Die Nationalbank hat sich gegen die Schaffung eines Staatsfonds ausgesprochen; dies im Unterschied zu Singapur und anderen vermögenden Kleinstaaten, die wie die Schweiz mit einer starken Währung zu leben haben.
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Die Gründe der SNB können nicht überzeugen. Statt konkret auf die Idee einzugehen, sagt sie einfach grundsätzlich Njet dazu. Das lässt vermuten, dass die Währungshüter bei einem Staatsfonds um die eigene Rolle fürchten. Die Notenbank würde dann nicht mehr die erste Geige bei den Währungen spielen.
Dazu braucht es einige Erläuterungen.
Warum ist der Franken so stark?
Die Schweiz exportiert substantiell mehr als sie importiert. Die Differenz bezeichnet man als Handelsbilanzüberschuss. Dadurch verdient die Schweiz netto mehr Fremdwährungen. Wenn nicht genügend Anleger und Firmen durch Auslandsanlagen diesen Überschuss kompensieren wollen – also mehr Franken verkaufen als sie kaufen – dann wertet der Franken auf.
In Zeiten grosser Unsicherheiten in Europa und der Welt verstärkt sich dieser Aufwertungsdruck, da der Franken und die Schweiz als Insel der Stabilität wahrgenommen werden, ergo noch zusätzliche Franken von Ausländern gekauft werden).
Der prinzipiell durch eine erfolgreiche Exportindustrie geschaffene Aufwertungsdruck kann nur abgeschwächt werden, wenn genügend Anleger aus der Schweiz Kapital exportieren, indem sie weltweit investieren. Solche Auslands-/Fremdwährungsanlagen sind heute attraktiv, sind doch die dortigen Renditen und Kapitalgewinnchancen höher als die in Schweizerfranken. So gibt es weltweit viele höchst interessante Anlagemöglichkeiten.
Der Haken daran ist, dass alle Anleger enorm Angst haben, der Franken werte plötzlich wieder massiv auf, so wie das vor Jahresfrist nach der abrupten Auflösung der Euro-Untergrenze passiert war. Das würde erneut zu massiven Währungsverlusten führen.
Was hat das mit der Nationalbank zu tun?
Die SNB hat dieses Problem durch die völlig unerwartete Aufhebung der Frankendeckelung verschärft. Da man keine Inflation hatte, war der Schritt geldpolitisch unverständlich. Der zentrale Auftrag der Nationalbank lautet, die Geldwertstabilität des Frankens in der Schweiz und gegenüber dem Ausland zu sichern. Jetzt haben wir Deflation im Inland und Instabilität beim Wechselkurs – zwei Mal falsch.
Das Faktum, dass die SNB die Euro-Untergrenze bis kurz vor deren überraschender Aufhebung als unumstösslich bezeichnete, war eine Katastrophe. Die SNB verunsicherte damit alle Akteure massiv, was heute und in Zukunft hohe volkswirtschaftliche Kosten verursacht. Wenn ich mit betroffenen Anlegern spreche, ist jeder selbst heute noch verunsichert. Schweizer Investoren zögern, in Fremdwährungen Geld anzulegen. Kein Ausländer wagt mehr, sich im Franken zu verschulden und in anderen Währungen zu investieren. Das erhöht den Aufwertungsdruck auf den Franken.
Hätte die SNB denn ihre Bilanz einfach weiter wachsen lassen können?
Sicher. Das Problem erinnert mich an die vielen Argumente gegen das Quantitative easing in den USA. Da hat man auch immer vor der zu grossen Bilanz der US-Notenbank gewarnt. Heute sieht man dies ganz anders. Ohne die damalige Fed-Politik wären die USA wohl in eine tiefe Depression geraten. Fed-Chef Ben Bernanke hat in der grossen Krise eine grossartige Kreativität an den Tag gelegt.
Auch bei der Nationalbank gibt es keine „absolute Obergrösse“ für die Bilanz. Ich vermisse, solch kreatives Denken wie beim Fed.
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Die SNB interveniert doch weiterhin im grossen Stil, um den Franken zu schwächen.
Das stimmt, aber diese Interventionen passieren heimlich und damit undurchsichtig. Bestenfalls sind sie ein Kampf gegen kurzfristig operierende Spekulanten, aber kaum von dauerhaftem Erfolg.
Langfristig orientierte Anleger in der Schweiz scheuen sich, aus dem Franken zu gehen; und die langfristigen Anleger ausserhalb der Schweiz scheuen sich, den Franken wie früher als billige Schuldenwährung zu nutzen.
Man sieht kein langfristiges Ziel und schon gar keine überzeugende Entschlossenheit hinter diesen sporadischen Interventionen der Nationalbank. Was die SNB-Spitze macht, führt zu keiner Planungsgrundlage für Anleger und Industrie, die langfristig denken.
Die Firmen und Anleger haben sich die Hände übel verbrannt. Weder ist die Währungspolitik der SNB abschätzbar, noch sind die Wechselkurs-Risiken rund um den Franken abschätzbar. Ein richtiger Schuss der Nationalbank in die Füsse.
Aber der Industrie hat der starke Franken bisher doch kaum gross geschadet?
Ich glaube, man unterschätzt die negativen Auswirkungen. Die Schweiz kann nicht einfach nur noch ein Handels- und Dienstleitungsplatz sein. Ob Pharma- oder spezialisierte Maschinenindustrie: Der Planungshorizont liegt weit über 10 Jahren.
Es geht also um die Frage, wo Unternehmen neue Produktionsstätten aufbauen, wo sie in Forschung und Entwicklung investieren.
Bei den heutigen hoch spezialisierten Produkten erfolgt eine Anpassung langsam, über Jahre. Dann aber ist ein Trend nicht mehr umkehrbar, wenigstens nicht für weitere 10 oder 20 Jahre.
Die Industrie kann jährlich über Produktivitätssteigerungen vielleicht 1 oder 2 Prozent Aufwertung kompensieren, darüber hinaus wird es schwierig. Zudem ist die Unsicherheit, wo wohl der Franken in 5 oder 10 Jahren sein wird, einfach viel zu gross, um solche Planungen mit genügend Sicherheit aufzustellen.
Zunächst verlagern die Unternehmen möglichst viel ihrer Produktion ins Ausland. Danach werden sie wohl auch die Forschung und die Entwicklung ausserhalb der Schweiz ansiedeln. Am Schluss sind noch die Hauptsitze und ein paar Topmanager da, vor allem aus Steuergründen. Die vielen interessanten Stellen hingegen sind ins Ausland abgewandert. Das ist auch sozialpolitisch nicht wünschenswert.
Was ist die Lösung?
Der Ausgangspunkt muss sein, dass die Schweiz weiterhin ein äusserst erfolgreicher Industrie- und Handelsstandort bleiben soll. Das führt wohl zu einem Handelsbilanzüberschuss, wie es ja andere kleine und grössere Länder auch kennen. Dem muss man entgegenwirken, indem man Auslandsanlagen fördert.
Und was hat das mit einem Sovereign Wealth Fund zu tun?
Andere kleine Länder wie Singapur und Norwegen kennen wie unser Land das Problem einer starken Währung, verursacht durch einen Handelsbilanzüberschuss. Da macht es dann durchaus Sinn, dass der Staat mithilft. Man könnte auch im Fall der Schweiz über die Schaffung eines Staatsfonds dem Aufwertungsdruck des Frankens entgegenwirken. Einfach gesagt: Ein solcher Fonds kauft attraktive Ausland-/Fremwährungsanlagen und verschuldet sich in Franken, beispielsweise mit einem Nullzinskredit von der SNB.
Es ist zwar richtig, dass die meisten solcher Staatsfonds sich zunächst aus Finanzüberschüssen finanziert haben. Doch das ist nicht zentral. Mit etwas Kreativität sind andere Varianten denkbar. Es ist weder notwendig noch sinnvoll, dass die SNB den Fonds führen muss. Diese Aufgabe könnten grosse Anlagegesellschaften übernehmen. Zentral ist, dass der Staat in der einen oder anderen Form involviert ist, gewissermassen als Besitzer, wenn auch nicht als Investitionsmanager.
Was wären die Chancen eines Schweizer Staatsfonds?
Die Chancen sind, dass so ein Fonds, wenn er denn vergleichbar professionell geführt wird wie in den beiden erwähnten Ländern, hochprofitabel sein könnte. Gewissermassen ein „Free lunch“. Zudem dürfte der Aufwertungsdruck des Frankens nachlassen.
Das Ziel der Anlagepolitik müsste sein, durch sehr langfristige Anlagen im Ausland substantielle Renditen zu generieren.
Ich bin überzeugt, dass dies besser funktioniert, als wenn man wie die SNB grösstenteils nur Obligationen in Euro, US-Dollar und in ein paar anderen Währungen kauft. Da liegt doch nichts drin, und die Chance, dass langfristig Verluste eintreten, ist gross.
Mit einem kleinen Aktienanteil allein kann die SNB die Aussichten auch nicht wesentlich erhöhen.
Ich sehe alternativ eine Anlagestrategie, wie sie die Singapurer erfolgreich vormachen. Sie erfordert ein wirklich professionelles Anlagemanagement. Zentralbanken haben dieses Know how nur begrenzt.
Was sind die Risiken?
Die Umsetzung ist nicht einfach, aber auch nicht gigantisch. Risiken gibt es ebenso. In erster Linie, wenn die Anlagepolitik zu wenig professionell erfolgt. Wenn aber die Schweiz (nicht die SNB) mit ihren weltweit derart erfolgreichen Assetmanagern so ein Vorhaben nicht realisieren kann, wer dann? Also seien wir nicht zu pessimistisch.
Denn jetzt einfach nichts machen, wäre mindestens so fraglich. Und darauf zu hoffen, dass sich das Umfeld der Schweiz bald so stark beruhigen werde, dass der Franken sich von allein abwerte, ist doch eher naiv.
Auf purer Hoffnung kann niemand aufbauen. Somit gilt: Nichts machen, weiter wursteln, das ist auf jeden Fall kostspielig und leider sehr riskant für die Volkswirtschaft. Jetzt müssen wir kreativ werden.
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Die beliebtesten Kommentare
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Vollkommene Schnapsidee! Man sieht jetzt schon die Underperformance der Staatsfonds und das wird in den nächsten Jahren schlimmer werden. Wenn schon Radikallösung – dann: Abschaffen des Frankens, Einführung des Euros (oder eines 1:1 „Neu-Frankens“) oder USD.
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Ich sehe nicht ein, dass die SNB nicht die gleiche Anlagepolitik und den gleichen Anlageerfolg oder -Misserfolg haben kann wie ein selbständiger Staatsfonds. Dieser Fonds braucht auch eine fachkundige Führung (die politisch unabhängig ist) und delegiert möglicherweise die Anlageverantwortung an Dritte. Das alles kostet und entlastet die SNB nicht, denn schlussendlich bleibt die SNB trotz aller Auslagerung verantwortlich für das Vermögen, das uns CH-Bürgern gehört.
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Wenn ein Staat zuviel Kohle hat, dann gibt es nur Eines: Steuern runter. Sowenig Staat wie nur möglich, bitte. Vor allem in der heutigen Zeit wo es weder um Willenskonsens geht, nocht wirklich um irgendwelche Solidarität oder nationale Ideen. Es geht ausschliesslich um die Erschaffung und Verwertung von Pfründen von Minderheiten für Minderheiten immer auf Kosten der Mehrheit. Diesem Staat keinen Rappen mehr.
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Guten Tag Herr Granziol,
Die Idee eines Staatsfonds ist ja nicht ganz neu.
Oswald Grübel hat mal auf die Äusserung dieser Idee wie folgt geantwortet:
„Man wird dies der Schweiz nicht erlauben.“
Und genau so ist es.
Im aktuellen Geldregime erachte ich die Idee auch nicht als Ideal.
Aber wenn der Staat nicht auf die Seigniorage auf das Giralgeld verzichten würde, macht ein Staatsfonds durchaus Sinn.
Nun ja, das geht m.E. nach nur mit einem Systemwechsel.
Und Interessierte können ja mal in der Geschichte nachschauen was mit Ländern passiert ist, welche sich von unserem Geldschöpfungs- und Zentralbanksystem abgewendet haben…
Auch interessant ist die Korrelation der Einführung von Zentralbanksystemen und Einkommenssteuern…
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@Markus Granziol
Sehr geehrter Herr Granziol
Ihren Beitrag habe ich mit Interesse gelesen.
Vor bald einem Jahr habe ich einen Text geschrieben hier unter dem Titel „Bad Bank für die SNB? Pro und contra eines helvetischen Staatsfonds“. Ich kam teilweise zu ganz anderen Resultaten als Sie hier:
Erstens:
Richtig – der starke Franken ist das Resultat der starken Exportindustrie. Den Franken schwächen heisst, die Schweiz schwächen. Das tut unsere SNB.Zweitens:
Falsch – ein schwacher Franken ist nicht besser als ein starker Franken. Ein Beispiel: Angenommen, es besteht eine grosse Nachfrage nach Ihrem Ferrari. Sind sie nicht auch froh, wenn Sie diesen teurer verkaufen können? Genauso sollten wir Schweizer froh sein, wenn wir den Franken teuer verkaufen können, weil alle diesen wollen.Drittens:
Korrekt: Investitionen der Schweiz im Ausland schwächen den Franken. Aber nur, wenn es sich um schlechte Investitionen handelt. Unsere SNB beispielsweis legt ihr (unser) Vermögen in unproduktiven Staatspapieren im Ausland an – teilweise sogar mit Negativzins. Zudem besteht ein substanzielles Kursverlustrisiko.Viertens:
Investitionen der Schweiz im Ausland sind positiv zu beurteilen, wenn es sich um produktive Investitionen handelt. Da gebe ich Ihnen vollkommen Recht. Zu diesem Thema habe ich den Beitrag geschrieben: „Unternehmer braucht das Land – nicht Memmen, die ununterbrochen lauthals jammern“.Wenn eine Investition sich in wenigen Jahren amortisiert, so stärkt das die Schweizer Industrie langfristig.
Will die SNB die Schweizer Wirtschaft ankurbeln, so muss sie in erster Linie hierzulande investieren – nicht im Ausland. Und gemäss BV Art 99 muss die SNB im Gesamtinteresse der Schweiz investieren – nicht im Gesamtinteresse des Auslandes. Die SNB investiert aber nicht einmal 1 Prozent ihres Vermögens in der Schweiz.
Übrigens steht nirgends geschrieben, die SNB müsse den Aussenwert des Frankens stabilisieren.
Fünftens:
Korrekt: Die SNB hat den Unternehmen mit ihrer „Euro-Schanze“ jede Planungsgrundlage genommen. Es wäre viel klüger gewesen, den Franken kontinuierlich aufwerten lassen. So hätten sich die Unternehmen kontinuierlich darauf einstellen können. Das Dümmste war, zu behaupten, die SNB halte den Euro bei 1.20 und liess ihn dann wie ein gespanntes Gummiseil ins Auge der Unternehmen spicken.Sechstens:
Deflation per se ist nicht schlecht. Sind Sie nicht auch froh, wenn Sie günstiger einkaufen können? Die SNB malt ein Schreckgespenst an die Wand, das es gar nicht gibt. Die SNB verwechselt die Begriffe Deflation und Depression. Das ist nicht dasselbe, wie die SNB meint.Siebtens:
Korrekt: „Der Ausgangspunkt muss sein, dass die Schweiz weiterhin ein äusserst erfolgreicher Industrie- und Handelsstandort bleiben soll.“ Aber das erreicht man nicht, indem man im Ausland investiert, wie Sie vorschlagen, sondern indem man eben in diesen schweizerischen Industrie und Handelsstandort investiert – nicht in dessen Konkurrenz.Achtens:
Wie können Sie nur die Schweiz mit Singapur und Norwegen vergleichen? Norwegen besitzt eigene Ölvorkommen und legt deren Erlös in einem Staatsfonds an. Das ist Eigenkapital und sehr klug. Die SNB hat aber hunderte Milliarden Staatsschulden aufgenommen und investiert diese in unrentable Staatsanleihen. Mit Fremdkapital d.h. mit Schulden finanziert sie die Schulden des Auslandes.Und Singapur hat beispielsweise für viele Milliarden Franken UBS Aktien bei 36 Franken gekauft. Und wo stehen diese jetzt? Bei 15.75. Sie sind also nicht einmal mehr die Hälfte wert. Wollen wir das? Wollen wir die Boni von unersättlichen Bankmanagern mit unseren Staatsgeldern finanzieren? Marcel Ospel hat ja mit den Staatsgeldern aus Singapur die Boni des UBS-Managements finanziert. Ist das die Aufgabe der SNB per Bundesverfassung? Nein.
Neuntens:
Sie schreiben, es sei nicht zentral, wie ein Staatsfonds finanziert werde. Doch. Da widerspreche ich ganz vehement: Wir haben eine Schuldenbremse vom Volk beschlossen. Da kann es nicht sein, dass sich die SNB und ein Staatsfonds mir nichts Dir nichts über diese Schuldenbremse hinwegsetzen.Und wer zahlt, wenn dieser Staatsfonds Verluste erleidet? Wir Steuerzahler. Wollen wir das? Leider gehen Sie in Ihrem Beitrag nicht auf diese Frage ein. Sie stellen einen „free lunch“ in Aussicht. Das hat die SNB bei Einführung des Mindestkurses auch getan und behauptet bis Ende Jahr (2011) stünde der Euro wieder bei 1.30. Und wo stehen wir jetzt?
Zehntens:
Aus Ihrem Beitrag geht leider nicht hervor, ob dieser Staatsfonds das heutige Portefeuille der SNB ablösen soll, oder ob es sich um zusätzliche Investitionen der Schweiz im Ausland handeln soll.Sollte ein Staatsfonds die SNB – Investitionen ablösen, so müssten also grosse Umschichtungen vorgenommen werden, weil die Investitionen der SNB genau nicht Ihren Vorstellungen eines Staatsfonds entsprechen.
Bei einem Verkauf der SNB-Investitionen drohen grosse Verluste. Sobald der Markt weiss, dass die SNB umschichtet, wird das antizipiert.
Elftens:
Und wie soll der Staat einen solchen Fonds finanzieren? Sind Sie bereit, massiv höhere Steuern zu bezahlen, damit die Schweiz einen Staatsfonds unterhalten kann?Sie schreiben, es gäbe keine Obergrösse für die Bilanz der SNB und loben die FED. Dabei übersehen Sie, dass die Bilanz der SNB bezogen auf die Anzahl Bürger heute bereits mehr als fünfmal grösser ist als jene der FED.
Zwölftens:
Vollkommen nebulös ist Ihre Argumentation, die SNB könnte einen Nullzins-Kredit gewähren zur Finanzierung eines Staatsfonds.Wie stellen Sie sich das vor? Woher hätte die SNB ihrerseits das Kapital dazu?
Würde die SNB beispielsweise einem Staatsfonds einen Kredit geben gewähren von 1 Billion (600 Milliarden haben ja am Devisenmarkt bisher noch nichts erreicht), so würde die SNB diesen Kredit als Aktivkredit verbuchen.
Auf der Passivseite müsste die SNB also selber zusätzliche Schulden machen im Betrag von 1 Billion bei den Banken. Die SNB hätte dann also 1.6 Billionen Schulden. Damit würde sie ihre eigenen Auslandinvestitionen finanzieren und indirekt die des Staatsfonds.
Nur ein geringes Abgleiten von Dollar und Euro um 1 Prozent würde dann die Schweiz 16 Milliarden kosten – also fast eine Gotthardröhre.
Und das wollen Sie trotz Schuldenbremse?
Bereits Phillip Hildebrand träumte von einem „free lunch“. Er propagierte 1996 in der Finanz und Wirtschaft, die SNB solle sich in der Schweiz billig verschulden und das so aufgenommene Kapital zu einem höheren Zins im Ausland anlegen.
Damit wurde er ins Direktorium der SNB berufen. Und damit machte er auch deutlich, dass er nicht verstanden hat, was die Aufgabe einer Zentralbank ist.
Das Resultat sehen wir jetzt: Hohe Milliardenverluste der SNB zulasten der Schweiz. Und die Positionen sind immer noch offen und sollen jetzt sogar noch vergrössert werden mit einem Staatsfonds.
Bitte nicht. Wir Schweizer sollten aufhören, von einem „free lunch“ zu träumen.
Freundliche Grüsse
Marc Meyer
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Ich danke Ihnen, Herr Meyer!
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Bitte
Gerne geschehen!
Freundliche Grüsse
Marc Meyer
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Ein kreativer Vorschlag, der die Wechselkursdiskussion in eine neue Richtung weist. Die Schweiz kann sich heute zu 0% verschulden. Wenn das Vermögen längerfristig deutlich mehr als 0% Rendite abwirft, was mit realen Anlagen möglich sein sollte, ist das wirklich fast ein „free lunch“.
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Nur will sich fast keiner mehr Verschulden…
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Endlich ein Artikel, der zeigt, wie schwach die SNB nach dem Komplott gegen das einstige Präsidiums agierte. Und wie willfährig sie sich anschliessend gegenüber den Komplotteuren verhielt.
Es ist recht eindeutig, dass vermögende SVP-Kreise (und SVP nahe) die Singapurisierung der Schweiz vorantreiben wollen, egal zu welchem Risiko. Persönlich tragen sie eh keines.
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Guten Tag Heer Granziol,
„Mit etwas Kreativität sind andere Varianten denkbar. Es ist weder notwendig noch sinnvoll, dass die SNB den Fonds führen muss. Diese Aufgabe könnten grosse Anlagegesellschaften übernehmen. “
Wenn die Grundannahmen bereits falsch sind, kann das, was anschliessend daraus geschlossen wird, nicht mehr richtig sein.
Eine Feststellung, die sich, zum Grossteil, auch auf die Argumentationskette des Herrn Dr. Marc Meyer übertragen lässt.
Da die SNB für die Vermögenspositionen auf der Aktivseite ihrer Bilanz nur von ihr selbst geschaffenes Geld ausgegeben (Mindestkurs) hat, kann sie auch hohe Verluste aufgrund eines deutlichen Wertverlustes mühelos verkraften. Niemand muss diese Verluste ausgleichen, schon gar nicht der Steuerzahler. Die SNB kann einfach den Verlust als Verlustvortrag in ihre Bilanz einstellen, ihn auf ewige Zeiten in den Büchern halten oder aber in den Folgejahren mit dann anfallenden Gewinnen verrechnen.
https://insideparadeplatz.ch/2016/02/17/betreibt-die-snb-kurspflege-in-eigener-sache/
In alten Zeiten, als Banknoten noch durch Gold gedeckt waren, konnte man diese Banknoten bei der Zentralbank in Gold umtauschen, es handelte sich noch um eine echte Verbindlichkeit der Geld ausgebenden Notenbank. Heutzutage lässt sich eine Banknote, die formal für ihren Besitzer eine Forderung gegenüber der Zentralbank darstellt, nur noch gegen andere, gleichwertige Banknoten einwechseln.
Auch die Aussage des Prof. Jordan, die Schweizer Wirtschaft habe ja Zeit gehabt, sich an einen höheren Kurs anzupassen, ist grundlegend falsch!.
Richtig wäre gewesen, die Aussenhandelsüberschüsse durch eine Strategie der allmählich stärkeren Lohnerhöhungen z.B.: Lohnstückkostenerhöhungen im Vergleich zu den Handelspartnern, bei festem, nominalem, Wechselkurs abzuschmelzen, so wie es China gemacht hat. Das ist dann eine dosierte reale Aufwertung.
Staatsfonds durch private gewinnorientierte Unternehmen verwalten lassen?
Ich weise Sie daraufhin, dass Fondsmanager bis zu einem Drittel der Einlagen in die Fonds für ihre eigene Vergütung abzweigen und deshalb hohe Renditen auf die verbleibenden Mittel erforderlich sind, um den Investoren eine marginal höhere Rendite als dem Leitzinssatz der Zentralbanken auszahlen zu können.
Wieso haben wir Null,- Negativzinsen? Weil es keine Schuldner mehr gibt. Ihre Argumente haben trotz ihrer populistischen Einfachheit keine sachliche Grundlage.
MfG
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@ Arbeitgeber (KMU) und AHV Rentner:
Sie schreiben: „Ich weise Sie daraufhin, dass Fondsmanager bis zu einem Drittel der Einlagen in die Fonds für ihre eigene Vergütung abzweigen…“
Woher haben Sie diesen Unsinn? Grosse Pensionskassen lassen ihr Vermögen heutzutage für wenige Basispunkte p.a. (ein Basispunkt ist ein Hundertstel von einem Prozent) managen. Für einen Staatsfonds wäre das auch möglich.
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@Moneymoney,
Sie plappern die in den geldgesteuerten Medien vorgegebenen Ansichten ungeprüft nach. Denken Sie nach und Sie werden fündig. Gerade die Pensionskassen sind ein Paradebeispiel. Danke für die Steilvorlage.Beispiel:
Die Kapitalanlagen, die von den Kundengeldern (Arbeitnehmer und Arbeitgeber) nach Abzug von Verwaltungskosten und Provisionen gebildet werden, fliessen grösstenteils in festverzinslichen Papieren wie Unternehmensanleihen und Staatsanleihen, da nur ein kleiner Teil in Aktien, Grundstücke und andere Sachwerte investiert wird. Die versprochenen Rentenleistungen (Altersguthaben + Verzinsung x Umwandlungssatz) werden folglich nur dann möglich sein, wenn man dazu auch die fliessenden Beiträge heranzieht, – ein Prinzip, bei dem man in der Regel von einem Schneeballsystem spricht.
Der Vergleich mit einem Schneeballsystem mag plakativ sein, doch es ist keine polemische Diffamierung, es ist eine zutreffende Beschreibung der Realität. Dieses wird deutlicher, wenn man die Gesamtheit der an den Finanzmärkten gehandelten Finanzprodukte betrachtet, – in welchen die Branche einen grossen Teil des Vermögens der Kunden anlegt, – denn “Finanzprodukte” sind Geldäquivalente mit denen Geld gehortet wird. Sie sind nicht mit realen Werten gleich zu setzen. Dieser unumstösslicher Umstand führt u.a., dazu, dass die rechnerischen Werte für die Kapitalisierung von Unternehmen nur noch bedingt etwas mit dem realen Geschehen zu tun haben, womit eine Kaskade von Verwerfungen ausgelöst wird.
Nur durch einen ständigen Zufluss neuer Gelder kann die Illusion einer Wertsteigerung in der Finanzwirtschaft aufrechterhalten werden. Rentenbeiträge (Arbeitgeber + Arbeitnehmer) sind eine sehr verlockende Quelle. Entsprechend intensiv werden Politik und öffentliche Meinung bearbeitet, welchen Sie auch zum Opfer gefallen sind.
Der Autor weiss sehr gut das die Verwaltung dieser Pensionskassengeldern (oder Staatsfonds) Honorare in Miliardenhöhe garantiert und der Einfluss auf die bezahlten Politiker enorm ist. Das sich das Finanzsystem, auf welcher sich die Kapitaldeckende Rente, und nicht nur, stützt, in seiner Endphase eingetreten ist, lässt sich lückenlos belegen und mathematisch untermauern, dass ist nämlich der Hauptgrund für diese scharfe Einschnitte (Senkung von UW zum Beispiel) in einem Konstrukt, welches als Basis angespartes Vermögen in einem Rückzahlungsversprechen vorsieht.
Stichwort: Altersreform 2020
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@ Arbeitgeber (KMU) und AHV Rentner:
Die BVK, beispielsweise, arbeitet mit gesamten Verwaltungskosten von 0.19% (TER, also inklusive alle Kosten); diese Information ist öffentlich zugänglich. Bei anderen grossen PK’s dürfte es ähnlich sein, ausser es hat viele alternative Anlagen wie Hedge Funds drin, die sind teurer.
Dass die PK’s teilweise schlecht finanziert sind, resp. zu hohe Renten bezahlt oder versprochen werden, ist ein anderes Problem. Angeblich oder tatsächlich zu hohe Verwaltungskosten haben damit nur am Rand zu tun. Politisch bestimmte, zu hohe Umwandlungssätze spielen hier eine grosse Rolle.
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Die Frage ist: Wem geben sie das Investment-Managementmandat?
Und wie alle Sovereignfunds, Pensionskassen und andere Versicherungen zeigen- es gibt da keine Wunder. Die Referenzindices werden kaum geschlagen und falls diese in einem Bearmarket fallen, fällt auch das Vermögen des Portefeuilles.
Alternative Anlagen, wie Hedgefunds oder Venture Capital erlauben ein erweitertes Riskmanagement, werden aber von den Entscheidungsträgern meist nicht richtig verstanden. -
Sehr geehrte/r Frau/Herr @Moneymoney,
erneut plappern Sie dem was die Interessengruppen publizieren lassen. Ich muss es Ihnen in aller Deutlichkeit sagen. Um der verbreiteten Desinformation Fakten entgegenzuhalten muss man sich ein bisschen anstrengen, und sich vorallem von den Medien lösen können.
Beweis:
Was ist ein Staatsfonds? Ist es nicht eine politische Angelegenheit? Sie unterstellen das die hohen Gebühren in der Branche Unsinn sind; woher haben Sie das? BVK heute? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, oder?
Es lässt sich belegen, wie Wissenschaftler als Werbeträger für die Branche auftreten und wissenschaftliche Studien produzieren, welche von Lobbyorganisationen in die Medien lanciert werden, diese reihen sich ein in ein systematisch mit grossem publizistischem Aufwand betriebenes Bemühen, die Beitragszahler und zukünftigen Rentner/innen zu disziplinieren. In der Bevölkerung setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass Lobbyverbände die eigenen Positionen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen begründen, dabei sich gezielt von willfähriger Wissenschaftler bedienen, um mit medialer Macht Eigeninteressen unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Expertise durchsetzen. Den der von der Branche inszenierte Krisenszenario beruht auf falschen Prämissen.
Der Autor weiss wovon die Rede ist.
https://www.willistowerswatson.com/en/insights/2016/02/global-pensions-asset-study-2016
Es ist reine Abzocke….ein El dorado für Banken, Versicherungen, Sammelstiftungen….und die Politik….die unterstütz mit Steuererleichterung diese Fehlkonstruktion. Übrigens: die SNB mischt da kräftig mit.
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Guten Tag Heer Granziol, "Mit etwas Kreativität sind andere Varianten denkbar. Es ist weder notwendig noch sinnvoll, dass die SNB…
Endlich ein Artikel, der zeigt, wie schwach die SNB nach dem Komplott gegen das einstige Präsidiums agierte. Und wie willfährig…
@ Arbeitgeber (KMU) und AHV Rentner: Sie schreiben: "Ich weise Sie daraufhin, dass Fondsmanager bis zu einem Drittel der Einlagen…