Die Basler Sarasin hatte in Zürich ein grosses Händlerteam. Dort schuf sich die Privatbank über die Jahre den Ruf einer innovativen Derivatehändlerin.
Damit ist Schluss. Die Brasilien-Familienbanker von Safra, die Sarasin vor Jahresfrist erworben hatten, fürchten sich vor Derivate-Risiken. Sie ziehen kurzerhand den Stecker.
Neu sind Derivatewetten auf eigene Rechnung verboten. Wenn Kunden zur Absicherung oder Ergänzung Derivateprodukte brauchen, kauft Sarasin diese in Zukunft bei Konkurrenten ein.
Ein Sarasin-Kadermann betont, dass es für die Kunden keine „Änderungen in der Produktepalette“ geben würde. Derivate blieben auch bei Sarasin ein Kundenbedürfnis, das man befriedigen wolle.
Ein Sprecher der Bank verwies auf frühere Presseberichte. Finews, ein Finanzportal, meldete Mitte November die Zusammenlegung von Safra- und Sarasin-Handel.
Mehrere gestandene Schweizer Handels-Profis mit jahrzehntelanger Erfahrung im Trading gehen von Bord. Vor allem im Zürcher Handelsteam kommt es zu Frühpensionierungen und Entlassungen.
Laut einem Insider gibt es für die Betroffenen keinen Sozialplan. Wer lange bei Sarasin gewesen sein, würde 2 Monatssaläre zusätzlich zur ordentlichen Kündigungsfrist erhalten.
Im Vergleich dazu sind die Entlassungsprogramme der Grossbanken lukrativ. Betroffene landen zuerst ein paar Monate in internen und externen Vermittlungsprogrammen. Danach gibt es auch für normale Mitarbeiter ohne Führungsfunktion lange Kündigungsfristen.
Ein hoher Sarasin-Kader sieht hinter dem Exit aus dem Derivatehandel den grossen Einfluss der Brasilien-Banker. „Die kennen das Geschäft nicht, und was sie nicht kennen, das wollen sie nicht“, sagt der Mann.
Dabei sei der Handel mit strukturierten Produkten eine Erfolgsstory gewesen. Als grosse Ausnahme unter den Banken würde Sarasin 2012 mehr Ertrag erzielen als 2011.
Unter dem Strich habe das Business regelmässig einen schönen Millionengewinn abgeworfen. Das Kosten-/Ertragsverhältnis sei zudem tiefer als in allen übrigen Bereichen der Bank.
Laut einem Sarasin-Händler bleiben die Einschnitte nicht auf den Derivatehandel beschränkt. Auch die Limiten in den übrigen Bereichen wie dem Handel mit Obligationen würden massiv gekürzt.
Speziell sei die Umstellung auf Nominallimiten. Das führe dazu, dass sich qualitativ gleichwertige Long- und Short-Positionen nicht mehr gegenseitig aufheben würden.
Die bereits zurechtgestutzten Limiten würden in der Folge sehr schnell erreicht, sagt die Quelle.
Mehrere Gesprächspartner verweisen auf den direkten operativen Einfluss der neuen Chefs aus Brasilien.
Die Limitenbeschränkung wurde offenbar nicht von den alten Sarasin-Handelschefs bekannt gegeben, sondern von einem Safra-Manager.
Der heisst Daniel Belfer und stammt aus Brasilien. In der Safra Holding in Basel, der neuen Muttergesellschaft der Bank Sarasin, sitzt Belfer in Geschäftsleitung.
Laut einer der Quellen kam Belfer im November in den Handelsraum und legte einen Beschluss des Verwaltungsrats auf den Tisch.
Damit sei die massive Kürzung der Handelslimiten und der Verzicht auf den Derivate-Eigenhandel befohlen worden, sagt der Sarasin-Manager.
Die Safra-Chefs nehmen offenbar auch im Private Banking verstärkt Einfluss. Kürzlich musste der Chef Schweiz der Vermögensverwaltung das Büro räumen.
Werner Rüegg war einige Jahre zuvor mit einem 25-köpfigen Team von der Credit Suisse zur Sarasin gestossen. Insgesamt sollen Rüegg&Co. rund 4 Milliarden Franken Kundenassets zur neuen Arbeitgeberin verschoben haben, heisst es in der Branche.
Ein Zürcher Private Banker sieht hinter der gewichtigen Absetzung ein Versprechen, das nicht eingehalten wurde.
Rüegg sei von Sarasin-CEO Joachim Strähle, der ebenfalls lange bei der CS war, zur Sarasin gelockt worden mit der Aussicht, nach einer gewissen Zeit die Führung des Geschäftsbereichs Private Banking zu übernehmen.
Geplant sei gewesen, dass Eric Sarasin als letzter Vertreter der alten Besitzerfamilie auf diesen Zeitpunkt hin in den Verwaltungsrat „aufsteigen“ würde.
Nun sieht es danach aus, dass Eric Sarasin weiter operativ tätig bleibt und die Führung des Private Bankings nicht abgibt. Damit soll Rüeggs Aufstieg vom Tisch gewesen sein, heisst es.
Hinter der Personalie könnte der Wunsch der Brasilien-Safras stecken, einen letzten Anschein von Sarasin-Autonomie zu bewahren. Diese würde in diesem Fall von Eric Sarasin verkörpert.
Eric Sarasin stellte sich vor ein paar Wochen öffentlich hinter die neuen Bankenchefs. „Ich bin mir allerdings bewusst, dass der Name Safra manchen hier in der Region unbekannt ist“, meinte Sarasin in der Basler Zeitung.
Das wolle er ändern. „Es liegt im Naturell auch von aufgeklärten Zeitgenossen, Neuem gegenüber eine gesunde Skepsis zu entwickeln. Deshalb sind wir von der Bank Sarasin gefordert, allfällig infrage gestelltes Vertrauen zurückzugewinnen. Ich bin überzeugt, dass uns dies im Rahmen unserer neuen Partnerschaft gelingen wird.“
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Die Bank heisst Safran und hat mit Sarasin nichts mehr gemein. Es nutzt nichts Eric Sarasin als Aushängeschild zu brauchen, wenn er schon vorher das Private Banking nicht erfolgreich meistern konnte. Sorry, aber er hat keine entsprechende Ausbildung und dies scheint hinter dem schönen Namen eben durch. Wir brauchen bessere Private Bankers in der Schweiz um international bestehen zu können!
-
ja die hatten beim Verkauf keine Ahnung was auf sie zukommt und Joe Str hätte die Hausaufgaben wirklich machen sollen–man wollte eben kassieren..
Wer zum Beispiel die verschiedenen IMF Empfänge erlebt hat (mit jedmöglichem Luxus von Blumen und Buffets , Musik und elegant eingekleideten Mitarbeiterinnen), musste auch wissen, dass Safra eben auch noch eine andere Seite hat –conservativ and sharp calculation.-
Joe Strähle hat seine Hausaufgaben gemacht … für sich selbst hat er das Beste rausgeholt … der Rest hat ihn noch nie interessiert! Für ihn ist Sarasin nur eine Marke … nach deren Untergang zieht er weiter …
-
-
Es ist für einen Nichtbanker köstlich ansehen zu können,wie die Nervosität bei Bankern zunimmt.Vorbei die Zeiten,als hochnäsige (schweizerdeutsch:arrogante)Banker alle für dumm hielten,die das grosszügige Wetten,letztlich auch auf Kosten ausländischer Steuerämter,kritisierten.
Es wird Zeit,verehrte Banker (und meinetwegen auch Bankerinnen),sich auf absehbare Zeit mit einer Reduzierung des eigenen Lebensstandards vertraut zu machen.
Es kann auf Dauer ja nicht gutgehen,dass jemand,der lange studiert hat,häufig weniger verdient als einer,der mit mittlerer Schulbildung und Wetten im Bankhaus viel Geld verdient. -
Leider liegen die Nerven blank im Schweizer Bankenmarkt, insbesondere auf C-Level und auf VR-Level. Viel steht scheinbar auf dem Spiel, Einflussfaktoren vervielfachen sich (Zinstief, Margenerosion, Regulation, Steuerkrieg, Kostenexplosion, Anlegerschutz, Vertrauensschwund usw.). Nun stellt sich die Frage, ob das hektische Treiben und Changemgt. Resultat jahrelanger Sorglosigkeit und Bereinigungsabstinenz ist oder ob Entlassungen hüben wie drüben bei allen Instituten leichtfertig mit der aktuellen wirtschaftlichen Situation zu rechtfertigen sind. Als jahrelanger Insider im Banking komme ich zum Schluss: Die obersten Führungsetagen brauchen wieder mehr denn je gesunden Menschenverstand und Unternehmertum, das bedeutet nebst vernünftigen Entscheidungen zu treffen auch: Verstehen, dass in den Unternehmen nicht Dotationen oder Head Counts oder FTE’s arbeiten, sondern Menschen, mit Familien, mit sozialer Verantwortung, mit Herzblut und Leidenschaft. Und solche Menschen entlässt man nicht einfach wie wenn man ein nicht mehr gebrauchtes Haustier im Wald aussetzt. Nicht jeder Banker ist ein schlechter Mensch. Im Gegenteil.
-
-
Da ist was dran.. Aber wohl nur Wunschdenken ! Wer macht den ersten Schritt? Es reicht leider nicht, nur einzelne Cappos auszutauschen. Zukünftige Cheffes oder potentielle Mtarbeiter mit Chefambitionen die Menschenverstand und/oder Unternehmertum haben/hätten werden rechtzeitig abgewürgt. Mehr dazu im kleinen Machiavelli.
-
Sehr treffend beschrieben. Solange aber CEO’s und C-Level Mgmt entscheiden können, die kein Problem mit Lügen und Betrügen haben, wird sich nichts ändern.
-
-
Sehr guter Bericht. Bravo Insiderparade, voll ins Schwarze getroffen ( die Kommentare bestätigen es voll und ganz ) weiter so.
-
Katastrophale (unsachgemäss) und unprofessionelle Berichterstattung … Der „Reporter“ sollte ein Navi kaufen. Damit wüsste er über POIs in Basel und Zürich. By the way, wenn man Nostro-Limiten herunterfährt, hat es normalerweise keinen Einfluss aufs Kundengeschäft, vor allem auf Absicherungen wo zugrundeliegende Basiswerte meistens vorhanden sind … Lächerlich, Qualität 2C!
-
In der UBS ist eine Endjahresbewertung von 2C als eher positiv einzuschätzen… Heisst das nun, dass die Arbeit und DL von der UBS eher lächerlich in der Qualität sind?
-
Betr. 2C.
Keine Sorge, es handelt sich nicht um „Gsell“-Auswertungskriterien, sondern lediglich um Kuhfleisch-Qualität aus der Schweizer Armee mit Maximalquote an Knochen und Fleisch. Allerdings nicht um „Entrecote“…
-
-
gut dass manche kapieren den irrsinn vieler europ. häuser (lending leverage) und engl. / amerik. banken (eigenhandel) nicht zwingend zu folgen ist. risiko konservative banker haben zukunft und sind eben dann am stärksten wenn alle anderen die luft ausgeht.
-
Was jacob schreibt, trifft zu. Die Safras sind klug. Darum können sie unterscheiden zwischen Schein und Sein. Darum kommen sie auf das eigentliche Bankgeschäft zurück.
-
-
Das Basler Traditionshaus Sarasin an Safra zu verkaufen ist aus heutiger Sicht betrachtet ein klarer Fehler gewesen
Sarasin wird jetzt scheibchenweise zerstückelt und verliert jegliche Identität – Mit einer klassischen Schweizer Privatbank hat Sarasin nichts mehr zu tun.
Alle Schlüsselpositionen werden stufenweise vom Familienclan Safra übernehmen resp. besetzt.
-
You know what? It has to be this way! Gut, dass langfristig denkende Familienmitglieder, die sich die eigenen Finger verbrennen, wenn Dinge schief gehen, das Ruder in die Hand nehmen. Manager, die, statt ein Unternehmen mit langfrsitiger, verantwortlicher Perspektive zu führen, sich vielmehr darauf konzentrieren, ihre paar Jährchen in der C-Position maximal zu vergolden, braucht es nirgends wirklich.
-
-
Sehr tendenziös, einmal mehr. Schon eigenartig, mit welch unterschiedlichen Ellen bei IP gemessen wird, einzig damit eine gewisse Geschichte schön reisserisch positioniert werden kann.
Die Limiten im Eigenhandel, notabene einer reinen Privatbank, reduzieren? Das wäre manch anderer Bank sehr gut anstehen, und normalerweise im Lichte des geänderten Markt- und regulatorischen Umfeldes positiv beurteilt werden. Das Netting von Positionen unterbinden? Genau diese Praxis wurde so manchem Institut in der Finanzkrise, als reduzierte Liquidität das Netting urplötzlich verunmöglichte, zum Verhängnis – somit auch hier eine vorsichtige Gangart. Und letztlich an normalen Kündigunsfristen festhalten, für Mitarbeiter, welche sicherlich jahrelang gut verdient haben – auch dies scheint mehr als sinnvoll, für die Grossbanken wäre solches Verhalten wohl auch sehr im Sinne des Aktionärs… In Summe scheint mir, dass der Finanzplatz CH vielleicht von den Ideen einer über Generationen erfolgreichen, nicht-Schweizerischen Bankiers-Familie sogar lernen kann!-
Cool gesagt, Joe Cool! – Es scheint, dass die angestellten Managerlis in der Schweizer Finanzszene noch vielfach nicht begriffen haben, dass sie mit ihrer hergebrachten „Pamper-Anspruchshaltung“ mittlerweile Statisten im falschen Film sind respektive falsche Statisten im (richtigen)Film sind.
-
Situation perfekt auf den Punkt gebracht! Vielleicht sollte Joe Cool auf dieser Website im Sinne einer Kolumne etwas mehr Raum gegeben werden. I like!
-
Sehr tendenziös, einmal mehr. Schon eigenartig, mit welch unterschiedlichen Ellen bei IP gemessen wird, einzig damit eine gewisse Geschichte schön…
Das Basler Traditionshaus Sarasin an Safra zu verkaufen ist aus heutiger Sicht betrachtet ein klarer Fehler gewesen Sarasin wird jetzt…
Cool gesagt, Joe Cool! - Es scheint, dass die angestellten Managerlis in der Schweizer Finanzszene noch vielfach nicht begriffen haben,…