Kurz vor 5. Martin Scholl kurvt im silberfarbenen Audi A4-Kombi aus der Tiefgarage und braust Richtung Flughafen-Agglo davon. „Man kann die Uhr danach stellen“, sagt ein Zürcher Banker.
Dabei leitet Mister 16.59 Uhr ein Finanzhaus mit wachsenden Risiken. Scholls Zürcher Kantonalbank (ZKB) ist die drittgrösste Bank der Schweiz. Von Retail- bis Investment-Banking ist sie der Finanzmotor im Millionen-Zürich.
Und sie ist Too Big To Fail. Unter Scholls Kommando hat die ZKB ihre Bilanz seit 2007 um 30 Prozent auf 140 Milliarden hochgeschraubt, der Personalbestand nahm um 15 Prozent auf über 5000 Mitarbeiter zu.
Alles zeigt nach oben. Nur der Gewinn nicht. Der sank in Scholls 5 Jahren um 9 Prozent. 2011 machten die 769 Millionen nur gut ein halbes Prozent der Bilanzsumme aus.
Die Performance wirft Fragen auf. Wohin steuert Scholl die Bank? Wie gut ist sein Team? Welche Risiken geht der Steuerzahler ein?
Letzteres ist entscheidend. Die grossen Bankenpleiten trafen fast immer Kantonalbanken, sei es in Appenzell, Bern, Genf, Solothurn oder im Waadtland. Steht ein Staatsinstitut schief, muss meistens der Steuerzahler dafür geradestehen.
Scholls 140-Milliarden-Bilanz ist ein gigantischer Brocken in der Kantonalbanken-Landschaft. Die Waadtländer BCV weist 36 Milliarden aus, die St.Galler KB 26, die Berner 25.
Gross heisst im Banking riskant. Entsprechend braucht es Profis, um die Risiken im Griff zu haben. Die besten Leute unabhängig von Herkunft und Nähe zum Chef sollten die ZKB führen.
Bei Scholl tauchen diesbezüglich Fragezeichen auf. Der 50-Jährige managt seine Bank mit der schweren Bilanz hauptsächlich mit langjährigen Kollegen.
Seit Scholl Anfang 2007 die Führung übernommen hat, setzte er vor allem Kollegen an die Schalthebel der Macht. Heute wird die ZKB von einem Clan von Scholl-Leuten mit ähnlichem Background und beruflichem Werdegang kontrolliert.
2008 holte Scholl gleich zwei Buddies zu sich in die Generaldirektion. Zum einen war das Private-Banking-Chef Christoph Weber, 53.
Weber hat wie Scholl die Lehre bei der ZKB gemacht, war also quasi Scholls Oberstift. Danach machte er ein paar Jahre lang Karriere bei der Staatsbank, bevor er auf die freie Banken-Wildbahn ging, von wo es ihn dann aber zurück in den sicheren ZKB-Hafen trieb.
Auch bei Produkte- und Services-Chef Markus Bachofen handelt es sich um einen gestandenen ZKBler, der später als Berater entweder nicht glücklich oder nicht erfolgreich wurde und ebenfalls von Scholl die Chance auf einen Topjob kriegte.
Der dritte Scholl-Buddy ist Heinz Kunz. Gleich alt wie sein Chef, kümmert sich Kunz seit Anfang 2011 um das wichtige Firmenkundengeschäft der Bank.
Wie Scholl machte auch Kunz seine ganze Karriere bei der ZKB und stieg vom Lehrling zum Mitglied der Generaldirektion auf.
Der schulische Rucksack der Scholl-Gang ist nicht berauschend. Offenbar sollen alle 4 – Scholl, Weber, Bachofen und Kunz – als wichtigsten Schritt das Bankbeamtendiplom gemacht haben. Die entsprechenden Kurse sollen sie miteinander besucht haben, heisst es auf dem Finanzplatz.
Die ZKB reagiert zurückhaltend auf eine entsprechende Anfrage. Es könne durchaus vorkommen, dass „Mitarbeiter auf jeder Stufe zur gleichen Zeit eine Weiterbildung“ absolviert hätten, meinte ein Sprecher gestern. „Dies sagt logischerweise nichts über deren Beziehung und die Art und Weise der Zusammenarbeit aus.“
Während sich der Erfolg der Scholl-Truppe bei der Performance in Grenzen hält, leuchten regelmässig neue Warnlampen auf.
Die Übernahme der österreichischen Privatbank PIAG mit Ablegern in Salzburg und Wien wurde zum mittleren Desaster. Vor 2 Jahren überschlugen sich die Gerüchte um kriminelle Machenschaften, so dass die ZKB monatelang nicht aus der kommunikativen Defensive fand.
Obwohl es inzwischen ruhig um die Akquisition geworden ist, geht sie wohl als Fehlinvestment in die ZKB-Geschichte ein. Die Alternative, eine Auslandfiliale auf der grünen Wiese aufbauen, hätte der ZKB viel Ärger, Energie und Kosten erspart. Verantwortlich für den PIAG-Kauf war Scholl-„Oberstift“ Christoph Weber.
Auch im US-Steuerstreit hat die ZKB viel zu verlieren. Wie andere Banken konnte sie der Verlockung nicht widerstehen, unversteuerten Amerikaner-Kunden der UBS ab 2008 „Asyl“ zu bieten.
Immerhin stand die Bank früher als viele ihrer Leidensgenossen auf die Bremse. Trotzdem ist der Steuerfall für das Institut mit ihrer unlimitierten Staatsgarantie zum unkontrollierbaren Damoklesschwert geworden.
Problematisch könnte das Selbstverständnis der Bank unter Oberchef Scholl werden. Während die Grossbanken von keiner Krise verschont bleiben, ist bei der ZKB scheinbar Ruhe eingekehrt. Seit dem Rausschmiss von Scholl-Vorgänger Hans Vögeli gab es keine saftigen People-Stories mehr.
Das könnten Scholl&Co. genutzt haben. Unbemerkt von der Öffentlichkeit bauten sie die ZKB zu einer Grossbank aus. Im Investmentbanking, wo besondere Gefahren lauern, wagen sie sich auf neues Terrain vor.
Forsch schnappten sich die ZKBler vor 2 Jahren ein Index-Team von der CS. Auch fürs Commodity Trade Finance, wo heikle Finanzierungsgeschäfte für grosse Firmen gemacht werden, wurde die ZKB bei der Grossbank fündig.
Bisher ging die Rechnung auf, grössere Abschreibungen blieben aus. Entsprechend stolz verweist die ZKB auf ihr Triple-A-Rating.
„Ausschlaggebend für diese hervorragende Benotung sind die solide Ertragslage, das moderate Risikoprofil, die starke Eigenkapitalbasis und die Staatsgarantie der Bank“, sagt der ZKB-Sprecher. „Gemäss Einschätzung der Ratingagenturen zählt die Zürcher Kantonalbank zu den sichersten Finanzinstituten weltweit.“
Von gesundem Selbstvertrauen zu Selbstüberschätzung ist es oft nicht weit, vor allem im Banking. Der englische Werbespot auf der Homepage der Bank kommt für eine „Cantonal Bank“ unbescheiden daher.
Da ist von „comprehensive expertise in the mortgage and loan business“ über „a highly successful player in the field of investment and pension provision“ bis hin zu „leading asset managers“ die Rede.
Grossspuriger preisen sich selbst die beiden Grossbanken nicht an. Nur jetten deren oberste Chefs im Wochentakt rund um den Globus. Feierabend um 5 gibts für sie selten.
„Dass der CEO der Zürcher Kantonalbank einen 7 to 5-Job verrichtet, können nur seine Neider behaupten“, wehrt sich ZKB-Kommunikationschef und -Urgestein Urs Ackermann gegen Scholls behaupteten frühen Arbeitsschluss.
„Richtig ist hingegen, dass sich der ZKB-CEO durch eine bemerkenswerte Arbeitseffizienz auszeichnet. Ohne diese hohe Gabe würden wohl selbst 24 Stunden zur Abarbeitung des täglichen Pendenzenberges nicht ausreichen.“
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Die beliebtesten Kommentare
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jawohl. Filz kommt vor kompetenz. Bankbeamte for ever! Keine Erneuerung von aussen, denn diese waeren ja massiv besser ausgebildet.
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Wieviel Millionen verdient diese Besenfrau?
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Peinliches Bünzli-Denken aus der grauen Vorzeit, wo man in den diversen Büros noch die tägliche ABS-WM (Arsch-Breit-Sitzen) austrug. Kenne viele „Schaffer“, die um 07:00 ins Büro hocken und bis 10 Zeitung lesen.
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„…Der Kanton Zürich haftet nach dem Kantonalbankgesetz für alle Verbindlichkeiten der Zürcher Kantonalbank, wenn deren eigene Mittel nicht ausreichen…“
Folgende Zahlen sollten die Zürcher- & Innen aufhorchen lassen, ihre Kantonsregierung fragen ‚was ist wenn?‘:
2011 Jahres Rapport Nebenbilanz: Derivate 376 Milliarden total; positiv 9, negativ 13 Milliarden Wiederbeschaffungswert für die ‚richtige‘ Bilanz.
Steueraufkommen Kanton Zürich: so um die 6 Milliarden.
AIG, Lehman, UBS, JP Morgan usw. haben es vorgemacht wie schnell enorme Derivaten Verluste entstehen können und ’notional‘ und ’netting‘ überhaupt nichts bedeutet wenn das Vertrauen weg, der Geldfluss eingefroren und die Kollegen Gegenparteien an der Wall Street, in der City, am Paradeplatz Margen und Rückzahlung einfordern – pronto.
Wie man weiss half da nur noch das Fed, die SNB, BoE, ECB mit Billionen … Und die ZKB?
Ein relativ kleiner Bewertungsausrutscher genügt und das ZKB Kapital ist futsch, die ZH Steuerzahler verantwortlich – und für Jahrzehnte im Armenhaus? Proscht Nägeli! Vielleicht macht sich der Chef darum so schnell dünn, unauffällig? Man weiss ja nie, am Abend, nachbörslich…
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Genau richtig!!! Und ähnlich sieht es hier bei uns in St. Gallen aus, einfach im kleineren Ausmass! Kantonalbanken sind ein Risiko für uns Steuerzahler!
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Die ZKB gehört aus gutem Grund nicht zu den ‚zu konsolidierenden‘ Einheiten des Kantons Zürich. Wäre dem so, würde auch Heidi und Franz merken, dass der Kanton Zürich eigentlich viel zu klein ist für die grosse ZKB. Konsolidierte Bilanz des Kanton zürich, (excl. den nicht zu konsolidierenden Einheiten) => 20 MRD. Bilanz der ZKB => 140 MRD
Ich hoffe doch sehr, dass dieser Herr Scholl versteht was er tut. Sonst ist der schöne Kanton ZH ganz schön und schnell pleite.
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Als wenn Scholl für seinen 7 – 5 Job etwas über CHF 1 Mio. erhält, dann arbeitet er deutlich mehr für sein Geld als die CEOs vergleichbarer Banken….
Dieser Vergleich ist in etwa gleich doof wie der Artikel!
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Stimmt leider…
Und, dass man in der Banklehre weniger unique selling points sammelt, als beim HSG Studium, konnte bis jetzt auch noch niemand akademisch-empirisch beweisen. -
genau richtig… die anderen verdienen x millionen und verziehen sich inkl. abgangsentschädigung. Ein Vergleich ist hier somit wirklich unnötig…
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Der Autor hat recht, auch die ‚Leistung’ einer Staatsbank darf bzw. muss hinterfragt werden.
Was hat Martin Scholl und seine Buddies erreicht?
Unter dem Strich leider nicht viel.
Die ZKB insbesondere das Anlagegeschäft / Private Banking profitiert durch ihre Staatsgarantie, ohne diese würde die Bank einiges schlechter dastehen.
Christopf Weber hat vor einigen Jahren bei seinem Antritt den Bereich Private Banking umgekrempelt und durch Stabsstellen aufgeblasen, mit sehr ernüchterndem Ergebnis (PIAG, Erträge etc.). -
Zur ZKB als solches kann ich leider nicht viel sagen aber ich denke nicht, dass die reine Arbeitszeit mit der Qualität des Jobs zu tun hat…. der Aufhänger ist mehr als lächerlich. Es gibt supi organisierte Menschen, die innerhalb weniger Stunden alles wesentliche effizient erledigen oder delegieren und Menschen, welche es in 18 Arbeitssunden nicht gebacken kriegen…..!
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Waren bei den erwähnten Kantonalbankpleiten nicht immer Politiker, die heute noch ihr (Un-)Wesen treiben an massgeblichen Stellen tätig? Wollen sie heute noch etwas von ihrem Versagen wissen? Z.B. Solothurner KB?
Ähnlicher Fall beim Finanzpleitier Behring. Damals war die NR und heutige SR Anita Fetz dem Herrn sehr nahestehend. Hatte es für sie negative Folgen? Ist sie jetzt nicht SR der roten Stadt Basel?
Also,Politiker muss man sein. Ihm wird meistens alles verziehen. Er hat immer so gute Gründe, den Unwissenden Sand in die Augen zu streuen.
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Absolut richtig! Ueberall dort wo der Staat seine Finger drin hat, läuft es nicht.
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Mit seinem silbernen A4 kann er diskret abhauen im Berufsverkehr…
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Dieser Beitrag wäre besser nicht erfolgt. Damit stellt sich der Blog-Schreiber ein sehr schwaches Zeugnis aus. Das Sommer-Loch scheint speziell bei Ins$de Paradplatz den
Hirnschmalz zum Schmelzen zu bringen?Was soll diese hanebücherne Analyse und die an den Haaren herbeigezogenen Unterstellungen bewirken. Muss da jemand seinen Frust loslassen? Oder fehlt es ganz generell an
Fakten……-
Sie sind wohl von der ZKB! Dass eine Bank eine Staatsgarantie benötigt um erfolgreich zu sein ist ein Armutszeugnis!
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Die Bank mit den meisten Akademikern (gemäss eigener Aussage) und der immer wieder verkauften Nähe zu Hochschulen war Wegelin. Da hat man ja gesehen wie erfolgreich dieses Businessmodell ist….
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:-))
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Habe zwar kein Konto bei der ZKB, aber der in der letzten Zeit überzeugendste Banker, mit dem ich zu tun hatte (und ich sehe viele, gerade bei CS…) war ein ZKBler mit einem etwas „unorthodoxen“ Banking-Hintergrund (hat auch Luft in anderen Branchen geschnuppert…)und zwei sehenden Augen (statt auf einem blind) und einem vernunftgepolten Gehirn.
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Was ist das Problem? Es sind nicht die Bilanzen und nicht die alte Crew. Immerhin schüttet die ZKB seit Jahren konstant Gewinne über CHF 300 Mio. an den Kanton und die Gemeinden aus. Welche andere Bank in der CH kann das von sich behaupten. Auch bei der CS hat bspw. der Walter Berchtold nur die Handelsschule abgeschlossen…immerhin war er Chef des CS Private Banking!
Aber was mich stört ist, das zuviel ehemalige UBS Köpfe bei der ZKB untergekommen sind, die einfach nur kopieren und umsetzen, was bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber schon vor Jahren nicht funkionierte. Die Mitarbeiten werden zu Listen-Mäher degradiert. Verkauf über alles. Aber die Kunden sind übersättigt… -
Aufgeblähte Bilanz?
Haben Sie mal untersucht wie das Kernkapital im Vergelich zu den Grossbanken hinsichtlich Basel III ausgestaltet/berechnet ist?Rückgängiger Gewinn?
Der Gewinn ist doch sehr konstant. Selbst in den Krisenjahren stets ein gutes, positives Resultat mit Ausschüttung an die Kantone. Welche Bank kann das schon von sich behaupten?Was ist jetzt genau das Problem bei der ZKB? In Zeiten wo hochstudierte und hochbezahlte Manager Ihre Institute an die Wand fahren?
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Fast noch schlimmer als die o.E. Führungscrew sind die vielen von der UBS/CS freigestellten halbstarken „Mittel-Top-Banker“ die sich wie Würmer in den ZKB Käse reinbohren und mit individuellen Strategien den „Laden aufräumen“ wollen.
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Dieser Artikel ist wieder einmal ein Beweis für das Niveau dieses Blogs. Präsenzzeit alleine macht noch keinen erfolgreichen Manager aus. Erfolg hat nichts mit der Dauer der Arbeitszeit zu tun. Der Artikel ist kleinlich, wenn nicht schon fast kindisch.
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Ich finde die Antwort des Kommunkationschef (letzter Absatz) bemerkenswert! Er hat vermutlich auch „nur“ eine Lehre gemacht.
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Na ja, Dummgeschwätz hört man überall, auch von Leuten mit höherem Bildungsniveau. – Aber ich vermute ‚mal, dass Sie richtig liegen.
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Ich habe grundsätzlich kein Problem, wenn ein CEO um 1700 Uhr nach Hause geht. Allerdings sollte ein Kommunikationsexperte etwas treffsicherer bei seinen Antworten sein. Seine Aussage geht ja gar nicht! Man könnte meinen die anderen Banken CEO’s, die 12 und mehr Stunden am Tag arbeiten seien ineffizient.
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Blöde Fragen verlangen auch nach einer blöden Antwort. Der Mann hat Recht. Das wäre mir auch zu doof.
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wenn er der kommunikationschef der dorfbäckerei wäre, dann gebe ich ihnen recht. die drittgrösste bank dre schweiz kann sich keine doofen antworten leisten.
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Doch, das finde ich schon, dass sie sich das leisten können. Man muss sich auch als drittgrösste Bank nicht jede Kleingeistigkeit gefallen lassen.
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Honi soit qui mal y pense!
wenn er der kommunikationschef der dorfbäckerei wäre, dann gebe ich ihnen recht. die drittgrösste bank dre schweiz kann sich keine…
Doch, das finde ich schon, dass sie sich das leisten können. Man muss sich auch als drittgrösste Bank nicht jede…
Mit seinem silbernen A4 kann er diskret abhauen im Berufsverkehr...