offenlegen, dass bei der Finanzfirma die Manager richtig vergoldet würden. Für einen Neu-Verpflichteten floss eine Antrittsprämie von mehrere Millionen Franken.
Der herausgeputzte CV, der Streit mit den Angreifern, die ewige Lohndebatte – all das hat Dirk Spiegel wohl nicht gestärkt, sollte ihn aber auch nicht den Kopf kosten.
Was führte dann zu seinem Abgang über Nacht?
Ein Insider betont, es sei nichts vorgefallen. Spiegel habe seine Arbeit gemacht, er sei einfach bei seinem Chef Friedman plötzlich in Ungnade gefallen.
Eine andere Quelle meint, Spiegel sei zu weit nach oben befördert worden. In seiner neuen Aufgabe als General Counsel hätten die Leute seine Limiten erkannt.
Aufstieg und Fall eines Anwalts – der keiner war.
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Die beliebtesten Kommentare
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Jetzt hat Dirk so viele Jahre so viel Geld kassiert und keiner seiner ehemaligen Vorgesetzten (ausser Alex) hat gemerkt, dass er im Bezug auf sein CV ein „Möchtegern“ ist.
Das hinterlässt offene Fragen. -
Wie sieht es denn heutzutage mit Bohlis Engagement bei der Credit Suisse aus?
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Dirk Spiegel – wohl zum ersten Mal in den Spiegel geschaut. Und es ist nie zu spät.
Da gäbe es eine potentielle Nachfolgerin mit garantiertem Jus-Abschluss (Uni-St. Gallen) und US-Weiterbildung…
…aber lassen wir das.-
Ökonomen und Betriebswirtschafter sollen wieder mehr in der GL Einzug finden, denn diese sind es, die auf der Topline fokussiert sind und nicht einfach jegliche Opportunitäten als zu grosse Risiken abstempeln… Auch frag ich mich wiso das Business mehr und mehr weg von der CH verschoben wird. Ein Trauerspiel fürs die CH als wannabe top global AM Standort.
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Hochgebildet als „Master of Laws“ (Banking and Finance Law) der Queen Mary University of London und „BSc“ in Business Administration (Finance) der University of Applied Sciences in Zürich hat Herr Spiegel die wirtschaftlichen Chancen der jüngeren Vergangenheit geschickt zur Mehrung seinen privaten Vermögens zu nutzen gewußt, so daß er sich fortan nur noch damit beschäftigt?
Dirk Spiegel - wohl zum ersten Mal in den Spiegel geschaut. Und es ist nie zu spät. Da gäbe es…
Hochgebildet als "Master of Laws" (Banking and Finance Law) der Queen Mary University of London und "BSc" in Business Administration…
Wie sieht es denn heutzutage mit Bohlis Engagement bei der Credit Suisse aus?