Beat Wittmann lief in seiner Karriere überall auf. Nun könnte ihm das Gleiche auch im grossen Raiffeisen-Verbund passieren.
Wittmanns Beteiligungsvehikel mit dem unbescheidenen Namen „The Capital Management Group“ (TCMG) gehört inzwischen fast vollständig der Raiffeisen. Sie hat das Sagen.
Beim Chef der Raiffeisen, Pierin Vincenz, soll Wittmann zunehmend umstritten sein, heisst es aus dem Umfeld des Big Bosses.
Dies, obwohl beide aus den Bündner Bergen kommen und vom Typ her zwei Alphatiere sind.
Doch Wittmann ist ein klassischer Troublemaker, mit grossem Selbstvertrauen und königlichem Gehabe.
Vincenz hingegen ist sich devote Untergebene gewohnt. Bei der Raiffeisen herrscht er wie Karl der Grosse.
Die Entfremdung zwischen Vincenz und Wittmann widerspricht scheinbar der Aktualität. Diese Woche wurde bekannt, dass Wittmanns TCMG eine nächste Boutique übernimmt.
Die Rede ist von der CE Asset Management (CEAMS). Diese wird Teil von Wittmanns Verbund von Assetmanagern für Profi-Investoren.
Es handelt sich um den letzten Deal in einer ganzen Reihe. Dafür hatte die Raiffeisen das Kapital der TCMG auf 43 Millionen Franken vervielfacht.
Die gefüllte Kriegskasse nutzt Wittmann für seinen Eroberungsfeldzug. Doch ausser der Genfer Dynagest finden sich fast nur Nieten im TCMG-Portefeuille.
Umso wichtiger sind Wittmann die Medien. Auf CNBC ist Wittmann Dauergast.
Der Kauf der CEAMS sei eine „exzellente Erweiterung unserer Anlagelösungen im Bereich der Aktienanlagen“, zitiert ihn nun die Finanz und Wirtschaft.
Dabei war es nicht Wittmann, der den Deal eingefädelt hatte, sondern Vincenz. Bei CEAMS-Partner Philipp Weckherlin handelt es sich um einen langjährigen Freund des Raiffeisen-CEOs.
Die zwei kennen sich aus der Hochschulzeit in St. Gallen. Seit Jahren hat Weckherlin das lukrative Mandat der Pensionskasse der Raiffeisen.
Dort liefen seine Value-Fonds zuletzt schlecht. Das Mandat sei „kürzlich neu strukturiert“ worden, bestätigt Raiffeisen-Sprecher Franz Würth.
[simple-google-ads-ad-tag id=“ip_content_middle“]
„Die Performance war langfristig gut“, meint Würth. „Die Pensionskasse hält am Anlageansatz (Quality) fest.“
CEAMS-Gründer Weckherlin meint, dass es „wahrscheinlich nur wenige Unternehmen international“ gebe, die „auf Grund ihrer Historie glaubwürdig und nachhaltig einen Multi Boutique Ansatz darstellen“ könnten.
Die Raiffeisen und ihre TCMG gehörten „ohne Zweifel“ dazu.
Über Wittmann verliert Weckherlin kein Wort. Er spricht immer nur von „Raiffeisengruppe“, „Raiffeisen/TCMG“, „Unternehmertum“ und „unsere Strategie“.
Das klingt so, als ob Weckherlin bei TCMG das Zepter übernimmt – und nicht mit seinen 1,4 Milliarden Assets unter die Decke von Wittmann kriecht.
Vielleicht ist es so. Mit seinem Freund aus alten Tagen hat Vincenz in Weckherlin einen Profi, der das TCMG- Sammelsurium managen könnte.
Es wäre das Ende des grossen Beat Wittmanns bei der Raiffeisen. Und nicht nur das.
Der Überflieger würde tief fallen. Nach seinem Ausscheiden bei der UBS und seinem Scheitern zunächst bei der Clariden Leu und danach bei der Julius Bär käme der Professoren-Sohn für eine Topposition kaum mehr in Frage.
Wittmanns Problem ist das eines klassischen Egomenschen. Überall, wo er hinkommt, kommt es früher oder später Streit.
Das sagt auch etwas über Wittmanns Umfeld aus. It takes two to tango – Wittmanns Gegenspieler fühlen sich vom Bündner-Stier bedrängt.
Notenstein-Chef und Wittmann-Gegenspieler Adrian Künzi verkörpert das pure Gegenteil: introvertiert, leise, analytisch. Die zwei Banker, beide abhängig von Vincenz‘ Gnaden, liegen eine Galaxie auseinander.
Macho-CEO Vincenz sollte mit Wittmanns Gehabe umgehen können. Dafür merkt der Raiffeisen-Chef offensichtlich, wie es um dessen Leistung steht.
Die erworbenen Boutiquen stecken zum grossen Teil in den roten Zahlen fest. Vor allem Dynapartners, welche Wittmann selbst aufgebaut hat und die den Kern seiner TCMG bildet, hob nie ab.
Schon früher hinterliess Wittmann einen Scherbenhaufen.
Nach seinem Abgang als Analyst bei der UBS baute sich Wittmann ein eigenes Fondsreich bei der Credit-Suisse-Tochter Clariden auf.
Deren scheinbar stolze Performance war auf Sand gebaut. Mit übergestülpten Dachfonds pushte Wittmann seine Kreationen. Im Sturm brachen sie ein wie Kartenhäuser.
2007 sprang Wittmann von der fusionierten Clariden Leu zu Konkurrentin Julius Bär, für die er „Investment Products“ aufbauen sollte.
Bär liess ihn nur kurz wirbeln. Im Herbst 2008, als die Finanzwelt aus den Fugen geriet, schickte sie ihn von Bord.
Nun wolle er als freier Unternehmer das tun, was er am liebsten mache: Assets managen.
2013 flüchtete er zur Raiffeisen.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Na ich weiß nicht, ob so ein Artikel wirklich was bringt. Gehört wohl eher in die Klatschpresse. Ein sinnvolle öffentliche Diskussion wird damit nicht angestoßen
Viel interessanter fand ich ein Interview, das Joe Ackermann die letzten Tage dem Handelsblatt gegeben hat. Er fällt ja öfters durch überaschende Ehrlichkeit, echte Nachdenklichkeit und Bodenständigkeit auf. Für meinen Geschmack vielleicht ein bischen zu oft im Nachgang, aber immerhin. Er meinte sinngemäß, dass 2008 das Bonussystem jeden Bezug zur Realität verloren habe. Und, so führt er weiter aus, dass es schwierig sei, als einzelner etwas dagegen zu machen. Man wird wohl dann schnell von Geldprinzen abserviert.
Die öffentliche Diskussion, ob denn nicht alle Fehlentwicklungen in der Finanzbranche durch das übertriebene Bonussystem erst so richtig befeuert werden, muss weitergeführt werden, und zwar auf allen Ebenen. Diese Leute sind die Totengräber des Kapitalismus und auch der Bürgerlichkeit. Und daher geht das uns alle an.Übrigens, es lohnt sich auch, über die ursprüngliche Bedeutung des griechischen Wortes „idiotis“ nachzudenken. Inzwischen hat eine Bedeutungsverschiebung stattgefunden. Bei den alten Griechen wurde damit ein Mensch bezeichnet der sich nicht für
die Politik und Öffentlichkeit interessiert, bezeichnet.Das braucht es wieder, Interesse am Gemeinwohl und weniger materialische, sinnentleerte Gier.
-
Wittmann hatte nie eine Chance, in der Finanzindustrie wirklich erfolgreich zu sein.
Er hat sich das falsche Betätigungsfeld ausgesucht. Er hat nicht genug Talent dazu.
Nachdem er (dank Papi’s Reputation) jedoch einmal so gut verdient hat, konnte er es nicht mehr lassen. Der Fluch der bösen Tat nennt man das. Warum ist er nicht Bäcker oder Metzger oder sonst etwas anständiges geworden!?
In ein paar Jahren wird ihn keine Sau mehr kennen und mit dem Namen Wittmann wird man nur noch die pointierten Aussagen seines erfolgreichen Vaters verbinden.
-
Er ist ja keine Ausnahme, finden sich auch andere Professoren-Söhnchen, die Dank Papi gross rauskommen.
-
-
TCMG ist organisatorisch Teil von Notenstein. Beide Asset Managment Teams zählen insgeamt über 160 Personen. Halbjahresresultat waren CHF 6 Mio. (brutto). Dass es Pierin Vincenz bei dieser Profitabilität nicht gerade wohl ist, kann man ihm nicht verdenken.
-
Immerhin ein Gewinn! Bedenke: Die Löhne der Crew wurden bereits bezahlt…
Da gibt es Kameraden, denen es schon schlechter erging mit hohen Verlusten (ich muss die Namen der vielen Grossbanken oder Privatbank-Kollegen nicht aufzählen).
Im Nachhinein sind wir alle schlauer – urteilen können wir in ein paar Jahren, aber garantiert nicht heute!
-
-
Herrlich! Man könnte daraus bestimmt eine erfolgreiche Fernseh-Soap drehen 😉 lol
-
Hr Wittmann – Gemahlin und Kinder leben auf einem sehr hohen Niveau – abgehoben, ich habe die Familie schon oft im Flugzeug beobachtet. Wittmann muss mit der grossen Kelle schwingen – diese Familie kostet schliesslich einiges Franken im Jahr.
-
-
@Wahrheit: Das mag ihre persönliche Einschätzung sein –> da regiert Herr Vincenz jedoch über einen relativ kleinen Teil. Die Raiffeisenbanken, welche die Arbeit verrichten werden, haben jedenfalls nicht denselben Eindruck wie Sie!
Ich persönlich bin zufrieden mit der Leistung von Herr Vincenz, intern wie auch gegenüber der Öffentlichkeit und unseren Kunden.
Bis jetzt wurde Raiffeisen jedenfalls nicht schlechter unter der Führung von Herr Vincenz – für Sie als Konkurrent natürlich ärgerlich, wenn die Kunden auf einmal abwandern… 😉
-
-
Herrlich solche Aussagen von Herr Hässig:
„Vincenz hingegen ist sich devote Untergebene gewohnt. Bei der Raiffeisen herrscht er wie Karl der Grosse.“„Macho-CEO Vincenz hat damit weniger Probleme. Dafür merkt der Raiffeisen-Chef allmählich, wie es um Wittmanns Leistung steht.“
Einfach mal etwas raushauen 🙂 Ich lese die Berichte immer gerne, obwohl sie inhaltlich manchmal fraglich sind – aber das wissen wahrscheinlich die meisten Leser!
-
Also so unwahr ist das ja nicht… Vincenz betrachtet Raiffeisen als persönliches (von Papi geerbtes) Eigentum. Und wie in vielen schlecht geführten Familienbetrieben tauchen auch konsequenterweise bei RCH überall wenig fähige „persönliche Freunde“ und Verwandte vom Big Boss auf.
Und Wittmanns Leistung – sein „Leistungsausweis“ spricht da für sich.
-
Herrlich solche Aussagen von Herr Hässig: "Vincenz hingegen ist sich devote Untergebene gewohnt. Bei der Raiffeisen herrscht er wie Karl…
Hr Wittmann - Gemahlin und Kinder leben auf einem sehr hohen Niveau - abgehoben, ich habe die Familie schon oft…
Herrlich! Man könnte daraus bestimmt eine erfolgreiche Fernseh-Soap drehen ;-) lol