Für die 5’000 Mitarbeiter der Zürcher Kantonalbank heisst es: Welcome to the real world. Ihre üppige Pensionskasse wird gestutzt.
Das sorgt für Aufregung. Viele ZKB-Leute strömen in diesen Tagen an interne Hearings, um von den Spezialisten zu erfahren, was sie im Alter noch kriegen.
Das ist immer noch viel: 70 Prozent des früheren Lohns bleiben ab 2013 als Richtwert eingeplant. Neu ist, dass die Zahl nicht mehr in Stein gemeisselt.
Das hat die ZKB-Spitze am 22. Juni ihren Angestellten mitgeteilt. Damit stellt die Zürcher Staatsbank als eine der letzten Gross-Arbeitgeber auf dem Platz vom luxuriösen Leistungs- auf das weniger attraktive Beitragsprimat um.
Gleichzeitig sinkt die versprochene Verzinsung der Altersguthaben um einen halben Prozentpunkt auf noch 3 Prozent.
Auch mit den reduzierten Leistungen hält die ZKB ihre Angestellten nach wie vor gut. Sie bietet weit mehr als die meisten anderen Pensionskassen – unter anderem eine Pensionierung mit 62.
Der Umbau zeigt aber, dass auch die ZKB mit ihrem Top-Angebot für Mitarbeiter an die obere Grenze gestossen ist.
Selbst die Staatsbank muss sich nach der Decke strecken, sonst droht ihre PK-Rechnung aus dem Lot zu geraten. Dann müsste die Bank mehr und mehr für ungedeckte Checks ihres Personals geradestehen.
Für den Umbau greift die Oberleitung allerdings noch einmal tief in die Tasche des Unternehmens – respektive des Steuerzahlers.
Der muss mit weniger Gewinn vorlieb nehmen. „Die Umstellungskosten von 150 Millionen Franken übernimmt der Arbeitgeber, die Zürcher Kantonalbank“, sagt ZKB-Sprecher Urs Ackermann auf Anfrage.
Mit anderen Worten: Die Umstellung bei der PK schlägt sich vorerst nicht im Portemonnaie des einzelnen Mitarbeiters nieder, sondern in jenem der Bank.
Laut Ackermann wurden die einmaligen PK-Kosten bereits verbucht. „Das wird man im Halbjahres-Ergebnis sehen“, meint der langjährige Kadermann.
Im 2011 machte die ZKB von Januar bis Juni 357 Millionen Gewinn. Bleibt das operative Ergebnis in etwa gleich, würde der PK-Umbau das ZKB-Resultat um über 40 Prozent verhageln.
Dass der schmälere Gewinn zulasten des Steuerzahlers geht, hängt mit dem speziellen Konstrukt der grössten Kantonalbank der Schweiz zusammen.
Diese gehört zu 100 Prozent dem Kanton und ist nur gegenüber dem Kantonsrat rechenschaftspflichtig. Dort machen die gewählten Volksvertreter des Standes Zürich die Gesetze.
Bisher fuhr Zürich gut mit seiner eigenen Bank. Der Kanton erhielt fast immer stolze Summen ausgeschüttet.
Das funktioniert nach einfachen Regeln. Je mehr die ZKB verdient, desto mehr kann sie dem Kanton als Gewinnbeitrag auszahlen.
Geht es in die andere Richtung und erleidet die Bank Verluste, fehlen diese Mittel und müssen im Extremfall durch höhere Steuern kompensiert werden.
2012 wird wegen der PK ein schlechtes Jahr. Auch die schwachen Märkte und abstinente Kunden drücken auf die Erträge.
Doch von Kosten-Sparprogramm ist aus dem ZKB-Inneren nichts zu hören. Einmal mehr entpuppt sich die Bank im Quervergleich als besonders soziale und grosszügige Arbeitgeberin.
Sowohl die UBS als auch die CS haben in ihren PKs längst auf Beitragsprimat umgestellt. Platzhirsch UBS erhöht zudem das Rentenalter. Ab 2013 müssen die UBS-Mitarbeiter bis 64 arbeiten, 2 Jahre mehr als bisher. Bei der CS bleibt das Pensionsalter vorerst bei 63.
Noch weniger sind es bei der ZKB. Dort können die Angestellten bereits mit 62 „Tschüss“ sagen und sich in den Ruhestand verabschieden.
Viele machen das sogar noch früher. „Eine Frühpensionierung ist weiterhin ab 58 Jahren möglich“, sagt ZKB-Sprecher Ackermann.
Das werde sich bei der ZKB dereinst „bestimmt auch noch ändern“, gibt der ZKB-Direktor zu bedenken. Wann, konnte Ackermann allerdings nicht sagen. „Es ist noch kein konkretes Thema.“
Mit ihren grosszügigen Leistungen wird die ZKB zum attraktiven Auffangbecken für Mitarbeiter und Manager von der UBS und der CS. Dort wirbeln Kostenschlächter und drohen Boni-Kürzungen.
Ein geruhsames Arbeitsleben bei einer staatlich operierenden Bank mit hohen Fixlöhnen und immer noch üppigen Pensionsversprechen wirken in diesen Zeiten auf viele verlockend.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Jetzt ist ein Artikel von LH einmal nicht zu polemisch und was passiert ? Die Kommentare überbieten sich an Polemik….
– PK Umstellung spart langfristig Kosten, eine zeitgemässe und umsichtige Massnahme.
– ZKB hat nun seit vielen Jahren einen satten Gewinn an den Kanton abgeliefert. Schade ist die ZKB keine AG – ich würde sofort Aktien kaufen.
– Kanton musste noch nie ein Verlust der ZKB decken. Bedeutet: Ohne ZKB hätten alle Bürger im Kanton MEHR Steuern bezahlt.
– Apropos Staatsbank und Garantien: Staatshilfe an die UBS schon ausgeblendet ? Sooo lange ist das noch nicht her. Was bezahlen denn die Grossbanken für implizite Bundesgarantien ?
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1. was macht diese Bank anders als die anderen? Mal ehrlich, nicht vieles! Wie auch; die meisten kommen ja auch von der UBS oder CS. Daher trübt viele nur das LOGO 🙂
2. bei der ZKB handelt es sich sozusagen um eine mehrheitlich durch den Staat beteiligte Bank! Steuergelder geht und fairerweise soll auch gesagt werden, es kommt auch Geld!
3. Schlussendlich sind/wahren es sowieso diejenigen aus der oberen Etagen, die zusätzlich noch von diesen PK-Beiträgen profitiert haben!
4. Hört auf mir zu erzählen, dass die ZKB keine überrissene Gehälter bezahlt! Das ist wirklich ein Witz, wer das glaubt!
5. Wie sähe das ganze aus, wenn die Kantonalbanken keine Staatsgarantieen hätten??
Und zu guter letzt; wenn ihr mit Angestellten von der ZKB spricht, dann bitte mit den „einfach & ehrlichen“ Mitarbeitern. Die haben keinen Grund zu lügen! Will aber nicht alle aus der oberen Etage in den gleichen Topf werfen (wie es die Medien immer wieder machen – resp. jeden der auf der Bank arbeitet als Riesenboniempfängerhinstellt)
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…und die, die ev. mal ehrlich waren (von den unteren Charchen), die wurden über die Zeit ebenso ins Schema gepresst, in welches sie eigentlich nicht gehören wollten…
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…die meisten sind trotzdem nur wohlbehütete Sesselwärmer.
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bin mit diesen zkb kritischen kommentaren überhaupt nicht einverstanden. ist doch toll, wenn eine firma gute nebenleistungen anbietet und diese frühzeitig dem geänderten umfeld anpasst. dies zeugt von umsichtigen handeln. ist ja alles sehr transparent dargelegt. kein vergleich zum „schmierenspiel“ bei bvk, sbb pk oder der völlig überrisenen „erfolg partizipation“ bei der CS.
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Toll wäre es, aber der Kanton als Besitzer, bzw. die Steuerzahler als Besitzer, erhalten eine dementsprechend kleinere Ausschüttung. Die Staatsgarantie ist ein riesiges Risiko für den Zürcher Steuerzahler, welches ordentlich abgegolten werden soll. Wenn nun die Angestellten eine Luxus-PK spendiert bekommen, so auf dem Buckel des Steuerzahlers. Andere Banken mussten auch das Pensionsalter von 62 auf 65 erhöhen, ansonsten die Kosten aus dem Ruder laufen würden.
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Ganz genau, ein geruhsames Leben bei einer Staatsbank! Auf Kosten der Steuerzahler gute Geschäfte machen, sind wir gespannt ob es wenigstens die St. Galler bald merken und die Staatsgarantie abschaffen oder zu mindest einschränken! Gleich lange Spiesse wären in der Privatwirtschaft – gerade im Bankensektor – mehr als angebracht.
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RICHTIG!!! Die verwöhnten Kantonalbänkler, welche auf Kosten der Steuerzahler günstigere Refinanzierungskosten haben, höhere Spareinlagen etc. und dafür eine minimale Entschädigung bezahlen müssen – eine SAUEREI!!! Abschaffung der Staatsgarantie aller Kantonalbanken ist mehr als überfällig. Und wie es einige Kantone schon richtig vorgemacht haben, diese Banken gibt es immernoch, also keine Angst davor!
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Die Kantonalbanken haben Angst davor, dass die Kunden kein Vertrauen mehr haben, wenn die Staatsgarantie abgeschafft wird – warum wohl das? Andere Banken schaffen es auch ohne Staatsgarantie!
–> hier sitzen einige Politiker und Bankchefs wohl gerne mal beieinander und schieben sich schöne Summer hin und her, sonst wäre die Staatsgarantie im heutigen Umfeld schon sicherlich abgeschafft! -
im grundsatz ist die staatsgarantie abzulehnen, jedoch zumindest zu entgelten. der vorteil einer staatsgarantie liegt jedoch schon auch darin, dass dritte (politiker, öffentlichkeit) viel mehr einblick in die bank kriegen und auf das management der bank einfluss ausüben können. sobald die mal voll privatisiert sind, zocken auch diese kb bänkler rum, wie die möchte gern london boys. was ist denn nun die kleinere kröte?
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Die kleinere Kröte? Also bitte – zuerst mal gleich lange Spiesse für alle! Ich als Steuerzahler bin nicht gewillt, für die Geschäfte einer Bank vollumfänglich zu haften. Gerade bei Kantonalbanken sehen wir ja, wieviel der Einblick für unsere Politiker und die „Öffentlichkeit“ genützt hat – Die Basler im US Sumpf, ZKB, SGKB –> Auslandgeschäfte etc. mit derart hohen Milliarden Beträgen, dass gar kein Kanton die Haftung schlussendlich übernehmen könnte. Schon mal gesehen wieviel die TKB (erst neu, vorher kostenlos) oder die SGKB für die Staatsgarantie bezahlen? Lächerliche Millionenbeträge für Milliarden die sie stark vergünstig erhalten! Und wo bleibt der Vorteil für mich? Kriege ich etwa einen höheren Sparzins? Oder günstigere Hypotheken? Courtagen zum halben Preis? Nein, nichts!
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Geruhsames Arbeitsleben? Auf welchem Planeten leben Sie denn? Auch wir stehen im Wettbewerb mit anderen Finanzdienstleistern und müssen uns jeden Tag beweisen. Dafür geben wir vollen Einsatz, unser Bestes und müssen ganz schön ran, das können Sie glauben. Schon fast beleidigend, was Sie da schreiben.
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Hohe Fixlöhne bei der ZKB? 🙂 Sie machen Witze. Ich komme von der CS und die zahlt derzeit deutlich besser als die ZKB, wen man die Total Compensation vergleicht. Die PK interessiert mich nicht. In 30 Jahren wird da nicht mehr viel zu holen sein. Egal bei welcher Bank oder Arbeitgeber.
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Ein schönes Paradebeispiel, wie sich einige Personen mit ihren (verspäteten) Entscheidungen über den (wohl) Volkskonsens hinwegsetzen. – Ist ja auch kein Problem, da die Politiker gerne mal alles ohne Nachfrage abnicken.
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Sicher ist die ZKB ein attraktiver Arbeitsgeber. Der Fairness halber sollte aber auch erwähnt werden, dass sowohl die Fixsaläre und die Boni einiges tiefer sind – immer gewesen sind – als bei der Konkurrenz.
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@Daniela Gisler
Bei welcher Konkurrenz bitte? Sollte die ZKB mit der CS oder UBS verglichen werden oder wie der Name schon sagt, einer Kantonalbank? Da stehen die ZKB Angestellten sehr wohl mehr als gut da… -
@danielagisler
Die Zeiten, wo man bei Kantonalbanken weniger verdient hat als bei Grossbanken sind definitv vorbei. Vergleicht man die Funktionen im Schweizer Privatkunden und Private Banking Geschäft, so sind die Saläre im gleichen Rahmen. Ansonsten würden die Kantonalbanken gar nicht mehr konkurrenzfähig sein. In diesen Geschäftszweigen gibt es auch keine Lohnexzesse.
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Wenn da diese sog. Top-Shots nur nicht dem
Derivate-Taumel (-Trauma) verfallen und die Staatsbank in Nöte bringen. Weit weg davon sind die wohl nicht mehr. ‚Fantasiereiche Produkte‘ müssen für entgangene Einnahme-Quellen sorgen, deren Kompensation bekanntlich sehr kurze Beine hat.-
Befürchtungen sind berechtigt, Mr. Tan. Sie wissen mehr als sie schreiben, nicht wahr? Black-Scholes lässt grüssen.
Hier aus einem älteren Beitrag:
“…Der Kanton Zürich haftet nach dem Kantonalbankgesetz für alle Verbindlichkeiten der Zürcher Kantonalbank, wenn deren eigene Mittel nicht ausreichen…”
Folgende Zahlen sollten die Zürcher- & Innen aufhorchen lassen, ihre Kantonsregierung fragen ‘was ist wenn?’:
2011 Jahres Rapport Nebenbilanz: Derivate 376 Milliarden total; positiv 9, negativ 13 Milliarden Wiederbeschaffungswert für die ‘richtige’ Bilanz.
Steueraufkommen Kanton Zürich: so um die 6 Milliarden.
AIG, Lehman, UBS, JP Morgan usw. haben es vorgemacht wie schnell enorme Derivaten Verluste entstehen können und ‘notional’ und ‘netting’ überhaupt nichts bedeutet wenn das Vertrauen weg, der Geldfluss eingefroren und die Kollegen Gegenparteien an der Wall Street, in der City, am Paradeplatz Margen und Rückzahlung einfordern – pronto.
Wie man weiss half da nur noch das Fed, die SNB, BoE, ECB mit Billionen … Und die ZKB?
Ein relativ kleiner Bewertungsausrutscher genügt und das ZKB Kapital ist futsch, die ZH Steuerzahler verantwortlich – und für Jahrzehnte im Armenhaus?
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Wenn da diese sog. Top-Shots nur nicht dem Derivate-Taumel (-Trauma) verfallen und die Staatsbank in Nöte bringen. Weit weg davon…
Sicher ist die ZKB ein attraktiver Arbeitsgeber. Der Fairness halber sollte aber auch erwähnt werden, dass sowohl die Fixsaläre und…
@Daniela Gisler Bei welcher Konkurrenz bitte? Sollte die ZKB mit der CS oder UBS verglichen werden oder wie der Name…