Um die Privatbank J. Safra Sarasin ist es ruhig geworden. Das passt zu den neuen Sarasin-Besitzern. Diese stammen aus dem brasilianischen Familienzweig und lieben Diskretion um grosse Vermögen.
Wie reich man sein muss, um mit Safra Sarasin zu geschäften, geht aus der aktuellen „Gebührentabelle“ der Basler Privatbank hervor.
War Vorläuferin Sarasin unter holländischer Rabobank-Kontrolle eher eine Retail-Privatbank mit moderaten Ansätzen, so haben es die neuen Preise in sich.
Für ein einfaches Konto verlangt die Safra-Sarasin-Bank gemäss Broschüre vom Dezember 2013 die Kleinigkeit von 3’000 Franken im Jahr.
Der Preis stellt lediglich die Eintrittsgebühr dar. Obendrauf folgen weitere Belastungen für Zusatzservices.
1’500 Franken stellen die Basler für eine „Nummern-Beziehung“ in Rechnung, 600 Franken wollen sie für „banklagernde Korrespondenz“.
Wer dereinst das Weite sucht, wird zum Ausscheiden nochmals zur Kasse gebeten. Die „Kontoschliessungsgebühr“ der Safra Sarasin beträgt neu 2’500 Franken.
Die hochgeschraubten Gebühren passen ins Bild einer Branche, die nach Retros und Betrügereien verzweifelt eine neues Geschäftsmodell mit einem berechenbaren Einnahmenstrom sucht.
Die UBS setzt auf ihr „Advice„, die CS hat Bonviva, und selbst die Kantonalbanken haben ihre Preise auf breiter Front angehoben.
Während die Ansätze bei den breit aufgestellten Instituten offenliegen, blieben die Gebühren der diskreten Privat- und Vermögensbanken bisher meistens unter Verschluss.
Dies scheint sich zu ändern. Die Preiserhöhungen geben offensichtlich zu reden und führen dazu, dass teure Prospekte mit den Gebühren an die Öffentlichkeit gelangen.
Kürzlich wurde bekannt, dass die Zürcher Rothschild-Bank, die wie die Safra Sarasin einer der reichsten Familien der Welt gehört, ihre Ansätze massiv nach oben geschraubt hatte.
Trotz deutlichen Preissteigerungen wirkt die Bank Rothschild im Vergleich zur Basler Safra aber geradezu bescheiden. Ihre Gebühren betragen die Hälfte oder gar nur einen Drittel.
So verrechnet die Bank Rothschild neu 1’000 Franken für ein einfaches Konto, 800 Franken kommen für eine Nummern-Beziehung hinzu, auf 500 Franken belaufen sich die Kosten fürs Schliessen.
Hinter der saftigen Erhöhung bei der Bank Safra Sarasin steht offensichtlich die Besitzerfamilie. Diese scheint ihre Milliardeninvestment ins Basler Traditionshaus jetzt vergolden zu wollen.
Wie ein rotes Band ziehen sich die Erhöhungen durch die 8-seitige Broschüre mit dem Spruch „Nachhaltiges Schweizer Private Banking seit 1841“ auf dem Umschlag.
Depotgebühr für die Verwaltung von Wertschriften: alt 0,4 Prozent im Jahr, neu 0,5 Prozent, mindestens 3’000 Franken; Inkasso von Zinscoupons und Dividenden: neu 2 Prozent auf die Gutschrift.
Etwas Besonderes hat sich die Safra Sarasin bei den Kreditkarten einfallen lassen.
Neu verrechnet sie eine „Bearbeitungsgebühr für Kreditkartennutzung“, und zwar zusätzlich zur Gebühr der Kartenorganisation und für jede Karte, also auch für Zweit- und Partner-Karten.
Im Jahr macht das 200 Dollar – angesichts der hohen Kosten für Konto und Depot ein Klacks.
Der Extra-Obolus zeigt jedoch beispielhaft, wie die Basler ticken. Sie scheuen sich nicht, dem Kunden jede Einzelleistung separat in Rechnung zu stellen.
Grundsätzlich liegt die Bank Safra Sarasin damit im Trend.
Das Retro-Urteil besagt, dass die Banken ihre Leistungen transparent verrechnen sollen, statt hinterrücks versteckte Gebühren einzustreichen.
Wie sie das tun, ist Sache der einzelnen Häuser. Paketlösungen à la CS-Bonviva sind ebenso en vogue wie die Einzelgebühren bei Rothschild, Safra & Co.
Mit ihren für viele exorbitanten Preisen sorgt die Safra Sarasin für eine natürliche Selektion. Gebühren in dieser Höhe dürften nur für wirklich vermögende Kunden in Frage kommen.
Das ist das Spannende am Safra-„Experiment“. Es handelt sich um einen „Reality Check“ in der neuen Gebührenwelt.
Sind Kunden einer noblen Schweizer Privatbank bereit, Tausende von Franken für eine Dienstleistung zu bezahlen, die sie andernorts gratis oder für einen läppischen Betrag erhalten?
Die Antwort interessiert über das Einzelinstitut hinaus.
Entweder lassen sich internationale Kunden weiterhin schröpfen. Oder sie werden bei ausbleibender Leistung ihres Beraters das Weite suchen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Die schrecken vor nichts zurück. Erfahrungen die dem Gebrauchtwagenhandel nachgesagt werden, sind denen nicht fremd. Da auch juristisches Leistungsvermögen fraglich ist, hilft nur möglichst weiten Abstand einnehmen.
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Safra Sarasin hat per 1.7.2015 die Kontoführungsgebühren auf 250 CHF pro Quartal rauf gesetzt.
Als ich mein Konto per Ende Juni hügkündigt habe, wurden 2500.- Kontoschliessungsgebühren verlangt!
Ist das zulässig bzw wie kann man rechtlich dagegen argumentieren? -
Selbst schuld wer dort Kunde wird, ist oder bleibt …
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Wie auch bei allen anderen Anbieter.
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Die Gebühren für die Anlageberatung und Vermögensverwaltung passen sich an die aktuellen Veränderungen im Marktumfeld an, keine Frage. Doch der Vergleich einzelner Gebühren und Service Elemente ist wenig hilfreich. Darum informieren sich Banking Professionals längst unter https://pricewise.savvy3.ch um einen aussagekräftigen Überblick zu gewinnen.
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Die Preise sind gesalzen. Es sind aber nicht nur die wegbrechenden Retro oder sonstige Einnahen, sondern die aufgezwungenen hohen Kosten. Egal wie gross oder wichtig eine Bank ist, die FINMA deckt die Institute mit Regeln ein, die viel Aufwand und wenig Nutzen bedeuten. Es müssen Anpassungen an Systemen und Prozessen vorgenommen und Compliance- Internal Audit und weitere Kostenstellen verdoppelt werden. Ohne den wirklichen Marktzutritt regulieren sich die Banken mit MIFID und machen sich und dem Kunden das Leben schwierig.
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@Rokko: Völlig richtig, mit dem Gebührensyndikat der Cum-Ex Geschäfte innerhalb der Bank befassen sich jetzt die Gerichte. Die Kartoffel ist zu heiss, um hier weiter versteckten Profit zu machen. Der clevere COO weiss sicher aber auch weiter, die Marionetten einzusetzen!
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Die hohen Listenpreise könnten Maximalbeträge sein: Wer verhandelt wird Sonderkonditionen bekommen, wer nicht fragt oder zu klein ist, bezahlt die hohen Preise.
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Nachdem die Bank keine Steuerprodukte mehr in den Markt drückt, müssen eben andere Ertragsquellen her. Sicher auch das eine Idee vom COO. Fragt sich nur, ob auch hier die Marge direkt gezahlt wird…
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Hochmut kommt vor dem Fall!
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Die generellen Steuer-Ausfälle bei schweizerischen Banken verlangen nach neuen Rezepten. Die Boni-Zahlungen bleiben gleich oder werden gar schamlos erhöht, ergo muss der Kunde bluten um diesen ‚Prozedere‘ bestreiten zu können!
Zum Glück gibt es immer bessere Alternativen, so dass solche Wucher-Gebühren*) sich früher oder später tot laufen.Meistens sind die Performance-Resultate bei solchen Instituten konträr zu den Gebühren-Belastungen *), weshalb es nichts, aber auch gar nichts, zu überlegen gilt.
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Und für diese Gebühren muss man dann auch noch damit rechnen, dass Name und private Bankgeschäfte der Öffentlichkeit preisgegeben werden. So wie im Fall Hildebrand oder bei der Genfer HSBC, deren 3000 franz. Kundennamen vor kurzem in der Tageszeitung Le Monde veröffentlicht wurden (zumindest die Prominenten unter ihnen).
Ich wage zu bezweifeln, dass in ein paar Jahren noch viel von der Branche übrigbleiben wird… -
sind reich und dumm verwandt?!?
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Bei den Reichen lernt man das Sparen – auch hier wird wahrscheinlich bald Transparenz verlangt von den Kunden à la Bankenplattformen wie moneyland.ch, moneysupermarket.com etc…
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Das ist der richtige Weg, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Hoffentlich wird auch beim Zahlungsverkehr und bei den Depotgebühren richtig zugelangt. Was nichts kostet, ist auch nichts wert.
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Je länger je mehr werden die Konsequenzen der sog. Weissgeldstrategie und der Retrorückerstattung an die Kunden ersichtlich. Die Erträge in der Vermögensverwaltung beginnen einzubrechen. Deshalb werde jetzt bei praktisch allen Banken die Gebühren für alle Kunden zum Teil sehr stark erhöht, damit diese Ausfälle kompensiert werden können. Die Kosten bei den Banken sind nach wie vor sehr hoch, also müssen die Gebühren rauf !
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Wem die Gebühren zu hoch sind, muss gemäss häufigen Klauseln in den Geschäftsbedingungen relativ rasch handeln, wenn sie ändern, und seinen Abschied rasch vollziehen, um die neuen Saldierungsgebühren zu vermeiden. Die Gebühren gelten in erster Linie für Kunden, die man los haben will. Gute Kunden verhandeln erfolgreich. Wer zahlt schon für ein wirklich grosses Vermögen volle Depotgebühren? Wer bekommt nicht — spätestens zu Jahresende — einen Rabatt (früher Bonus) auf seine Courtagen?
Ausserdem ist’s bei Banken wie bei der Briefpost: Man braucht sie immer weniger. Grosse Darlehen werden grossen Firmen direkt gewährt. Telefon genügt schon lange. Das ist risikolos. Win-win-Situation für beide. Grosse Aktienpakete wechseln schon längst ohne Bank die Hand. Kurs tatsächlich manipulierbar, wenn ungeschickt vereinbart. Aber statt Schluss heute wird oft ein fixer Kurs vereinbart. Lieferung zum Beispiel über Notar und dortiges Klienten-Konto. Geringes Risiko in der Schweiz.
Gebührenexzesse sind, wie andernorts, ein ungesundes Zeichen, und oft der Anfang vom Ende.
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Naja. Der Ökonom sagt hier nur: „Mal schauen, wie elastisch die Nachfrage ist“. Jeder Kunde kann frei entscheiden ob der bei Safra bleiben möchte oder nicht. Die Berater von Safra müssen ja enorm gut sein um diese Preise zu rechtfertigen. Für mich ein NICHT-Erfolgsmodell.
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Wer einen „Nachmieter“ bringt, dem wird die Austrittspauschale erlassen…oder so.
MEI, Mei, Mei.
Wer einen "Nachmieter" bringt, dem wird die Austrittspauschale erlassen...oder so. MEI, Mei, Mei.
Naja. Der Ökonom sagt hier nur: "Mal schauen, wie elastisch die Nachfrage ist". Jeder Kunde kann frei entscheiden ob der…
Wem die Gebühren zu hoch sind, muss gemäss häufigen Klauseln in den Geschäftsbedingungen relativ rasch handeln, wenn sie ändern, und…