Gegendarstellung der SBB am Ende des Artikels.
Der technische Höhepunkt des schweizerischen Baus von Lokomotiven der ehemaligen BBC, MFO und SLM waren die sechsachsigen Re 620 mit der imposanten Leistung von 10’000 PS gefertigt in den 1970er Jahren.
SBB Cargo rangiert diese Lokomotiven bisher fortlaufend aus und übergibt diese dem Schneidbrenner.
In dieser Situation ergriff die schwedische Lokomotiven-Vermieterin Nordic Re-Finance die Gelegenheit und teilte SBB Cargo das Interesse zur Übernahme möglich vieler noch betriebsfähiger Re 620 mit.
Daraufhin haben die beiden Gesellschaften eine Vereinbarung zur Übergabe von 16 Lokomotiven getroffen. Im April 2024 wurde mit der Re 620 052 die erste Lokomotive an Re-Finance übergeben.
Das Fahrzeug überzeugte die Schweden und sorgte im Norden für Begeisterung. Das Interesse für die Mietung durch schwedische und später auch norwegische Güterbahnen stieg.
Auf Basis der Zusage von SBB Cargo für weitere Re 620 hat Re-Finance in aufwendigen Verfahren die Betriebszulassung der European Union Agency for Railways (ERA), die Eisenbahn-Agentur der Europäischen Union, sowie von der schwedischen Zulassungsbehörde Transportstyrelsen eingeholt.
Dieses Prozedere dauerte über ein ganzes Jahr. In der gleichen Zeit wurde die aus der Schweiz gelieferte Re 620 052 technisch an die schwedischen Vorschriften angepasst.
Die bisherigen Gesamtkosten werden von Re-Finance nicht bekannt gegeben. Mit Sicherheit wären sie für eine einzige Lokomotive niemals aufgewendet worden.
Im April dieses Jahres folgte dann die böse Überraschung. Plötzlich teilte SBB Cargo nach einem Jahr und nach dem gesamten hohen Aufwand den perplexen Schweden mit, die Lokomotiven Re 620 würden Asbest enthalten.
Deshalb würde SBB Cargo keine weiteren Lokomotiven mehr übergeben.
In dieser Konsequenz müssten in der Schweiz sämtliche noch eingesetzten Lokomotiven dieses Typs sowie weitere Altbau-Lokomotiven aus dem Verkehr gezogen werden.
Die Eisenbahner-Gewerkschaften müssten Sturm laufen.
Nichts davon ist jedoch der Fall.
Tatsächlich handelt es sich bei der Asbest-Geschichte um einen Vorwand, um keine weiteren Lokomotiven an die Schweden zu übergeben.
Denn wegen ETCS-Problemen mit den neuen Vectron-Lokomotiven von Siemens hat SBB Cargo einen unerwarteten erhöhten Eigenbedarf für die noch in Betrieb stehenden Re 620.
Das European Train Control System (ETCS) ist ein digitales Zugsicherungssystem, das von der EU gefördert wird und häufig Probleme bereitet.
Die Schweden stehen nach ihrem hohen geleisteten Aufwand vor einem Scherbenhaufen. SBB Cargo und die Nordic Re-Finance haben über die Angelegenheit eine Informationssperre verhängt.
Die SBB Cargo taumelt von Krise zu Krise und muss ständig finanziell unterstützt werden. Im März wurden ihr wieder einmal 260 Millionen zugesprochen.
In der Geschäftsleitung fehlen fachkundige Leute aus der Transportbranche. Der neue CEO Alexander Muhm war zuvor Leiter Immobilien bei den Bundesbahnen.
Muhm ist bei SBB Cargo bisher durch knallharte Preiserhöhungen aufgefallen. Nicht genehme Aufträge wie die Transporte von Zuckerrüben werden von SBB Cargo nicht mehr durchgeführt.
Dies hat Trans Rail aus Frauenfeld übernommen. Ebenso die Aushubtransporte vom Gotthard-Strassentunnel nach Flüelen.
Gegendarstellung der SBB
Der Artikel enthält viele Falschinformationen, die wir hiermit gerne richtigstellen:
SBB Cargo bricht keine Vereinbarung. Es gibt Pläne für einen Verkauf der Lokomotiven Re 620 nach Schweden, aber bis heute keinen Vertrag.
Also führt SBB Cargo „die Schweden auch nicht hinters Licht“, wie Sie schreiben. Das ist, mit Verlaub, Unsinn.
Eine erste Lok ist zu Testzwecken geliefert worden; weitere Lieferungen sind nicht möglich aufgrund der Asbestbelastung.
Dass die Loks Asbest enthalten, ist seit langem bekannt. Im Betrieb in der Schweiz stellt das kein Gesundheitsrisiko dar, da das Asbest gebunden ist. Hingegen dürfen asbestbelastete Maschinen nicht exportiert werden.
SBB Cargo prüft deshalb eine Asbestsanierung der Maschinen, um einen Verkauf kontinuierlich entlang der so genannten Ausphasung zu ermöglichen.
Zwischen einem möglichen Verkauf von Re 620 und den Vectros-Loks mit ETCS-Problemen gibt es keinen Zusammenhang.
Wir legen Wert darauf zu betonen, dass in der Geschäftsleitung von SBB Cargo Schweiz mehrere Mitglieder mit langjähriger Erfahrung im Schienengüterverkehr vertreten sind. Von einer nichtfachkundigen Führung zu sprechen, trifft daher nicht zu.
SBB Cargo lehnt keine „nichtgenehmen“ Aufträge ab. Richtig ist, dass sich das Unternehmen nichtrentable Transporte nicht mehr leisten kann.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Interessant, dass sofort eine Gegendarstellung erfolgt. Noch interessanter, dass sie auch gleich veröffentlicht wird…
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Im Sinne der Steuerzahler wäre es geradezu fahrlässig, sich an diese Abmachungen zu halten, wenn sie den Interessen der SBB (dh. der Steuerzahler) zuwider laufen würde. Von daher: Gut gemacht SBB. @Jürg: Heul leiser!
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Ja genau Herr Streuli, ich erinnere mir noch an die 1970er-Jahre und wie damals die Lokomotiven gebaut wurden.
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Die hatten noch nie fähige Cargo-Leiter # Nordman&Co.
Der Jetzige ex-Immobilier setzt diese Tradition fort… -
Asbest ist schon immer der Vorwand gewesen, um historischen Eisenbahn Vereinen ihre Altfahrzeuge wegzunehmen. Jetzt wird der Vorwand auch gegenüber Investoren ausgepackt. Schauen wir, vielleicht haben die ja bessere Anwälte…
Aber immerhin konnte die Eisenbahn Revue Ihr EU Bashing wieder irgendwo reinschreiben. -
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Oh je, Jürg, ich habe die Eisenbahnrevue seit Jahrzehnten abonniert und lese sie wirklich gerne. Aber nicht im Kontext eines Rechtsaussenblogs, das von der Bewirtschaftung menschlich niederster Emotionen lebt und dies mit angeblicher Meinungsfreiheit verbrämt.
Aber vielleicht schreibst Du ja mal etwas darüber, was die Gewerkschaften heute noch für eine Bedeutung, Stellung und Rolle in der Eisenbahnwelt haben? -
Ob Radbruch oder Vertragsbruch: Die SBB macht`s möglich…
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Die machen absichtlich einen auf ‚rote Zahlen‘ um den hoch-profitablen Frachtverkehr privatisieren zu können. Auch Zuckerrüben bringen genug Profite, wurden die doch von privaten Akteuren rund um die staatliche SBB übernommen. Rosinenpicker. Was hier verbrochen wird ist schleichende Privatisierubg der profitablen Teile der Fracht… am Ende ist es einfach Raub von öffentlichem Eigentum und systematische gewollte Zerstörung von Service Public. Wie immer… nach Vorgaben aus den WTO Verträgen.
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Hier hat sich also jemand von Nordic Re-Finance bei IP gemeldet und beklagt sich indirekt darüber, dass sie vorläufig keine weiteren Re 6/6 mehr zum Schnäppchenpreis erhalten, also zum Schrottwert. Man dürfte Verträge haben, in denen die Details geregelt sein sollten. Dass die SBB darin Rücktrittsmöglichkeiten haben, ist deshalb naheliegend. Somit ist das Thema juristisch erledigt.
Die Eisenbahner-Gewerkschaften laufen nicht Sturm, da Asbest nur bei Revisions- oder Abbrucharbeiten gefährlich werden kann. Schliesslich dürften in der Schweiz sicher noch um die 2-3 Millionen Menschen in Gebäuden leben, die auch noch Asbest enthalten.
Insgesamt hinterlässt der Artikel einen fragwürdigen Eindruck, unabhängig davon, dass er mit dem Bankenplatz Schweiz nichts zu tun hat.
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Sind Sie Insider, als Jurist oder sonstwie in diesen Fall verwickelt? Ich war mal Chemiker F&E, über Asbest sollten Sie besser (auch) nicht kommentieren…
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@Gusti
Wenn Sie sich so wichtig machen, sollten Sie wenigstens ein Argument bringen. Es bleibt sonst der Eindruck, als ob man sich zwar an der Diskussion beteiligen möchte, aber inhaltlich nicht einbringen kann.
Beispiel:
In Gebäuden, die vor 1990 gebaut worden sind, können noch asbesthaltige Materialien vorhanden sein. Die allermeisten Asbestmaterialien setzen bei normaler Nutzung keine Asbestfasern frei und gefährden die Bewohner nicht.Vor einem Umbau oder einer Sanierung muss das Vorhandensein von Asbest auf jeden Fall ermittelt werden.
Asbeste sind mineralische Fasern, die natürlich im Gestein vorkommen. Aufgrund der besonderen Eigenschaften wurde Asbest vielseitig verarbeitet und in Baumaterialien und in der Industrie eingesetzt. Sie wurden also nicht von Chemikern hergestellt.
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Sehr gut, niemand mag die Schweden
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Diese Blog wird immer abstruser und zusammenhangsloser. Von Paradeplatz liest man immer weniger.
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Roger Tschantre:
Meiner Meinung nach sind Business-Themen durchaus über den Paradeplatz hinaus wünschenswert, soweit sie einen gewissen Newscharakter haben. Der vorstehende Artikel steht aber auch aus meiner Sicht völlig quer in der Landschaft und interessiert maximal Hobbyeisenbahner.Viel mehr würde es mehr IP entsprechen, wenn SBB Cargo generell unter die Lupe genommen würde. Ausser von dauernden Zuschüssen und von exorbitanten Preisen liest man wenig. Interessant wäre aber, was dazwischen passiert.
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So ist es nur noch schwache Autoren mit Selbstkomplex und kaum Verstand.
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Roger Tschantre: Meiner Meinung nach sind Business-Themen durchaus über den Paradeplatz hinaus wünschenswert, soweit sie einen gewissen Newscharakter haben. Der…
Ob Radbruch oder Vertragsbruch: Die SBB macht`s möglich...
Hier hat sich also jemand von Nordic Re-Finance bei IP gemeldet und beklagt sich indirekt darüber, dass sie vorläufig keine…