Die VZ Gruppe hat sich zu einer ernsthaften Playerin auf dem Zürcher Finanzplatz gemausert. Sie betreibt in 22 Schweizer Städten ein VZ VermögensZentrum, das sind mehr, als die Notenstein Ableger hat.
Nun macht die rasant wachsende Finanz- und Beratungsgruppe mit ihrem klangvollen, neutral klingenden Namen den nächsten Schritt auf ihrem Expansionskurs.
Gründer und Mehrheitsaktionär Matthias Reinhart will im kommenden Frühling das Präsidium abgeben und sich voll auf den bisher im Doppelmandat ausgeübten CEO-Job konzentrieren.
Nachfolger an der VR-Spitze soll dann Ex-ABB-CEO Fred Kindle werden, teilte die VZ Gruppe am Mittwoch Abend mit. Kindle hat einen guten Namen und steht für Unabhängigkeit.
Was unter dem Titel „VZ Gruppe beendet das Doppelmandat CEO/VR-Präsident“ nach zeitgemässer Corporate Governance klingt, ist einer der schwersten Verstösse neuerer Zeit gegen ebendiese gute unternehmerische Führung auf dem Finanzplatz.
Denn auf die Mitteilung, dass Kindle Nachfolger von Reinhart wird, folgt die News, dass gleichzeitig „Roland Ledergerber als neues Verwaltungsratsmitglied“ vorgeschlagen würde.
Der Chef der St. Galler Kantonalbank sei „ein ausgewiesener Kenner des Schweizer Finanzmarkts“ und würde das Gremium „ideal“ ergänzen, lobt die VZ Gruppe in ihrem Communiqué.
Die klangvollen Worte vernebeln die Problematik des Führungsentscheids einer in den letzten Jahren extrem erfolgreichen Firma, mit im ersten Halbjahr 30 Millionen Franken Gewinn, 840 Millionen Neugeld und damit inzwischen 11 Milliarden verwalteten Assets.
Das fundamentale Problem ist der Kandidat. Topbanker Ledergerber als Mitglied des VRs der VZ Gruppe und damit im entscheidenden Gremium des Finanzunternehmens – das ist ein absolutes No-go.
Dies aus zwei Gründen. Erstens ist die VZ Gruppe mit ihren Vermögenszentren verstreut über das ganze Land mit einem Spitzenbanker Ledergerber im Verwaltungsrat nicht mehr neutral.
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Zweitens kann sich Ledergerber mit diesem VR-Mandat bei einem Konkurrenten an entscheidender Stelle einnisten, was ihm Zugang zu allen wesentlichen Informationen verschaffen würde.
Zum ersten Punkt. Die VZ Gruppe und ihre vielen Vermögenszentren agieren sowohl als vermeintlich neutrale Berater für sämtliche Vermögensfragen als auch als aktive Vermögensberater.
Das geht aus dem entsprechenden Eintrag auf der Homepage hervor. „Wir entwickeln Konzepte, um Einkommen, Vermögen und Steuern zu optimieren“, steht zuerst. Darunter versteht man neutrale Empfehlungen.
Dann folgt der Satz „Viele zufriedene Kundinnen und Kunden beauftragen uns auch gleich mit der Umsetzung unserer Empfehlungen“.
Der Grund sei, dass die Leute in den vielen Zentren der VZ Gruppe nicht nur beraten, „sondern auch Hypotheken- und Vermögensverwalter“ spielen wollten.
Abschliessend hält die Gruppe fest: „Ob Sie Vermögen bilden, vermehren oder neu strukturieren wollen – bei uns sind Sie an der richtigen Adresse.“
Ähnliches verspricht auch Roland Ledergeber mit seiner St. Galler Kantonalbank.
Teil von Ledergerbers Strategie ist es, die SGKB nicht nur im Hypo- und Spargeschäft gross zu behalten, sondern das Institut auch erfolgreich im Private Banking zu positionieren.
Dafür gibt die SGKB selbst Produkte heraus.
„Als Kunde der St.Galler Kantonalbank stehen Ihnen die Produkte zur Verfügung, welche Sie für eine optimale Anlage Ihres Vermögens benötigen“, steht dazu auf der Webseite der SGKB.
Daneben arbeite man mit „ausgewiesenen Spezialisten“ zusammen. Aufgeführt sind auf der Homepage namentlich die Hyposwiss Privatbank und die Swisscanto.
Die Produkte-Kooperation mit dem Kantonalbanken-Gemeinschaftswerk Swisscanto erscheint unproblematisch.
Die Hyposwiss ihrerseits wurde in diesem Jahr zerlegt und an mehrere Interessenten verkauft. Zurück bleibt das Schweiz- und Deutschland-Geschäft der alten Hyposwiss in Zürich. Dieses wird in die SGKB integriert.
Wenn nun die SGKB in Zukunft mit weiteren Partnern zusammenarbeiten möchte, dann könnte die VZ Gruppe mit ihren Zentren eine mögliche Anlaufstelle sein.
Das aber wäre ein Verstoss gegen ungeschriebene Regeln. Ledergeber würde als CEO der SGKB mit der VZ Gruppe jene Firma beglücken, bei der er selber im Verwaltungsrat eine wichtige Verantwortung trägt und Einfluss nehmen kann.
Ein unmöglicher Spagat, der Tür und Tor für Missverständnisse und Sonderbehandlungen öffnet.
Auch aus Sicht der VZ Gruppe ist die Konstellation fragwürdig. Die Firma wurde gross dank ihrem Ruf, absolut neutral und unabhängig zu sein.
Mit dem Einzug des Chefs eines potenziellen Mitbewerbers verliert die VZ Gruppe jetzt aber ihre unbefleckte Weste.
Stattdessen gerät sie in den Ruf einer Firma, die sich zwecks Wachstum verbandelt und so in Kauf nimmt, dass die Interessenlage für Kunden nicht mehr klar und transparent ist.
Welche Spitzenleute wo im VR sitzen, ist zu einem zentralen Thema geworden. Oberstes Gebot ist es, jeglichen Anschein von Interessenkonflikten zu verhindern.
Das trifft selbst für Mandate zwischen Banken und Versicherungen zu. Die NZZ empfahl dem designierten Swiss-Life-CEO Patrick Frost diese Woche, seinen Sitz im VR der Postfinance zu räumen.
Das Verständnis für personelle Verbandelungen ist auch im nationalen Wirtschafts-Leitblatt abhanden gekommen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Das VZ ist schon lange nicht mehr neutral. Ein neutrales Beratungsunternehmen hat nämlich weder Bank, noch eigene Vorsorgestiftungen und stellt auch keigene Lösungen her.
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Vielleicht ist alles nur eine Frage der Refinanzierung des VZ….. und auch die hat einen Preis….
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Tja fürchte auch ein VZ kocht nur mit (mit vielleicht etwas temperiertem) Wasser. – Und am Ende hat immer der (mandatierte) Vermögensverwalter das bessere (und sichere) Ende in der Hand…
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VZ Beratung ist sehr fraglich / habe dies selbst erlebt. Fuer VZ wenige Standardfragen werden sofort CHF 2000 oder mehr verlangt. Und dies schon seit vielen Jahren. Rentner werden abgezockt. Frage mich, wie lange noch?
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Das ist doch genau die gewünschte Unabhängigkeit! Jemand muss den Service ja bezahlen. Da nun die Retros nicht mehr dazu verwendet werden dürfen, muss der Kunde nun halt ein Honorar begleichen. Wie bei einem Anwalt auch.
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Schon interessant, dass ein Banker in den VR geholt wird, der gerade das Private Banking verhökert hat und sich auf die Wurzeln des Kantons zurueckbesinnt hat. Nachdem man die letzten Schritte im Private Banking ausserhalb des Kantons korrigieren musste, aufgrund von Blauäugigkeit. Zudem haben sich die KBs nach euphorischen Private Banking Strategien auf das Produkt Pushing zurückbesinnt. Vorgeschriebene Produkte verkaufen und Formulare ausfüllen. Cover your … Wie soll dies nun zum Pionier VZ passen ? Was wird da verfolgt ? Wer überschätzt sich hier ? …
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VZ war der erster Berater nach der Auszahlung meiner PK.
Das Verhalten von VZ bezeichne ich als erfolglos und wenig lauter. -
Ich finde es gut, dass es Unternehmen wie das VZ gibt, ist jedoch schade, dass solche gewinnorientierten Unternehmen in den Medien wie „Wohltätigkeitsorganisationen“ dargestellt werden. VZ Vermögenszentrum + VZ Depotbank = gewinnorientiert. Wie jedes andere Unternehmen auch, müssen die Mitarbeiter Geld verdienen. Dazu muss den Kunden etwas verkauft werden (eine Dienstleistung, Beratung, Vermögensverwaltung, Anlageprodukte etc.). Unterscheidet sich also nicht von irgendeiner Bank oder einem anderen Finanzdienstleister – reines (gutes) Marketing!
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Ein neutraler und unabhängiger Berater ist der, der mit keiner Bank zusammenarbeitet und keine Vermögensverwaltungen verkauft!
VZ Bank / VZ Vermögensverwaltung =
Unabhängig? Ein Witz! -
Wer glaubt die VZ-Gruppe sei oder war unabhängig muss wohl schon sehr blauäugig sein. Ich denke es gibt einige gute unabhänige Vermögensberater/Pensionierunsplaner, welche wirklich unabhängig sind – welche die Bezeichnung „unabhängig“ auch verdienen!
Aber VZ gehört leider schon lange nicht mehr dazu…-
Unabhängig? Was ist schon unabhängig! Wichtig ist eine ehrliche Beratung!
Ich lasse mich lieber vom Bankberater beraten, welcher so oder so einen Lohn erhält, anstatt vom neutralen Berater, welcher mir unbedingt eine Vermögensverwaltung aufschwätzen muss, um sein Überleben zu sichern. (Siehe Ertragszahlen VZ –> Beratungshonorar ist im Vergleich zu den VV-Einnahmen ein Klacks)
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Ja, ja diese Kantonalbänkler. Sie haben es weiterhin faustdick hinter den Ohren!
Würde mich nicht wundern, wenn Basler KB-GL-Mitglied und „Experte“ für Compliance, Legal & Risk Schöniger schon bald in den VR von NKF oder Homburger einziehen würde…
P.S. Was haben eigentlich die SGKB-Kunden erreicht, welche kürzlich vor dem Hauptsitz demonstrierten? – Wahrscheinlich nichts, da deren Anführer Daniel Fischer seine Klagedrohungen ohnehin nicht wahrmachen wird.
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Leider haben wir mit der Demonstration nichts erreicht und dies obwohl die SGKB eingestanden hat, die erhöhte Sorgfaltspflicht missachtet zu haben. Stellen Sie sich vor, welche Beträge über dieses Konto geflossen sind, teilweise sogar in bar!
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who the hell needs VZ?
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Das müssen wir das öffentlich-rechtliche TV oder die Presse fragen, welche sich gerne auf die Meinung solcher vermeintlich neutraler Berater stützt.
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vz vermarktet sich smart und schmückt sich mit neutraler beratung. die wirklichkeit sieht leider zu oft völlig anders aus. da werden fonds und versicherung lösungen propagiert, wo hintendurch und nebendurch genug schotter zurück fliesst.
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Ich gehe davon aus, dass das VZ Vermögenszentrum völlig neutral ist und deshalb auch nie Retrozessionen, der von ihnen verkauften Finanzprodukte (z.B. Fonds) genommen hat !
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Habe überhaupt kein Vertrauen in das VZ!
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@ Meier: und Sie glauben bestimmt auch, dass der Samichlaus an Ostern dem Schmutzli hilft, die Ostereier zu suchen, die der Osterhase am 24.12. vom Christkindli geschenkt bekam?
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Es ist sowieso erstaunlich, dass beispielsweise der K-Tipp einen solchen Unternehmen kostenlos eine Plattform bietet um sich als „neutraler Partner“ in der Öffentlichkeit zu profilieren. Die Praxis zeigt, dass diese „Neutralität“ für den Kunden keinen Vorteil bringt. Im Gegenteil: Erstaunlich, dass Statistiken zeigen, dass das VZ über 84% der Kunden rät, die Pensionskasse als Kapital zu beziehen! Bei Banken ist liegt diese Quote bei durchschnittlichen 30% – 35%.
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Ich arbeite seit Jahren im VZ und frage mich, woher diese Statistik kommt. –
Ich habe sämtlichen Personen, die ich ausgebildet habe, immer klar und deutlich gesagt, dass im Zweifel lieber etwas mehr Rente als Kapital bezogen werden soll.
Aus der Gewichtung aller möglichen Kriterien (Sicherheit, Steuern, Hinterlassenenleistungen) resultiert im Normalfall sehr häufig eine Mischvariante, bei der der Rentenanteil grösser ist als der Kapitalanteil.Und last but not least: Es gibt sehr, sehr viele Kunden, die ich von einem vollständigen Kapitalbezug wegbrachte, weil aufgrund einer fehlenden Sparquote ein Kapitalbezug nicht zu verantworten gewesen wäre…
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Zur Untermauerung:
K-Tipp hat vor nicht allzu langer Zeit einen Test mit einer Muster-Kundin, welche eine PK von rund CHF 400’000.00 hatte durchgeführt. Die Test-Kundin wurde zu verschiedenen Banken (ZBK, Raiffeisen etc.) sowie zum VZ geschickt. Nur das VZ riet zum vollständigen Kapitalbezug, alle Banken rieten zur Rente.
–> klar, daraus ergibt sich ein potenzielles VV MandatAus dem Geschäftsbericht (Halbjahresbericht):
Honorarertrag 7.50 Mio. (ca. 1500 Beratungen)
Verwaltungsertrag 65.50 Mio.–> Aus den Honoraren lässt sich beim VZ nicht viel finanzieren, darum ist das VZ auf einen Kapitalbezug angewiesen!
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Die Gefahr besteht möglicherweise. Habe auch gestutzt, als ich das gelesen habe und konnte mir, da ich 2 VR-Mitglieder der VZ Group seit Jahren kenne, auch keinen Reim darauf machen, weshalb gerade Ledergerber im VR Einzug haben sollte. Im Beziehungsnetz von Reinhart, Langhart etc. gäbe es (ich weiss das) adäquatere, unabhängige Kandidaten.
Die Gefahr besteht möglicherweise. Habe auch gestutzt, als ich das gelesen habe und konnte mir, da ich 2 VR-Mitglieder der…
Es ist sowieso erstaunlich, dass beispielsweise der K-Tipp einen solchen Unternehmen kostenlos eine Plattform bietet um sich als "neutraler Partner"…
Ich gehe davon aus, dass das VZ Vermögenszentrum völlig neutral ist und deshalb auch nie Retrozessionen, der von ihnen verkauften…