Die Krise um die grosse Luxemburg- und Portugal-Finanzgruppe Espirito Santo hat die Schweiz erreicht. Gestern kam es zu einem Notverkauf.
Die Feuerwehrübung wurde von der Finanzmarktaufsicht Finma geleitet. Diese gab am Abend auf Anfrage das Resultat bekannt.
Die Privatbank Espirito Santo, die in der Romandie zuhause und in Zürich jüngst stark gewachsen ist, verkauft per sofort ihr Business.
Die Espirito-Kunden landen bei der CBH Compagnie Bancaire Helvétique. Es handelt sich um einen Assetdeal.
CBH übernimmt somit nur die Berater von Espirito, deren Kunden und Vermögen, nicht aber die Bank. Diese bleibt bei den Portugiesen.
Die Transaktion war ein Wettlauf mit der Zeit.
Die in massive Schieflage geratene Espirito-Oberholding drohte die Schweizer Bank mit in den Abgrund zu reissen.
Die Finma habe befürchtet, dass Kunden zu Schaden kommen, sagt eine Quelle. Es drohte ein Verlust der Vermögen.
Eine Espirito-Pleite auf dem Schweizer Bankenplatz – das wollte Bern unter allen Umständen vermeiden.
Sie suchte verzweifelt einen Käufer für die Assets. Nach Absagen wurde sie schliesslich fündig.
Da atmete sie auf. Denn für die Aufsicht drohte der Fall Espirito zum Politikum zu werden. Einer ihrer wichtigsten Exponenten war mitten drin.
Die Rede ist vom Westschweizer Professor Jean-Baptiste Zufferey. Dieser sitzt nicht nur bei der Finma im Verwaltungsrat, sondern gehört auch bei der Espirito-Privatbank zum obersten Gremium.
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Vor 2 Wochen legte Zufferey, der bis 2008 sogar Vizepräsident der Vorgängerorganisation Bankenkommission gewesen war, überraschend sein Mandat im Finma-VR ab.
Bei seinem Express-Abgang wurde Zufferey von der Finma-Spitze gelobt. Die Nachricht warf darauf kaum Wellen; Zufferey trat nach 16 Jahren Bankenaufsicht still und leise von der Aufsichtsbühne ab.
Kurz zuvor hatte die grosse Espirito-Krise die Weltbörsen aufgeschreckt. Ein möglicher Konkurs der Espirito-Mutter konnte unabsehbare Folgen haben. Die Kurse von Banktiteln rasselten in die Tiefe.
Das Hals-über-Kopf-Ausscheiden Zuffereys stand in direktem Zusammenhang mit dem grossen Zittern um Espirito.
Zufferey musste schnellstens weg aus der Finanzaufsicht, weil die Bank, in der er im VR sass, nicht mehr frei war. Die Finma hatte das Kommando übernommen.
Notoperation Espirito betraf keine Minibank. Letztes Jahr hatten die Schweizer Espirito-Verantwortlichen das Lateinamerika-Geschäft der Hyposwiss übernommen, einer Tochter der Sanktgaller Kantonalbank.
Damit war der Espirito-Ableger plötzlich ein Faktor im Schweizer Private Banking. Mit 150 Mitarbeitern und neu rund 2 Milliarden Kundenassets hatte man Grosses vor.
Mit den übernommenen Hyposwiss-Leuten wurde ein Ableger in Zürich gegründet. Von dort aus wollte man in Spanien, Portugal und Lateinamerika auf Kundenjagd gehen.
Die Krise der Mutter, die aufgrund eines komplexen Geflechts eigentlich eine Grosstante ist, erwischte die Espirito mitten im Aufbruch.
Kaum hatte der Traum begonnen, da platzte er bereits wieder.
Nun hatte Bern das Sagen. Zum Deal meinte ein Sprecher der Aufsicht gestern Abend: „Die Finma steht mit der Banque Privée Espirito Santo SA diesbezüglich seit mehreren Wochen in Kontakt.“
Dass der Verkauf auf Befehl der Aufsicht zustande gekommen war, geht aus der nächsten Antwort hervor.
„Die Finma hat keine Vorbehalte gegenüber der Transaktion. Diese hat unter anderem zum Ziel, die Interessen der Kundschaft und Mitarbeitenden zu schützen.“
Die Espirito-Bank soll eng an der Finma-Leine bleiben. Man werde „in den kommenden Wochen weiterhin mit der Banque Privée Espirito Santo SA in kontinuierlichem Kontakt bleiben, um die erforderlichen Implementierungsschritte zu überwachen“, sagte der Finma-Mann.
Die beiden Banken stellten den Notfall gestern Abend nach Büroschluss als Courant normal dar. Man werde den Kundentransfer miteinander absprechen und begleiten.
Ausgelöst wurde die Krise durch einen Artikel in einem Portugiesisch sprachigen Magazin über 5,7 Milliarden Dollar Kredite des Angola-Ablegers der Espirito-Mutterbank. Vom Geld fehlte jede Spur.
Allein rund 750 Millionen sollen an den angolanischen Ex-CEO der Espirito geflossen sein. Alvaro Sobrinho heisst dieser, inzwischen besitzt er in Portugal ein Medienimperium.
Sobrinho könnte hinter dem Verschwinden der Milliarden in Angola stecken, die der Espirito-Gruppe das Genick gebrochen hat.
Sobrinho ist kein Unbekannter in der Schweiz. Er ist Präsident einer Vermögensverwaltung namens Signet Wealth Management in Zug und sitzt im VR von YooMee Africa in Küsnacht.
Diese bietet Internet-Services auf dem Schwarzen Kontinent an – dort, wo der grossen Espirito die vielen Milliarden verloren gegangen waren.
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Die beliebtesten Kommentare
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FYI
J’ai eu Zuff. au tél. aujourd’hui….il est en vacances pour se reposer après l’éclat.
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Und wie war es seinerzeit mit der Bank Wegelin?
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Einmal mehr zeigt unsere superstarke und superschnelle Finanzmarktaufsicht wozu sie nicht in der Lage ist. Eine angemessene, risikobasierte Aufsicht. Aber das ist ja ganz klar. Es ist einfach von den Beaufsichtigten zu verlangen, was man selber nicht kann. Superleistung für eine Superschweiz.
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Oh weh, Angola-Connections? Da sind dann wohl auch dos Santos, Bastos, Ladner und Konsorten nicht weit. Und dass als Käuferin nur eine Klitsche wie CBH (vormals SCS Alliance) gefunden werden konnte, spricht ebenfalls Bände.
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Scharf beobachtet, Dr Lugosi, der honorige Dr Ladner könnte da nicht weit sein…
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Mach keine Geschäfte in Afrika! Oder dann nur mit grösster Vorsicht und Kontrolle und aus einer Machtposition heraus. – Jeder „vögelt“ dort jeden.
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Und die afrikanischen Völker dachten mit dem vielen Geld und Entwicklungsprojekten kommt „international aid“ – nein, sie wurden mit AIDS bedacht.
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Mach keine Geschäfte in Afrika! Oder dann nur mit grösster Vorsicht und Kontrolle und aus einer Machtposition heraus. - Jeder…
Oh weh, Angola-Connections? Da sind dann wohl auch dos Santos, Bastos, Ladner und Konsorten nicht weit. Und dass als Käuferin…
Einmal mehr zeigt unsere superstarke und superschnelle Finanzmarktaufsicht wozu sie nicht in der Lage ist. Eine angemessene, risikobasierte Aufsicht. Aber…