Für den Aufbau eines Showcase-Assetmanagements investierte die Genossenschaftsbank Raiffeisen wohl gegen 100 Millionen. Was sie dafür erhielt, ist kümmerlich.
Die besten Leuten nehmen reissaus. Das Thema Nachhaltigkeit besetzen andere. Die Kosten gehen durchs Dach. Der Chef spielt Theater.
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Was nach Soap-Opera klingt, ist bittere Realität.
Einquartiert im gediegenen Schilthof, einem alt-ehrwürdigen Vorzeigebau in der Basler City, herrscht bei der Vescore ein wildes Hauen und Stechen.
Verantwortlich ist – wie immer – der Chef.
Der heisst Aris Prepoudis, stiess vor bald 3 Jahren von der Safra Sarasin zur damaligen Notenstein mit dem Auftrag, die Raiffeisen-Privatbank im Assetmanagement auf die Schweizer Landkarte zu setzen.
Prepoudis kam nicht allein. Mit ihm flüchteten gegen 50 Leute von der alten Sarasin in den Schoss der Genossenschaftgruppe, die wie bei der Wegelin ihren Tresor für gefallene Helden weit offen hatte.
Was dann folgte, hat das Zeugs zu einem Schildbürgerstreich erster Güte; bezahlt von den fast 2 Millionen Raiffeisen-Genossenschaftern, die selten wissen, was in ihrem Laden wirklich passiert.
Zunächst wütete Beat Wittmann, ein Ex-Grossbanker und Sohn des kürzlich verstorbenen Top-Professors Walter Wittmann.
Wittmann Junior erhielt Carte Blanche von Pierin Vincenz, Grosswesir im Raiffeisen-Reich.
Die beiden Bündner passten zueinander. So konnte Wittmann Dutzende von Millionen für seinen wilden Akquisitionsritt im helvetischen Assetmanagement verpulvern.
Schliesslich war Wittmann ausgeschossen. Dann wurde er abgeschossen.
Prepoudis, übernehmen!, lautete der neue Befehl aus St. Gallen.
Der Basler liess sich nicht zwei Mal bitten.
Ausgestattet mit schauspielerischem Talent, baute Prepoudis zunächst unter dem Schirm der Notenstein ein eigenes Assetmanagement mit Fokus Nachhaltigkeit auf.
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Per Mitte 2015 erhielt Prepoudis seine eigene Firma. Alle Assetmanagement-Boutiquen von Notenstein und deren Mutter Raiffeisen wurden in die alte Vescore AG verschoben.
Mit ihr wollte Prepoudis die Schweiz erobern. Hundert Leute machten sich breit im Schilthof, grosse Pläne wurden geschmiedet, man sah sich als neuen Stern am Himmel der Fonds und Vehikel.
Tatsächlich aber mutierte die Vescore zum grossen Alteisen-Schrottplatz.
Die aus Wegelin-Zeit stammende 1741 Assetmanagement löste sich weitgehend auf, inzwischen ist fast die ganze frühere Geschäftsleitung weg; die Sarasin-Sustainability-Geschichte verlor an Glanz.
Eine Boutique namens CEAMS hätte man am liebsten an die alten Eigentümer zurückverkauft, so schlecht lief sie.
Einzig der Kern, die alte Vescore, war einträglich und erfolgreich. Um die vielen Altlasten ganz allein zu stemmen, reichten ihre Kräfte nicht.
Nun steht das vermeintliche Supergebilde, die aufgepeppte Vescore AG an der noblen Adresse, als Sanierungsfall in der Raiffeisen-Landschaft, wo an Baustellen wahrlich kein Mangel herrscht.
Laut Insidern könnte einzig eine scharfe Sanierung Abhilfe schaffen: mit Massenabbau bei den Leuten und entsprechender Zerschlagung der überhohen Kosten.
Nur: Prepoudis wird ein solcher Schritt nicht zugetraut.
Tatsächlich fällt auf, wie der CEO der Vescore die Lage schönredet.
Zum Aderlass vieler Führungsleute meint er auf Anfrage:
„Aufgrund der Tatsache, dass Vescore aus verschiedenen Teams und teils einzelnen Boutiquen entstanden ist, entsteht eine natürliche, erhöhte Fluktuation während dieser Gründungs- und Transformationsphase. Diese hielt sich aber im erwarteten Rahmen.“
Zur mangelhaften Performance und den abfliessenden Assets sagt Prepoudis:
„Vescore ist ein noch sehr junges Tochterunternehmen der Raiffeisen Gruppe. Wir haben ambitionierte Ziele und sind innerhalb unseres zusammen mit der Raiffeisen erarbeiteten Businessplans auf Kurs.“
Von Sparen ist bei ihm selbst keine Spur.
Statt mit dem GA im SBB-Zug von Basel an Sitzungen in der Raiffeisen-Zentrale in St.Gallen zu reisen, nimmt Prepoudis die Limousine.
Auch das will er so nicht stehenlassen.
„Über die gesamte Unternehmung hinweg entfällt der Löwenanteil der Reisetätigkeit auf den öffentlichen Verkehr. (Limousine hört sich nach Chauffeurdienst an, was es bei uns nicht gibt.).
„Wir benutzen für geschäftliche Zwecke das Auto, wenn dies eine effiziente Terminplanung erfordert oder vertrauliche Telefongespräche geführt werden müssen, die in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht abgehalten werden können.“
Zu reden gab ein Auftritt.
Prepoudis erzählte dabei eine Geschichte, die aus seinem Privatleben stamme. Später stellte sich heraus, dass die Episode eins-zu-eins in einem bekannten Kinderbuch steht.
Eigenartig ist, was Prepoudis in der neuen Vescore-Firmenbroschüre schreibt. „Wir betrügen nicht und übervorteilen nicht“, heisst es im Dokument „Vision & Mission“.
Dass das jemand prominent hervorhebt.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wer weiss mehr über mögliche Insidergeschäfte von Vincenz (und Konsorten) im Vorfeld von Firmenakquisitionen der Raiffeisen und Aduno (Viseca)? Wenn ans Licht kommt, wieviel er heimlich auf Kosten der Genossenschafter bzw. Aktionäre privat einkassiert haben könnte, wäre der ewig lässig-lockere Vorzeigebündner rasch entzaubert…
Jeder Hinweis wird dankend entgegengenommen.-
HAHAHAHAHAHA…. das würde Sie freuen 🙂
Solche Räubergeschichten wie ihre sind immer wieder köstlich. Hat Rotkäpchen vielleicht den Apfel von Adam gestohlen?
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Treffer, Sandra! Die Revisoren bei Raiffeisen sollten mal die Investnet-Akquisition unter die Lupe nehmen (bevor Raiffeisen weiter Geld schüttet). Ziemlich undurchsichtig das Ganze. Ein gewisser KMU Businesspartner im Bernbiet könnte Licht ins Dunkel bringen. Oder allenfalls der in Zürich praktizierende Rechtsanwalt Dr. B. mit seiner M&A Expertise.
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Ja-ja, beruhigt Euch doch in Eurer Angst und erlabt Euch an Euren Ergebnissen (2015!). Denn irgendwann kommt’s anders. Schaut nach auf dem Link „Limousine“ (Handelszeitung Ende 2010). Lorenz Heim sagt, wie es damals war. Und seit damals ist es nicht besser geworden. Aggressiver Ausbau wird sich auch da mal rächen. Good luck & good night 😉
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Nächster Sanierungsfall in der Raiffeisen-Landschaft? Bis jetzt kenne ich noch keinen! 🙂 Das Ergebnis 2015 sprach für sich: https://microsites.raiffeisen.ch/geschaeftsbericht/
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Danke für Ihren Beitrag und den tollen Link!
Die sind ja echt ERFOLGREICH! -
Raiffeisen erfolgreichste Bank der CH. Punkt.
Wo andere nur noch den Finanzplatz und Wirtschaftsstandort CH schädigen und kopflos, sinnentleert und ohne jegliche Nachhaltigkeit „Kostenblöcke“ herunterfahren (m.a.W. wo Know-how, Dienstleistungen, Qualität und Kundenerlebnis generell im Nirwana verdampfen, mit späteren immensen Mehrfachkosten als Resultat), um dafür Milliarden an pervertierten Kopfgeldern und Bussen wegen laufender Betrügereien zu bezahlen, gibt es noch Unternehmen, die lieber auch einmal für ein unternehmerisches Risiko in die Schatulle greifen. -
Gewinne sind Schein, Realitäten eine Gewissheit, Ergebnisse ein Konstrukt.
Ein Buchhalter bucht das, was ihm vorgelegt wird. Ob gewisse Beteiligungen im „Wert“ geschönt sind, muss ihn nicht interessieren. Alles andere ist Beilage. Auch Blasen können wie Ballone schön angemalt warden.
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Und wieder ist in China ein Sack Reis umgefallen. Unwichtige Personen in unwichtiger Firma.
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Again and again, die Raiffeisenbank ist schon lange keine Dorfbank mehr, sondern spaced immer schlimmer ab. Dies zeigt sich mit den Heliflügen von Vincenz. Solche Machenschaften und Gross-Getue kommen beim Volk nicht an. Gewisse Raiffeisen-Bankleiter benehmen sich wie Dorfbarone und halten sich teilweise an keinerlei Weisungen. Für Raiffeisen kommt noch ein böses Erwachen (veraltete Dialba-IT / Umstellung auf die krisengeschüttelte Avaloq-Software, etc.)
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Ich weiss, uns Kantonalbänkler fällt es schwer, den Neid zurückzuhalten, weil wir nicht mehr die unangefochtenen Dorfbarone sind. Marktanteile verschwinden mehr und mehr zu Raiffeisen und uns bleiben nur die Tränen.
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Fast unglaublich, aber bei Raiffeisen scheinbar an der Tages-Ordnung?
Ein Genosse mehr, der nur blafft:
In der Raiffeisen-Genossenschaft!Fazit:
Vertrauenserweckende Massnahmen kommen immer zu spät, bzw. überhaupt nie, wenn der Anfang schon ein „Krücken-Gebilde“ par excellence war.-
Zur Berichtigung:
Die Raiffeisen Gruppe kann für das Jahr 2015 erneut einen Rekordgewinn verzeichnen: Mit 808 Millionen Franken stieg der Gruppengewinn im Vergleich zum Vorjahr um 6.4 Prozent. Die Bankengruppe wuchs in allen Ertragspositionen deutlich.
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Zur Berichtigung: Die Raiffeisen Gruppe kann für das Jahr 2015 erneut einen Rekordgewinn verzeichnen: Mit 808 Millionen Franken stieg der…
Ich weiss, uns Kantonalbänkler fällt es schwer, den Neid zurückzuhalten, weil wir nicht mehr die unangefochtenen Dorfbarone sind. Marktanteile verschwinden…
Danke für Ihren Beitrag und den tollen Link! Die sind ja echt ERFOLGREICH!