Im US-Steuerstreit sind alle Augen auf die Sankt-Galler Privatbank Wegelin gerichtet. Mittels Beurlaubung ihres Zürich-Chefs versuchen die Wegelin-Chefs, die US-Justizbehörden zu besänftigen. Misslingt das, droht eine Anklage gegen die Bank mit existenziellen Gefahren.
Weitgehend unbeachtet in der epischen Auseinandersetzung mit den Amerikanern um das Ende des alten Bankgeheimnisses bleiben indes die Aktivitäten der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Dabei gäbe es bei dort einige Fragezeichen.
Es geht um die Zeit ab Frühling 2008, als die UBS ihren US-Offshore-Kunden mit rund 20 Milliarden unversteuerten Vermögen unter Druck eines US-Strafverfahrens kündigte. Viele der rund 20’000 Kunden, die unvermittelt auf der Bahnhofstrasse landeten, suchten sodann Unterschlupf bei anderen Instituten.
Die ZKB sah ihre Stunde gekommen. Ihr Private Banking war bis dahin nie richtig auf Touren. Nun stürzte sich die Staatsbank, ausgerüstet mit einem todsicheren Triple-A, auf die verängstigten US-Kunden.
Dass diese von der viel grösseren und im internationalen Geschäft mit Vermögenden weit erfahreneren UBS als zu riskant betrachtet wurden, interessierte die Verantwortlichen offensichtlich nicht. Daran änderte auch die Verpflichtung eines neuen Chefs nicht. Im August 2008 übernahm Christoph Weber von der Tessiner Banca del Gottardo das Steuer im Private Banking der ZKB. Unter ihm wurde die Strategie mit den „heissen“ US-Kunden fortgesetzt. Erst ein Jahr später stand die Staatsbank auf die Bremse.
Speziell am ZKB-Kurs war die enge Kooperation mit der Neuen Zürcher Bank (NZB), die inzwischen wegen ihrem US-Geschäft und anderen Problemen aufgelöst worden ist. Dort war ein früherer US-Offshore-Chef der UBS aktiv. Dieser hatte sich mit Ex-Kollegen von der Grossbank auf die Verwaltung von nicht deklarierten US-Vermögen spezialisiert.
Viele NZB-Kunden waren bis 2008 bei der UBS verbucht. Als diese die Reissleine zog, suchten die NZB-Berater eine neue Heimat für die bei der Grossbank unerwünschten Gelder. Dabei übertrumpfte die ZKB alle übrigen Mitbewerber, sagt ein Insider, der mit der Materie vertraut ist.
Rund 50 Basispunkte sollen die Zürcher in jener Phase für neue US-Kundenvermögen bezahlt haben. Das wären pro Million 5’000 Franken, die dem Vermittler der Gelder – in diesem Fall den NZB-Kundenberatern – zuflossen.
Die sogenannten Finder Fees – Handgelder für die Vermittlung von Kundenvermögen – waren Usus in der Branche. 50 Basispunkte galten jedoch als viel.
Wegelin zahlte laut der Quelle die üblichen 30 bis 35 Basispunkte, gleichviel wie Julius Bär. Bär soll ihr Angebot später auf ebenfalls 50 Basispunkte erhöht haben. Auch Julius Bär ist heute im Visier der US-Strafbehörden.
Dass sich die aggressive Strategie der ZKB mit unversteuerten US-Vermögen bisher nicht stärker gerächt hat, ist wohl einzig auf die politische Protektion der Kantonalbank zurückzuführen.
Eine Anklage gegen die ZKB oder die ebenfalls bedrängte Basler Kantonalbank könnte das nationale Parlament verärgern. Dieses muss den Weg für die Offenlegung von Tausenden von US-Kunden freimachen. Sie sind das eigentliche Ziel der US-Jäger.
Ihre privilegierte Position macht die ZKB-Manager offenbar übermütig. Kürzlich kritisierte ein Sprecher der Bank öffentlich die Berner Finanzmarktaufsicht (Finma). Diese hätte die Banken frühzeitig vor den Gefahren im US-Offshore-Geschäft warnen müssen, meinte er.
In diesem Zusammenhang geht in der Branche das Gerücht um, wonach die Finma die US-Behörden mittels einer geheimen Liste laufend aufdatiert hätten, bei welchen Schweizer Instituten die US-Kunden der UBS landen würden.
Auch wenn eine solche Liste die Finma in Erklärungsnot bringen würde: Den Fehler in Bern zu suchen ist scheinheilig. Die ZKB kann den Schwarzen Peter in ihrem US-Offshore-Problem nicht weitergeben.
Die Staatsbänkler witterten in den heimatlosen UBS-Kunden ganz einfach eine Chance, ihrem schwächelnden Private Banking einen Energieschub zu injizieren. Die ZKB-Manager müssten eigentlich von Glück reden, dass die Zürcher Politik die Vorkommnisse nicht längst en detail unter die Lupe nimmt.
Das kann noch kommen. Eine hohe Busse inklusive Schuldanerkennung könnte selbst in der „geschützten Werkstatt“ ZKB Folgen haben.
„Die FINMA hätte die ZKB warnen müssen, hätte ihr dieses Geschäft untersagen müssen.“ Dies sind die Aussagen der Manager dieser Bank (notabene das selbe Institut, das sich massiv gegen die Einmischung der FINMA im Hypothekargeschäft wehrt).
Meine Schlussfolgerungen: 1) die Grundlagen für eine saubere Geschäftsführung scheinen nicht gegeben, 2) das Institut scheint auch nicht ansatzweise über ein funktionierendes Risikomanagement zu verfügen.
Da gibt es eigentlich nur eine Konsequenz: unmittelbarer Entzug der Bankenlizenz.
Gab auch höhere finders fee zahlungen!