Die Julius Bär erinnert an die gescheiterte Zurich-Führung. Statt die Probleme anzupacken, hält sie ihre Aktionäre bei Laune.
Beim Versicherer rollten dann aber Köpfe. Bei der Privatbank nicht.
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Im Gegenteil. CEO Boris Collardi und seine Bär-Chefs bleiben nicht nur, sondern sie erhalten auch weiterhin viel Bonus.
Das geht aus dem heutigen Resultat hervor. Der „adjustierte Personalaufwand stieg um 2 Prozent“, rapportiert die Privatbank für 2015.
Gründe seien „vor allem (…) leichte Zunahmen der erfolgsabhängigen variablen Vergütung“, heisst es.
Zunahme der Boni? Eigentlich sollte Collardis Leistungsentschädigung deutlich sinken oder gar gänzlich ausfallen.
Die Bär zahlt im US-Steuerstreit bekanntlich eine hohe Busse von 550 Millionen Dollar. Die Strafe belastet die Bank stark: Der Gewinn des Zürcher Geldinstituts brach um fast 70 Prozent ein.
Der Effekt ist deshalb so hoch, weil Bär im Unterschied zu anderen angeklagten Banken lange keine Vorsorge für die US-Strafe getätigt hatte.
Erst Mitte 2015 stellte sie 350 Millionen Dollar zurück. Ende Jahr kamen nochmals knapp 200 Millionen dazu.
Nun habe das US-Justizamt grünes Licht für den Deal gegeben. Bär signalisiert damit, dass der Betrag nicht weiter steige.
Für Collardi und seine Kampfgefährten gab es in den Vorjahren stets einen Topbonus, da ja bis und mit 2014 keine US-Belastungen den Gewinn schmälerten.
Collardi erhielt jeweils um die 6 Millionen total. Bezogen auf gut 5’000 Mitarbeiter ist das eine der besten Banking-Vergütungen.
Umgekehrt müsste jetzt, da der Gewinn in den Keller rasselte, Collardis Bonus ausfallen.
Tut er dies? Und wer trägt die Verantwortung für das US-Debakel?
Collardi stiess nach dem grossen Aufbruch im 2005 mit dem Kauf der UBS-Privatbanken und des Assetmanagers GAM von der CS zur Bär.
Dort war er 3 Jahre lang Chief Operating Officer und damit zuständig für die saubere Abwicklung des Geschäfts im weltweiten Private Banking.
Ab Frühling 2008 war klar, dass die Amerikaner Jagd auf Schweizer Banken machen würden. Damals wurde bekannt, dass die US-Justiz einen hohen UBS-Manager in ihren Händen hielt.
Das Risiko mit Amerika-Kunden, die ihre Ausland-Vermögen dem Fiskus nicht automatisch offenlegten, schoss dramatisch nach oben.
Das wussten alle. Bär-Collardi auch.
Trotzdem nahm die Julius Bär UBS-Amerikaner-Kunden bei sich auf. Gleich wie die ZKB, die Bank Wegelin, die Basler Kantonalbank und weitere.
Bei der Julius Bär kam ein Weiteres dazu. Sie hatte von ihrer Geschichte her immer schon einen engen Bezug zu Kunden mit Interessen in Amerika.
Die Zürcher Privatbank hatte sich zwar aus dem US-Onshore-Geschäft Mitte der 2000er Jahre zurückgezogen, nachdem sie ihr US-Geschäft der UBS verkauft hatte.
Doch die Bär blieb gross im Business mit vermögenden US-Kunden oder solchen, die in den US geschäftlich aktiv und entsprechend in Übersee steuerpflichtig waren.
Collardi liess die Sache mit den US-Kunden und deren nicht deklarierten Vermögen lange laufen. Er kümmerte sich um anderes.
Seinen Aufstieg.
Anfang 2009 tat er alles, um den Job des CEOs der Privatbank zu ergattern. Das gelang dem eloquenten Banker, der zuvor nie an der Kundenfront tätig gewesen war, zur Überraschung vieler.
Erst nach seiner Wahl, also im Verlauf von 2009, stand Collardi dann bei den US-Schwarzgeld-Kunden auf die Bremse. Da war es schon zu spät.
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Somit ist klar, dass Collardi zumindest eine Mitverantwortung am US-Debakel mit der hohen Strafe trägt.
Er könnte allerdings auch seine Mitstreiter verantwortlich machen. Wer also muss die Zeche für die Fehler bezahlen?
Collardi neigt dazu, seine Freunde und Buddies zu schützen. Kürzlich nahm er seinen Asien-Chef Thomas Meier und seinen Investment-Chef Burkhard Varnholt aus der ersten Reihe.
Doch statt die Kosten und Boni für die beiden Spitzenleute einzusparen, gab er ihnen veränderte Aufgaben.
Einmal Freund, immer Freund – so kauft sich Collardi seine Unterstützung.
Und sichert sich seine Machtposition. Für die Zukunft verspricht das nichts Gutes.
Die letzte Folie seiner der Präsentation zum heutigen Abschluss von 2015 wirft die Frage auf: Wohin steuert Collardi mit seiner Julius Bär?
Neue Zukäufe sind offenbar kein Thema. Zur grossen IT-Erneuerung ist kaum mehr viel zu hören.
Stattdessen beglückt Collardi seine Eigentümer. Die sollen in Zukunft 40 Prozent des Gewinns als Dividenden erhalten.
Auch so kann man sich Support sichern.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wenigstens haut Collardi nicht seine eigenen Mitarbeiter in die Pfanne wie UBS und CS.
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Da ist was Wahres dran – liegt das daran, dass das Management (noch) nicht derart angelsächsisch verseucht ist?
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Anstatt so auf der Vergangenheit rumzuhacken sollte sich so ein Finanzblog doch lieber mit der Zukunft beschäftigen. Was passiert ist, ist passiert und grenzt ja schon fast an Anklage hier. Die Frage muss doch sein, wer rettet den Schweizer Bankenplatz? Das ganze Geld fliesst in die USA und sonst wohin, wie wird man auf einem unebenen Terrain überleben? Wo bleibt die Innovation? Man steht vor dem Abgrund und der laden wird einfach noch ein letztes Mal richtig ausgeräumt, echt schade.
IP sollte mal die ganzen Top Shots und super CEOs an einen Roundtable einladen um zu fragen wie die Strategie denn aussieht. Dann wird man schnell sehen wie ’super‘ diese ganzen Möchtegern Titanen sind.
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„Wer rettet den CH-Bankenplatz?“
Gute Frage, die sich aber von selbst beantwortet:
Der Steuerzahler natürlich!
Statt fehlbare, verurteilte Banken zu schliessen werden diese leider immer wieder aufgerichtet, das Spiel beginnt von neuem..
Gleiches gilt für die CS: Was sich gegenwärtig hier abspielt erinnert stark an verschleppter Insolvenz..
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Die FINMA ist ein zahnloser Geldvernichter und tendiert vermehr dazu, auf kleinere, externen VV’s loszugehen, Punkt!
Collardi macht das ganz schlau denn, indem er seine Aktionäre glücklich macht, hält er sich weiter an der Spitze und kann sich rel. ungestört aus den Kassen bedienen.
Und sollte er dann einmal den Abgang machen müssen, so hat er in Bälde (Stand heute) 100 Mio. auf der Seite und lässt es sich gut gehen.
Glaub man nur die Hälfte, was der Collardi als Abfindung erhalten würde, so würden einige Bänkler vor Neid erblassen. Schön, wenn man seine eigenen Verfgütungen selbst unterschreiben kann 🙂
An der Spitze jeder Pyramide ist es nun mal halt so im Leben….-
Die Beaufsichtigten zahlen sämtlich Kosten der FINMA mit Gebühren und Aufsichtsabgaben.
Da verwundert es nicht, dass die FINMA gegenüber den grössten Zahlern konziliant ist. -
Nun, genau bei den externen VV liegt ja aus meiner Erfahrung vieles im Argen. Kein Know How, alles an die Depotbank delegieren, Die SRO’s sind schlicht ein Witz. Aber dann Kunden mit Ausgabegebühren abzocken, Retros auf die Courtagen von Banken kassieren, womöglich noch einen Minifonds gründen, in die man die Kunden rein jagt und dann doppelt abkassiert… Liebe FINMA, diesen Damen und Herren müsste seit Jahren dringend auf die Finger geschaut werden.
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Are you kidding?
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Dass der US-Steuerstreit insbesondere f. Julius Bär, ZKB und die Basler Skandalbank (BKB) zur „aufreibenden Geduldsprobe“ (NZZ v. 29.1.) wurde, könnte auch damit zu tun haben, dass sie allesamt von Staranwalt Flavio Romerio und seiner Truppe, notabene der teuersten CH-Kanzlei im glamourösen Prime Tower, beraten werden.
Auch bei anderen Rechtsfällen lautet die Devise: abstreiten, verschleppen, beschönigen („nomen et omen“!) und keine Vergleiche eingehen. Die Absichten dahinter sind leicht durchschaubar: Dadurch können die Anwälte jahrelang weiter abkassieren und die Banken merken nicht einmal, dass sie zwischenzeitlich für Anwalts- und Reputationskosten mehr bezahlen als der eigentliche Streitwert ausmacht. Hinzu kommt auch noch, dass unerledigte Altlasten immer wieder für negative Schlagzeilen sorgen: Vgl. auch grosse Story über die Basler Skandalbank in der aktuellen „Bilanz“, welche auch auf http://www.ase-puzzle.ch aufgeschaltet ist.
P. S. Einer der mit 4-jährigem FINMA-Berufsverbot belegten ehem. BKB-Topmanager ist jetzt im Fussball-Business tätig!
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Der Verwaltungsrat ist doch eigentlich nicht unfähig, oder?
Taub jedoch auf jeden Fall, denn der Ruf der Bank, bröckelt und bröckelt …
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Und wahrscheinlich auch blind, sonst hätte jemand aus dem Vergütungsauschuss motzen müssen.
Oder wenn man es nicht checkt dass trotz Massenentlassungen die Personalaufwände gestiegen sind, dann wohl auch „mathematically challenged“. -
@Randy:
„Wenn man nicht [schnallt], dass trotz Massenentlassungen die Personalaufwände gestiegen sind, dann [ist der Vergütungsauschuss des VR] wohl auch „mathematically challenged“.“Not the only ones, I’m afraid. Da gab’s mal einen VR-Präsidenten einer international tätigen Gesellschaft im Financial Services Bereich (damaliges Eigenkapital immerhin ca. 20 Milliarden), der an der GV 2009 coram publico dokumentiert hat, dass er entweder die Prozentrechnung oder aber logisches Schlussfolgern nicht beherrscht …
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Immer dieser Neid, Herr Hässig!
Hätten Sie solche gute Fussball- und Devisenkenntnisse wie der gute Boris, wären auch Sie auf der Bär-Bonusliste oder in einer Führungsfunktion in der (leider verarrestierten) Dolder-Hotelwäscherei.-
Immer diese Seitenhiebe. Das tut dann doch ein bisschen weh, lieber Revisor. Dabei braucht Boris in erster Linie eines: viel Liebe. Und Nähe: deshalb sitzt die Liebe dann auch gleich in seinem Vorzimmer.
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Das sich die US-Busse im Resultat niederschlägt, war ja klar und wurde wohl auch transparent kommuniziert. Wesentlich bedenklicher ist der Umstand, dass der ML-Deal wohl doch nicht der grosse Wurf war. So entsprechen die übernommen bzw. transferierten Vermögen inzwischen den tiefsten Erwartungen. Eine weitere unschöne Baustelle sind die Querelen um die Kollegen von WM Partners. Wollen wir hoffen, dass hier keine neue Bombe platzt…
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Die Lunte der WM Partners-Bombe brennt allerdings bereits…
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Solange die FINMA nicht eingreift (das macht sie nur bei den Kleinen) und die Aktionäre den Aufschrei unterlassen, kann er doch machen wie ihm beliebt.
Solange die FINMA nicht eingreift (das macht sie nur bei den Kleinen) und die Aktionäre den Aufschrei unterlassen, kann er…
Das sich die US-Busse im Resultat niederschlägt, war ja klar und wurde wohl auch transparent kommuniziert. Wesentlich bedenklicher ist der…
Immer dieser Neid, Herr Hässig! Hätten Sie solche gute Fussball- und Devisenkenntnisse wie der gute Boris, wären auch Sie auf…