Eine kleine Anzeige im Tagblatt vom Wochenende fördert Überraschendes zutage. Die Raiffeisen Schweiz verkaufte das Gebäude mit der Adresse am Bohl 17 in St.Gallen an einen CS Fonds.
Der Blog „Die Ostschweiz“ berichtete bereits darüber. Hinter der Adresse steckt der alte Hauptsitz der Privatbank Wegelin, die vor 7 Jahren von den Partnern Konrad Hummler und Otto Bruderer der Raiffeisen Schweiz verkauft worden war.
Dealmaker war bei Letzterer Pierin Vincenz. Der damalige CEO der Genossenschaftsbank brüstete sich zunächst damit, nur 155 Millionen bezahlt zu haben. Das wären 0,75 Prozent der Kundenvermögen der Wegelin gewesen.
Ein Schnäppchen.
Später wurde dann aus US-Gerichtsunterlagen klar, dass Vincenz total 577 Millionen geboten hatte. Davon entfielen gegen 400 Millionen auf die Wegelin-„Substanz“.
577 Millionen, mehr als das Dreifache als die ursprünglich genannten 155 Millionen: Wofür?
Es ging um den Gewinn der alten Wegelin. Dieser blieb als „Schatz“ in der Bank drin und wurde beim Deal mit der Raiffeisen an diese mitverkauft.
Aber auch die Immobilien gehörten zur Substanz, darunter der Hauptsitz der Wegelin in St.Gallen. Die Bank-Gebäude, von Ostschweiz bis Genf, von Basel bis Lugano, wurden offenbar mit stolzen Werten geführt.
Waren die Gebäude richtig bewertet? Die Frage verschwand bald wieder aus der öffentlichen Debatte. Die Raiffeisen führte die Wegelin neu unter Notenstein, diese schlug ihre Zelte unter anderem am Bohl 17 auf. Thema erledigt.
Die Raiffeisen hatte auch die übrigen Immobilien der alten Wegelin neu in ihrem Besitz, darunter ein Restaurant namens „Non olet“ in St.Gallen.
Laut dem Blog „Die Ostschweiz“ und dem „Tagblatt“ wurde auch dieses nun verkauft – nicht an die CS, sondern an die „Politische Gemeinde St.Gallen“.
Bei der Raiffeisen stieg Vincenz 2015 von der grossen Bühne. Es übernahm Patrik Gisel. Der machte eins nach dem anderen aus der Ära des Bündners rückgängig.
Schliesslich kam auch die Notenstein aka Wegelin an die Reihe. Als Gisel vor Jahresfrist die Notenstein La Roche der Zürcher Vontobel verkaufte, sprach der damalige Raiffeisen-Boss von einem knappen Nullsummenspiel.
Sprich, die Raiffeisen habe mit dem grossen Investment – es handelt sich wohl um die grösste Akquisition unter Pierin Vincenz – wenigstens nichts verloren.
Die Rede war von 700 Millionen Franken, welche die Vontobel für die Notenstein auf den Tisch geblättert habe. Der Preis galt als hoch. Vontobel sanierte rasch, baute rund 150 Stellen ab.
Wofür bezahlte Vontobel so viel Geld? Bisher war die Meinung, dass die Vontobel bestimmt auch die vielen Liegenschaften aus der Zeit der Wegelin für den Betrag erhalten hätte.
Nun zeigt sich, dass dem nicht so ist. Die Raiffeisen verkaufte für den Preis, der Gisel und seinen Kollegen ganz oben half, das eigene Gesicht zu wahren, nur die Kunden und deren Vermögen. Plus die Mitarbeiter, doch die kosteten zunächst.
Die harten „Assets“ in Form von Liegenschaften, darunter Prestigegebäude wie in St.Gallen, blieben auf der Bilanz der Raiffeisen Schweiz. Nun verkauft die Genossenschaftsbank diese separat.
Dass die Vontobel so viel Geld für so wenig Substanz zahlte, leuchtet nicht ein. Was hat Vontobel sonst erhalten?
Geschäfte, Stupid. Die Vontobel liefert ihre Anlageprodukte der Raiffeisen. Sie hat potenziell 4 Millionen neue Kunden.
Umgekehrt behielt die Raiffeisen das Geheimnis gewahrt um die alten Wegelin-Liegenschaften und ihre Bewertung, als 2012 Vincenz mit Hilfe von dessen Ehefrau und den Verkäufern Hummler und Bruderer über Nacht einen Megadeal durchgezogen hatten.
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Die beliebtesten Kommentare
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Eine Ära geht zu Ende und das Privatbanking in der Schweiz hat langsam ausdient. Die alten versaufen im Cash und die jungen Leute haben keine Kohle mehr – der Crash wird kommen!
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Es stellen sich seit geraumen Zeit immer mehr Zeitgenossen die Frage, wie lange es wohl nocht dauert bis einige mal so richtig durchgreiffen- und aufräum…..
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Die Immobilien und das Gold der Banken sind das einzige, was in 20 oder 30 Jahren überhaupt noch einen Wert hat und genau das verschachern die Banken heute.
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Ich glaube es ist allen klar, wie das Geschäft gelaufen ist. Da wurde ein wenig Financial-Engeneering betrieben: Ich bezahle jetzt mehr, damit Raiffeisen sein Gesicht wahren konnte (und Gisel seinen Bonus gesichert hatte) und in Zukunft kaufst Du für x-Jahre meine überteuerten Produkte.
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Das ist ja schöner Quatsch den Sie uns hier auftischen möchten. Raiffeisen hat ein super Geschäft abgeschlossen, toll gemacht.
Vontobel muss im PB wachsen und war darum heiss auf die Assets!
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Hallo Pierin
Du musst die Koffer nicht auspacken, der nächste Aufenthalt hinter schwedischen Gardinen steht für 2020 an.
Liebe Feriengrüsse aus dem schönen Engadin. -
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Nach dreimaligem Lesen: What the hell do you want to tell me?
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Als besonders stossend wird hier in St. Gallen empfunden, dass sich auch die finanziell äusserst marode Stadt St. Gallen immer häufiger Liegenschaften in der Stadt an Premiumlagen „unter die Nägel reisst“! (Zuerst werden gute, sehr gesuchte Parkplatzlagen aus politischen Gründen abgemurkst – dann schliessen wie hier in St. Gallen Geschäfte reihenweise – und als Folge davon versucht die Stadt, unrentabel gewordene Liegenschaften sich zum Sprengpreis einzuverleiben.)
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Dann hat Raiffeisen die Notenstein aber sehr gut verkauft, Bravo!!!
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Ich vermute stark, dass Vontobel die horrende Kaufsumme nur hinblätterte weil im Sideletter festgehalten wird: „ bei nachkommenden Defiziten, Verlusten und Fehlbewertungen innert x Monaten hat die Käuferin ein Retentionsrecht im Umfange von Betrag xyz“ . ( no fake news).
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Fake News! Sie liegen falsch 🙂
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@Dejan: Nein, er hat recht. Genau so life es.
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Glauben sie wirklich, das ein Nixversteher vom Banking (jener PB Chef, der nur gratis sein Familienvermögen verwalten lässt und noch KEINEN Kunden gewann) soweit über mögliche Fallgruben hinaus dachte?
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Die dummen Raiffeisenkunden bezahlen indirekt den hohen Preis von Vontobel. Die Strukis, Volt, Fonds, etc: alles zu hohen Preisen für Produkte, die man nicht braucht. Raiffeisen ist ein Klüngel, nicht nur in der Zentrale, sondern auch in vielen Regionen. Das Schweigen der Lämmer.
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Raiffeisen hat eigene Strukis!
Und bei Fonds ein Best-in-Class Angebot… -
@Besserwisser: Ich weiss zwar nicht was der Coiffeur von Zeno Staub von Beruf ist, aber eines ist klar, Vontobel hat sich nicht über den Tisch ziehen lassen. Wenn Vontobel zu viel bezahlt hat, dann lassen sie es sich über die Jahre fürstlich zurückvergüten.
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@Besserwisser
Bei den Strukis haben Sie recht, aber wir wissen beide, dass der KB in der Regel zwar gerne auf den Best-in-Class-Ansatz verweist, sich aber trotzdem darüber hinwegsetzt, sofern a) der Kunde seinem Kundenberater blind vertraut und b) die internen Anreizsysteme entsprechend ausgestaltet sind. Ihre Nebelpetarde verfängt also nicht.
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Bei Raiffeisen gibt es keine solchen Anreizsysteme und die meisten Raiffeisenbanken haben nicht mal eine Bonuszahlung vorgesehen. Voila!
Also doch Fake News…
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Jetzt wird der Scherbenhaufen, den Konrad Hummer in St. Gallen hinterliess, immer offensichtlicher. Hummler jammerte ja letzthin selbst im „Tagblatt“, dass er sehr darunter leide, dass zahlreiche ehemalige „Freunde“ die Strassenseite wechseln, wenn sie ihn wahrnehmen…
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Konrad Hummler – wenn er ein Hummer gewesen wäre, so hätte man ihn zu den feinsten Leckerbissen reihen können.
Der Hummler war es eben nicht und der Besserwisser musste von der US Steuergewalt klein beigeben….. -
Hummler kann jammern, der hat ja jahrelang alle seine Freunde veräppelt. Habe kein Bedauern, Collardi wird mit ihm sicher Schampus trinken, der ist aus dem gleichen Holz geschnitzt.
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Der Hummler engagierte einen Spezialisten für Geldwäscherei und Internationale Strafrechtshilfe. Und der erzählte Hummler, was er gerne hören wollte: Bei Steuerdelikten von US-Amerikanischen Steuerbetrügern gebe es in der Schweiz keine Geldwäscherei-Strafverfolgung und riskiere Wegelin folglich nichts.
Gesagt getan. Und dann kippten die US-Amerikaner Wegelin aus dem USD-Geldverkehr. Und musste Hummler an Raiffeisen verkaufen.
Und der Spezialist sattelte um in die Justizaufsicht über die Bundesanwaltschaft. Dann wurde er Berater.
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Der Preis für die Notenstein-Übernahme durch Vontobel ist nebensächlich und dürfte sich über den wiederbelebten Raiffeisen-Verkaufskanal über die nächsten Jahre als kluger Schachzug erweisen. Die Dummen sind einmal mehr die Kunden – in diesem Fall die Raiffeisen-Klientel, die mit mittelmässigen Vontobel-Produkten bedient wird.
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Die höchst undurchsichtigen Manöver der Raiffeisen-Schweiz-Zentrale in St. Gallen nach der Inhaftierung von Pierin Vincenz lösen ja schon seit langer Zeit in der St. Galler Kaffeerunde nur noch Kopfschütteln aus…
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Nirgendwo Unternehmer zu sehen, nur angestellte Abkassierer ohne eigenes Erspartes im Risiko! – Mit dem Geld anderer lässt sich immer gut wursteln.
Hummler kann jammern, der hat ja jahrelang alle seine Freunde veräppelt. Habe kein Bedauern, Collardi wird mit ihm sicher Schampus…
Nirgendwo Unternehmer zu sehen, nur angestellte Abkassierer ohne eigenes Erspartes im Risiko! - Mit dem Geld anderer lässt sich immer…
Jetzt wird der Scherbenhaufen, den Konrad Hummer in St. Gallen hinterliess, immer offensichtlicher. Hummler jammerte ja letzthin selbst im "Tagblatt",…