Die Personalie der Woche bewegt auch am Sonntag. Stefan Bollinger, ein Name, den zuvor kaum einer ausserhalb der Szene gekannt hat, machte das Rennen um den CEO-Job bei der Julius Bär.
Die Aufgabe ist entscheidend. Bär steht nach ihrem Benko-Debakel und der strategischen Kehrtwende mit dem Ausstieg aus dem Private Debt-Geschäft vor einem Neuanfang.
Ist Bollinger der Richtige dafür? Laut NZZ am Sonntag eher nicht. Bei Goldman Sachs friste das Private Banking ein „Nischendasein“, während Bär vollständig davon lebe.
Entsprechend habe Bollinger bei der Goldman Sachs nur eine überschaubare Führungsaufgabe gehabt.
„Verfügt der Co-Head einer kleinen Sparte über die Fähigkeit, eine kriselnde Traditionsfirma neu aufzustellen?“, fragt die Zeitung.
Und lässt dann einen „Branchenkenner“ wie folgt antworten: „Angesichts der Aufgaben, die ihn bei der Bank Bär erwarten, ist sein Profil an der untersten Grenze.“
„Tolle Etikette, wenig Substanz, beschränkte Erfahrung – zu diesem Fazit könnte man gelangen, stellt man nur auf Bollingers formelle Funktion bei Goldman ab“, zieht das Blatt ein Zwischenfazit.
Dann aber bringt die NZZ am Sonntag die Meinung von Bollinger-Leuten. Und die loben den Banker der Stunde über den grünen Klee.
Er habe das Private Banking der Goldman Sachs in Europa auf die Landkarte gesetzt, und er sei entscheidend in die Digitalisierung des US-Konzerns involviert gewesen.
Vor allem sei Bollinger mit den Vorschriften und Regulatorien der angelsächsischen Bankenaufsehern vertraut; bei allen Krisen und „Angriffen“ ein zentraler Punkt.
Gut sei auch, dass nicht die Ewiggleichen aus dem Zürcher Kuchen zum Handkuss gekommen seien, so die Zeitung von der Falkenstrasse.
„(A)uf der Kandidatenliste figurierten dem Vernehmen nach Ex-CEO Thomas Gottstein und Ex-Schweiz-Chef André Helfenstein“, schreibt das Blatt.
Die hätten es schwer gehabt, die Spitzenaufgabe bei der Bär „frei von Abhängigkeiten und Seilschaften“ anzutreten.
Das positive Bild, das die NZZ am Sonntag mit Verweis auf Bollinger-Vertraute zeichnet, findet ein ebenso wohlwollendes Echo bei einem Gesprächspartner.
Der kennt Bollinger seit Jahren und schildert ihn als einen, der alles ganz genau wissen will. „Nicht nur, was sein eigentlicher Aufgaben-Bereich angeht, sondern auch alles rundherum, was Banking ausmacht.“
Treasury, Bilanzen, Middle East, Asien, Trading, nah bei den Kunden – Schlagworte, mit denen Bollinger aufgrund seiner Erfahrung viel anfangen könne. „Er ist ein Allrounder.“
Und: Bollinger sei ein „unglaubliches Arbeitstier“, er habe immer mehr geleistet als die Mitstreiter, sei die Extrameile vor allen anderen gegangen, meint die Auskunftsperson.
Auf Fotos wirkt Bollinger wie ein Filmstar. Show und Shining seien aber überhaupt nicht sein Ding, im Gegenteil, so der Insider: „Er ist kein Blender.“
Der Verwaltungsrat der Julius Bär und dessen Präsident Romeo Lacher hätten ihn wohl überzeugen müssen, zur Privatbank zu wechseln.
Für das Monetäre ist vorgesorgt. Lacher und Co. liessen sich im voraus total 14 Millionen von den Bär-Eigentümern für einen Golden-Hello sowie die anschliessende Jahres-Entschädigung für den neuen Mann bereitstellen.
„Der Status als Partner bei Goldman Sachs hat in der Finanzwelt enormes Gewicht“, sagt die Auskunftsperson. „Bollinger hatte schon fast den Olymp erreicht, für sein Ego brauchte er den CEO-Job bei Bär nicht.“
Vielmehr reize ihn die Aufgabe – und er verstehe es, die Leute für schwierige Aufgaben zu gewinnen.
„Er hat das Zeug, die Julius Bär nach vielen Jahren wieder zu einer Bank zu machen, bei der die Werte der alten Chefs wie Hans Bär zuoberst stehen.“
Bollinger, dieses Jahr 50, soll den neuen Chef-Typus von Swiss Banking verkörpern: nicht hierarchisch, die Ärmel hochgekrempelt, die Details ernst nehmend, gut im Umgang mit den Leuten, international geprägt.
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich bin auch skeptisch gegenüber der NZZ unter der Leitung von Gujer, der das Blatt vom Weltformat zum Boulevard geführt hat.
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Stimmt, die AfD-Parteizeitung ist, gemessen an der Bösartigkeit, dem Boulevard zuzuordnen.
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Ich würde ihm eine Chance geben. Sein Netzwerk von GS kam dem Institut nur nützlich sein.
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wenn man wenigstens sagen könnte lacher verstehe etwas von führungsaufgaben – aber er steht diesbezüglich kielholz in nichts nach.
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Es war offensichtlich sehr schwierig einen neuen CEO zu finden.
Wenn man zuerst den VRP ausgewechselt hätte, hätten sich sicher auch qualifiziertere Personen interessiert! Wer will schon freiwillig unter Dr. Lacher arbeiten???Was muss alles noch passieren bis Remo Lacher endlich ersetzt wird?
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@Peter A – The golden hello von CHF 14 Mio. ist als Schmerzensgeld zu verstehen. So einfach ist das.
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Artikel gelesen, Artikel wohlwollend und positiv zur Kenntnis genommen.
Habe mich am Wochenende auch in bankelitärer Runde (zumindest scheinen es einige zu glauben) unterhalten. Negatives kam paradoxerweise nur von Credit Suisse Managern an den Tisch, alle anderen Teilnehmer waren sehr positiv zur Besetzung des CEO Posten. Affaire a Suivre. -
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Wenn er der falsche CEO ist, dann ist die Julius Bär bald ein Übernahmekandidat.
Die wichtigere Frage ist, wieso ist die Julius Bär nicht in der Lage eigenen Nachwuchs zu fördern?
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Bei der Bank Bär liegt vieles im Argen. Und zwar seit Jahren!
Insbesondere IT-Systeme, Risko Management sowie die Kwalität der Beratung sind auf der Strecke geblieben.
Die Rechtsfälle von betroffenen Kunden türmen sich haushoch beim Rechtsdienst. Dies ist ja auch wenig verwunderlich da Sorgfalts‐ und Treuepflichten bei der JB Fremdwörter sind.
Der nächste Super-GAU ist warscheinlicher als gedacht!
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Schade hat Loomit abgesagt. Mit einer grosszügigen Homeoffice Regelung hätte er von Pattaya aus die Valoren von JB wiede auf 100 gebracht.
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Warum skeptisch? Ist er zu wenig jüdisch? Zu gut aussehend, hat keine Benko Gates im CV?
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Naja, die NZZ meint ja auch, bei der Olympia-Eröffnungsfeier sei „das letzte Abendmahl“ neu inszeniert worden, und glaubt, das Lachen einer Person würde etwas über deren Qualifikation für das Amt des US-Präsidenten aussagen.
Dabei ist es doch so:
Trump lacht nicht nur fast nie selbst, er ist auch komplett besessen von der Idee, dass andere Leute über ihn lachen könnten. Und das macht das Lachen von Harris umso schöner.Make America Laugh Again!
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weniger Vorschusslorbeeren und Lärm wären angezeigt..
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Ich lese die NZZaS seit Jahren. Aber einen solch anmassenden Artikel habe ich da noch nie gelesen. Was sich da Herr Schätti erlaubt, geht einfach gar nicht. Lasst den Herrn Bollinger einfach mal beginnen. Einfach so aus Äusserungen anderer darauf schliessen, dass er wohl nicht der Richtige sei – ist das noch seriöser Journalismus?
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Da kann man den Bären ein Kränzchen winden. Endlich einmal ein Normalo, ohne Allüren und mit einer unerträglichen Bonusgeilheit. Natürlich passt diese Wahl der verkrusteten und korrupten Bankster-Szene in Zürich überhaupt nicht, da mit grösster Wahrscheinlichkeit der Gegenbeweis erbracht wird, dass auch ein Normalo eine Bank vom Kaliber der Bären-Bank auf den richtigen Pfad zurückbringt. Da wird es sicher Nachahmer geben. Das Gebaren der „gestandenen“, aufgeblasenen und arroganten Bankster hat eine wichtige Schmerzgrenze schon lange überschritten, nur haben sie es noch nicht bemerkt (siehe UBS). Typisch für Narzissten. Wünsche noch einen schönen Sonntag!
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Interessant wäre es zu erfahren, wie das Wachstum bei den Kundenvermögen bei Goldman zustandekam: durch Vermögenszuwachs oder Lombardkredite.
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Gehe mal davon aus das er queer ist! Ansonsten wäre seine Wahl ein Skandal!
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Hat Matilda eine Schreibblockade!
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Besser als ein CS Versager ist der allemal.
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egal, wer sonst noch in Frage gekommen wäre – irgendein „Sachverständiger“ hätte etwas zu meckern.
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Sicherlich ist der neue CEO von Julius Bär unbelastet und hat einen namhaften Arbeitgeber in seiner Vita stehen, aber wirklich große Erfahrung im Private Banking hat er auch nicht, da liegt die NZZ nicht ganz falsch.
Letztendlich wird man die ganze Entwicklung abwarten müssen, aber die Frage eines Kommentators warum Führungspositionen im Private Banking mit Investmentbankern besetzt werden, ist ebenso berechtigt.
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Die NZZ hat völlig Recht mit seiner Skepsis gegen den neuen Bären. Das Trauerspiel geht weiter und endet wohl erst mit Bankrott.
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Der kann das! Viel Spass bei der neuen Herausforderung.
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Die Wahl von Bollinger scheint gut zu sein oder zumindest die Beste unter weniger Guten. Wenn die NZZ nur noch Gottstein oder Helfenstein als Varianten anführen kann kann man nur schlussfolgern : Besser jeder Andere als einer dieser Beiden. Die konnten CEO wirklich nicht und haben das bewiesen. Siehe untergegangene CS
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Bei diesem Bigshot aufgegabelt vom lachenden Romeo ist ein Misserfolg vorprogrammiert. – Der hat vom Private Banking wenig Ahnung und bis der anfängt, sind die Felle von Bär längst davongeschwommen…!
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OK, dann behalte ich mal meine Bär-Aktien, die ich am 25. kaufte… liest sich eigentlich nicht schlecht.
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Also wenn ich mir das Föteli anschaue, habe ich das Gefühl, ich sähe einen Bueb, der gerade seinen Lehrabschluss gemacht hat und vom Mami gegfötelt wird…
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Du solltest dringend zum Augenarzt!!!
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Und doch hat dieser Bueb mehr erreicht, als Du Dir vorstellen kannst. Da bringt es Dir auch nichts, dass Du wie ein erwachsener Loser aussiehst.
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Na Ihr Kommentar ist ja äußerst qualifiziert und außer Polemik nicht viel wert.
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Sie irren sich, es handelt sich um das Konfirmanten-Foto.
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Also wämer kei Ahnig hät, wird eifach mal uf üsserlichkeite gschosse,
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NZZ die hochnäsige Zeitung.Was sagt diese dann zu all den angeblich Hochqualifizierten Versagern die die Bank ins Elend geritten haben.
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Herr Elmer: Sie sind auf dem richtigen Weg. Bollinger ist ganz sicher der richtige Mann für Bär. Was später geschieht wissen wir noch nicht. Ich bin jedoch der Meinung: Wenn die Herren Ermotti und Kelleher nicht mehr sind sollte bei der UBS eine Sorte wie Bollinger her. Wenn es wieder Theoretiker und McKinseyLeute sind, dann bin ich mit Ihnen einig dass schlussenlich Goldman Sachs, J.P.Morgen etc. die UBS übernehmen werden. Da bin ich mir ganz sicher, das wird jetzt schon aufgegleist.
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Paul x: Völlig einverstanden: Die NZZ ist nicht relevant in dieser Sache. Es ist ein FDP-Blatt und wer hat die besten CH-Firmen ins Abseits geritten in den letzten Jahren? … FDP-Leute.
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Selbstüberschätzung der Journalisten hält oft auch von der NZZ nicht halt.
Auch wenn das Privatbanker (meist eingebildete Verkäufer) nicht hören wollen. Das intellektuell UND praktisch Anspruchsvollste im Banking ist das internationale Investmentbanking.
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Die Frage stellt sich, wann wird der Bär von Goldman-Sachs gefressen? Ein Informant ist platziert und damit geht die amerikanische Strategie auf, den schweizerischen Finanzplatz bald zu dominieren!
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So wie Dougan bei der Credit Suisse? Diese wurde den Amis ebenfalls zum Frass vorgeworfen. Hat sich dann allerdings schon vor der Mahlzeit selbst zerlegt.
Gibt’s überhaupt noch ein Swiss Private Banking alter Ordonanz? -
Aus dem Lateinische:
„Verleumde nur drauflos. Es bleibt immer was hängen.“
(Sie sind wie Stöhlker aus der Zeit gefallen. Geniessen Sie Ihre Hobbies und suchen Sie Ihren inneren Frieden, ohne sich zwanghaft äussern zu müssen. Können Sie 10 KM Joggen?)
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Bla bla Blabla ……..
Da wünschte ich mir eher einen Mediziner, der den Schrumpfungs-Virus vertreibt.
Der Bär 🐻 ist und bleibt „angeschossen!“
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Im Moment sollten sie sich eher über die Dominanz der UBS in gewissen Bereichen Gedanken machen!
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Warum werden Führungspositionen im Private Banking mit Investment Bankern besetzt?
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Aus zwei Gründen:
1. Ihnen fehlt oft das Einfühlungsvermögen, was sie zu rücksichtslosen Karrieremachern macht.
2. Sie versprechen schnelleres kurzfristiges Wachstum, was der Geschäftsleitung, VR, und den Aktionären Dollarzeichen in die Augen treibt.
Vermögensverwalter, oder zumindest die echten, sind langweilig, sie bieten nur stabiles langfristiges Wachstum ohne die Möglichkeit, Hunderte Millionen an Boni zu verdienen (die in Wirklichkeit Kundengelder sind, die in weniger produktive Zwecke fliessen, wie etwa in Ferraris und Aston Martins).
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krasse news für boomer💪😀
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Welche denn? Dass ein Bubi, das keine Ahnung hat, Boomer ablösen soll, denen er seinen Wohlstand und seine (magere) Ausbildung verdankt? Was haben denn alle die Grossmäuler, die der Boomergeneration folgen, bis jetzt geschafft, nachhaltig? Die sollen zuerst einmal lernen, sich hinter den Ohren abzutrocknen.
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NZZ die hochnäsige Zeitung.Was sagt diese dann zu all den angeblich Hochqualifizierten Versagern die die Bank ins Elend geritten haben.
Die Frage stellt sich, wann wird der Bär von Goldman-Sachs gefressen? Ein Informant ist platziert und damit geht die amerikanische…
Also wenn ich mir das Föteli anschaue, habe ich das Gefühl, ich sähe einen Bueb, der gerade seinen Lehrabschluss gemacht…