Am 28. Juli 2010 trat Sarasin-Präsident Christoph Ammann vor die versammelte Crew. Bis Ende 2012 wolle die Basler Privatbank frei von nicht deklarierten Vermögen sein, proklamierte Ammann.
Es war ein Mittwoch, als Ammann seinen denkwürdigen Entscheid intern bekannt gegeben hatte. In Anlehnung daran wurde das Projekt Sarasin-intern „Wednesday“ getauft.
Nun soll „Wednesday“ auf Eis gelegt worden sein, sagt eine Sarasin-Quelle. Die neuen Sarasin-Besitzer, die Banker der brasilianischen Safra, würden das Weissgeld-Only-Ziel nicht mehr länger verfolgen.
Die Bank dementiert. „Das Projekt „Wednesday“ ist nicht eingestellt, sondern wird weitergeführt“, sagt eine Sprecherin.
Eine Abkehr von „Wednesday“ wäre ein denkwürdiger U-Turn – mitten in einer Welt, die sich rasend schnell Richtung Transparenz und Steuerehrlichkeit bewegt.
Die Genfer Privatbankiers und die Schweizerische Bankiervereinigung haben soeben ihre Fundamental-Opposition gegen den Informationsaustausch aufgegeben.
Würde Sarasin ihr Weissgeld-Projekt stoppen, dann würde damit die Pionierin unter den Schweizer Privatbanken umdrehen, die früher als alle anderen zum Aufbruch zu neuen Ufern gerufen hatte.
Die Basler hatten sich mit ihrer Offensive von Mitte 2010 als Vorreiterin bei der Umstellung auf die neue Bankgeheimnis-Zeitrechnung positioniert.
Als viele Schweizer Privatbanken noch nicht einmal die Finger von toxischen US-Kunden der UBS mit ihren unversteuerten Vermögen lassen konnten, gab sich Sarasin als Avantgarde.
Ihre Führung tat dies pointiert, laut und ohne einen Hauch von Zweifel.
Bereits am Tag, nachdem „Wednesday“ intern offengelegt wurde, machte die Bank ihre neue Strategie auch gegenüber dem breiten Publikum publik.
„Unabhängig von den regulatorischen Entwicklungen streben wir an, bis Ende 2012 keine nicht deklarierten Gelder mehr zu verwalten“, sagte Sarasin-Präsident Ammann damals im Rahmen der Halbjahres-Pressekonferenz Ende Juli 2010.
Ein Jahr später geriet seine Sarasin mitten in eine wüste Übernahmeschlacht.
Mehrere Banken buhlten um die Privatbank, welche deren holländische Mutter, die Rabobank, rasch loswerden wollte; trotz „Wednesday“ befürchteten die Holländer offenbar Imageschäden.
Präsident Ammann und sein CEO Joachim Strähle kämpften wie Löwen, um nicht in den Tatzen der Zürcher Julius Bär zu enden.
Lieber wollten sie sich den reichen, aber hierzulande unbekannten und wenig transparenten Safra-Bankern aus Brasilien andienen.
Diese fackelten nicht lange. Sie legten den Holländern eine Milliarde Cash auf den Tisch und sackten die Basler Bank ein.
Von da an gings ruck-zuck. Nach aussen betonten Strähle und Ammann „Sarasin bleibt Sarasin“, im Innern setzten die Safra-Banker ihre eigenen Leute an die Schalthebel.
Als niemand mehr richtig hinschaute, wurde aus Sarasin „J. Safra Sarasin“. Von da ist es nur noch ein kleiner Schritt bis zur Streichung von „Sarasin“ aus Namen und Logo.
Nichts ändern sollte der Besitzerwechsel an Projekt „Wednesday“, signalisierte die Bank nach aussen.
Unter „Konsequente Umsetzung der Weissgeldstrategie“ gab sich die Sarasin in ihrer letzten offiziellen Berichterstattung unerbittlich bezüglich Offenlegung und notfalls Trennung von Kunden.
„Die Weissgeldstrategie steht dabei in Einklang mit dem Bekenntnis der Bank zur Nachhaltigkeit“, hielt die Bank in ihrem Halbjahresbericht 2012 fest, und verwies auf ihren Slogan „Nachhaltiges Schweizer Private Banking seit 1841“. Der Jahresbericht 2012 ist immer noch ausstehend.
Kunden, die ihre Gelder bei Sarasin nicht rasch ihrem Fiskus melden würden, hätten bald nichts mehr bei der Bank verloren, hiess es im Bericht.
„Mit betroffenen Kunden (…) werden wir die Geschäftsbeziehung noch vor Ende 2012 auflösen“, drohte die Sarasin-Bank unmissverständlich.
Zu jenem Zeitpunkt war Ammann bereits nicht mehr an Bord. Der Grandseigneur von Swiss Banking, der als einer der Väter des Abgeltungsteuer-Konzepts gilt, hatte unter den Safra-Machthabern keinen Platz mehr.
Falls Projekt „Wednesday“ nun tatsächlich von den Safra-Herrschern gestoppt worden wäre, dann würden sich die hehren Absichten und knallharten Ankündigungen als leere Worte entpuppen.
Zum Vorschein käme stattdessen eine neue Geschäftspolitik, die nicht mehr 100 Prozent Weissgeld als oberste Maxime hätte.
Trifft das zu, dann hätten sich die Sarasin-Banker getäuscht.
Nach der Übernahme durch die Safra-Bank zeigte sich das Basler Führungsduo Ammann-Strähle nämlich noch überzeugt davon, dass die vollständige Umstellung auf Weissgeld ungebremst fortgeführt würde.
„Im Hinblick auf unsere Zukunftsfähigkeit und im Bewusstsein, dass alle Schweizer Banken den laufenden Paradigmenwechsel früher oder später vollziehen müssen, setzt unsere Bank bereits konsequent ihre Weissgeldstrategie um“, schrieben die zwei Chefs im Jahresbericht 2011.
Dann meinten sie ohne Augenblinzeln: „Auch diese wird von Safra unterstützt.“
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Die beliebtesten Kommentare
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Die Kommunikationsabteilung vernebelt mal wieder – analog zum Aufenthalt von CEO Strähle in den USA. MIr wurde es mehrfach aus erster Hand (diverse Berater) bestätigt. Das Projetk Wednesday (Weissgeldstratgie) ist von Safra gestoppt worden.
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Ich finde die Diskusion sehr spannend. Kann mich der Meinung von Clude anschliessen. Der Finanzplatz-Schweiz ist ein grosser Wert unserer Wirtschaft. Wird dieser ständig durch Regulatoren geschwächt, wirkt sich das auch auf den hintersten und letzten aus.
Private Banker beraten Kunden in finanziellen Aspekten und sind keine Polizisten.
Würden Staaten, welche sich über die Steueroasen beschweren, ihren eigenen Haushalt in den Griff bekommen, wären sie auf dieses Geld nicht angewiesen.-
Nicht die Regulatoren schwächen den Finanzplatz … das haben die Profis der Banken selbst gemacht, indem aktiv in anderen Ländern Gesetze (u.a. Steuern) verletzt worden sind. Die Regulatoren müssen nun reagieren, da die Selbstregulierung der Banken nicht wirksam ist. Etwas billig immer von der eigenen Unzulänglichkeit abzulenken. Auch sie Brooker sind Teil der prähistorischen Kaste der Banker die sich der finanziellen Evolution nicht werden anpassen können.
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Die Safras sind einfach hell genug, um zu wissen, dass nur mit Weissgeld allein kein Private Banking zu machen ist. Das gilt übrigens auf dem ganzen Globus.
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Seit wann ist Ammann ein Grandseigneur … so ein Blödsinn!
Der Kampf den die beiden Wendehälse führten war einzig dem eigenen bleiben-dürfen untergeordnet. Die Bank oder die Mitarbeiter hat nie interessiert. Den Einen hat’s schon weggeblasen (nein er ist nicht freiwillig gegangen) und der Andere wird ihm folgen (einfach nur noch peinlich wie der das aussitzt)!
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@ Clude: Habe ich da einen Knopf gedrückt?
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Einen Knopf gedrückt? Bei mir kommt in etwa derselbe Schwachsinn raus, wenn ich einen Kommentar zu biologischen Zellkulturen verfasse – da ich ganz einfach keine Ahnung davon habe 🙂
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Die Scheinheiligkeit in der CH-Finanzszene treibt Blüten: Da wird beinahe schon missionarisch von Nachhaltigkeit, Weissgeldstrategie und Ethik gesprochen. Es werden schöne Büchlein dazu mit esoterischem Inhalt abgegeben und Events dazu veranstaltet frei nach dem Motto: Tue Gutes und bring uns deine Kohle. Den Heiligenschein und die Absolution bei weiteren Zuflüssen gibt’s obendrein dazu. Da gibt es vermeintlich bauernschlaue Banken-Politiker, die in der Entwicklung der Insidernormen federführend waren und gegen aussen als Saubermänner auftreten und das CH-Bankgeheimnis möglichst noch völkerrechtlich verankern möchten, jedoch selbst in Insider-Untersuchungen einbezogen waren. Und es gibt jene, die von protokollierten Kundengesprächen sprechen, dies jedoch Inhouse in praxi nicht umsetzen; reiner Marketing-Gag. Schliesslich bleibt noch die Gebärdensprache, die sog. nonverbale Kommunikation, wo einzelne Meister sind, weil sie meinen, hier wenig fassbar zu sein und weil ihnen die Kommunikationsberater dies so geraten haben. Zum Glück gibt es ja noch den Tatbestand des konkludenten Handelns, bzw. des Unterlassens einer Handlung. Weniger wäre in diesen Fällen mehr!
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@ Beobachter. Gut beobachtet. Aber so schnell können Sie die Scheinheiligkeit/Unehrlichkeit nicht aus dem Bankenwesen der Schweiz verbannen. Schliesslich wurden die Banker so ausgebildet. „Gesetzeskonform“ sozusagen. Es wird vor allem auch beim Wohlstand der Bevölkerung ankommen, wenn man nur noch ehrlich geschäftet.
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@Karl Springer: Es ist wirklich schön, dass auch Unwissende wie Sie auf solchen Plattformen einen Kommentar abgeben dürfen. Nach Ihnen ist der Porsche-Verkäufer dafür Verantwortlich, wenn der neue Besitzer damit zu schnell fährt… Oder es geht soweit wie in den USA, wo bei Mikrowellen in der Bedienungsanleitung geschrieben werden muss, dass man seine Katze darin nicht trocknen darf. Der Kunde ist selbst verwantwortlich, sein Geld bei den zuständigen Steuerbehörden zu melden. Was der Bankberater nicht darf ist, seinen Kunden darin zu unterstützen dies nicht zu tun!
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@Clude: Ich hoffe, die doppelte Verneinung ist ein Verschreibsler 🙂
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Sehr schön gesagt von @Clude.
Die Aussage ist unmissverständlich, ob nun mit oder ohne korrektes Komma.
Und für Monsieur Hässig:
Das sind diejenigen linkspropagandistischen Artikel, welche ich eben „nöd so guet findä“.Hoffe mal auf einen besseren Tag und Artikel, morgen.
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@Clude: Sie gehören eben genau zu dieser Art Banker, die es nicht mehr braucht … genau solche Aussagen führen dazu, dass der Bankenplatz immer weiter in Verruf gerät!
Applaus @ Springer!
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@Greg Routlegde: Für Sie vielleicht noch ein anderes Beispiel. Nehmen wir an Sie sind Treuhänder und füllen meine Steuererklärung aus. Ich gebe Ihnen eine von mir gefälschte Lohnbescheinigung mit. Sind Sie dann Schuld daran, dass ich Steuerbetrug begangen habe?
Bitte zuerst nachdenken, dann Schreiben – Danke.
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Die Scheinheiligkeit in der CH-Finanzszene treibt Blüten: Da wird beinahe schon missionarisch von Nachhaltigkeit, Weissgeldstrategie und Ethik gesprochen. Es werden…
@ Beobachter. Gut beobachtet. Aber so schnell können Sie die Scheinheiligkeit/Unehrlichkeit nicht aus dem Bankenwesen der Schweiz verbannen. Schliesslich wurden…
@Karl Springer: Es ist wirklich schön, dass auch Unwissende wie Sie auf solchen Plattformen einen Kommentar abgeben dürfen. Nach Ihnen…