Die seriöse Zürcher Kantonalbank vergibt langweilige Hypotheken, die risikofreudigen UBS und CS setzen auf den spekulativen Eigenhandel. So die verbreitete Meinung.
Sie ist falsch. Die ZKB steht in ihrem Kerngeschäft Immobilien massiv auf die Bremse, dafür schnappt sie den Grossbanken immer öfters Teams im riskanten Fixed Income und anderen Bereichen des Investment Bankings weg, wo die CS und die UBS wegen dem Regulator abbauen müssen.
„Die Zürcher Kantonalbank steht bei der Vergabe von Hypotheken schon seit längerem bewusst auf der Bremse“, bestätigt ZKB-Sprecher Urs Ackermann die Strategieänderung seiner Bank.
Grund seien überhitzte Immobilien. „Wir betrachten die anhaltenden Preissteigerungen im Raum Zürich und anderen Hotspots mit einiger Sorge und vergeben neue Hypotheken sehr selektiv und nach konservativen Kriterien“, sagt Ackermann.
Im Kernmarkt Zürich hatte die ZKB bisher gut 30 Prozent des Hypo-Volumens. Nun sinkt der Anteil rasch.
Im ersten Halbjahr nahm der ganze Zürcher Hypo-Markt um gut 5 Prozent zu, bei der ZKB gabs ein Plus von nur 1,4 Prozent.
Geht die Entwicklung im gleichen Tempo weiter, könnte die führende Kantonalbank der Schweiz bald unter die traditionelle 30-Prozent-Marktanteils-Grenze fallen.
Das sei gewollt, gibt sich die ZKB gelassen.
„Wir wachsen deutlich langsamer als der Markt und nehmen einen vorübergehenden Marktanteilsverlust in Kauf“, sagt Sprecher Ackermann.
Bei der Finanzierung von neuem Wohneigentum mache die ZKB „praktisch keine“ Ausnahmen mehr. „Dies widerspräche der vorsichtigen Hypothekarvergabepolitik der Bank.“
Das Risiko sei zu gross, dass dereinst bei einer Zinswende günstige Festhypotheken teuer abgelöst werden müssten. Das könnte viele Schuldner überfordern.
Die Folge wären happige Abschreiber im Kreditbuch der ZKB.
Die Konkurrenz schätzt die Lage anders ein. Sie springt in die Lücke.
Bekannt ist, dass die Raiffeisen-Banken mit günstigen Neu-Hypotheken ihren Marktanteil ausbauen wollen.
Auch andere Institute buhlen um Schuldner. „Bisher war die ZKB unsere bevorzugte Adresse und hat alle unsere Bau- und Hypo-Wünsche umgehend erfüllt“, berichtet ein renommierter Zürcher Architekt. „Weil sie uns immer öfters die Tür weist, gehen wir halt zur CS. Die finanziert uns noch so gern.“
0815-ZKB-Chef Martin Scholl versus UBS-Clooney und Angelsachsen-Brady – das könnte sich ändern.
Die ZKB mutiert unter ihrem vermeintlichen Knäckebrot-Chef Scholl still und leise zu einer veritablen Investmentbank.
In den letzten beiden Jahren, seit die CS und die UBS ihr Handelsgeschäft reduzieren und Risiken abbauen mussten, hat die ZKB verschiedene Teams der Zürcher Platzhirschen verpflichtet.
Insbesondere im besonders riskanten Fixed Income, also dem Geschäft mit komplexen Zins-Produkten, legt die ZKB zu.
Ein Grossteil des Halbjahresgewinns stammte vom Handel und dort vor allem vom Fixed Income. Gleichzeitig stiegen die Risiken. Das Value at Risk, das den theoretisch maximalen Verlust anzeigt, lag 14 Prozent über Vorjahr.
Wird die ZKB zum neuen Casino? Diesen Eindruck versucht die Kantonalbank unbedingt zu vermeiden, nachdem sie sich 2007 mit irrwitzigen Optionendeals rund um Übernahmeschlachten bei Sulzer und Oerlikon die Hände verbrannt hatte.
In den Worten der ZKB tönt das so: „Das Handelsgeschäft zeichnet sich nun durch ein ausgewogenes Risiko-Ertrags-Verhältnis mit klar definierten risiko-politischen Vorgaben und Bewilligungsprozessen sowie einem konsequenten Kundenfokus aus.“
Dass sie Handelsteams von Konkurrenten abwirbt, bestreitet die Bank nicht. Man sei ein „attraktiver und bei Bankmitarbeitern sehr beliebter Arbeitgeber“, meint ein Sprecher.
Dass die ZKB ausgerechnet gross ins Geschäft mit Fixed Income, Rohstoffen und Devisen (FICC) investiert, wo sich die viel ressourcenstärkere UBS die Finger verbrannt hatte, ist bemerkenswert für eine staatliche Bank mit Garantie des Kantons.
Der Eindruck einer grossen Fixed-Income-Bank täusche, meint die ZKB. „Quantitativ betrachtet gehört die ZKB nicht zu den führenden FICC-Playern auf dem Bankenplatz Zürich.“
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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…nimmermehr dürsten…
JESUS aber sprach zu ihnen:
ICH bin das Brot des Lebens. Wer
zu MIR kommt, den wird nicht hungern;
und wer an MICH glaubt, den wird
nimmermehr dürsten.EVANGELIUM Johannes 6; 35
GOTTES WORT.
BIBEL -
Stimmt nicht – sinnvoll wäre es, aber ist nicht so. Irgendwie muss man ja geld verdienen. martin scholl ist nicht so mutig… Ach übrigens, die zkb musste noch nie gerettet werden, im gegenteil, sie hat alle unsere gemeinden jährlich finanziell unterstützt!!!! Schaut mal lieber auf die raiffeisenbanken, die einfach ALLES finanzieren!
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so ein quatsch… die ZKB hat im Bereich Fixed Income seit einiger Zeit einen Personalstopp und baut das FICC-Geschäft sicherlich nicht aus!
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Knäckebrot ist extrem lang haltbar!
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Nach über 30% Marktanteil auf die Bremse zu treten ist wohl etwas spät… Interessant, dass dafür Investment Banking Aktivitäten aufgebaut werden – zum Glück besteht eine unbeschränkte Staatsgarantie! Dann können unserer Bank auch die Amis nichts anhaben…
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Emotionaler Artikel mit wenig Inhalt. Finma Regeln gelten für alle Banken.
Inside Paradeplatz für mich nicht mehr lesenswert.-
–> da will wohl jemand bestreiten, dass das grösste Risiko einiger Kantone die Kantonalbanken in den Büchern sind! Der nächste Fall kommt bestimmt…
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Hat jemand nachgefragt, ob Sie das weiter lesenswert finden oder eben nicht!
Es ist immer wieder mal erfreulich, mit welcher Frische hier Verhältnisse aufgedeckt werden.
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Naja, es ist im Allgemeinen bekannt, dass die Finma bei den (Kantonal-) Banken etwas genauer auf die Hypo-Entwicklung schaut.
Schliesslich sollen beim naechsten Preisrutsch nicht schon wieder die Kantonalbanken gerettet werden muessen.
30% der Zuercher-Hypos im Besitz der ZKB? Das ist erschreckend viel, nur so nebenbei.
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Risiken von Hypotheken herunterfahren: Gefällt mir
Fachlich überforderte ZKB IB Abteilungen mit erfolglose Blender von anderen Grossbanken besetzen = Überproportional hohe Risiken = Ich könnte als Steuerzahler via Staatsgarantie blechen: Gefällt mir nicht
Vom honorigen ZKB Bankrat erwarte ich schon mal nicht sehr viel. Sie sind politsche Vertreter und nicht Experte der Hochfinanz. Von 13 haben vielleicht 4 – 5 ausgewiesene Banking Erfahrung. So viel zum Thema Corporate Governance.
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Die Herren Ospel und Wuffli z.B. hätten Bankerfahrung, wären die eine bessere Besetzung für den Bankrat???
Kritsch finde ich an sich schon das Prinzip der parteigefärbten Auswahl.
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Ic stelle drei Thesen in den Raum, weshalb die ZKB – gemäss obigem Bericht – „schleichend“ zu mehr Investmentbanking mutiert:
1) Hat sie genügend überschüssiges Kapital, um die höheren Unterlegungsvorschriften „easy“ zu erfüllen. Ich gehe davon aus, dass sie hierzu „Marktkapital“ verwendet und nicht öffentlich-rechtliches (Dotationskapital)
2) Hypothekar-Kredit-Risiken sind – bei Materialisierung – direkt bilanz- und ertragswirksam und optisch auch sofort für das Publikum einsehbar.
3) Es ist daher eleganter, die Risiken via Investmentbanking im Markt zu platzieren: die Bank ist dann aus dem Schussfeld, falls das ganze wieder überbordet. Die Risiken können so auf elegante Weise vom eigenen Buch in den Markt transferiert werden und bleiben so am Anlegerpublikum hängen: im Klartext heisst dies, dass Risiken sozialisiert werden. So begann 2008 in den USA die Finanzkrise, wobei Parallelen selbstverständlich nicht vorhanden sind.
4) verfügt die ZKB über einen honorigen Bankrat, in dem auch Mitglieder vertreten sind, die – zumindest in ihrer früheren Zeit – die „Mechanismen“ des „risikolosen Geschäfts“ im small cap Bereich durchaus gewinnträchtig erfahren konnten.
Ich freue mich auf allfällige Gegenthesen und honorige Kommentare. -
Eigentlich ein Skandal. Und das alles im geschützen Rahmen einer Staatsgarantie. Ich jedenfalls habe keine Lust, mit meinen Steuergeldern für diese Strategie zu garantieren
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Dann kann ich Ihnen nur raten: ziehen Sie weg aus dem Kanton Zürich – und zwar, bevor das Pulverfass explodiert!
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…da nützt auch der Wegzug nichts mehr, da das Pulver bereits „globalisiert“ ist:
Zitat: aus der Broschüre zum International Banking der ZKB:„Für die Betreuung der Kunden im Ausland verfügt die Zürcher Kantonalbank über ein umfassendes Netzwerk: Sie sichert so Firmen und Privatpersonen die besten Bankdienstleistungen für die verschiedensten Bedürfnisse. Weltweit kann die Zürcher Kantonalbank auf ein dichtes Netz von Partnerbanken in allen wichtigen Märkten zurückgreifen.“
Ihre humorvolle Einlage ist gut gemeint, schiesst jedoch ins Leere
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Eigentlich ein Skandal. Und das alles im geschützen Rahmen einer Staatsgarantie. Ich jedenfalls habe keine Lust, mit meinen Steuergeldern für…
Ic stelle drei Thesen in den Raum, weshalb die ZKB - gemäss obigem Bericht - "schleichend" zu mehr Investmentbanking mutiert:…
Dann kann ich Ihnen nur raten: ziehen Sie weg aus dem Kanton Zürich - und zwar, bevor das Pulverfass explodiert!