Der Dow Jones Industrial gibt ein ideales Schulbeispiel ab für die Problematik von Zeitpunkten und Zeitfenstern von Finanzmärkten. Als erstes zu den Begriffen. Zeitpunkt: Damit meine ich Zeitpunkte, an denen der Markt signifikante Hoch- oder Tiefpreise aufweist. Zeitfenster: Hier meine ich spezifisch auf den Gold- und Silbermarkt bezogen die Phase am Ende des Bullmarktes, wenn der Preis explodiert, wie das historisch bis jetzt so gewesen ist.
Schon lange ist bekannt, dass die Länge der Bull- und Bearphasen des Dow Jones Industrial mit Fibonacci Zahlen (1,2,3,5,8,13,21,34,55,89,144 etc.) einhergehen. Hier die wichtigsten Hoch- und Tiefpunkte seit 1932, dem Start des langfristigen Bullmarktes, der bis 2007 anhielt:
1932: Tief, Ende des Bearmarktes von 1929
1932 + 5 = 1937, Hoch, Ende der ersten Bullphase
1937 + 5 = 1942, Tief, Ende des ersten Korrekturphase
1932 + 34 = 1966, Hoch, Ende der 2. Bullphase, Anfang der zweiten Korrektur
(1942 + 3 x 8)
1966 + 2 x 8 = 1982, Tief, Ende der 2. Korrekturphase, Beginn der 3. letzten Bullphase
Für Investoren, die sich dieser Zyklen bewusst waren, war es bis dahin einfach. Der Markt war stets in einer Bull-oder Bearphase eines langfristigen Bullmarktes. 1982 begann aber nicht nur die letzte Phase des Bullmarktes seit 1932, sondern auch die letzte Phase des Bullmarktes seit 1789.
Damit wurde es heikel, denn das Ende dieser Bullphase muss in einer Krise enden, die es bis jetzt nicht gegeben hatte. Eine stichhaltige Prognose für das Ende dieser Phase wäre also von grosser Hilfe. Wäre. Was für Instrumente stehen oder standen zur Verfügung, um diesen Zeitpunkt für das Hoch abzuschätzen?
Eine der Regeln, die Elliott entdeckte, heisst, dass zwei Bullphasen gleich lang sind oder in einem Fibonacci-Verhältnis stehen, und das besonders dann, wenn diese Phasen zu den nicht erweiterten gehört. Als erweitert bezeichnet man Phasen, deren Bullphasen aus mehr als drei simplen Aufwärtsbewegungen besteht, sich aber auf diese drei zurückführen lassen.
1982 war klar, dass die Phase von 1942 bis 1966 die erweiterte war. Wird also die Bullphase ab 1982 5 Jahre lang und damit gleich lang wie von 1932 bis 1937? Das Resultat wäre 1987, das auch 55 Jahre von 1932 entfernt liegt.
Tatsächlich krachte es wie 1929, aber der Markt erholte sich, weil die Notenbanken Liquidität schufen und die privaten Kreditnehmer diese aufnahmen und investierten.
Da die Regel für zwei gleich langen Bullphasen auch ein Fibonacci-Verhältnis einschliesst, sind die möglichen nächsten Endpunkte die folgenden:
1,618 x 5 = 8, 1982 + 8 = 1990
2 x 5 = 10, 1982 + 10 = 1992
2,6186 x 5 = 13, 1982 + 13 = 1995
3 x 5 = 15, 1982 + 15 = 1997
3,618 x 5 = 18, 1982 +18 = 2000
5 x 5 = 25, 1982 + 25 = 2007
8 x 5 = 40, 1982 + 40 = 2022
Aber welcher Zeitpunkt wird es sein? Es wird klar, dass es nicht prognostizierbar war. Der Dow Jones ist zwar regelmässig in diesen kritischen Jahren getaucht, wurde aber durch expansive Geldpolitik immer wieder in die Höhe getrieben.
Erst 2007 scheint es so, dass das Spiel fertig ist. Einerseits ist es technisch indiziert, andrerseits wächst der private Kredit nicht mehr. Das Erstaunliche ist trotzdem, dass mit allen Interventionen die Spitze auf ein Jahr fällt, das den Regeln genau entspricht.
Was hätte eine Prognose ermöglicht? Gäbe es weitere Regeln, die eine historische Relevanz aufweisen und auch 2007 als Zeitpunkt angäben, so hätte man einen Schnittpunkt wie in der Geometrie. Aber ich kenne keine und ich denke auch, dass es keine gibt.
Und nun zu Gold und Silber. Beide Märkte funktionieren nachweislich nach solchen Zeitreihen wie der Dow Jones. Gold mit Fibonaccizahlen und Silber – sehr neu für mich und erst seit der Münchner Edelmetallmesse (siehe Messekatalog S. 172, Beitrag von Dr. M. Lorenz) bekannt – mit Lucas-Zahlen. Lucas-Zahlen sind eine Zahlenfolge, die auf den französischen Mathematiker Edouard Lucas (1842 – 1891) zurückgehen und ganz ähnlich funktionieren wie Fibonacci Zahlen. (Lucas: 1,3,4,7,11,198, 29, 47, 76, 123,199 etc.)
Damit erhält man zwei Zahlenreihen, denen zwei Märkte derselben Vermögensklasse (Gold und Silber, beides monetäre Metalle) angenähert folgen, so wie der Dow der Fibonacci-Zahlenreihe angenähert (für 1932 bis 2007 sogar genau) folgt.
In der Geschichte sind aber Gold und Silber nicht immer parallel gelaufen, besonders nicht nach 1870, nach dem Deutsch-Französischen Krieg. (Die hohen Reparationen der Franzosen in Gold erlaubten der Reichsbank, Silber aus dem monetären System zu werfen, was dann weltweite Folgen für Silber hatte. Soweit mein aktueller Wissensstand, der durchaus korrigiert werden kann.)
Haben diese beiden Zeitreihen, die je den Silber- und Goldmarkt reflektieren, gemeinsame Zeitpunkte und Zeitfenster, so dass sich eine Preispitze zeitlich abschätzen liesse? Das ist die interessante Frage.
Dieselben Algorithmen funktionieren erstaunlicherweise auch bei der Voraussage von Lottozahlen.
Sehr geehrter Herr Nef
Bezugnehmend auf Ihren Artikel erlaube ich mir, Ihnen einen kurzen Feedback zu geben bezüglich Ihrer Erläuterung mit den Fibonacci-Zahlen:
Im Trading mit Rohstoffen existieren solche Berechnungsmodelle seit über 40 Jahren!, welche auch heute noch praktisch angewendet werden. Obwohl solche Berechnungen oft erstaunliche Ergebnisse aufzeigen, stellen sie doch nur die Betrachtungsweise in der Vergangenheit dar. Dazu kommt, dass man immer das sieht, was man auch sehen möchte. Mir ist in diesem Zusammenhang aufgefallen, dass Sie durch Addition und Multiplikation zu diesen Ergebnissen gekommen sind und da stelle ich mir die Frage, wie lange mussten Sie diese Ergebnisse „suchen“. Korrekterweise müsste aber eine Fibonacci-Zahlenfolge in einer konstanten Richtung angewendet werden, was in Ihrer Darstellung fehlt. Das Gleiche gilt auch für die von Ihnen erwähnten Lucas-Zahlen.
Deshalb möchte ich Ihnen die Philosophie von Blaise Pascal (1623 bis 1662), ein französischer Mathematiker, näherbringen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Blaise_Pascal
Seine „Pascalsche Wette“ und sein „Bionimalkoeffizient“ (pascalsches Dreieck) generieren im Trading von Rohstoffen schöne Ergebnisse, welche – sofern man die „philosophischen“ Mechnismen der Rohstoffmärkte versteht – um einiges höher liegen als mit der Nutzung von Fibonacci-Zahlen. Also eine Philosophie, welche hilft, die Kräfte zwischen den „Bullen“ & „Bären“ am Ende eines jeden Handelstages herauszufiltern. Damit existiert ein Hilfsmittel, welches beim aktiven Trading (long & short) von Rohstoff-Futures die Richtung der nächsten Tage angibt.
Freundliche Grüsse
Future Trade AG
Markus Amstutz
Rohstoffspezialist