Morgen feiert Martin Scholl. „Nicht weniger Zürich, aber mehr Schweiz“ lautet das Motto, mit dem der ZKB-Chef die Assetmanager von Swisscanto im Zürcher In-Lokal X-TRA willkommen heisst.
Es könnte Scholls letzte Party als Big-Banker sein. Im US-Steuerkonflikt zieht sich die Schlinge gefährlich um den Hals des Generaldirektors zu, der seit 2007 die Nummer 4 der Schweiz lenkt.
Scholls Achillesferse ist die Zusammenarbeit mit der Neuen Zürcher Bank (NZB), einem Externen Vermögensverwalter, der wegen des US-Konflikts und wegen weiteren Fällen unterging.
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Wichtige Figur bei der NZB war Hansruedi Schumacher, ein Ex-Topshot des Offshore-Bankings mit reichen Amerikanern bei der UBS.
Schumacher nahm 2002 viele US-Schwarzgeldkunden von der Grossbank mit zur kleinen NZB. Für sie suchte er Banken, mit denen er die Wünsche seiner lichtscheuen Klientel befriedigen konnte.
Fündig wurde Schumacher unter anderem bei der ZKB. Wichtiger Kontaktmann war Reto Siegrist als Chef der Externen Vermögensverwalter.
Siegrists Chef war damals Martin Scholl als Firmenkundenleiter. In diese Position, mit der auch der Einsitz in der Generaldirektion verbunden war, war Scholl Mitte 2001 gekommen.
Die grosse Frage lautet nun: Was wusste Scholl von den Machenschaften der NZB und Hansruedi Schumacher?
Letzte Woche stand Schumacher vor einem US-Richter. Der Zürcher gestand seine Taten und sicherte den Amerikanern in deren Kampf gegen die Schweiz umfassende Kooperation zu.
Dazu zählt die Bereitstellung von „truthful and complete information and testimony when called upon by the United States, whether in interviews, before a grand jury, or at any trial or other court as needed“.
Im Visier der USA ist auch die Gruppe-1-Bank ZKB. Ihr droht eine Busse von 500 oder mehr Millionen. Das wäre rund ein Jahresgewinn und würde zu einem politischen Erdbeben führen.
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CEO Martin Scholl ist der einzige der heutigen ZKB-Chefetage, der während der ganzen US-Phase seiner Bank eine wichtige Position innehatte.
Über Scholl muss Bankratspräsident Jörg Müller-Ganz entscheiden. Der Freisinnige hat Scholl bereits einen Persilschein in Sachen USA ausgestellt.
Das heisst: Wenn Schumacher auspackt und Scholl belastet, dann kann sich Müller-Ganz entweder von Scholl mit viel Geld trennen. Oder der Politiker an der ZKB-Spitze wird selbst zum Thema.
Aus Scholls Umfeld ist von grosser Nervosität und hartem Durchgreifen die Rede. Fast die gesamte Presseabteilung wurde nach dem Abgang des langjährigen Chefs Urs Ackermann ausgewechselt.
Eine Sprecherin verlässt die Bank, ein Sprecher fand intern eine neue Aufgabe, ein weiterer kündigte, nachdem er degradiert werden sollte.
Unter neuer Führung einer Ex-Clariden-Leu- und -Raiffeisen-Frau erhält die ZKB eine „Corporate Communications“, wie das üblich geworden ist.
Woher die ZKB kommt und wohin sie will, dieses Wissen fehlt allerdings in der neuen Kommunikation der Bank.
Das könnte gewollt sein.
Chef Scholl hat jedenfalls dafür gesorgt, dass der langjährige Vertrag mit dem Zürcher Uni-Institut Fög des kürzlich verstorbenen Kurt Imhof aufgekündigt wurde.
Das Fög hatte seit Jahren und insbesondere nach der Krise rund um Derivatedeals mit Sulzer-Aktien im 2007 das Image der ZKB gemessen.
Die letzten Analysen versprachen nichts Gutes.
Der Ruf der grössten Kantonalbank des Landes war durch USA, Pleite beim Dotationskapital, entlassenen Online-Kommentarschreibern und Filial-Schliessungen in scharfem Sinkflug.
Ohne Fög und ohne die langjährigen Mitarbeiter der Pressestelle geht der rote Faden dieser schleichenden Entwicklung verloren. Der Bruch zwischen gestern und heute ist perfekt.
Martin Scholl, der sich mit seinen gut 1,5 Millionen Jahreslohn als „grob unterbezahlt“ bezeichnet, würde dann nicht mehr mit dem Alten verbunden.
Während ein internes Aufräumen Geschichtsverdrängung ermöglicht, kann Scholl gegen Schumacher und dessen mögliche Aussagen in den USA nichts ausrichten.
Die interne Aufarbeitung des US-Geschäfts der ZKB unter dem Namen „Sternenbanner“ zeigt, dass sich Scholl und Schumacher kennen.
Scholl war als damaliger Firmenkundenchef an einem Essen mit Schumacher und dessen NZB-Kollegen dabei.
Das war Mitte der 2000er Jahre. Scholl hätte spätestens da Fragezeichen hinter Schumacher setzen müssen.
Als Schumacher und seine NZB nach einer Intervention der ZKB-Juristen eine völlig neue Begründung für komplexe US-Offshore-Strukturen aus dem Hut zauberten, landeten die Kundengelder bei Konkurrentin Bär.
Doch statt sofort die Beziehung zur NZB zu kappen, hielt Scholl an der Kundin mit ihren vielen US-Geldern fest.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Und wo ist die Finanzaufsicht? Und warum wird der Verwaltungsrat, nicht in die Pflicht genommen? Wie kann es passieren, dass die Finanzaufsicht es zulaesst, dass Scholl als CEO abgesegnet wird, nachdem ja seine dubiose Rolle mit nicht versteurtem Geld hinlaenglich bekannt war? Aber dann Konten von Auslandschweizern schliessen, mit der wischi waschi Begruendung von „Corporate Governance“ und „Compliance“, wo doch die sogenannen Kundenbetreuer nicht einmal wissen was das ist, naemlich das Risk Avoidment Department fuer den CEO.
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U-boot scholl macht es sich leicht. Einfach mal die pr-abteilung auswechseln. Wieviel schweigegeld der ehemalige pressesprecher wohl gekriegt hat?
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500 mio oder mehr? ein pol. erdbeben? wieviel hat der ZH steuerzahler kommentarlos u ohne ev. pol. folgen dankbar für die sanierung der BVK dankbar entrichtet? da ist ja diese betrag schpaziermünz. die zürcher brauchen das.
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Ich empfehle mich als neuen CEO für die ZKB. Habe vom Banking keine Ahnung. Ist aber nicht so schlimm, meine Fehler werden nicht so teuer werden. Bin auch mit einem Gehalt von 200’000 Franken pro Jahr zufrieden. Wie ich gehört habe darf man als CEO der ZKB um 17.00 Uhr nach Hause gehen, dass kann ich bei der VBZ nicht immer.
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ich finde es sehr interessant, dass auf dieser Seite seit einiger Zeit nichts mehr über die BKB geschrieben wird.
die Verfehlungen der BKB sind ja nicht verschwunden….weder ASE noch USA…
ist es zu uninteressant, oder hat die BKB einfach genung in Werbe-Franken bezahlt?
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Ob nun ZKB oder BKB oder… überall sind Anwälte an der Spitze, die sich bis aufs peinlichste von anderen Anwälten decken lassen und dies alles auf Staatskosten…
Der Einzige der geschädigt wird ist der Aktionär sprich Steuerzahler und dies ist sicher.
In Amerika kaufen sie sich frei auf Kosten der Aktionäre, in der Schweiz hilft der FINMA filz.
Es wird also noch vieles hier geschrieben werden, aber immer das gleiche…Wo da Problem herkommt ist jedem klar…und trotzdem geschieht nichts… -
ZKB privatisieren, aber sofort!!! Oder im Minimum die Staatsgarantie abschaffen, wie es andere, weitsichtige Kantone bereits vor ein paar Jahren vorgemacht haben.
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Staatsgarantie abschaffen? Wenn, dann aber auch für UBS und CS, die ausländisch beherrschten kriminellen Vereinigungen.
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Stimmt schon. Aber dann mit einem kräftigen Discount in den Staatsteuern. Keine Garantie, keine Steuern!
http://derstandard.at/2000013570868/Oesterreich-stellt-Schutz-der-Sparer-auf-neue-Beine
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Ich versteh die ganze Aufregung nicht. Wenn Scholl die ZKB an die Wand fährt kann ja immer noch der/die Steuerzahler/in einspringen, das mit dem Segen des überforderten FDP-Mann Jörg Müller-Ganz! Alles nach dem bewährten Schema „Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren!“
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Vielleicht winken auch 100 mio $ als Belohnung? Birkenfeld lässt grüssen!
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Die Politiker und Scholl werden sicher jemanden in der unteren Etage als Schuldig(e) finden und sagen, sie wussten nichts betreffend Verletzung von U.S. Steuergesetzen.
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Wie CS-Rohner und Co. hat sicher auch Scholl bei diesen Schwarzgelddelikten eine „weisse Weste“. Bussen alleine bewirken eben nicht viel. Sie „bestrafen“ nur Aktionäre und Steuerzahler.
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@Heinz — ganz richtig. Aber denen im „Inner Circle“ ist das alles Wurst, Hauptsache sie werden wieder gewählt als Politiker oder als KB-Oberste.
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Ein weiterer Kaumfähiger, der sich krampfhaft an ein gutbezahltes „Jöbli“ klammert solange es geht. Danach kommt nämlich nichts mehr, denn dann wäre ja echtes Können und das eigenverantwortliche Tragen von Risiken gefragt. Das ist nichts für solche „Alpha – (so sähen sie sich gerne) Tierchen“. Alles pseudo.
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Der nächste CEO steht schon bereit. B. Fruithof, ex CS und ohne US-Altlasten scheint schon designierter Nachfolger zu sein. Wahrscheinlich geht es nur noch um das Timing, wie man die Story Scholl beendend. Die Gerüchte aus internen VR-Quellen werden konkreter.
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Ein weiterer Kaumfähiger, der sich krampfhaft an ein gutbezahltes "Jöbli" klammert solange es geht. Danach kommt nämlich nichts mehr, denn…
Die Politiker und Scholl werden sicher jemanden in der unteren Etage als Schuldig(e) finden und sagen, sie wussten nichts betreffend…
Der nächste CEO steht schon bereit. B. Fruithof, ex CS und ohne US-Altlasten scheint schon designierter Nachfolger zu sein. Wahrscheinlich…