Boris Collardi lebt in der besten aller Welten. Mit seiner Privatbank Julius Bär steht er ausserhalb des Medien-Röntgenlichts, beim Salär langt er zu wie ein Grossbanken-CEO, ohne sich dafür verteidigen zu müssen.
13 Prozent stieg Collardis Gesamtentschädigung im 2012. Damit kam der 38-jährige Shootingstar auf fast 6,7 Millionen. Bei 300 Arbeitstagen machte das 22’000 Franken im Tag.
Das entspricht Grossbankendimensionen. Sergio Ermotti von der UBS kriegte im Jahr 2011 6,4 Millionen, Brady Dougan von der CS 5,8 Millionen. Die Zahlen für 2012 sind noch offen.
Für was Collardi, der im Unterschied zu Ermotti und Dougan eine Bank mit 10 bis 20 Mal weniger Personal führt, immer mehr erhält, bleibt unklar: Eine eindeutige Leistungssteigerung seiner Bank ist nicht ersichtlich.
Die Kosten-Ertrags-Relation als wichtige Kennziffer für die operationelle Performance verschlechterte sich im letzten Jahr deutlich, und zwar von 77 auf fast 80 Prozent.
Der Gewinn stieg zwar um 15 Prozent, doch das hatte mit Einmaleffekten im Vorjahr zu tun.
Ins Auge sticht vor allem der Sonderbonus für die „geglückte“ Integration von Merrill Lynch International. Es handelt sich um die Vermögensverwaltung der US-Bank ausserhalb des Heimatlands.
Insgesamt gab der Verwaltungsrat von Bär 5 Millionen als Zusatzbonus frei. CEO Collardi sicherte sich mit 800’000 Franken den Löwenanteil.
„To reward members of the Senior Management and other function holders for the considerable efforts and achievements in 2012 in connection with the acquisition and preparation of integration of Merrill Lynch’s International Wealth Management business outside the US“, begründet Julius Bär die Spezialentschädigung.
Ob die Integration der US-Bank in die Schweizer Privatbank ein Erfolg wird, steht in den Sternen. Die UBS und die CS sind mit ähnlichen Vorhaben an kultureller Unvereinbarkeit gescheitert.
Bei Julius Bär wird die Beute vor der Jagd verteilt. „Der Vergütungsausschuss und der VR befanden, dass wir guten Fortschritt machen, unseren Fahrplan und unsere Versprechen eingehalten haben“, sagte Collardi an der Jahrespressekonferenz Anfang Februar.
Dann folge ein Disclaimer, eine Art Absicherung für mögliches Scheitern. „Ich will nicht sagen, dass (die Integration) bereits ein Erfolg ist, es liegen noch zwei weitere Jahre vor uns.“
Das Schlussresultat der Merrill-Lynch-Übung bleibt offen, trotzdem erhalten das Management der Bank und dessen CEO bereits einen Sonderbonus. Ebenfalls ungewiss ist, ob Julius Bär nicht bald eine zwei- bis dreistellige Summe in ihre IT investieren muss.
Das Vorgehen beim Bonus erinnert an Daniel Vasellas Abfindung für die vorzeitige Pensionierung. Im Voraus und ohne klare Gegenleistung sollte der Pharmachef Millionen erhalten.
Collardi, der Vasella der Banker. Er verdient nicht nur in Relation zur Grösse seines Instituts mit Abstand am meisten, sondern darf auch noch Gelder up-front einstecken.
Warum der Verwaltungsrat den jungen Bankenchef vergoldet, leuchtet nicht ein. Bei Vasella hiess es, man wolle den „genialen“ Firmenlenker nicht an die Konkurrenz verlieren.
Ähnliches ist bei Collardi nicht zu befürchten. Als Chef einer UBS oder CS kommt er aufgrund seines Werdegangs nicht in Frage.
Andere Privatbanken wie Vontobel und Sarasin könnten theoretisch ein Interesse haben. Bei beiden lag die Entschädigung für den CEO bisher tiefer.
Speziell an Collardis Bonus-Paket ist das Verhältnis zwischen Cash, der sofort ausbezahlt wird, und aufgeschobenen Aktien.
Zählt man bei Collardi zum Cash noch die Pensionskassen-Beiträge der Arbeitgeberin hinzu, halten sich sofort ausbezahlte und aufgeschobene Boni beinahe die Waage.
Ganz anders sieht die neue Politik bei den Grossbanken aus.
CS-Chef Brady Dougan kriegte zuletzt 100 Prozent des Bonus in aufgeschobener Form, bei UBS-CEO Ermotti war es der grösste Teil. Damit blieb ein Hauptteil des Bonus abhängig von der zukünftigen Entwicklung der jeweiligen Bank.
Hauptverantwortlicher für die grosszügige und sofortige Belohnung des jungen Collardi ist Bär-VR-Präsident Daniel Sauter. Der Ex-Glencore-Finanzchef ist seit Frühling 2012 im Amt, wo er Raymond Bär als letzten Familienvertreter abgelöst hat.
Sauter kriegte für seine neue Funktion über 1 Million. Er besitzt zudem über 40’000 Bär-Aktien im derzeitigen Wert von knapp 1,5 Millionen.
Sauter ist unter den VR-Mitgliedern der grösste Kreditnehmer bei Bär. Seine offenen Ausstände stiegen im Jahresvergleich von 4,2 auf 8,3 Millionen.
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Die beliebtesten Kommentare
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was macht man mit 22 riesen am tag ?
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„considerable achievements“
ROFLMAO -
Viele der später gescheiterten Uebernahmen durch Schweizer Unternehmen waren wohl motiviert durch das Ego überambitionierter CEO’s: Lukas Mühlemann mit DLJ, Marcel Ospel mit O’Connor, Rolf Dörig mit AWD etc.. Letztendlich entsteht die einzige Berechtigung, aus Transaktionen einen Bonus für die Geschäftsleitung abzuleiten aus einem geschaffenen Shareholder Value für die Aktionäre – dem einzig wirklich messbaren Kriterium für GL-Boni. Dies ist bei Julius Bär und Merrill Lynch nicht der Fall, die Aktionäre haben diesen „Deal“ bisher nicht goutiert und mit einem Abschlag honoriert. Der andere gemeinsame Nenner ist der Umstand, dass der Erfolg oder Misserfolg dieser Uebernahmen erst einige Jahre nach der Transaktion bemessen werden kann, während den Integrationsarbeiten kann ein solcher Deal durchaus eine „Lebensversicherung“ für den CEO und VR angesehen werden. Insofern ist die JB / ML Transaktion nicht über alle Zweifel erhaben und es ist auch völlig verfehlt, daraus bereits Erfolgsprämien abzuleiten, umsomehr falls diese „Cash“ ausbezahlt werden. Ich wünsche JB trotzdem viel Erfolg mit ML und hoffe dass diese Transaktion gelingt, es wäre jedoch verfrüht im gleichen Zusammenhang bereits über einen Leistungsausweis von Collardi zu urteilen.
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Also O’Connors ist jetzt nicht gerade ein passendes Beispiel. Diese Uebernahme war der Startschuss in eine neue Ära des Bankvereins. Dass am Schluss alles überbordet ist, hat viel mit Ospel und seinen Jungs und Geistern zu tun, aber wenig mit OC. SG Warburg und Paine Webber waren Flops, aber wohl weniger wegen Ospel’s Eitelkeiten, sondern wegen falschem Timing.
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deliver, deliver, deliver… ?
Boris du hast wohl dein eigenes Motto vergessen…Viele Leute hier wissen halt nicht dass seine Cherin eine first lady ist…
Overpaid, für jemanden der sehr bescheidene Kapitalmarktkenntnisse hat…
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Gehoert wohl unter das Kapitel „der Kapitalismus schafft sich erfolgreich ab“.
Grudd
LK -
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Es gibt neben den bekannten noch viele unbekannte Abzocker, die nicht weniger schamlos wie jene zugreifen. Wenn das nicht ändert, werde ich als Bürgerlicher am Ende noch für die 1 : 12-Initiative der SP/Jungsozialisten stimmen. Dann ist der Abzockermist geführt, ohne wenn und aber.
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Collardi arbeitet keine 300 Tage im Jahr!
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Er schielt 365 Tag im Jahr: Sonst würde er wohl das eine oder andere im Chaos übersehen!
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Abscheulich diese Bezüge der Top Herren (Abzocker der Sonderklasse). Ebenso verweflich die VR-Mitglieder, die diese Geldverschwendung absegnen. Zeigt nur deren Unfähigkeit.
Solche Banker sind Veantwortungslose die am Ast der Bankindustrie sägen, an dem es viele normale, seriös arbetende Mitarbeiter hat. Aber es ist den Oberbossen egal wieviel sie zerstören, Hautsache sie kassiren vorher ab.-
Ganz einfach, dort kein Geld anlegen. Auch bei anderen Firmen wo Abzocker herumlungern nichts kaufen. Wenn es nicht anders geht, halt ins Ausland ausweichen.
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Die meisten Kommentatoren haben noch nicht eingesehen, dass unnötige Regulierung (à la Minder-Initiative) gerade solche Paradoxe schafft! Wenn ein Manager weiss im Voraus, dass er im schlechten Fall keine Abfindung bekommen wird (vgl . Vasella), dann will er am meisten verdienen. In die gleiche Kategorie fällt auch die Bonus-Steuer aus: je höher die Steuer, desto höher werden die fixe Löhne für Managern steigen. Somit fördert die unnötige Regulierung genau das Gegenteil, unabhängig davon, ob jemanden als Genie, Visionär oder Leader gekennzeichnet werden kann. Dabei wäre wichtig den gesunden Menschenverstand zu erhöhen!
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Das Problem ist der offensichtlich inkompetente VR: Ein Collardi wäre auch für die Hälfte zu haben… Und wer ist der Geprellte? Der Aktionär der das alles bezahlen muss.
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Sie übertreiben, die Hälfte (!). Ich würde sagen für knapp 200’000.- finden sie zig mindestens ebenbürtige.
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Hoffentlich bekommt Karl Marx bald einmal recht und alle diese völlig assozialen „Vasellas“ der Finanzindustrie werden für ihre grenzenlose Habgier belangt!
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Solch überhebliche Kommentare zur Finanzindustrie:
Herr Feuz, vielleicht haben Sie bemerkt, dass dieselbe Mentalität in allen Chefetagen zu beachten ist. Sie erwähnten Herr Vasella, welcher übrigens aus der Pharmabranche stammt!Was nicht heissen soll, dass diese Abzockergarde etwas gutes tut – doch solange sich die Aktionäre, die Eigentümer nicht wehren, scheint es richtig zu sein!
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@Kenzy: Sie haben mich wohl nicht ganz richtig verstanden. Es geht um die grenzenlose Gier all dieser „Vasellas“. Gestoppt werden alle diese nach Karl Marx von der aufgebrachten Volksmenge und da hat es eine Menge darunter, die nicht Aktionäre sind.
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Herr Feuz, ausgerechnet im „KarlMarx-Land“ sind in den letzten 20 Jahre soviele Millionären und Milliardären wie sonst niergends auf der Welt geschaffen worden, und bestimmt nicht durch Arbeit und Fleiss. Ist es da etwas schief gelaufen?
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Früher, d.h. unter der „alten Garde“ wurde die Beute erst verteilt, wenn das Wild geschossen war. z.B. Hans J. Bär war eine Persönlichkeit mit Prinzipien und Herz. Leider sei mir der Hinweis erlaubt, dass die Personalentscheide der „jungen Generation“ in vielen Fällen sich als problematisch erwiesen (z.B. von Mérey etc. etc.). Ob dies am „Zeitgeist“ liegt oder ganz einfach an der mangelnden Lebenserfahrung, bzw. an beiden, bewerte ich hier nicht.
Bonne Chance! -
Die schweizer Banken verkommen mehr und mehr zu Selbstbedienungsläden der teilweise korrupten und absolut unfähigen Manager! Das Prviate Banking befindet sich im Niedergang, da der grösste Wettbewerbsvorteil (sicherer Hafen für Schwarzgeld)bald nicht mehr exisiteren wird. Neue Konzepte und Geschäftsmodelle sind nicht in Sicht, die Konzentration auf den CH-Markt bietet nicht genügend Potential für alle Banken. Leiddtragende werden die schweizer Arbeitnehmer sein.
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Selbstbedienung à gogo?
VR und Grossaktionäre dieser Firmen sind entweder unreflektierte Feiglinge, die noch immer nicht verstanden haben, dass im Banking massive Überkapazitäten bestehen und sich die Situation von einem Manager- in einen Eigentümermarkt umgekehrt hat, oder es herrscht eine unglaubliche Korruption.
Wenn alle Banken weltweit zehntausende entlassen müssen, wird es doch viel einfacher, gutes oder zumindest mittelmässig gutes Personal zu finden.
Die Leute in den Top-Positionen haben ganz einfach Grössenwahn und überschätzen sich massiv selbst, und die VRs scheinen sich dieser Selbsthypnose anzuschliessen und das auch noch zu unterstützen, anstatt dass sie ihre Mandate gegenüber den Eigentümern wahrnehmen.
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Boris („Nuschel“) Collardi hat einfach Schwein gehabt, that’s it.
Zu Sauser: Näme mich wunder, welches Collateral den 8.3 Mio Kredit gegenüberstehen…-
Sauter’s Collateral ist seine Genialität (in Sachen „Abzocken“).
Gibst du mir (Collardi), geb ich dir (Sauter, ein paar Millionen Kredit).
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„Ebenfalls ungewiss ist, ob Julius Bär nicht bald eine zwei- bis dreistellige Summe in ihre IT investieren muss“
Uiuiui, hoffen wir dass die Bär nicht wie geschrieben CHF 10-100 in die IT investieren muss. Das wäre der sichere Bankrott!
Aber korrekte Zahlen (oder deren Interpretation) sind ja auch nicht so wichtig bei der Recherche eines „Wirtschaftsjournalisten“…-
Das war ein sehr wertvoller Beitrag, danke Egon..
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Es ist wohl offensichtlich, dass damit 10-100 Millionen CHF gemeint sind…
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Ganz bestimmt wird JB mehr als 10 Mio. In IT investieren in den nächsten Jahren, wahrscheinlich auch über 100 Mio. Das ist nichts besonderes, vielmehr istbdas normal. Private Banking ist Logistik, das wurde schon vor langer, langer Zeit erkannt. Aber viele Banken (nicht nur Bär) haben auf der IT-Seite komplett versagt. Der regulatorische Druck ist jetzt enorm und die ohne Erblasten auftretenden neuen Wettbewerber werden auf frische Technologie setzen. Nicht kompetitive IT und ein unklares Businessmodell und Value Prop wird einigen Banken den Garaus machen in den nächsten 10 Jahren.
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"Ebenfalls ungewiss ist, ob Julius Bär nicht bald eine zwei- bis dreistellige Summe in ihre IT investieren muss" Uiuiui, hoffen…
Boris ("Nuschel") Collardi hat einfach Schwein gehabt, that's it. Zu Sauser: Näme mich wunder, welches Collateral den 8.3 Mio Kredit…
Selbstbedienung à gogo? VR und Grossaktionäre dieser Firmen sind entweder unreflektierte Feiglinge, die noch immer nicht verstanden haben, dass im…