Es war ein Irrtum, die Schweiz im Zweiten Weltkrieg als einen Igel zu bezeichnen. In Wirklichkeit bewies sie ihre Überlebenskraft als Chamäleon, das seine Farbe dem jeweiligen Hintergrund anpassen konnte. Sie schillerte vor den Amerikanern und Franzosen ebenso in deren Landesfarben wie gegenüber den Deutschen, Übereinstimmung vortäuschend, während die Substanz unverändert blieb. Das gilt auch heute, wo die beiden ausländisch kontrollierten Grossbanken als Gewinner aus der Finanzplatz-Diskussion hervorgehen, während die nationalistisch gesinnte Kleinbank Wegelin & Co. den Weg in den Orkus nahm. Nun werden die US-Gerichte, da der Nationalrat sich nicht auf den Rücken legen wollte, sich eine Bank nach der anderen vorknöpfen – und die Europäer werden folgen.
Keine Panik, die Schweiz geht darob nicht zugrunde. Wir werden einige tausend bestverdienende Bankmanager verlieren, während andere in neue Büros umziehen müssen, wo sie als Banknomaden auf Effizienz getrimmt werden. Das Geld wird wieder in den Standort fliessen, aber nicht zu allen Banken gleichzeitig, denn die „location Switzerland“ ist einfach unschlagbar. Wer möchte schon in Singapur leben, das seine kulturelle Monotonie aufpeppen muss und regelmässig unter indonesischen Aschewolken leidet, die schlimmer sind als die Kerosin-Abgase des Flughafens Zürich-Kloten?
Es sind drei ganz andere Gefahren, die uns bedrohen.
Gefahr Nr. 1: Die alten Deutschschweizer Eliten haben ihre Glaubwürdigkeit verloren. Das Volk ist seit vier Jahren immer weniger willens, ihren Vorgaben zu folgen. Weder eine „Gruppe Giardino“ noch ein „Falken“- oder Rennweg-Club haben die Kraft, dieses basisdemokratisch-alemannische Volk zu überzeugen. Deshalb spielen sich die alten Eliten weiterhin untereinander die Bälle zu, aber die Spielräume werden laufend enger. Aus Strategen sind Pokerspieler geworden.
Gefahr Nr. 2: Die Schweiz wird jetzt und in den kommenden zehn Jahren nicht nur von aussen, sondern auch von innen politisch angegriffen. Die Angriffswellen der politischen Aussenseiter (Minder) und der Linksgrünen reissen tiefe Löcher in die Verteidigungslinien der Bürgerlichen. Jetzt ist auch die économiesuisse gefallen, ein Festungsturm der freien Marktwirtschaft. Die bürgerliche Mitte zerfleischt sich vorzugsweise untereinander, woran nicht nur die SVP, sondern auch FDP und CVP mit schuldig sind.
Gefahr Nr. 3: Die Schweiz zerfällt weiter in eine A-Schweiz der internationalen Finanz-, Handels- und Industriekonzerne samt Anwaltskanzleien, Treuhändern und Unternehmensberatern einerseits und in eine B-Schweiz, der alles Nationale zuzuordnen ist: KMU, Gewerbe, Gewerkschaften, Industrie- und Handelsvereinigungen, die Landeskirchen. Die B-Schweiz, welche 90 Prozent der Bevölkerung ausmacht, finanziert mit ihren Steuerleistungen die Infrastruktur- und Betriebskosten des Landes. Die Firmen der A-Schweiz haben von Bund, Kantonen und Gemeinden Vorzugssteuern aller Art erhalten (siehe Vale, Sawiris in Andermatt, Glencore und tausende andere), weshalb ihre Topmanager und Eigentümer Freude am Land haben und es loben. Erst allmählich merken die B-Schweizer, welche Last ihnen aufgeladen wurde.
Die Forderungen der vereinten Linken haben alt Bundesrat Kaspar Villiger dazu veranlasst, uns vom deutschen Ausland her zuzurufen: „Europa braucht eine marktwirtschaftliche Konterrevolution.“ Ihn gut kennend, schliesse ich nicht aus, dass er damit mindestens auch Teile der Schweizer Gesellschaft gemeint haben könnte. Diese Botschaft ist gut für die Metropolitanregionen Zürich, Basel und Lausanne-Genf, weshalb Kaspar Villiger, der die A-Schweiz so gut kennt wie die B-Schweiz, überaus geeignet wäre, die nun offene Rolle des Präsidenten der économiesuisse zu übernehmen. Er hat Zeit, er hat Geld, er hat vielfältige Kenntnisse und liebt sein Land, das er erhalten möchte.
Die Schweiz, von derzeit acht Millionen die 9-Millionen-Marke an Menschen ansteuernd, wird ein Erfolgsmodell bleiben, wenn wir ihre innere Stabilität erhalten, der linksgrünen Front ein sicheres und geschlossenes bürgerliches Lager entgegenstellen und dem zweifelnden Volk wieder jenes Vertrauen schenken, das es der alten Elite entzogen hat. Wer mit den Rezepten des 20. Jahrhunderts wirklich eine Konterrevolution ersehnt, begreift die Welt von heute und morgen so wenig wie Tayyib Erdogan, dem die wohlhabende türkische Jugend die Steine entgegen schleudert.
Die Schweiz bleibt eine Hoffnung der Welt, eine Arche Noah im Meer einstürzender Staaten, wenn ihre amtierenden Eliten die Einsicht haben, es nicht zu übertreiben. Die Chancen stehen 50:50.
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Oh Gott oh Gott, nicht auch noch. Herr Stöhlker, wir vergessen nicht: Er hat als Chef EMD den Anfang gemacht bei der Zerstörung der Schweizer Milizarmee. Er hat die staatliche Umverteilung NFA (von den Tüchtigen zu den Untüchtigen) instradiert. Er muss das Grounding der Swissair verantworten. Er hat nicht verstanden, bei der obersten UBS-Leitung Realitätssinn, Verantwortlichkeitssinn, Redlichkeit und Anstand einzubringen. Er hat wirtschaftspolitisch einen Kurs verfolgt, der die Schweiz immer mehr EU-abhängig macht. Er hat die Einführung der neuen Bundesverfassung unterstützt, die gar keine Nachführung, sondern eine materielle Neufassung ist. Etc. etc. Lassen wir Kaspar Villiger doch in Ruhe. Er kann kaum etwas erreichen.
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Das Sympathisieren mit der A-Schweiz hat dazu geführt, dass die „alten Eliten“ ihre Glaubwürdigkeit verloren haben und sie werden weitere Fehler begehen,denn ent- scheidende Abstimmungen stehen vor der Tür. Nichts gelernt,kann man da nur sagen! AltBundesrat Villiger hat seinen Ruhestand redlich „verdient“, davon zeugt auch sein Mandat bei der UBS…! Nun ist er 72, nicht gerade das Idealalter für einen Präsidenten der Economiesuisse! Auch sein Leistungs-ausweis ist sehr durchmischt, und Durch-haltewillen hat er als Chef VBS auch nicht gezeigt, sonst hätte er das Departement behalten und die Schweiz wäre noch immer ein Igel. Villiger ist der beste Beweis für die Chamäleon-Politik der Schweiz in den letzten Jahren, wahrlich kein „Giardino“-Vertreter! – Wann gewähren wir endlich Edward Snowden in der Schweiz politisches Asyl?
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Genug Kasperlitheater bei der Economiesuisse, auch ohne Alt-Bundesrat Villiger!
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Stöhlkers Maxime: Im Trend liegt meine Zukunft!
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Dass die B-Schweiz die A-Schweiz finanziert ist eine Realität: nicht erst seit heute, sondern seit den „goldenen“ 90iger Jahren. Die ruhigen B-Schweizer sind sozusagen der „Stabilisator“ in unserer Gesellschaft. Der „Mittelstand“ ist Mittel zum Zweck geworden, sowohl für sog. „Mittelstandsparteien“ wie auch als verlässlicher Steuerzahler mit bravem Lohnausweis… „Heil Dir Helvetia..“ rufen die Einen und besetzen ihre eigenen Unternehmens-Schaltzentralen mit „Ausländern“. Sie möchten aber von den B-Schweizern wieder gewählt werden. Sie geben vor, sich für die 90% B-Schweizer einzusetzen und hierfür Politik zu machen, derweil sich ihr Freundeskreis aus lauter A-Schweizern zusammensetzt… Wo bleibt da die Glaubwürdigkeit? Wann endlich merkt der „Mittelstand“, dass er auf diese Art und Weise über den Tisch gezogen wird?? Lieber Herr Stöhlker, Sie haben es auf den Punkt gebracht: das bewegt die schweigende Mehrheit in diesem Land!
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Sehr geehrter Herr Stöhlker
Ihr Gedankengut entspringt einer Sehnsucht längst vergangener Tage und Gewinne.
Wie sagte mal ein recht Mutiger Mann:
Wer zu spät kommt bestraft das Leben.Oder:
Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. -
Ueberall wo es stinkt und brennt:
Kaspar Villiger schnell hinrennt!Hoffentlich hat er auch reichlich Löschwasser
um den (die) Brandherd(e) zu bekämpfen.Viel Glück, Herr Villiger!
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Herr Villiger wird die Economiesuisse grounden, gleich wie er die Swissair groundete und das auch ohne eine einzige Regung in seinem eisgekühlten Gesicht gehabt zu haben und der Seele, die er für die Schweiz entgegen des Stölkersbehauptung nicht habe. Weder für die Schweiz A noch die B. Da ist ihm die Stumpe und das Velo näher ans Herz gewachsen. Die Prachtimmobilien im Luzernischen wurden auch vertschutet an die Russen, Österreicher und die Kataris.
Die Economiesuisse braucht es auch in dieser Form nicht mehr. Es kostet mehr als es an Kompetenzen habe. Heute rechnet so etwas nicht mehr. Es braucht einen Wirtschaftsvehikel und nicht den Philosophenklub. Ob solch ein Hayek oder der Lüxemburgerli-Sprüngli wie die Gebrüder Prenosil, ob eine Nestle AG oder die Basler Chemie und Pharma den Villiger nett begrüssen oder ihm mit Kompetenzen austatten, die über ihre eigene gehen sollten, das bezweifle ich.
Die Leute und die Firmen brauchen auch den Villiger nicht. Sie werden ihren ErfolgsWeg gehen. Da braucht es den alten Herrn echt nicht. Er kann nicht einmal das Betriebsystem Windows 8 bedienen, geschweige denn konfigurieren oder was installieren. Der Mann ist von gestern und er solle in den Ruhestand. Herr Stölker, wetten das! Sie sind ja auch nur ein Anwender, ein user der Technologie mit der wir aufwuchsen. Was die Innovation ist weiss Herr Villiger nicht. Sonst hätte er damals vom Herr Marcel Ospel die Milliarden für die Swissair-Rettung bekommen. Wäre ja nur ein Kredit, an welchem die Banken auch noch die goldene Nase verdient hätten. Aber er schenkte doch lieber die schweizer Industrie – die nationale Airline an die Deutsche Lufthansa und das noch gerade mit einem SP BR Moritz Leuenberger. Das war das Allerschlimmste, was die Bruderschaft eines Mannes der FDP mit dem SP Mann gemeinsam schuff. Er war noch nie eine Autorität ausser in einem Bilder….Klub.
Auch des Herren Stölker Publik Relations Methoden sind nicht mehr gefragt und erfolgslos geworden. Man vergisst nichts.
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Ueberall wo es stinkt und brennt: Kaspar Villiger schnell hinrennt! Hoffentlich hat er auch reichlich Löschwasser um den (die) Brandherd(e)…
Sehr geehrter Herr Stöhlker Ihr Gedankengut entspringt einer Sehnsucht längst vergangener Tage und Gewinne. Wie sagte mal ein recht Mutiger…
Dass die B-Schweiz die A-Schweiz finanziert ist eine Realität: nicht erst seit heute, sondern seit den „goldenen“ 90iger Jahren. Die…