Peyer who? Den Chef der kleinen Hyposwiss Privatbank kennen wenige. Umso besser für Siegfried Peyer, wie der Mann mit vollem Namen heisst. Niemand macht ihn verantwortlich.
Dabei ist Peyers Leistung überschaubar. Seine Hyposwiss wird zerlegt und auf verschiedene Käufer aufgeteilt. Ein Rest bleibt bei der Mutter, der St. Galler Kantonalbank.
Diese muss bluten. Für die verkauften Hyposwiss-Teile in Zürich und Genf wurde ein derart tiefer Preis akzeptiert, dass unter dem Strich ein Verlust von 7 Millionen anfällt.
Wenn Banken mit Tradition und Namen verkauft werden, dann führt das in der Regel zu einem ausserordentlichen Gewinn.
Hier trifft das Gegenteil zu. Die Mutter aus St. Gallen erhielt nicht nur nichts für ihre Hyposwiss-Teile, sondern sie musste gar noch die Löcher stopfen.
Für diesen Nicht-Wert der Hyposwiss wird nun deren Chef Siegfried Peyer belohnt.
Der studierte Elektroingenieur, der die Leitung der Hyposwiss im 2008 übernommen hatte, darf sich in die vorzeitige Pension verabschieden.
Damit hat Peyer für sich persönlich vermutlich das Maximum herausgeholt.
Bei seiner Berufung vor 5 Jahren vom stellvertretenden Chef der HSBC Guyerzeller, einer Zürcher Privatbank des englischen Finanzmultis, an die Spitze der Hyposwiss dürfte Peyer sein „Package“ verbessert haben.
Mit der frühzeitigen Pensionierung kann er einen grossen Teil dieser Bedingungen in die nächste Lebensphase hinübernehmen. Ein paar VR-Mandate dürften das Einkommen weiter verbessern.
Der Entscheid ist symptomatisch für die Industrie. Wer zuoberst angelangt ist, der hat viel Insiderwissen. Wer viel weiss, wird geschont und belohnt.
Das gilt im Grossen wie im Kleinen. Die Ex-Chefs der Credit Suisse geniessen Parkrecht in der Paradeplatz-Garage der Grossbank und haben ein Anrecht auf Büros und Sekretärinnen.
Bei der Hyposwiss ist es eine tolle Altersregelung.
Verantwortlich für seinen weichen Fall ist nicht der Hyposwiss-Chef, sondern Roland Ledergerber, Präsident der Privatbank.
Diese Funktion hat Ledergerber kraft seines Amtes inne. Ledergeber ist CEO der St. Galler Kantonalbank und damit direkt verantwortlich für die Tochter.
Ledergerber respektive seine Kantonalbank wollten sich nicht zur Frühpensionierung des Hyposwiss-Chefs äussern. Ein Sprecher meinte vor ein paar Wochen, es sei noch kein Entscheid gefallen.
Kenner der Verhältnisse machen jedoch klar, dass Peyers vorzeitige Pension beschlossene Sache sei.
Von einer ähnlichen Regelung für die übrigen Hyposwiss-Kaderleute und -Mitarbeiter, die im Zuge des Verkaufs und der Umstrukturierung allenfalls ihren Job verlieren, ist nichts bekannt.
Die Frühpensionierung kontrastiert mit der Entwicklung der letzten Jahren.
Eine der ältesten Banken – der Ursprung der Hyposwiss geht auf die 1889 gegründete Schweizerische Hypothekenbank zurück – verrannte sich zuerst, dann ging sie unter.
2008, als Peyer als neuer Chef von aussen zur Hyposwiss stiess, erwarb das Mutterhaus in St. Gallen den Schweizer Ableger der Anglo Irish Bank in Genf. Diese wurde zur neuen Hyposwiss Private Bank Genf.
Die Anglo-Mutterbank wurde zur hässlichen Fratze des irischen Kollapses in der Finanzkrise. Mit deren Schweizer Ableger hatten sich die St. Galler Altlasten von „Ponzi“-Betrüger Madoff ins Haus geholt.
Direkt aufs Konto von Hyposwiss-Zürich-Chef Peyer gingen unversteuerte US-Kunden, die ab 2008 Unterschlupf bei der Privatbank fanden. Einige konnten auch dann noch bei der Hyposwiss einbuchen, als viele andere Institute die Türen verriegelten.
Im Herbst 2010 wurde die Hyposwiss Zürich zur Finanz-Drehscheibe eines russischen Oligarchen. Die Geschichte weitete sich zur Affäre aus, in deren Verlauf ein bekannter Zürcher Anwalt und Vertrauter von Oberchef Ledergerber seinen Hut im Hyposwiss-VR nehmen musste.
Die Hyposwiss wurde zum Risiko für die Mutterbank in der Ostschweiz. Eine Aktion der US-Justiz gegen die Hyposwiss hätte direkt auf das Staatsinstitut mit der Garantie des Steuerzahlers durchgeschlagen.
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Die beliebtesten Kommentare
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O Hyposwiss….
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Wäre doch schön, wenn LH in seiner Artikelüberschrift das Komma weggelassen hätte… – Das gäbe dann einen für das Gerechtigkeitsgefühl unverhofft positiven Sinn. 🙂
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Viel peinlicher ist der Umstand, dass die St. Galler Kantonalbank mit der Zerschlagung der Hyposwiss mehr als 20 Leute auf die Strasse stellt, dies aber nie kommentiert und obwohl der Entscheid strategischer Natur sei Härtefälle in Kauf nimmt.
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glaube kaum dass dies der SGKB in irgend einer Weise peinlich ist – im Gegenteil – es ist lediglich ein geschickter Schachzug. Soziale Kompetenz wird lediglich zelebriert.
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Unerklärlich, warum die Bank im September 2011 noch einen millionenschweren Totalumbau des Apollo Gebäudes als neuen Firmensitz an der Stauffacherstrasse finanziert – weniger als zwei Jahre später wird der Stecker gezogen. Kollateralschaden!
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roland ledergerber hat die zügel bei der st. galler kb schon länger nicht mehr im griff. keine ahnung wie lange dieses trauerspiel noch dauert. fürs aufräumen des ganzen schlamassels im private banking musste der leiter des corporate center christian schmid ausrücken. die beiden ceo von hyposwiss und kb waren monatelang auf tauchstation und glänzen dafür mit überhöhten bezügen.
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Die meisten Käufe von Vermögensverwaltungsbanken durch KB’s endeten im Debakel. Sei es Hyposwiss oder Adler Privatbank (LuKB). In beiden Fällen war die UBS die Verkäuferin.
Einen Kantonalbänkler in einen Private Banker zu verwandeln bleibt ein Ding der Unmöglichkeit. Nicht nur fehlt ihnen der Stallgeruch: Es gibt auch zu wenig Sensibilität für die spezifischen Risiken.
Ueber die Uebernahme der Zürcher Volksbank-Cowboy-Truppe durch die Basler KB wurde im IP schon ausführlich berichtet. Das ZKB Oesterreich Abenteuer ist ebenfalls hinlänglich bekannt.
Weitgehend unbemerkt blieben bis heute die Millionenverluste, welche die BKB-Top Manager Albrecht, Matter, Schöniger usw. mit dem Kauf der AAM Privatbank (mit den Erzfeinden aus Basel-Land als Verkäuferin) zu Lasten der Basler Steuerzahler eingefahren haben.
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@BKB watcher: „so what’s the big deal“?
Der Steuerzahler bezahlt am Schluss ohnehin… -
@ stardust
Big deal: Dass Dr. Andreas Albrecht und Dr. Christian Schöniger weiterhin so tun, als gehe sie die nicht enden wollenden Debakel nichts an. Dies nachdem Compliance-Chef Schöniger nachweislich bereits vor Jahren gewarnt wurde.
Und dass auch Hans Rudolf Matter (mit Jahrgang 1953)in den Genuss einer so genannten Frühpensionierung, sprich Schweigegeld, kommt.
P.S. Wäre noch interessant den Jahrgang von Herrn Peyer zu kennen?
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Ein Ceo, der für seine Bank einen Verlust in Millionenhöhe und Mitarbeiterentlassungen ausgehandelt hat, darf nicht noch dafür belohnt werden. Er hat wohl nie für seine Bank gekämpft und war somit nie ein richtiger Ceo.
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Eine Schweinerei. Eine Traditionsbank wird zerschlagen und unter ihrem Preis verkauft. Auch wenn der Hauptschuldige wohl Roland Ledergerber ist, unschuldig ist auch Siegfried Peyer nicht. Meiner Meinung nach hätte er die Verkaufsbedingungen nicht einfach Wiederstandslos akzeptieren dürfen. Ein Ceo, der für seine Bank einen Verlust in Millionenhöhe und Mitarbeiterentlassungen ausgehandelt hat, darf nicht noch dafür belohnt werden.
Ein Ceo, der für seine Bank einen Verlust in Millionenhöhe und Mitarbeiterentlassungen ausgehandelt hat, darf nicht noch dafür belohnt werden.…
Eine Schweinerei. Eine Traditionsbank wird zerschlagen und unter ihrem Preis verkauft. Auch wenn der Hauptschuldige wohl Roland Ledergerber ist, unschuldig…
Die meisten Käufe von Vermögensverwaltungsbanken durch KB's endeten im Debakel. Sei es Hyposwiss oder Adler Privatbank (LuKB). In beiden Fällen…