Noch vor wenigen Jahren galten Menschen, die ihren privaten Partner über Online-Plattformen kennen gelernt haben, als „schwer vermittelbar“. Heute ist die Online-Partnersuche akzeptiert, die Vorteile verstanden, und jemand mit einer neuen Liebe wird schon fast standardmässig gefragt, welche Dating-Plattform vermittelt hat.
Als ähnlich „schwer vermittelbar“ werden Unternehmen angeschaut, die über Online- und Crowdfunding-Plattformen nach Finanzierungsmöglichkeiten suchen. Zu Unrecht. Bei immer mehr Finanzierungen wurde die Kontaktaufnahme über Online-Plattformen initiiert, oder die Unternehmer haben Crowdfundig bewusst den klassischen Private-Equity- und Venture-Capital-Kanälen vorgezogen.
Doch wie im Privaten gilt auch im Geschäftlichen „prüfe, wer sich langfristig bindet“. Online- Plattformen helfen nicht nur Investoren und Investments zu finden, sondern auch den ganzen Investitionsprozess besser zu strukturieren, Angebote einfacher zu vergleichen, den Zugang zu notwendigen Informationen überhaupt zu ermöglichen – und das alles zu deutlich transparenteren und attraktiveren Kosten. Diese Transparenz und Effizienz wird daher Online-Plattformen wie zum Beispiel DealMarket, AngelList, preqin, axial und weiteren auch in der Finanzindustrie zum Durchbruch verhelfen.
Veränderte Rahmenbedingungen und Marktentwicklungen werden den Durchbruch zusätzlich noch beschleunigen. Die Banken- und Eurokrise und die daraus resultierenden volatilen und unsicheren Märkte sowie die anhaltende Wirtschaftskrise und das tiefe Zinsniveau haben dazu beigetragen, dass heute neben professionellen Investoren zunehmend auch institutionelle Anleger, Anlagefonds und Family Offices in Private Equity investieren.
Zudem wurde das Anlageuniversum von Private Equity in den letzten Jahren immer globaler – der wachsende Reichtum der Schwellenländer sucht nach Anlagemöglichkeiten in der alten Welt, während die europäischen und amerikanischen Anleger vermehrt in den Emerging Markets oder in Asien investieren. Das führt dazu, dass Investoren und Kapitalsucher vielfach in geografisch, regulatorisch sowie rechtlich und kulturell unterschiedlichen Regionen tätig sind, was umso mehr eine genaue Prüfung der Geschäftsbeziehungen verlangt.
Als weitere Herausforderung sind in den letzten Jahren die Renditen von Anlagen in Private Equity stark gesunken. All diese Faktoren erhöhen die Anforderungen an eine profunde Due Diligence und eine professionelle Bewertung der Risiken.
Besonders für kleinere und mittelgrosse Marktteilnehmer gestaltet sich der Zugang zu Kapital, Informationen (beispielsweise für Due Diligence) oder das Monitoring (Deal-Flow und Portfolio Management) vielfach schwieriger als für grössere Private-Equity-Fonds.
Trotz ihrer beschränkten Kapital- und Personalressourcen werden aber auch die kleineren Fonds oder andere Private-Equity-Akteure an den gleichen Massstäben gemessen wie die grossen Fonds. Dies gilt insbesondere für die zu erzielenden Renditen (IRR). Um ihre Investitionsentscheide professionell tätigen zu können und das Verlustrisiko zu minimieren, ist es deshalb gerade für kleinere und mittelgrosse Private-Equity-Akteure zunehmend wichtig, verstärkt Effizienz steigernde und kostengünstige Möglichkeiten der Informationsbeschaffung zu nutzen.
Internationale Online-Plattformen für Private Equity und Corporate Finance ermöglichen insbesondere kleineren und mittelgrossen Akteuren einen transparenten und effizienten Zugang zu wichtigen Informationen sowie eine (globale) Erweiterung ihres Netzwerkes:
– erhöhte Transparenz des globalen und regionalen Marktplatzes;
– effizientes Matchmaking (Kontakterstellung) zwischen Investoren und Kapitalsuchenden;
– Reduktion der Investitionsrisiken durch verbesserte Suche und Auswahl der richtigen Partner, beispielsweise Co-Investoren oder Service-Providern;
– einfacher und kostengünstiger Zugang zu Informationen und Dienstleistungen für eine professionelle Due Diligence: Verschiedene Plattformen bieten hier einen „À la carte“-Zugang zu Dienstleistungen, welche sich aufgrund der hohen Zugangskosten (Abonnements) sonst nur die ganz grossen Players der Branche leisten können, zum Beispiel M&A-Datenbanken, Bonitätsprüfungen, Hintergrund-Checks von Unternehmen und Personen und so weiter;
– Cloud-Software, die den Akteuren ermöglicht, den Deal-Flow und die Kontakte effizient zu managen und innerhalb des Netzwerkes zu teilen.
Der Wunsch nach Sicherheit und Zuverlässigkeit war vielfach der Grund dafür, dass sich Finanzdienstleister neuen Technologien gegenüber eher zurückhaltend zeigten. Die Zeiten ändern sich aber schnell. Wer hätte zum Beispiel vor ein paar Jahren gedacht, dass sich Privatpersonen ohne Mitwirkung von Banken heute bereits fast 1 Milliarde US-Dollar über sogenannte „Peer-to-peer“-Portale wie Zopa und Funding Circle leihen; oder dass weltweit etwa 100’000 Unternehmen ihre Abrechnungen sowie den gesamten Zahlungsverkehr einem kleinen dänischen Technologieunternehmen namens TradeShift anvertrauen.
Der wachsende Kostendruck sowie der Wunsch, schnell und effizient auf Daten zugreifen zu können, waren die treibenden Kräfte, die diesen Plattformen zum Durchbruch verholfen haben. Die gleichen Bedingungen prägen auch das Private-Equity-Geschäft. Informationen sind zwar meist genügend vorhanden, aber oft nur schwer oder nur über teure Abonnemente zugänglich. Globale Online-Plattformen für Private Equity haben sich deshalb bereits heute als Alternative zu traditionellen Kanälen etabliert und werden, wie in allen anderen Industrien, künftig transparentere und effizientere Prozesse ermöglichen.
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