Es geht um ein Institut mit nur zwei Dutzend Mitarbeitern und weniger als 300 Millionen Kundenvermögen. So what also? Doch was sich um die Medibank in Zug abspielt, ist ein veritabler Krimi.
Im Zentrum steht der einstige starke Mann der Bank, die sich um das meist steuerhinterzogene Geld deutscher Zahnärzte gekümmert hatte.
Bruno De Nicolò heisst er, intern von allen BDN genannt. De Nicolò hält rund 30 Prozent an der Medibank. Und will neuerdings verkaufen.
Das will der grösste Aktionär, Hans-Rudolf Rahm, schon lange. Doch De Nicolò hatte zuvor immer gebremst.
Nun haben die beiden einen Araber an der Leine. Doch der logiert in Billigabsteigen und fliegt Economy. Zudem war er in seiner Heimat Dubai in ein Strafverfahren verwickelt.
Ob die Finma die Medibank solch einem Investor überlässt, ist fraglich. Wenn der Deal scheitert, könnte ein Missmanagement hochkommen, das die Bank weiter belastet. Diese ist 2013 tief in die roten Zahlen abgestürzt.
Hinter der Kulisse wird hart gespielt. Es wurden Betreibungen über 10 Millionen eingereicht, zudem ist offenbar eine Klage mit Schadenersatz geplant.
Die Vorwürfe richten sich gegen Bruno De Nicolò. Der zog sich ab 2002 als langjähriger CEO und grosser Aktionär auf den Stuhl des VR-Präsidenten der Medibank zurück.
Doch die Zügel anderen überlassen, das wollte er nicht. Nichts ging, ohne dass Präsident De Nicolò seinen Segen erteilte.
Für seine operative Interpretation des Präsidiums liess sich De Nicolò fürstlich entlöhnen. In 10 Jahren soll er über 5 Millionen Honorare bezogen haben.
Die Zahlen aus dem Geschäftsbericht sprechen Bände. Betrugen die Aufwände für VR-Mitglieder 2012 noch fast 1 Million, kamen sie im letzten Jahr – dem ersten ohne De Nicolò – auf knapp 300’000 Franken herunter.
Die Resultate konnten das viele Geld nicht rechtfertigen. Die verwalteten Assets, welche De Nicolò in seiner CEO-Zeit auf 900 Millionen hochgebracht hatte, schmolzen wie Schnee im August. Allein im letzten Jahr stürzten sie von 325 auf noch 275 Millionen.
Im Verwaltungsrat hatte De Nicolò lange leichtes Spiel. Dort war es zu vielen Wechseln gekommen. Einzige Konstante war Hans-Rudolf Rahm, ein reicher, alter Mann, der das Leben geniessen wollte.
Rahm hatte zwar rund 50 Prozent der Medibank-Aktien, doch das Zepter schwang sein langjähriger Partner. Es war denn auch Rahm, der De Nicolò dessen hohe Honorare ursprünglich zugestanden hatte.
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Erst nach 10 Jahren war fertig. 2012 setzte der alte Rahm neue Leute in den VR, De Nicolò ging zusammen mit Mitstreitern von Bord.
Mit einem sofort initiierten Gutachten wurde nun De Nicolòs Herrschaft seziert.
Zum Vorschein kamen Zustände wie in einem Familienbetrieb. De Nicolò hatte nicht nur viel Geld für seine Beratungsleistungen kassiert. Er hatte diese auch praktisch formlos abgerechnet.
Als Quittungen für seine Bezüge über jährlich Hunderttausende von Franken genügten Fresszettel. Reklamiert hatte niemand, da das ganze Management bis zum CEO von De Nicolò abhängig war.
Selbst nach seinem Abschied aus dem Verwaltungsrat hielt sich De Nicolò schadlos. Er liess sich ausstehende Ferien auszahlen.
Auch auf Einhaltung einer 3-monatigen Kündigungsfrist soll De Nicolò gepocht haben, heisst es aus Insider-Kreisen.
Der abgesetzte Präsident verhielt sich wie ein geschasster und zürnender Manager, dabei hatte er lediglich ein Mandat für den VR und als Berater.
All das kam zum Vorschein, nachdem die von den neuen Verwaltungsräten beauftragten Anwälte der Kanzlei Wenger & Vieli die Vergangenheit der Medibank unter die Lupe genommen hatten.
Rasch zeigte sich, dass die Ausschüttungen an den Ex-Präsidenten einen hohen Prozentsatz der gesamten Personalaufwände der Bank ausgemacht hatten.
Die Frage der Selbstbedienung stand im Raum. Die Finanzaufsicht in Bern verschaffte sich mittels einem bei der Starkanzlei Prager Dreifuss beauftragten Gutachten ein eigenes Bild.
Prager Dreifuss kostete die Medibank – und damit ihre Aktionäre – rund 400’000 Franken. Der Bericht umfasste gut 200 Seiten und hatte wohl auch zum Zweck, die Finma abzusichern.
Diese muss sich die Frage gefallen lassen, ob sie nicht längst hätte eingreifen müssen. Was hätte die externe Revision der Medibank erkennen müssen? Was hatte sie nach Bern gemeldet?
Der durch die Gutachten und die hohen Betreibungen angeschossene Bruno De Nicolò wehrte sich am Telefon gegen alle Vorwürfe. Unter seiner Leitung sei das Eigenkapital deutlich gestiegen.
Hans-Rudolf Rahm als Hauptaktionär, der verzweifelt versucht, doch noch einen Käufer für seine Medibank zu finden, liess mehrere Anfragen unbeantwortet.
Die Zeit läuft der Bank davon. Wenn der Deal mit dem Dubai-Investor platzt, dann bleiben nur noch zwei Möglichkeiten.
Die Medibank könnte ordentlich liquidiert werden. Oder die Finma ergreift mit einem „Enforcement“ das Steuer und wickelt das kleine Zuger Institut unter Zwang ab. Dass dieses allein eine Zukunft hat, wird zunehmend unwahrscheinlich.
In beiden Fällen droht eine Eskalation. Je nachdem, wie gravierend die Zuständigen die Vorkommnisse der Vergangenheit einschätzen, wären sie verpflichtet, gerichtlich vorzugehen.
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Raubritter, Günstlinge und sonstige Strauchdiebe!
Und ewig grüsst das Murmeltier. Deutsche Zahnärzte und Schweizer Unvermögen wie’s im Buch steht. Entweder, ich habe die Aktienmehrheit von 50.1% einer Bude und dann sage ich auch wohin die Reise geht, oder eben ich habe sie nicht und muss auf’s Maul sitzen, Punkt! Herrn Rahm sei gesagt, dass es am Ende immer genau so raus kommt wenn man sich mit solchen Leuten wie de Paoli Carlo einlässt! Im Übrigen Krämer Jacqueline ist längst auch kein unbeschriebenes Blatt (ABN Amros lässt grüssen)!
Am Schluss endet das ganze in einem Totalverlust denn, die FINMA ist extrem im Zugzwang. Und wo handelt auch diese Geschichte, na klar wie könnte es anders denn sein, einmal mehr in Zug. Löscht das Licht ab jetzt, aber ganz tüchtig!-
Ja der gute Paoli passt gut zusammen mit dem
CEO der MediBank. Beide Relikte der Vergangenheit, die etwas gemeinsam haben:
Viel Luft aber no nie wirlich etwas geleistet…
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Das wird ein Vollabschreiber, so der so! Wer will denn noch eine kleine Bank mit hauptsächlich „Schwarzgeldkunden“ aus D kaufen?
Und um eine Banklizenz zu erhalten (auch bei Uebernahme), da dauert es am Ende genau gleich lange und kostet weniger, eine Bank von Grund auf neu zu bauen, mit den richtigen Beratern und dem richtigen zukünftigen Management. -
Oft hört man, die kritische Grösser einer Privatbank liege unter den heutigen Bedingungen bei 10-20 Mia AuM. Selbst wenn man alles outsourced – mit 300 Mio kann man keinen Gewinn machen. Bei vielen Banken hat es Einzelkunden mit mehr Vermögen.
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Schon wieder jemand, der AuM und Profitabilität/Gewinn in Zusammenhang setzt. Irgendwie nicht auszurotten. Also ich nehme gerne 300 Kunden mit 1 Mio und geb dir den tollen 300 Mio Kunden….
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Die hatten mit Absicht eine Bank aufgemacht denn, mit diesem Status sind sie erst an die Deutschen Kunden gekommen! Externe VV’s gab und gibt es ja zu Hauffe- auch in Zug!
Mit CHF 300 Mio. könnte man sehr wohl Gewinne machen ber das Problem ist immer das selbe: Jeder will Luxus- und das auf Kosten Dritter, was natürlich perse so nicht geht…. -
@Banker: stimmt, AuM sagt kaum was über die Profitabilität aus. Meine ja nur, dass man als Bank mit weniger als 300 Mio wohl keine grossen Sprünge macht
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Ich kann nur sagen: Selber Schuld! Gier frass hier Hirn. Schon vor rund 8 Jahren hätte die Medibank verkauft werden können, zu einem guten Preis damals, aber natürlich nicht zu einem absolut hirnrissigen, wie damals auch von Rahm aufgerufen!
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Ich kann nur sagen: Selber Schuld! Gier frass hier Hirn. Schon vor rund 8 Jahren hätte die Medibank verkauft werden…
Oft hört man, die kritische Grösser einer Privatbank liege unter den heutigen Bedingungen bei 10-20 Mia AuM. Selbst wenn man…
Das wird ein Vollabschreiber, so der so! Wer will denn noch eine kleine Bank mit hauptsächlich "Schwarzgeldkunden" aus D kaufen?…