Anfang September waren die UBS-Oberen wieder einmal im berühmten Schulungszentrum auf dem Wolfsberg im Thurgau. Das jährliche Geschäftsleitungsseminar stand auf dem Programm.
Höchste Zeit für Sergio Ermotti zu zeigen, wer der Herr im Haus ist. Immerhin jährte sich der Tag, an dem der Tessiner die operativen Zügel der Grossbank übernommen hatte.
Statt seinen Führungsanspruch im Spitzengremium klar zu machen, suchte der CEO Harmonie.
Was Vorgänger Oswald Grübel zu viel hatte, sei bei Ermotti zu wenig vorhanden, sagt eine Quelle. „Grübel führte despotisch und allmächtig, Ermotti will eine vereinte Mannschaft formen.“
Das sei tückisch, meint der Insider. „Vor lauter Team-Building vergisst Ermotti zu zeigen, wer das Sagen hat.“
Ermottis Schwäche nutzt vor allem einer in der UBS-Konzernleitung: Ulrich Körner.
Der omnipotente Stabschef und Leiter der Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika (EMEA) ist heute der wahre starke Mann der UBS.
Der Deutsche mit Zweitpass Schweiz ist ein strategisches Genie. Und er weiss, wie eine grosse Bank hinter den Kulissen der herausgeputzten Schalterhallen wirklich funktioniert.
Fast alle wichtigen Funktionen liegen bei Körner. Als Chief Operating Officer (COO) hat er die grossen Supportabteilungen unter sich, zudem steuert er das Personal, die IT, das Marketing, die Strategieentwicklung.
Auch die Fäden des zentralen Projekts „Industrialization“ laufen bei Körner zusammen. Der Totalumbau der Prozesskette soll aus dem Moloch eine neue, effiziente Bank machen.
Insgesamt steht Körner als COO Bereichen mit mehr als 20’000 Mitarbeitern vor. Faktisch führt er damit die halbe Bank.
Das ist noch nicht alles.
Weil es ihn nach oben und an die Front zieht, wollte Körner auch noch eine ganze Region. Mit EMEA gab ihm Ermotti eine von drei wichtigen Weltzonen.
Im Unterschied zu CEO Ermotti verfügt Körner heute über eine starke Hausmacht.
Von Grübel vor drei Jahren zur Bank geholt, kennt Körner die UBS inzwischen besser als viele andere UBS-Topshots.
In 3 Wochen wird Körner 50. Jetzt will er endlich richtig Chef sein, sagen Vertraute. Intern sei längst klar: Körner mache bei jeder Gelegenheit seinen Führungsanspruch klar.
Für die Bank ist das aus 3 Gründen problematisch.
Erstens ist Körner ein Schattenchef. Zweitens ist er als Person umstritten. Drittens offenbart seine Stärke die Schwäche des CEOs. Der könnte beim neuen Präsidenten, dem Deutschen Axel Weber, durchfallen.
Punkt eins: Ein Schattenchef hat seine Schattenbuddies.
Bei Körner sind das vor allem zwei Altgediente: Walter Stürzinger und Stephan Zimmermann.
Die beiden hohen Manager verfügen nach Jahrzehnten bei der Bank über ein umfassendes internes Netzwerk und ein einzigartiges Wissen, was das wahre Funktionieren der UBS betrifft.
Stürzinger und Zimmermann waren entscheidend für den Sieg der Investmentbanker im internen Powerplay. Sie machten den Weg frei für die Verbuchung von Schweizer Daten in Indien und anderswo, und zwar nicht nur in UBS-Zentren, sondern auch bei Drittanbietern.
Und sie liessen zu, dass die Investmentbanker Boni abzügelten, statt in Infrastruktur zu investieren und so die Risiken zu minimieren.
Jetzt muss Körner mit seinen Vertrauten die Investmentbank bändigen. Das Projekt zur Reduktion des immer noch grossen Handelsgeschäft liegt beim Stabschef.
Wird Körner die teuren Stars der Investmentbank wirklich zurückbinden, wie dies CEO Ermotti offenbar beabsichtigt? Das dürfte sich demnächst zeigen.
Punkt zwei: Körner ist zwar hochintelligent und strategisch beschlagen wie nur wenige. Doch Mitstreiter beschreiben ihn als „unmöglichen“ Typ. Seine Sozialkompetenz sei dürftig, sein Ton könne verletzen.
Auch verlassen ihn Schlüsselpersonen vorzeitig. Seine Strategiechefin Vesna Nevistic, die zuvor bei McKinsey und Goldman Sachs war, ging nach gut 2 Jahren. Ihre Aufgaben wurden auf mehrere Köpfe verteilt. Neuer Strategiechef wurde Dierk von Schuckmann.
Punkt drei: Körners Stärke ist Ermottis Schwäche. Intern kommuniziert vor allem einer: der Deutsche. Er sagt, was gilt, er gibt Takt und Richtung vor.
Ermotti bleibt die öffentliche Bühne. Dort bedrängt ihn Präsident Weber.
Das Dreiecks-Machtverhältnis Weber-Ermotti-Körner belastet die Bank in einem entscheidenden Moment.
Im Windschatten von Erzrivalin Credit Suisse, die durch Kapitalschwäche, Angelsachsen-Kultur, Sparprogramm und US-Steuerstreit Schlagzeilen am Laufbank produziert, versucht die UBS, zurück zur alten Form zu finden. Den laufenden Adoboli-Prozess empfindet sie bisher als keine grosse Belastung.
Ziel ist eine grosse Vermögensverwaltung mit angehängter Investmentbank. Das hat CEO Ermotti vorgegeben.
Beim Ziel dürfte Axel Weber Ermotti unterstützen. Ob er den Ticino-Banker auch als genug stark zur Erreichung der Vorgabe erachtet, ist weniger sicher.
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Die beliebtesten Kommentare
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Körner mag ja ein (Zahlen-)Genie sein, doch fehlt im schlicht alles, was man als Empathie bezeichnen kann. Von einem CEO erwarte ich mehr, als blosse Zahlengläubigkeit.
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Genie? Wer hät’s erfundä? – Wenn der Körner so gut wäre, dann hätte er längst seinen eigenen Laden aufgemacht. – Aber zum Pfadigruppe leiten bzw. Kiosk-Führen würde es dann halt schon nicht mehr reichen…
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Können solche Gummihälse eigentlich nicht dort bleiben, wo sie herkommen? Wir Schweizer haben diese bornierten Besserwisser und –könner nicht nötig!
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´woher´ die Menschen stammen ist die Argumentationslogik der Verlierer, Leistungsschwachen und der Wahrnehmungsverzerrten. Denn sonst dürfen Sie Herr Caflisch gerne Ihren Beitrag im Gesundheitswesen, Strassenbau, Gastronomie etc leisten, wo doch so viele Migranten eine grandiose Leistung erbringen die in Ihrer Wertevorstellung überflüssig zu sein scheint.
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Einfach nur lächerlich…..egoistische Managementspiele auf Kosten des Schweizer Finanzplatzes. Banker können nur über Gesetze zurückgebunden werden, die lernen es nie!
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Tönt nach „Good cop, bad cop“.
Nur, 3 ist 1 zu viel. Dass Ermotti & Weber beide „good cops“ spielen möchten, das könnte problematisch werden. Ausser sie spielen dies auf verschiedenen Ebenen, d.h. strategisch & operativ.-
Leider wird es an der Basis und somit in der betrieblichen Realität keine Rolle spielen: es ist bei der Großbank schon seit längerem egal, wer die obersten zwei Chargen inne hat. Sonst könnten sich die Knalltüten darunter auf keinen Fall ohne den geringsten brauchbaren Output halten. Es bleibt weiter zu hoffen, dass irgend wann der Markt doch noch spielt.
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Na Sergio wird ja auch nur noch halb soviel Bonus erhalten, dafür wird er auch nur die hälfte arbeiten. Bänker sind ja bekannt dafür das sie wissen wie man sich vorteile sichert.
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…Körner ist ein Knaller, sorry. Das kommt nicht gut.
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Körner. Der letzte Mohikaner aus der McKinsey-Fraktion. Ende absehbar.
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´woher´ die Menschen stammen ist die Argumentationslogik der Verlierer, Leistungsschwachen und der Wahrnehmungsverzerrten. Denn sonst dürfen Sie Herr Caflisch gerne…
...Körner ist ein Knaller, sorry. Das kommt nicht gut.
Na Sergio wird ja auch nur noch halb soviel Bonus erhalten, dafür wird er auch nur die hälfte arbeiten. Bänker…