Um halb elf beginnt die Axel Weber Show. Im Zürcher Hallenstadion eröffnet der Deutsche seine erste Generalversammlung als oberster UBS-Mann.
Ein Traktandum dürfte locker über die Bühne gehen. Die Wahl von Reto Francioni in Webers Verwaltungsrat ist unbestritten.
Dabei offenbart genau sie die grösste Schwäche des wichtigsten Manns der Grossbank. Weber weiss nicht, wer die richtigen Leute für das entscheidende Gremium sind.
Mit dem Schweizer Francioni holt sich Weber einen Mann von gestern.
Francioni ist in seiner Karriere fulminant gescheitert. Seit Jahren versucht er, seine Deutsche Börse mit Fusionen an die Weltspitze zu katapultieren. Jeder Vorstoss endete im Desaster.
Sogar bei den wichtigen Derivate-Handelsplätzen vermasselte Francioni die gute Ausgangslage. Die hinausposaunte Eroberung des US-Marktes mit einem Ableger seiner Eurex missglückte.
Vor seiner Börsenzeit war Francioni ein unbekannter Bankmanager, der um ein Haar bei einem deutschen Discount-Broker auf dem Karriere-Abstellgleis geendet hätte.
Reto Francioni ist nur ein Beispiel von vielen. UBS-Chairman Weber setzt konstant auf Namen statt auf Knowhow.
Als Weber bereits designierter VR-Präsident war und damit wohl das entscheidende Wort hatte, schafften zwei Frauen den Sprung ins UBS-Gremium, für die Big Banking etwa gleich weit weg ist wie für die Schweizer Finanzministerin eine konsistente Strategie.
Die Rede ist von Isabelle Romy, eine Anwältin, und Beatrice Weder di Mauro, eine „Wirtschaftsweise“ mit Karriere-Zünder in Deutschland.
Romy gilt als fleissig, aber brav. Wie sie dem eloquenten, selbstsicheren und mediensüchtigen Präsidenten Paroli bieten will, ist schleierhaft.
Problematischer ist die Wahl von Weder di Mauro. Ihr Aufstieg weckt den Anschein der typischen Aushängefrau in obersten Gefilden.
Die Lobgesänge auf Weder di Mauro wurden zum Selbstläufer. Irgendwann getraute sich niemand mehr zu fragen, was die Frau wirklich kann und was sie für eine Aufgabe im wichtigsten VR des Landes mitbringt.
Weder di Mauro wurde zur Marke, zum Emblem für Weisheit gepaart mit attraktivem Äusseren und sicherem Schritt auf dem glitschigen öffentlichen Parkett.
Ganz offensichtlich ist UBS-Präsident Axel Weber empfänglich für solche Glamour-Köpfe. Sie mögen Persönlichkeiten sein, doch unzweifelhaft fehlt es ihnen am harten Werdegang dort, wos drauf ankommt: im Banking.
Dieser Mangel zieht sich mittlerweile wie ein dunkelrotes Band durch den VR der UBS. Er ist gespickt mit Ex-Aufsehern, Ex-Börsenchefs, Ex-Volkwirtschaftern, Ex-Revisoren, Ex-Industriekapitänen, Ex-Hedgefundmanagern.
Ex-Banker gibt es gerade mal einen, einen Briten mit langer Karriere beim US-Finanzmulti JP Morgan und Kurzeinsatz bei Morgan Stanley, der Oswald Grübel am Zeug herumflickte, nachdem dieser der Bank vom Sterbebett aufgeholfen hatte.
OK, da ist noch eine Frau, die dritte im Bund, die eine gewisse Erfahrung im Banking mitbringt.
Ann Godbehere heisst sie und stand kurz bei der englischen Krisenbank Northern Rock am Steuer. Heute ist ihr wichtigstes Mandat bei der British American Tobacco weit weg von Global Finance.
Der UBS-Verwaltungsrat sticht mit seiner Non-Banking-Crew ins Auge. Bei Konkurrentin Credit Suisse sitzen immerhin ein paar ehemalige Cracks aus dem operativen Management im Board.
Das mag die kritische Distanz zur Geschäftsleitung verkürzen. Doch wenigstens wissen die Leute, worum es geht.
Axel Weber hingegen scheint auf seiner eigenen Umlaufbahn zu kreisen. Als bestvernetzter Ex-Notenbanker liebt er die grossen Auftritte.
Das strenge Führen des VRs, die pickelharte Auseinandersetzung mit dem Management und das Ringen um die richtige Ausrichtung der Bank liegen ihm offenbar weniger.
Dafür muss er beim Geld nicht darben. Die 3,6 Millionen, die Weber bei der UBS fürs letzte Jahr kassierte, hätte der Wirtschaftsprofessor in seiner Heimat Deutschland nie gekriegt. Webers Vorgänger Kaspar Villiger steht im Vergleich dazu als Brezelbub da.
Webers Kollegen im UBS-VR erhalten ebenfalls weit mehr als in anderen Aufsichtsgremien üblich. Deren Honorare reichen von 525’000 bis 1’075’000 Franken – und das für ein paar Sitzungen pro Jahr.
Dafür geben sich grosse Namen gerne her.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Selten solchen „Schmarrn“ gelesen! Neben all den guten Artikeln hat IP wieder einmal auf den Mann gespielt und ein faules Ei produziert (oder ist irgendwelchen zweifelhaften Informanten aufgesessen)..!? Wer sich wirklich ernsthaft interessiert, warum z.B. der EUREX/NYSE-Merger nicht zustande kam, kann dies relativ einfach via http://www.economist.com/blogs/freeexchange/2012/02/deutsche-b%C3%B6rse-and-nyse-euronext
in Erfahrung bringen. Aber eben: die Schlagzeile wäre dann etwas weniger süffig….! Aber auch die übrigen (Dis-)Qualifikationen liessen sich relativ einfach widerlegen!-
Ihr Argument ist ein Schmarrn. Francioni wollte zuerst mit der Euronext mergen (kein Take-over!). Blöd nur dass die Deutsche Börse eben grösser war und J-F Theodore logischerweise nicht so dumm war den Deutschen eine Mehrheit zu geben (quasi sein Lebenswerk aus der Hand zu geben) und sich entschloss mit der NYSE in einem Merger of Equal (50/50) einzuschlagen. Francioni versuchte es dann erneut, diesmal mit der NYSE Euronext zu fusionieren (wieder mit einer Mehrheit). Nur, die Behörden waren bereits beim versuchten Merger mit der Euronext klar, dass sie die Silo-Strukturen dieser Firmen mit einer Marktmacht von rund 90% im Derivatehandel nicht akzeptieren.
Trotz der hohen Börsenbewertung und dem grossen Cash-Berg gelang es Francioni nicht, die Position der Deutschen Börse auszubauen. Es hätte wohl einfach mehr „Balls“ gebraucht um eine Übernahme agressiv zu führen. So wie ICE. Diese hat nun die NYSE Euronext übernommen (kein Merger). Die Euronext wird jetzt sehr wahrscheinlich wieder zu haben sein. Ohne das LIFFE Geschäft natürlich…
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Soviel Hass und Selbstzerfleischung in der heutigen Zeit…Unglaublich!!Und die meisten hier muessen noch 25 bis 30 Jahre Arbeiten bis zur „hoffentlich“ Pension. Good luck. Ich gehe jetzt Golfen un trinke ein 6-pack. l8r
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Na ja, es ist nicht allen gegeben, kritisch sein zu können. Es muss auch die dumpfen Intelligenzen geben, welche in der Schafherde mitzotteln. Good-Luck beim Golfen.
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Weder di Mauro ist der grössere Witz.
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Sie ist auch aus dem Netzwerk der Universität Mainz, ebenso sowie Weber selbst und der aktuelle Bundesbankchef.
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Jetzt fehlt nur noch ein ex-Fussballer, Uli Hoeness wäre sicher interessiet.
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Vielleicht ist es genau das die Strategie von Hr.Dr. Weber: im VR der UBS ist nicht unbedingt Banking-Knowhow gefragt sondern Vernunft. Die Vergangenheit hat eben gezeigt, dass es nicht vorteilhaft ist wenn Bankers die Aufsicht von Bankers übernehmen.
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Das ist so nicht richtig: Im Vorfeld der Fast-Pleite der UBS waren Industrie-Leute wie Voser, Bertarelli, Spuhler, R. Meyer und von 2007 Marchionne im UBS VR.
Aus der Distanz betrachtet bin ich mir nicht sicher, ob die UBS heute eine gute Zusammensetzung im VR hat.
Kleines, etwas populistisches Beispiel: Wieso wurde die 25 Mio. Verpflichtung von A. Orcel im VR durchgewunken? Genau zu diesem Zeitpunkt kündigte die UBS an, dass man das IB massiv runter fahren will. Die UBS brauchte zu diesem Zeitpunkt sicher keinen „Rainmaker“, der im M&A Biz rumtingelt. Nun ist er da und kostet viel Geld.
Wie vorgestern gepostet wurde steigen die Lohnkosten der UBS unbeirrt an. Trotz weniger Leute, trotz BS-Reduktion. Hat hier jemand gehört, dass die Margen im Banking am steigen sind? Also man muss kein Accounting Spezialist sein um zu sehen, dass dies nicht aufgeht. Genau das darf ein VR nicht akzeptieren.
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@Fur(r)y: Sie haben Recht im Bezug auf die damalige Zusammensetzung des VR. Möglicherweise lag das Problem vielmehr in der „Uebermacht“ von Marcel Ospel.
Was das IB betrifft, sollte man unterscheiden zwischen den verschiedene Aktivitäten: IB ist nicht gleich IB. M&A ist risikoarm, wenig kapitalintensiv und profitabel.
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Reto Francioni hat das Pulver nicht erfunden, das ist schon so, aber der grösste Looser ist und bleibt Hässig. Und ich bin auch ein Looser weil ich diesen Schrott immer noch lese.
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Schön gesagt.
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Francioni ist ein farbloser Opportunist. Und du „SergioFan“ bist definitiv ein „Loser“, weil du es mit zwei o schreibst. Leute wie Hässig braucht das Land. Topleuten und Politiker sollen sich kontrolliert fühlen.
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Aber, aber… „Looser“ Hässig ist im Aufwind.
Sein Branchenportal wird fast täglich irgendwo in der gedruckten Presse zitiert!
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Looser schreibt sich im übrigen ‚Loser’… aber bist schon ein cooler!
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Was soll die Aufregung? Reto Franconi wurde schon vor Wochen nominiert. Da hat Hässig überhaupt nichts geschrieben. Aber ich denke, die UBS könnte irgendjemand in den VR wählen wollen, Hässig würde die Person schlecht finden. So funktioniert diese Seite. Konstruktiv ist das nicht gerade.
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Schön gesagt.
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Ich versteh die Aufregung nicht. Jetzt hat er endlich jemand berufen, der (wenn man diesen Blog und die Kommentare verfolgt) die allein selig machende Qualifikation besitzt: Der Berufene ist Schweizer, da kann man ja dann auf Leistungsnachweise getrost verzichten.
Egal wer berufen worden waere, es haette hier den üblichen hässigen Artikel gegeben. Und waere es kein Schweizer, dann haette es sowieso Grundsatzsschelte gegeben.
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Naja – es gibt auch Schweizer, die nur warme Luft produzieren und das Treten gegen unten konsequent als „karriereförderndes“ Werkzeug einsetzen.
Wenn der VR wirklich gründlich suchen würde, fände er auch Mitglieder, die nicht nur grosse (verhasste) Namen haben…
Tja, denken scheint dem UBS-VR schon gar nicht zu liegen.
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Reto Francioni hat das Pulver nicht erfunden, das ist schon so, aber der grösste Looser ist und bleibt Hässig. Und…
Francioni ist ein farbloser Opportunist. Und du "SergioFan" bist definitiv ein "Loser", weil du es mit zwei o schreibst. Leute…
Weder di Mauro ist der grössere Witz.