Ausgelöst durch die Staats- und Schuldenkrise taumeln der Euro und die mit ihm verbundenen Staaten von einer Krise zur nächsten. Statt nun die Ursachen beherzt anzugehen, erfinden Politiker immer neue und abstruse Ideen, wie die Gemeinschaftswährung gerettet werden könnte. Dabei schrecken gewisse Kreise auch vor Tabubrüchen wie der Enteignung der Bevölkerung nicht zurück. So schlug das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung kürzlich vor, zur Sanierung des Haushalts eine Zwangsanleihe für Reiche und Wohlhabende einzuführen. Damit würden einmal mehr die negativen Auswirkungen einer falschen Politik auf die Bevölkerung abgewälzt.
Im Gegensatz zum vorgenannten Beispiel ist die voranschreitende Unterordnung des Bürgerwohls unter die Partikularinteressen von Politikern meist nicht so leicht ersichtlich. So werden unter dem Deckmantel der angeblichen Sicherheit in vielen Staaten – auch in der Schweiz – Pensionskassen, Versicherungen und Vorsorgefonds durch von Politiker beschlossene Gesetze verpflichtet, einen grossen Teil ihrer Anlagen in so genannten risikofreien Anlagen zu halten. Dass damit in erster Linie Staatspapiere gemeint sind, versteht sich in den Augen der Politiker von selbst.
Dabei erhalten sie von den Zentralbanken Schützenhilfe. Um nämlich die stetig ansteigende Schuldenlast finanzierbarer zu machen, fluten die Notenbanken die Märkte mit Geld und halten so die Zinsen tief. So erhält man für 10-jährige Anleihen der Schweizerischen Eidgenossenschaft knapp ein halbes Prozent. Dies entspricht einer Gesamtrendite über 10 Jahren von knapp 5 Prozent – inklusive Zinseszins. Nach Abzug der Inflation resultiert durch eine solche Investition ein schleichender, aber stetiger Kaufkraftverlust. Von Akademikern wird dies als „Financial Repression“ bezeichnet.
Anlagechefs von Pensionskassen und Vorsorgeeinrichtungen, die aufgrund der strengen Anlagevorschriften gezwungen sind, in Staatspapiere zu investieren, suchen deshalb händeringend nach Möglichkeiten wie sie die – notabene ebenfalls von Politikern beschlossenen – Mindestzinsen der beruflichen Vorsorge BVG erzielen können. Dass sie dabei neuerdings, wie die Wirtschaftsplattform „Cash.ch“ berichtete, sogar strukturierte Produkte in Erwägung ziehen, lässt nichts Gutes erahnen.
Wie soll sich nun Otto Normalanleger angesichts dieser Situation verhalten? Als erstes gilt es Mut zu fassen und mit gesundem Menschenverstand eine Anlagestrategie zu definieren, die eine reale Rendite verfolgt. Dazu eignen sich in erster Linie Aktien von Unternehmen, die über einen hohen Cashflow, eine attraktive Rendite sowie eine gesunde Gewinnkraft verfügen. Ein Beispiel dafür sind die Titel von Nestlé, die über 10 Jahre 38 Prozent rentieren (unter Annahme gleichbleibender Kurse und Dividenden und deren jährlicher Wiederanlage). Natürlich weisen Aktien eine höhere Volatilität aus. Dies wird jedoch durch eine höhere und vor allem echte Rendite entschädigt. Positiv schlägt über die Jahre der Zinseszinseffekt zu Buche. Zudem ist der Aktionär Miteigentümer eines Pools von Sachanlagen, der über die Jahre dank den positiven Cashflows ansteigen wird.
Für Anleger, die keine oder nur eine tiefe Volatilität suchen, empfehle ich, in Anleihen von Qualitäts-Unternehmen zu investieren. Um das Kredit- respektive Ausfallrisiko zu minimieren, sollte das jeweilige Unternehmen seriös und umfassend analysiert werden. Wie im Falle von Aktien sind dabei eine gesunde Bilanz sowie ein nachhaltiger Cashflow wichtig. Für institutionelle Anleger eignen sich zudem Immobilien als Alternative. Auch Rohstoffe wie Gold oder Agrargüter gehören in ein gut diversifiziertes Portfolio. Wichtig ist, bei allen Anlageentscheidungen eine langfristige Optik einzunehmen und die verfolgte Strategie nicht bei den ersten negativen Ereignissen wieder aufzugeben.
Angesichts dieser brillanten Anlagekompetenz aus dem Hause Neo-Swissfirst/SVP-Matter ist Emma Normalanlegerin vielleicht doch ganz gut bei ihrer Kantonalbank oder Raiffeisen aufgehoben.
Anstelle von einfacher Vermischung politischer Vorlieben und 20-Minuten-Schlagzeilen, würde ich den Anlageerfolg von KB oder Raiffeisen mit einem oben beschriebenen Portfolioansatz vergleichen.