Der Akt am Mittwoch ab 10 Uhr hat Symbolkraft. Raymond Bär, 52, tritt als Präsident der einstigen Familienbank Julius Bär zurück. Mit ihm geht sein langjähriger erster Offizier Peter Küpfer von Bord.
Ein letztes Mal will Raymond Bär staatsmännisch auftreten. An der Rede seines Lebens vor den Aktionären im Zürcher Kongresshaus dürften wie meist Ghostwriter mitgearbeitet haben. Wenn es um sein Image geht, überlässt der letzte Bär nichts dem Zufall.
Das reicht nicht, um in bleibender Erinnerung zu bleiben. Unter Raymond Bärs Regentschaft hat sich Julius Bär zwar zur Dritten Kraft von Swiss Banking gemausert, zumindest in der Deutschschweiz.
Doch als Person blieb der Spross sein Banker-Leben lang im Schatten seiner Vorgänger, Loblieder in der NZZ hin oder her.
Das hat nicht nur mit den grossen Fussstapfen seines Vaters Hans Bär zu tun. Raymond Bärs eigene Spuren hinterlassen einen zwiespältigen Eindruck.
Typisch für einen Abkömmling einer vermögenden Schweizer Privatbanken-Familie absolvierte Bär seine Lehr- und Wanderjahre in den USA. In den 1980ern kriegte er einen Platz beim US-Broker Salomon Brothers, der später in der grossen Citigroup aufging.
Dort habe er die nötigen Prüfungen für das Wertpapiergesetz nicht immer bestanden, sagt eine Bär-Quelle.
Zur wichtigen Etappe auf dem Weg an die Spitze der Familienbank wurde Bärs Zeit als Chef der New Yorker Filiale von Julius Bär. Auch sie fällt im Urteil damaliger Zeitgenossen unterschiedlich aus.
Während laut einem Weggefährten Bär im Big Apple Anfang der 1990er Jahre einen „guten Job“ gemacht habe, berichtet ein Insider aus dem Umfeld des Bankers von kostspieligen Rechtsfällen. Zumindest einer habe die Bank bis in die Neuzeit auf Trab gehalten.
Laut dem Kritiker hätten wichtige US-Kunden hohe Verluste in den Crashs erlitten, die auf Raymond Bärs Jahre in New York folgten. Diese hätten die Bank dafür haftbar gemacht.
Das konnte Bärs Aufstieg keinen Abbruch tun. Weil er „Fils à Papa“ war?
Der Name habe sicher nicht geschadet, sagt ein weiterer Ex-Bär-Manager, der den späteren Spitzenmann der Privatbank zu dessen Amerika-Zeit erlebt hatte. „Raymond“ – der Name wird von vielen englisch betont – „ist aber trotz allem ein gestandener Privatbanker geworden.“
Andere Stimmen widersprechen. Just als Leiter der für die Zukunft der Bank entscheidenden Vermögensverwaltung habe Raymond Bär versagt, sagen sie.
Für das Kerngeschäft von Julius Bär war Raymond von 1998 bis 2003 zuständig. Es war die Zeit des grossen Aufbruchs. Der bedrängte Bankverein rettete sich in die „Übernahme“ der trägen UBS, die CS träumte vom grossen Allfinanz- und Derivategeschäft.
Bär blieb zurück. Trotz gutem Namen und langer Tradition mit eigenen Fonds machte der Aktienkurs keine Fortschritte.
2003 übergab Raymond Bär die Leitung des Privatbankings seinem Cousin Mike. Während Raymond zumindest formell weiter aufstieg und Präsident der Bank wurde, hatte Mike Bär die Vermögensverwaltung zu sanieren.
Die Zeit für den Turnaround war zu kurz. Ende 2004 führte ein Familienzwist zum Eklat.
Mikes Vater Rudolf Bär und dessen Bruder Thomas, ein Partneranwalt von der gleichnamigen Kanzlei Bär&Karrer, wollten frei über ihre Titel verfügen.
Da zeigte sich Raymonds Bärs grösstes Talent. Statt wie Mike kurzerhand abgesetzt zu werden, rettete sich der VR-Präsident, indem er seine Meinung nach dem neuen Wind ausrichtete.
Er würde sich immer so verhalten, wie das Geld fliesse – so laute Raymond Bärs Leitspruch, sagt eine Quelle.
Als letztes Aushängeschild der Familie, aber ohne Stimmrechts-Aktienmehrheit im Rücken, musste Raymond Bär eine feindliche Übernahme fürchten. Zusammen mit seinen langjährigen Beratern von Goldman Sachs entwickelte er Alternativszenarien.
Am Ende handelten Andere. Die UBS-Topshots Hans de Gier und David Solo suchten 2005 für ihre SBC Wealth Management mit drei kleinen Privatbanken und Assetmanagerin GAM ein börsenkotiertes Vehikel. Julius Bär ermöglichte ihnen einen Grössensprung mit paralleler Vervielfachung der eigenen internen Aktien.
Unter den neuen starken Männern spielte Raymond Bär nur noch die zweite Geige. Intern erhielt er den Übernahmen Emily, in Anlehnung an die Kühlerfigur auf den Rolls-Royce-Luxuskarren.
Wo Raymond Bär noch mitreden konnte, agierte er zudem unglücklich. Das 2004 unter seiner Präsidentschaft an die UBS verkaufte US-Private-Banking wurde ab 2008 durch die Hintertür wieder akquiriert.
Julius Bär nahm bis 2009 viele US-Offshore-Kunden auf, die im Zuge des Steuerkriegs mit den USA von der Grossbank auf die Strasse gestellt wurden.
Offiziell begründet Raymond Bär seinen Abgang mit Amtsmüdigkeit. „Mir sagte er kürzlich, es mache keinen Spass mehr“, berichtet eine Quelle.
Wie sehr die gefährliche US-Geschichte eine Rolle spielte, bleibt offen. Ein Bär-Pressesprecher bestätigt, dass Raymond Bär nicht frei sei bei seinen US-Reiseplänen sei. Würde er solche hegen, müssten diese vom Julius-Bär-Rechtsdienst geprüft werden.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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One day I saw this little, smiley man at Al Leone. Mike Bauer. He told me that he is the CEO of Clariden..Bullshit
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Meinungen dürfen und sollen unterschiedlich sein. Ich habe jedoch ganz schön gestaunt am Wochenende, als sich der Online-Tagesanzeiger bei einem Artikel prominent auf Inside Paradeplatz abgestützt hat… …wenn einer von fünf Artikeln ein Treffer ist, dann ist das bereits weit über dem Massenmedien-Durchschnitt. Weiter so, IP!
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Hallo Inside Paradeplatz
Warum sind Eure Artikel eigentlich nicht gezeichnet?
LG Hugo Bähler-
Die Artikel SIND gezeichnet, und zwar oben neben dem Datum. Das lh steht, so viel ich weiss, für Lukas Hässig. So viel ich als Pensionierter abschätzen kann, hat er bestes Insiderwissen, besonders wenn es sich um die verstorbene Clariden Leu handelt.
Max Rüegg -
Insideparadeplatz besteht ja nur aus Hässig. Wer lust auf ein munteres Banken und Bankenmanager-bashing hat, wird hier immer fündig. Von 5 Artikeln kann man einen gebrauchen, der Rest ist schlampig recherchiert und zusammengedichtet (siehe „ein Quelle sagt.. ein Insider sagt…).
Aber eben, manchmal landet Hässig einen Treffer, siehe Bericht Vontobel vom 29.3. Für solche Berichte lohnt es sich allemal ab und zu insideparadeplatz aufzusuchen. Für den heutigen Bericht sicher nicht. -
Ray Bär ist sowas von uninteressant. Musste mich regelrecht zwingen, den Artikel zu lesen.
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One day I saw this little, smiley man at Al Leone. Mike Bauer. He told me that he is the…
Hallo Inside Paradeplatz Warum sind Eure Artikel eigentlich nicht gezeichnet? LG Hugo Bähler
Die Artikel SIND gezeichnet, und zwar oben neben dem Datum. Das lh steht, so viel ich weiss, für Lukas Hässig.…