Robert Shafir ist ein Angelsachse der domestizierten Sorte: nur kein Aufheben in eigener Sache machen. Damit beachtete kaum jemand, dass Shafir 2011 bestbezahlter Credit-Suisse-Manager war.
Seine 8,5 Millionen Franken kontrastieren mit jüngsten Rückschlägen. Diese hat der Amerikaner, der kurz vor dem Crash von Lehman zur Schweizer Grossbank gestossen war, zu verantworten.
Vor 2 Wochen musste Shafirs Asset Management den Stecker bei einem riesigen Immobilien-Fonds ziehen. Der CS Euroreal hatte Immobilien über 6 Milliarden Euro in den Büchern.
Kaum kam die Krise, stürmten die Investoren den Fonds. Nach zweimaliger Schliessung hat Shafirs Asset Management definitiv den Laden runtergelassen. Anleger müssen sich bis mindestens 2017 gedulden. Dann sollen die Häuser verkauft sein.
Dass dies ohne Abschläge möglich sein soll, ist wenig wahrscheinlich. Die Szene weiss genau, welche Objekte die CS losschlagen muss.
Im Internet sind alle Objekte des CS Euroreal aufgelistet. Die Palette umfasst Adressen mit Glamour – und andere.
So findet sich in Deutschland beispielsweise ein Logistikgebäude in Biebesheim, einem Kaff am Rhein, von dem die wenigsten je gehört haben dürften. Aber auch „shiny“ Bürohäuser wie an der Berliner Charlottenstrasse gehören zum Euroreal-Portefeuille.
Der Fonds ist in insgesamt 11 EU-Ländern engagiert. Von Belgien bis Tschechien sitzt er auf Geschäftshäusern und Shoppingcentern.
Besondere Leckerbissen finden sich in Italien. In Rimini an der Adria hat die CS viel Geld in ein Einkaufszentrum namens „Le Befane“ gepumpt. Oder Rizziconi – das liegt irgendwo in Kalabrien ganz unten am Stiefel: Auch dort hat der CS-Euroreal auf eine Shoppingmall gesetzt.
Was diese Häuser am Ende Wert sind, entscheidet darüber, wie gross der Verlust oder Gewinn der CS-Kunden sein wird.
Ein CS-Sprecher versucht zu beruhigen. „Die Immobilien sind werthaltig, wir haben bisher keine ausserordentlichen Abschreibungen vornehmen müssen“, sagt Björn Korschinowski. „Das stimmt uns für den Abwicklungsprozess zuversichtlich.“
Noch sind keine Klagen von Kunden bekannt, wie ein bekannter deutscher Sammelkläger-Vertreter berichtet. Auch die CS geht nicht von einer Klagewelle aus.
Für Entwarnung ist es zu früh. In unguter Erinnerung ist das Lehman-Desaster der Grossbank. Die CS musste viele Kleinkunden mit Papieren der untergegangenen US-Investmentbank im Depot entschädigen. Sie hatte die Gegenpartei-Risiken zu wenig deutlich herausgestrichen. Es stellte sich die Frage der Sorgfaltspflicht.
Auch beim Euroreal dürften viele Kunden erst jetzt von ihrem Unglück erfahren. Bei Verwaltungsmandaten konnten die CS-Kundenberater den Euroreal-Fonds bis zu einem Anteil von mehreren Prozent in die Depots legen, sagt einer, der mit der CS-Anlagepolitik vertraut ist.
CS-Sprecher Korschinowski bestätigt indirekt. „Der Fonds konnte im Rahmen der normalen Diversifikation in Depots von Mandatskunden enthalten sein“, sagt er.
Prima vista scheint CS-Topverdiener Shafir den Euroreal-Flopp wegzustecken. Soeben erhielt er neben seinem Asset-Management-Spitzenjob die Leitung der Region Americas übertragen.
Bei vielen könnte ihn das zum einzigen valablen Angelsachsen im anstehenden CEO-Rennen bei der CS machen.
In Tat und Wahrheit ist Shafir in Rücklage. Neben dem Crash mit dem Immobilien-Fonds tauchen in seinem Asset Management laufend neue Bad news auf.
Vor Wochenfrist kehrte Alternativ-Investment-Highflyer Ravi Singh seinem Chef den Rücken und verliess die Bank. Shafir hatte Singh erst vor 3 Jahren als Topshot von Goldman Sachs verpflichtet. Nun packt Shafir interimistisch selbst das Steuer.
Hinzu kommt der Fall von Antonio Quintella. Der kürzliche Abschied des Brasilianers als US-Chef aus der CS-Konzernleitung dürfte weitreichende Folgen haben.
Quintella kehrt zurück zu seiner brasilianischen Investmentboutique Hedging Griffo, die heute der CS gehört. Insider rechnen mit einem baldigen Abgang Quintellas, der danach zusammen mit CS-Weggefährten eine Konkurrenzboutique aufbauen könnte. André Esteves und UBS lassen grüssen.
Shafirs Problemliste ist noch länger. Unter der Führung von Shafirs Schweiz-Chef Gerhard Fusenig verlor das Asset Management der CS wertvolles Business, als sie ihre Tochterbank Clariden Leu diesen Frühling unter die Haube nahm.
Statt den rentablen Bereich der Insurance Linked Investments zu integrieren und damit zum klaren Weltleader zu werden, verkaufte Shafir das Business an die LGT-Fürstenbank. Der Grund könnte ein Machtkampf zwischen zwei CS-Managern gewesen sein.
Die Negativ-Serie in Shafirs Laden könnte eine eindrückliche Tellerwäscherkarriere ins Stocken bingen.
Robert Shafir war ursprünglich ein Aktientrader bei Lehman Brothers, wo er aufstieg und von wo er zum Sprung an die Spitze einer von 3 CS-Divisionen ansetzte.
Beim Finanzmulti mit gefülltem Schweizer Tresor setzte er den Höhenflug fort. Shafir verdiente zuletzt mehrere Millionen mehr als sein Chef, CS-CEO Brady Dougan.
Der CS Euroreal könnte die Wende bringen. Zwar geht der Fonds auf die Zeit vor Shafir bei der CS zurück. Er wurde vor 20 Jahren lanciert und wies praktisch eine lineare Performance nach oben aus. Das brachte der Bank jährlich zweistellige Millioneneinnahmen.
Trotzdem muss Shafir den Kopf für das Desaster hinhalten. Das Immobilien-Vehikel, das sogar im belgischenWaterloo die Finger im Spiel hat, könnte zu Shafirs persönlichem Fiasko werden.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Robert Shafir soll seine Koffer packen und verschwinden.
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Bläst endlich mal den Angelsachsen den Marsch und setzt wieder auf Schweizerische Werte!!!!
Die Kunden werden’s Danken!!!
Noch niemand kapiert was passiert!
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Volle Zustimmung zum Kommentar. – Auf die richtigen Werte kommt es an. Und die werden während einer Sozialisationsphase vermittelt. Für Nichtschweizer bzw. Nicht-Hiergeborene bzw. -Aufgewachsene nur schwer vermittelbar. – Wobei, die traditionellen Schweizer Werte und Tugenden langsam generell erodieren, leider. Mit der PFZ kommen sie noch mehr auf den Hund.
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Wie wahr, Wie wahr – Wählen wir doch nur noch Politiker aller Parteien und Couleur die die Schweiz vertreten und investieren auch nur in Werte die auf solche Werte bauen und nicht nur auf das schnelle Geld!
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Schweizer Werte (oder Filz)haben z.B. bei der ClaridenLeu gewirkt, oder Basler KB…Schweizer Werte wie: kein Risiko tragen, Faust in der Tasche machen und politisieren…
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@good worker: Zu den „Schweizer Werten“ zählt auch sich von seinen Seilschaften befördern zu lassen. Insofern hat der Herr Bahar zB. Schweizer Werte durchaus indus, was allerdings der Audience hier auch nicht behagt…ja was denn nun?
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Bis jetzt ist ihm noch nichts passiert, und gut kassieren tut er immer noch ohne grosse Leistung. – Da ist dann auch etwas Schmerzensgeld inbegriffen…
Bis jetzt ist ihm noch nichts passiert, und gut kassieren tut er immer noch ohne grosse Leistung. - Da ist…
Bläst endlich mal den Angelsachsen den Marsch und setzt wieder auf Schweizerische Werte!!!! Die Kunden werden's Danken!!! Noch niemand kapiert…
Volle Zustimmung zum Kommentar. - Auf die richtigen Werte kommt es an. Und die werden während einer Sozialisationsphase vermittelt. Für…