Peter Nobel ist vermutlich der beste Wirtschaftsanwalt des Landes. Er hat den Fight der Sika-Chefs gegen die scheinbar übermächtigen Angreifer aus Frankreich gewonnen.
Ein Bravourstück, das kaum für möglich gehalten wurde. Nun will Nobel das Gleiche schaffen im Raiffeisen-Krimi. Und diesmal scheint die Lage möglicherweise vorteilhafter als bei Sika.
Nobel verteidigt die beiden Investnet-Minderheitsaktionäre Peter Wüst und Andreas Etter. Die Zwei werden von der Raiffeisen Schweiz-Spitze mit Klagen eingedeckt.
Begründung: Die Raiffeisen sei beim Deal mit den Investnet-Gründern einem Grundlagenirrtum aufgesessen. Man habe nichts gewusst von einem Versteckspiel auf Seiten der Minderheitsaktionäre.
Dort war als Hidden Third Man Beat Stocker beteiligt, und zwar mit einem Treuhandvertrag. Und mit Stocker soll auch der damalige Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz mit von der Partie gewesen sein. Das zumindest untersuchen die Strafbehörden.
Die Raiffeisen-Anwälte haben vor einigen Wochen die einstigen Investnet-Kollegen Wüst und Etter eingeklagt. Nun spielt deren Anwalt Nobel zunächst auf Zeit. Man streitet über die Frage, welches Gericht den Fall an die Hand nimmt.
Wenn es dann um die Sache geht, wird die Staatsanwaltschaft Zürich mit ihrer Strafermittlung rund um Investnet und weitere Fälle mit Verdacht auf ungetreue Geschäftsführung von Vincenz schon weiter sein.
Und darauf setzt Superanwalt Nobel. Dass sich nämlich im Zuge der Strafermittlugen zeigen wird, wie sehr die Raiffeisen unter Pierin Vincenz und seinem langjährigen Stellvertreter Patrik Gisel von Investnet profitierte und alle Verträge korrekt zustande gekommen wären.
Diese haben es in sich. Man muss zwei Phasen beim Private Equity-Vehikel unterscheiden, mit dem die Investnet-Gründer Wüst und Etter in KMUs investierten und dafür viel Kredit von der Raiffeisen erhalten hatten.
Phase eins dauerte von 2012 bis 2015, Phase 2 ab 2015. Der Ablauf gleicht einem Thriller aus der Unternehmenswelt – mit mächtigen Managern, verschlungenen Manövern, teuren Anwälten. Und Unsummen von Geld.
Geld, das den Millionen von Genossenschaftern der Raiffeisen-Banken querbeet in der Eidgenossenschaft gehört und die von dem Ganzen bis jetzt nur die Spitze des Eisbergs mitbekommen haben.
Der erste Vertrag von 2012 sieht vor, dass die Raiffeisen Schweiz ihre Bilanz für Käufe von Firmen durch das Vehikel Investnet bereitstellt. Man einigte sich auf eine Kreuzbeteiligung, die zu 40 Prozent Anteil für Wüst und Etter als den Machern und 60 Prozent für die Raiffeisen als Kapitalgeberin führte.
Der Plan war, dass es zu einem Exit der Minderheitsaktionäre ab circa 2017 kommen würde. Als dann Vincenz überraschend schon Anfang 2015 seinen Rücktritt als CEO der Raiffeisen bekanntgab, wurde der Exit zunächst beschleunigt.
Man kam überein, einen Zwischen-Schlussstrich zu ziehen. Phase eins sollte im 2015 enden und zu einer Auszahlung an die Minderheitsaktionäre führen, und zwar in 4 Teilzahlungen.
Zahlung eins und zwei über je 20 Millionen erfolgten nach Vincenz‘ Rücktrittsankündigung von Januar 2015 bis Mitte 2015. Total also 40 Millionen, welche die Raiffeisen an Wüst und Etter überwiesen.
Diese leiteten einen Drittel davon weiter an den versteckten Teilhaber Beat Stocker. Der überwies sogleich einen Betrag an Vincenz, welcher der Hälfte seines Anteils entsprach.
Zwei weitere Teilzahlungen, die aufgrund von Recherchen total nochmals bis zu 60 Millionen ausmachen, sind noch hängig. Wüst und Etter – und hinter ihnen Stocker und allenfalls Vincenz – pochen auf Auszahlung durch die Raiffeisen Schweiz.
Das ist der eine Teil des Streits, bei dem sich nun Nobel auf die Seite der „Kleinen“ im Fight gegen die grosse Raiffeisen geschlagen hat.
Der zweite beginnt mit einem neuen Aktionärsbindungsvertrag von März 2015. Kern ist die Abmachung, gemeinsam die vermeintliche „Erfolgsstory“ Investnet fortzuschreiben.
Dafür werden die „Uhren“ quasi zurückgestellt. Basis für die zweite Runde ist ein Neustart mit einer Bewertung von Investnet zu pari, sprich dem Aktienkapital. Dieses beläuft sich auf 10 Millionen Franken.
Daran beteiligt sich nun Pierin Vincenz für 1,5 Millionen Franken zu 15 Prozent, Wüst und Etter übernehmen 25 Prozent zu 2,5 Millionen. Die 1,5 Millionen erhält Vincenz als Blankokredit von seiner Raiffeisen.
Die Hoffnung ist ein zweiter Reibach, wenn nämlich die Investnet weitere KMUs übernimmt. Auch darüber streiten die Parteien: Die Investnet-Anteile an KMUs sind inzwischen weitgehend verkauft – offiziell mit Gewinn.
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Die beliebtesten Kommentare
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Verlieren werden die Angeklagten so oder so. Denn Anwalt Nobel wird wohl nicht wenig für sein Mandat erhalten – seine Mandanten haben das Nachsehen. Wie immer beim Spiel mit Anwälten.
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https://www.20min.ch/finance/news/story/Paypal-will-mit-Temenos-arbeiten-16880818
Isch wichtig njuus, mann!
Muesch eifach luege dass keine dis konto i der klaud klaut, mann!
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@Immer noch im Saft
Wenn er nicht schon älter als achzig ist – und das ist er wohl tatsächlich nicht – dann geht er auf die 80 zu, in der Tat.
Genau wie ein gestern neu geborenes Kind …
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P.N. ist 73 Jahre alt.
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Was ist denn mit unseren tapferen Kaffebrühe-Trinkern auf Güllen? Pardon, St. Gallen?
Schon in den Ferien?
– Ist euch die braune Brühe im Hals stecken geblieben?
– Hat Euch der Kultbeizer nicht bedient?
– Seid Ihr mit Vedi-Vidi-Vinci auf den vermaledeiten Diven? Sorry, Malediven?Ich vermisse Euren gut durchdachten, hervorragend recherchierten und ausgezeichnet formulierten Beitrag!
Ich bin traurig! Am Boden zerstört!! Und das kurz vor Weihnachten!!!
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Ich habe weder mit Raiffeisen noch mit Investnet etwas zu tun,
Fact ist: Investnet war ein erfolgreiches Unternehmen mit weiteren Potenzial.
Patrick Gisel wollte die Investnet ins Rampenlicht des Skandals stellen, sich damit persönlich aus der Schusslinie nehmen und seinen Kopf retten. Wie bekannt ist, ist ihm dies nicht gelungen. Dafür wurde das erfolgreiche Unternehmen Investnet komplett zerschlagen und Peter Wüst wie Andreas Etter denunziert.
Am Ende wird Raiffeisen den Prozess auf der ganzen Linie verlieren. Kosten für die Raiffeisen, bezw. die Genossenschafter: Über 100 Mio. Diese Rechnung sollte dann an Patrick Gisel gestellt werden! -
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Es liegt mir fern, Gisel in den Schutz nehmen, aber bleiben wir bei den harten Fakten: P. Wüst und A. Etter haben sich mit ihrem geheimen Dreiecksvertrag mit B. Stocker eigenhändig und selbst diskreditiert (und möglicherweise strafbar gemacht).
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Jesses Gott, bei allem Respekt, aber ist der nicht schon pensioniert?
Hoffentlich überlebt er den Richtervergleich, nach Verjährung!-
Muss auf die 80 zugehen…
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Will ja nicht stänkern, aber seit mehr als 9h kein Update bei den Kommentaren. – ?
LH beim Geschenkekaufen untergegangen? -
Merry Christmas Lukas. Ein paar Tage ohne Gift und Hetze. Bestimmt auch für Dich schön.
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Verteidigt er auch die kleine Sekretärin gegen E&Y? Das wäre die grosse Klasse.
Kiki -
Und als Steigbügelhalter diente die Universität St. Gallen die mit Ihrem Center für Family Business welches gemeinsam mit Investnet das St.Galler Nachfolgeseminar für werdende UnternehmerInnen durchführte und so pot. Investoren für die KMU’s generierte.
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Eine gute Wahl wie mir scheint, denn der noble Anwalt hat viel Erfahrung mit Schmierenkommödien. Es gelang ihm schon beim Konkurs der Sportvermarktungsfirma ISL die Sache die heiklen Klippen im Sinne seiner Auftraggeber FIFA bzw. Blatter zu umschiffen. Wer erinnert sich noch an Jean-Marie Weber, der Mann mit dem Geldkoffer, der sich über ein Konto von Prof. Dr. N. mit einer Zahlung von 2.5 Kisten in die ISL-Konkursmasse freikaufen konnte – dies obwohl Weber nach eigenen Angaben keinerlei Vermögen besass. Es ist also wohl auch jetzt mit Wundern zu rechnen.
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Am Ende landen Wüst und Etter auch noch in Uhaft. Würde den Ball flach halten. Da ist schnell ein Eigentor geschossen.
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was erlaube „Nobel“ … spiele wie eine Flasche leer !!
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Figgi und Müli.
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Das würde nach Adam Riese ja heissen, dass die Beteiligungen, welche mit max. 100m eingekauft wurden, beim Exit nach max. 3 Jahren mit 250m bewertet worden sind (40% Anteil = 40m plus 60m). Da möchte ich doch einmal sehen, wie bei diesen KMU die Bücher geführt worden sind, wie die revidiert wurden und wer wie die Bewertung vorgenommen hat! – Nachtigall ick hör dir trapsen! Ich gehe davon aus, dass da einige Luftnummern gemacht wurden. Eine schöne Übung wäre z.B. mit „verbundenen“ Firmen (via KMU Invest) direkt Scheinumsätze zu fakturieren und zu verbuchen und somit direkt zusätzliche Gewinne zu buchen und somit die Bewertungen ausgewählter Firmen explosiv hochzutreiben (zusätzlicher Luftgewinn mal Multiplikator)…und dann die Bezügerin („KMU-Poubelle“) all dieser Luft-„Leistungen“ später Konkurs gehen zu lassen…
Nobel muss aufpassen, dass er nicht ein paar Boxen der Pandora aufmacht…-
Das würde ins Drehbuch und zum Stil der Akteure passen.
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zu den Luftnummern
Bei diesen Einflussmöglichkeiten seitens Vincenz / Stocker wären Luftnummern nicht notwendig: Umsatzpotential / Markenwert, BlaBla & Einverständnis von zahlungskräftiger Käuferschaft reichten aus.
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Aber aber, weshalb müssen Sie jetzt diesen Misthaufen auch noch ans Tageslicht zerren? Die Herren Hütchenspieler sind schlicht extrem talentierte Assetmanager. Nur so konnten sie übers ganze Portfolio im Durschnitt über nicht einmal 3 Jahre (wohlgemerkt zwischen 2012 und 2015) 150% Rendite/Wertsteigerung erzielen… (Plausibilität?)
– Warren Buffet ist dagegen ein Waisenknabe.
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Wuahhhhhhhhhhhh…. laaaaaaaaaangweilig!!
Hoffentlich zitiert 20MINUTEN oder der Tagi noch diesen Artikel. Die können auch nicht mehr und haben ebenso wenig Ahnung.
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Ein Raiffeisen Mitarbeiter? Von was haben Sie denn eine Ahnung?
Nein, es ist überhaupt nicht langweilig, sondern ein Zeichen dafür dass bei Raiffeisen Schweiz der Bereich Legal und Compliance eine absolute Farce waren. Ob dies strafrechtlich relevant ist, mögen andere entscheiden. Moralisch-ethisch jedoch ist das Ganze sehr unanständig und zeugt wieder einmal davon, dass bei Raiffeisen und möglicherweise auch anderen Banken „checks und balances“ nicht funktionieren.
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Ich bin nicht einverstanden mit dem Vergleich die grosse Raiffeisen gegen die ‘Kleinen’. So war ja der ‘kleine’ Peter Wüst u.a. auch CEO der Valora.
Aus meiner Sicht haben sich Wüst/Etter und Vincenz aufgrund gleicher Interessenlage (möglichst viele Millionen ziehen) zusammengetan um diese ‘deals’ so aufzusetzen, dass möglichst viel Geld fliesst. Partners in crime wie die Amis so schön sagen. Es gilt Unschuldsvermutung.
Die Investec mit ihren paar Hinterwald-Transaktiönchen war nie und nimmer eine Summe von 100 Millionen wert. Man beachte nur schon die Schnapszahl von 100. Eine Bewertung von Investec, nach welchen Regeln auch immer, würde sicher nicht auf präzis 100 rauslaufen. Also hier beginnt’s schon zu stinken.
Und so haben denn unsere ‘partners in crime’ (weiterhin Unschuldsvermutung) eben durchaus mit Fantasiezahlen operiert, um dem Käufer (Raiffeisen) diesen Deal schmackhaft zu machen.
Wüst/Etter haben genau gewusst, dass ihre Investec nie und nimmer mehrere Dutzend Millionen wert war. Aber sie haben dann einen gierigen Kumpanen gefunden und mit diesem in nach meiner Sicht, sehr unethischen Weise (allenfalls kriminell), auch den eigenen Sack mit (unverdienten) Millionen gefüllt.
Ich bin nicht einverstanden mit dem Vergleich die grosse Raiffeisen gegen die ‘Kleinen’. So war ja der ‘kleine’ Peter Wüst…
Das würde nach Adam Riese ja heissen, dass die Beteiligungen, welche mit max. 100m eingekauft wurden, beim Exit nach max.…
Am Ende landen Wüst und Etter auch noch in Uhaft. Würde den Ball flach halten. Da ist schnell ein Eigentor…