Der neue Stern am Schweizer Private-Banking-Himmel verliert an Glanz. Kaum ist die Aufbruchphase vorbei, steht das Topmanagement scharf auf die Bremse.
Zuerst kamen Kündigungen, jetzt folgt die Kürzung. Der Bonus für die knapp 700 Notenstein-Mitarbeiter für das auslaufende Jahr 2013 wird halbiert.
Dies wird informell bestätigt. Offiziell sagt die Tochter der grossen Raiffeisen nichts.
Eine Bonus-Halbierung ist massiv. Gestern hob die Financial Times Kürzungen in der Investmentbank der Credit Suisse hervor. Dort geht es um 17 Prozent – dies, obwohl die CS viel mehr zahlt als die Notenstein.
Deren Chef Adrian Künzi ist in diesen Tagen daran, die Boni für alle Angestellten und Manager festzulegen. Mitte Dezember werden die Leute informiert.
Künzi machte in diesem Jahr durch spektakuläre Verpflichtungen von sich reden. Er luchste der Konkurrenz mehrere Teams und Einzelcracks ab, darunter solche von Safra-Sarasin und der UBS.
Für die Transfers musste Künzi in die Tasche greifen. Im Markt ging die Rede um, dass Künzi die Cracks mit überdurchschnittlichen Paketen zur kleinen, wenig bekannten Notenstein lotste.
Der Notenstein-CEO dementierte dies. Gegenüber den Medien betonte Künzi stets, dass Notenstein für gute Banker hoch attraktiv sei.
Künzi verwies darauf, dass sein Institut als grosse Ausnahme keine versuchten US-Gelder verwalte, dass die Bank mit 70 Prozent Schweizer Vermögen auch sonst kein grosses Schwarzgeldproblem habe und dass seine Zweibein-Strategie mit Private Banking und Asset Management vielversprechend sei.
Der junge Künzi kommt auf samtenen Pfoten daher. Umso mehr fiel auf, wie der Notenstein-Chef in den letzten Monaten prononciert die Offensive suchte.
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Das hängt mit seinem Business-Case zusammen. Künzi übernahm die alte Wegelin ohne US-Geschäft, die schon unter der früheren Herrschaft – von der Künzi ein Teil war – hätte restrukturiert werden müssen.
Statt das Kostenmesser anzusetzen, trat Künzi aufs Gas, holte Leute, strahlte Zuversicht aus, zahlte gute Löhne.
Nun ist die Falle zugeschnappt. Die Kosten sind im Vergleich zu den Erträgen explodiert. Die über 90 Prozent Cost-Income der Notenstein Privatbank sind einsamer Rekord.
Noch wird nicht von Gross-Sanierung gesprochen. Stattdessen werden die Bad news in homöopathischen Dosen verabreicht.
Vor Monatsfrist wurde bestätigt, dass die Bank 20 Mitarbeiter auf die Strasse stellen muss. Weitere könnten folgen.
Das ganze Notenstein-Konstrukt muss redimensioniert werden. Statt 10 bis 15 Auslandmärkte im Offshore-Banking sollen es bald nur noch eine Handvoll sein.
Neben den Löhnen geben die IT-Kosten zu reden. Im ganzen Raiffeisenkonzern stehen grosse Weichenstellungen an, was die zukünftige Informatik betrifft.
Stellenabbau, Bonus-Zerschlagung, Marktrückzug, IT – die junge Notenstein wird zu „Work in progress“, zur permanenten Baustelle; und das mitten in der epochalen Zeitenwende im Banking.
Das Letzte, was Künzi in dieser Grosswetterlage gebrauchen kann, ist schlechte Stimmung in seinem Laden. Wohl auch deshalb lanciert der Privatbankenchef ein neues Beteiligungsprogramm.
Dieses ist eins zu eins von seiner früheren Wegelin-Bank kopiert. Dort führte es dazu, dass zuletzt rund ein Drittel der Belegschaft an der Substanz des Unternehmens beteiligt war.
Der Name bei der Notenstein heisst unprätentiös „Beteiligungsprogramm“, wie aus dem Innern der Bank verlautet. Jeder Mitarbeiter erhält die Möglichkeit, sich zum Buchwert am Unternehmen zu beteiligen.
Für die Geschäftsleitung ist die Teilnahme am Programm obligatorisch. Künzi und seine Mitstreiter müssen einen massgeblichen Anteil ihres Jahresbonus in der Bank belassen.
Das Instrument zur neuen Gewinnbeteiligung bei Notenstein sind Partizipationsscheine. Mit den Anteilspapieren können die Angestellten ab nächstem Jahr auf eine gedeihliche Zukunft setzen.
Jedes Jahr wird der Substanzwert der Notenstein ermittelt. Daraus folgt der aktuelle Wert der Partizipationsscheine (PS).
Das Programm sieht vor, dass die „Notensteiner“ jährlich für einen bestimmten Betrag PS zum berechneten Substanzwert zeichnen können. Wenn der Wert über die Jahre wie erhofft steigt, dann nehmen auch die PS an Wert zu.
Der Clou ist, dass die PS nicht verkauft werden können, solange ihre Inhaber bei der Bank bleiben. Erst wenn ein Notenstein-Banker das Haus Richtung Konkurrenz verlässt oder in Pension geht, darf er seine PS abgeben.
Die Bank kauft die Wertpapiere dann zum damaligen Substanzwert zurück. Sollte die Notenstein über die nächsten Jahre erfolgreich arbeiten und Gewinne äufnen, dann geht die Rechnung für alle auf.
Bei der Wegelin wurden auf diesem Weg die Gewinne in einer eigenen Aktiengesellschaft namens Wegelin & Co. AG thesauriert. Als die Bank an die Raiffeisen ging, machten auch die Mitarbeiter Kasse. Bei ihnen landeten rund 350 von gut 500 Millionen Erlös.
Das neue Beteiligungsprogramm hat Vorteile. Es macht die Notenstein-Mitarbeiter zu Unternehmern. Gleichzeitig ist es einfach und verständlich, dies im Unterschied zu vielen „Incentive“-Programmen anderer Banken.
Die Nachricht von den neuen Partizipationsscheinen kommt zur rechten Zeit. Abgesehen davon hat Künzi zur Samichlaus-Zeit vor allem Fitzen im Sack.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich sehe überhaupt nicht ein, was an der Stratgie sympathisch sein soll…
Notenstein/Raiffeisen hätte die Boni ja gezahlt, wenn die Kohle vorhanden gewesen wäre. Und wenns läuft, dann gibts halt nächstes Jahr völlig überrissene Boni.Notenstein ist doch ebenso von bonusgeilen Ex-UBS,-CS,-Sarasin, -xy durchsetzt wie alle anderen. Da gibts überhaupt keinen Unterschied. Und Herr Künzi gehört ja auch zum alten Inventar – bloss weht der Wind jetzt halt von einer anderen Seite…
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Lachhaft!
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Das tönt nach einer verfehlten Strategie! Wann wir Herr Küenzi entlassen?
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für die Strategiefestlegung wäre doch der VR unter dem grossen Zampano PV zuständig. Der operative CEO setzt die Strategie dann im richtigen Leben um, was er aber auch nicht wirklich gut gemacht hat.
Von daher, richtige Forderung aber nicht ganz konsistente Begründung und auszuweiten auf: VR kritisch hinterfragen!
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Der VR und die Geschäftsleitung müssten für diesen Schritt geehrt werden!
Notenstein erkennt die Zeichen der Zeit – weniger verkaufsgetriebene Auszahlungen, mehr Qualität!
Bravo
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Es ist ja schön und gut, wenn das Management neue Mitarbeiter anstellt, von denen es glaubt, dass diese später ausreichend Kunden akquirieren werden und ausreichen Gebühren auf diesen Kunden erzielen werden, um den Lohn der neuen Mitarbeiter zu rechtfertigen. Allerdings ist nicht einzusehen, dass die bestehenden Mitarbeiter die Investitionen in die Lohnzahlungen für die zumindest vorübergehend verlustbringenden neuen Mitarbeiter durch Kürzungen von ihrem Bonus finanzieren sollen. Wenn bestehende Mitarbeiter ausreichend Gebühren erwirtschaften um gewinnbringend zu sein und der von diesen bestehenden Mitarbeitern erwirtschaftete Gewinn nicht eingebrochen ist, ist nicht einzusehen, warum deren Bonus gekürzt werden sollte. Sollte Notenstein mit dem Rasenmäher Boni kürzen riskiert Notenstein, dass die gewinnbringenden Mitarbeiter von anderen Banken abgeworben werden welche normale ungekürzte Boni zahlen.
Kapital für Investitionen für neue Mitarbeiter sollte über eine Kapitalerhöhung der Mutter oder über einbehaltene Gewinne, welche nach der Zahlung eines marktüblichen Bonus noch übrig bleiben finanziert werden. Es sollte nicht durch die Kürzung des Bonus von gewinnbringenden Mitarbeitern finanziert werden, denn diese durften ja nicht darüber entscheiden ob neue Mitarbeiter angestellt werden und ob sie selbst so überzeugt sind, dass diese neuen Mitarbeiter später genügend Kunden akquirieren werden und Gebühren erwirtschaften werden.
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Nana, Betriebswirt bedeutet hier wohl eher frustrierter Notenstein-Mitarbeiter
Ihr Statement zeugt von
a) extrem extrinsisch motivierter (d.h. hier nun: bonus-gesteuerter)
b) extrem silo-hafter
Sichtweise.Ihre Argumentation mag teilweise ja noch gelten für Frontmitarbeiter/Kundenberater, wo einigermassen abgeleitet werden kann, ob der Mitarbeiter seine Kosten eingespielt hat. Aber auch dort ist zu beachten, dass der Kundenberater für den Kunden nie der alleinige Grund ist zu einer Bank zu kommen (auch wenn das viele Kundenberater so noch immer glauben). Andere Faktoren wie Marke, vermutete Kompetenz, Pricing etc. sind ebenso wichtig und werden von der Unternehmung zur Verfügung gestellt. Insofern muss auch einmal eine Bonuskürzung verkraftet werden, die als Investment zu sehen ist.
Derjenige Kundenberater, der das nicht glaubt bzw. nicht einverstanden ist, soll sich selbständig machen – so auf die anderen Faktoren verzichten – und sich so beweisen. Dann hat er auch 100% erfolgsabhängiger Bonus – verdient.Bei Nicht-Frontmitarbeitern gilt Ihre Argumentation noch viel weniger: Man ist Teil eines Teams/einer Bank und insofern gilt es auch, Bonuskürzungen zu akzeptieren. Erst recht, wenn diese gegenüber anderen Branchen immer noch üppig sind und nebenbei noch die Option einer Beteiligung via PS angeboten wird.
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Ich sehe das genauso wie Betriebswirt. In der Vergangenheit war es oft so, dass langjährige Mitarbeiter weniger verdienten als neue, obwohl der langjährige schon längst alle seine kosten trug und schön auch noch zum gewinn beitrug. Aber alle wollen sie immer wachsen mit neuen Teams und Mitarbeitern , die immer vor allem viel kosten und sehr oft in 1 – 2 Jahren wieder gehen müssen, weil die Erträge von diesen Stars nicht gekommen sind ! Also ausser Kosten nichts gewesen und wer bezahlt das, genau der, der immer da war seit vielen vielen Jahren. Wer soll es denn sonst bezahlen, etwa der CEO oder der VRP ? Also der Dumme ist der langjährige und solide Ertragslieferant, der Gescheite ist der neue oder das neue Team, der CEO der dynamisch agiert und der VR, der was tut ! Alles eine Frage, wie man sich verkauft ! Machen sie sich selbständig, dann müssen sie sich nicht mehr intern präsentieren, dann zählt die nackte Leistung mit und am Kunden. Sozusagen der Kunde und ich ! mit viel weniger Kunden können Sie viel mehr verdienen. Ja eben, weil Sie keine solchen Geschichten mehr mitfinanzieren müssen ! Etwas Mut und los geht es ! eine Bankstelle ist heutzutage ja auch nicht mehr sicher !
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Ich sehe es genau so wie M.Mertens: Sie bringen es auf den Punkt!
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Ich mag mich sehr gut an die Worte meines ehemaligen Chef’s erinnern:
Es hat keiner Ketten an den Füssen. Wem es nicht passt, der soll gehen….mal schauen wie weit er kommt.
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Das Programm tönt gut und ist die einzig richtige – und gleichzeitig einfache – Art der Incentivierung. – Hätten UBS und CS solche Beteiligungsprogramme gehabt, dann wäre von den „Abzockern“, die eben gerade NICHT Mit-Unternehmer sind, automatisch weniger „abgezügelt“ worden und somit den „Instituten“ weniger Reputationsschaden entstanden.
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Das langfristig aufgestellte und aufgeschobene Bonusprogramm mit Beteiligung an CS Wertschriften legitimiert natürlich den Bonus von Herr Dougan von
CHF 70Mio. -
Nana, Herr Fawkes… Im Gegensatz zur Notenstein-Lösung mit PS hatten die CS-Bonusprogramme eine rechte Hebelwirkung eingebaut.
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Dies Hau-Ruck-Politik der jungen Notenstein ist typisch und identisch mit der Herkunft ihres Top-Managements. Dabei wird das Umfeld komplett ausser Acht gelassen, da diese Herrschaften vermeintlich gelernt haben auf dem Wasser gehen zu können. Die Ausstrahlung nach aussen verblasst zusehends. Jetzt fehlen nur noch schwache Performance-Resultate wegen Fehleinschätzungen der Märkte – dann fürchte ich sogar die Schliessung von einigen Filialen. Die Turbo-Expansion fordert ihren Tribut.
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Mir gefällt der Auftritt von Notenstein sehr gut. Und die Angleichung der Löhne an ein „normaleres“ Niveau und das langfristig ausgelegte Mitarbeiterbeteiligungsprogramm zeigt uns eigentlich, dass keine Hau-Ruck Politik betrieben wird – sondern weitsichtig und klug gehandelt wird.
Aber da hat jeder seine eigene Meinung…
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Die Bank wird mir immer sympathischer! Ich finde das toll, dass nicht mehr so ein grosser Teil des Gehaltes in Form eines Bonus ausbezahlt wird (obwohl ich das Verhältnis nicht kenne, muss hier mutmassen wie Herr Hässig). Jedenfalls stimmt die Richtung finde ich!
Das Lohngefüge bei gewissen Banken steht noch in keinem Verhältnis –> da werden wohl noch einige folgen!
Die Bank wird mir immer sympathischer! Ich finde das toll, dass nicht mehr so ein grosser Teil des Gehaltes in…
Dies Hau-Ruck-Politik der jungen Notenstein ist typisch und identisch mit der Herkunft ihres Top-Managements. Dabei wird das Umfeld komplett ausser…
Das Programm tönt gut und ist die einzig richtige - und gleichzeitig einfache - Art der Incentivierung. - Hätten UBS…