Vor wenigen Wochen endete der Wegelin-Deal definitiv. Käuferin Raiffeisen hatte gestaffelt bezahlt, ebenso gaben die Verkäufer, also die Wegelin-Partner, den Verkaufspreis an die Begünstigten weiter.
Nun kann Bilanz gezogen werden. Dabei resultiert ein interessanter Rest. Rund 25 Millionen des Preises, den Raiffeisen den Wegelin-Besitzern zahlte, um mit deren Geschäft die Notenstein Privatbank zu gründen, gehen als Sonderbonus an die wechselnden Wegelin-Mitarbeiter.
Damit verzichten die Verkäufer auf Wegelin-Seite auf rund 5 Prozent des Betrags, den sie für den Notverkauf vom Januar 2012 lösen konnten. Wegelin musste damals wegen einer drohenden US-Anklage im Steuerkrieg rasch verkaufen.
Der Sonderbonus hatte zum Zweck, dass die Wegelin-Mitarbeiter in der unsicheren Lage nicht Reissaus nahmen, sondern bei der Stange blieben. Er ging an alle Mitarbeiter, die bereit waren, das „Wagnis“ Notenstein einzugehen.
Das waren rund 600 Mitarbeiter, also fast alle, die bei Wegelin waren. Sie wurden mit dem Sonderbonus gelockt. Im Schnitt machen die 25 Millionen über 40’000 Franken aus.
Der Bonus wird linear verteilt über 5 Jahre. Mit dem anstehenden Oktober-Lohn wird die zweite Tranche ausbezahlt.
Eine Notenstein-Sprecherin wollte sich nicht zur sogenannten „Retention“ äussern. Der Bonus würde die Löhne der Notenstein-Banker nicht über den Branchenschnitt heben, heisst es aus dem Umfeld der Notenstein.
Die bisher nicht bekannte Sonderzahlung kommt für rund 200 Ex-Wegelin und heutige Notenstein-Angestellte zu deren Anteil an der früheren Wegelin & Co. AG hinzu.
In dieser Aktiengesellschaft hatte Wegelin während den letzten rund 10 Jahren die Gewinne angehäuft. Dadurch wurde die Wegelin & Co. AG zu einer grossen Beteiligten innerhalb der ganzen Wegelin-Bankengruppe.
Zu sagen hatte sie aber ebenso wenig wie die übrigen Teil-Partner. Den Ton gaben allein ein paar wenige Haupt-Partner an, und diese wiederum richteten sich vor allem an den beiden Ober-Partnern aus.
Gemeint sind Konrad Hummler und Otto Bruderer. Die beiden Ex-UBS-Banker hatten aus dem kleinen und verschlafenen Bänkli in der Ostschweizer Provinz in zwei Jahrzehnten eine führende Privatbank mit Ablegern von St. Gallen bis Genf und Basel bis Chiasso gemacht.
Als Anfang 2012 die USA drei Wegelin-Berater auf die Anklagebank setzten und auf einen der damals noch 8 Kern-Partner – den Chef des Zürich-Ablegers – zielten, lösten Hummler und Bruderer in Generalstabsmanier ihren vorbereiteten Notplan aus. Wegelin sollte integral verkauft werden, zurückbleiben würde allein das „toxische“ US-Geschäft.
Schnell einigte man sich auf Pierin Vincenz und seine Raiffeisen-Gruppe als naheliegende Interessentin. Der CEO der Dritten Bankenkraft im Land war soeben mit dem Versuch gescheitert, die Basler Sarasin Bank zu übernehmen.
Vincenz, so das Kalkül, war bereit für eine rasche Due diligance von Wegelin. Er wollte ins Private Banking expandieren. Und er verfügte über eine grosse Cash-Kasse.
Mitte Januar begann die spektakuläre Übung. Das kleine, historische Gebäude an der Museumstrasse 1 in St. Gallen, das Hummler und Bruderer als „Stöckli“ für den Rückzug aus der operativen Wegelin-Verantwortung gekauft hatten, wurde zur Kommandozentrale.
Die Lichter brannten nächtelang bis weit nach Mitternacht, Pizzakuriere flitzten hin und her, Rudel von Leuten in dunklen Anzügen und mit dicken Aktentaschen gingen im klassizistischen Bau ein und aus.
Niemand stellte Fragen, keiner nahm Notiz. Die Operation Wegelin blieb geheim. Am Morgen des Freitags, 27. Januar 2012, erfolgte die Mitteilung an die überraschte Öffentlichkeit. Raiffeisen übernimmt Wegelin und macht daraus die Notenstein Privatbank.
Über den Preis verloren die Beteiligten kein Wort. Dieser kam erst nach und nach zum Vorschein. Und er sorgte für Verwirrung.
Zuerst machte Raiffeisen-Chef Vincenz die Zahl von 155 Millionen Franken publik. So viel habe er respektive seine Raiffeisen für Wegelin ohne USA bezahlt.
Schnell wurde klar, dass dies längst nicht die ganze Summe war. Vincenz sprach darauf von Goodwill in dieser Höhe, den er für die Wegelin-Kundenassets auf den Tisch gelegt habe. Er meinte also den Wert, auf den man sich für die rund 20 Milliarden verwalteten Kundenvermögen geeinigt hätte.
Das entsprach etwa 0,75 Prozent der Assets – ein tiefer Preis. War Vincenz das grosse Schnäppchen geglückt?
Weitere Informationen folgten bruchstückhaft. Das Puzzle um den tatsächlichen Preis, den Vincenz den Wegelin-Inhabern bezahlt hatte, musste von Aussenstehenden manuell zusammengesetzt werden.
Neben dem Goodwill für die Kundenassets gab es einen Substanzwert: für die thesaurierten Gewinne in der Mitarbeiter-Gesellschaft Wegelin & Co. AG, für die Wegelin-Bankfilialen und andere Immobilien sowie weitere „harte““Vermögenswerte.
Wie gross diese in der Summe waren, blieb im Dunkeln. Erst durch die über die Monate folgenden Ausschüttungen an alle Wegelin-Begünstigten, zu denen neben den Haupt- und Teilpartnern und der erwähnten Mitarbeiter-Gesellschaft auch die Angehörigen der alten Wegelin-Familie gehörten, wurde klar, wieviel Vincenz effektiv aufgeworfen hatte.
Diesen Sommer stand schliesslich fest: Es war eine stolze Summe.
Der ursprüngliche Verkaufsvertrag hatte sich auf etwas über 480 Millionen Franken belaufen. Der Betrag erhöhte sich später um rund 30 Millionen, weil sich Wegelin als gesund entpuppte.
Zusammen machte das rund 515 Millionen. Die Summe geht aus der Addition aller Zahlungen an die Wegelin-Begünstigten hervor.
Bereits zuvor hatten sich die Wolken auf Seiten von Raiffeisen, also der Käuferin, gelichtet.
US-Unterlagen zum Wegelin-Schuldspruch, der ein Jahr nach dem Deal Anfang 2013 erfolgt war, zeigten, dass Raiffeisen insgesamt 577 Millionen für Wegelin verbucht hatte.
Ein Sprecher von Raiffeisen machte kürzlich auf Anfrage klar, dass darin 33 Millionen latente Steuern enthalten seien. 577 minus 33 ergibt 544 Millionen.
Zählt man davon die Summe ab, welche mittels den diversen Ausschüttungen den Wegelin-Begünstigen zugesprochen worden war, so verbleibt eine Differenz von rund 30 Millionen.
Davon ging noch ein wenig Gewährleistungszahlung ab, welche die Wegelin-Seite zu übernehmen hatte. Es könnte sich um Mängel an Gebäuden handeln, für welche Käuferin Raiffeisen nicht aufzukommen hatte.
Der grosse Rest, eben die am Anfang genannten rund 25 Millionen, mussten von der Wegelin-Seite für den Sonderbonus hergegeben werden, damit die Wegelin-Mitarbeiter bei Notenstein bleiben würden.
Hummler und Bruderer, so lautet das Fazit, gaben der Notenstein Privatbank eine schöne Mitgift auf den Weg.
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Die beliebtesten Kommentare
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Die Leute arbeiten da für Hungerlöhne (wissend), da haben sie doch was verdient. Bloss die 40 Tausend pro Kopf wird der einfache Mitarbeiter nicht kriegen, ist eben nur der Durchschnitt.
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Und wer kriegt das Geld genau? Es scheint Sie wissen mehr…
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Und wieviel kriegt Widmer-Schlumpf für Ihre “ Unterstützung“? Wahrscheinlich ein Dollar-Account bei Bank of America…
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Die „sogenannten“ 25 Mio. Boni die da jetzt im Raum stehen, besitzen einen völlig anderen Hintergrund. Mich erstaunt lediglich dabei, dass es sich nicht um eine deutlich höhere Summe handelt! Sei es wie es sei, diese Zahlung basiert auf einer Mitarbeiter Erfolgsbeteiligung, welche vor vielen Jahren mit den Mitarbeitern und der dazumal noch aufstrebenden, sehr prosperierenden Wegelin & Co. einher, abgeschlossen wurden. Von einer Zitat; Hummler und Bruderer, so lautet das Fazit, gaben der Notenstein Privatbank eine schöne Mitgift auf den Weg, Zitat Ende, kann überhaupt keine Rede sein. Notabene war ungeplant an’s Tageslicht gekommen, dass die Herren Hummler und Co. etwas mehr als CHF 150 Mio. vom Zampano der RB mehr erhielten als damals allgemein bekannt war.
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FALKENAUGE
===========Danke für Ihre echte Insider-Info.
Die RB machte den Sterntaler möglich;
C’est vrai !
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Dieser Bonus ist völlig unnötig. Praktisch alle Wegelin-Mitarbeiter waren gottenfroh den Job behalten zu können und zu Notenstein wechseln zu können.
Für die Zentrale und das BO gibt es in St.Gallen keine berufliche Alternativen.
Und bei den Niederlassungen sieht es auch finster aus: niemand am Markt will Kundenberater mit Schwarzgeld-Kunden aus Deutschland usw. – die kämen nicht mal bei den liechtensteiner Banken unter.
D.h. beim typischen Notensteiner ist – wie bei vielen anderen in der Branche – die realistische Alternative zu Notenstein die Arbeitslosigkeit oder ein Branchenwechsel.-
So ist es. Dann nennen wir den „Bonus“ eben Entgelt für ein fiktives Verkaufs- bzw. Preisargument („MA und damit Kundenassets bleiben erhalten, dafür setzen wir einen Teil des Erlöses ein…“) beim Verkauf an „Pierin Vinzenz“.
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Neider 🙂
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@neubert: wissen Sie oder behaupten Sie?
wenn Sie wissen, liefern Sie belege für Ihre denunzierenden, verunglimpfenden worte; wenn Sie behaupten, üben Sie sich in etwas mehr zurückhaltung.
aber wahrscheinlich sind Sie einfach ein weiterer dieser erfolglosen, schlechtbezahlten neider, die noch nie einen anständigen bonus bekommen haben und jede gelegenheit nutzen, ihren frust in foren zu versäubern!
get a life! -
@friedel: Sie verfehlen Ihren Ton jetzt aber komplett. Es ist nicht selbstverständlich, einen Bonus zu erhalten. Auch steht es Ihnen nicht an, über angeblich schlecht entlöhnte, gemäss Ihren Worten Zeitgenossen, die nie einen Bonus erhalten haben, so zu urteilen, Es ist klar, dass Sie nie eine andere Branche als das Banking kennengelernt haben und genau weil so viele in dieser Branche so denken wie Sie, werden Sie eben auch keinen vernünftigen Job an einem anderen Ort finden. Sie bestätigen mit Ihren Worten den Ruf der Banker und es ist richtig, dass man solche Leute an keinem anderen Ort einstellen will, geschweige denn brauchen kann. Sie werden auch noch mal auf die Welt kommen. Get a life, but a real one.
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find ich gut, endlich wiedermal partytime im osten. geld als treiber der loyalität und arbeitsmotivation funktioniert ja bei bankler besonders prächtig. schön also, dass sehr viele notensteiner für die paar raiffeisen bazeli loyal und motiviert krampfen. man könnte allenfalls den gedanken hegen, wie es dann inskünftig um die motivation steht wenn der geldbeutel ohne sondertöpfli finanzierung vom tatsächlichen geschäftserfolg abhängt. der druck endlich ordentlich gewinn abzuliefern, wird jedenfalls nicht kleiner! die lohntüte hängt in kürze ungemein davon ab, ob die notensteiner den ambitionierten business case auch tatsächlich erbringen oder ein mit grossem kater aus der sause erwachen.
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Bei 20 Mrd. Assets von einer „führenden Privatbank“ zu sprechen, scheint mir etwas abenteuerlich. Die wirklichen Leaders erscheinen kaum in der Presse.
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Ja haben Sie zum Teil Recht, aber alle haben „als klein“ angefangen! Wichtig ist nicht die „Grösse“ per se, sonst die Treibende Faktoren, die die Umwandlung vorantreiben. Notenstein zeigt sich dynamisch, innovativ und zukunftsgerichtet (so viel man von Internetseite entnehmen kann). Das ist, was in diesem Umwandlungsprozess für Überleben relevant ist und nicht die Grösse!
Zudem, wie IP schreibt, können Sie sogar „Stein“ in „Gold“ umwandeln (Humor ist in dieser Zeiten immer gut!).
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und bei uns auf der RB wird der Bonus gestrichen weil die Zinsmargen sinken, ungerecht, das genossenschaftliche Modell kommt ins Wanken
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Es ist wohl richtig, dass wenn der Ertrag sinkt, ebenfalls beim Bonus Anpassungen vorgenommen werden müssen. Sie leben wohl noch in einer Traumwelt!
Falls Sie Anlageberater bei Raiffeisen sind, Wachstum in Bezug auf Volumen und Eträge vorweisen können, bekommen Sie sicherlich einen kleinen Zustupf. Und bitte beachten Sie: Es handelt sich um einen Retention-Bonus – der wird nicht von der Notenstein-Privatbank bezahlt.
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Check your sources, herr hässig. Von einem retention bonus wurde erst monate nach der notensteingründung gesprochen. Es lag also nicht an ihm, dass so viele mitarbeiter der neuen bank treu blieben. Wenn ihre informanten aus anderen bank eine eine ähnlich schlechte qualität haben, ist ihr blog tatsächlich nicht viel mehr als billiger gossip. Oder vielleicht liegt es doch eher am verfasser selbst?
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Mich wundert gar nicht mehr. Notenstein ist ja offenbar sowieso von allen Renditezwängen befreit. Schön für die Mitarbeitenden. Ich mag es ihnen gönnen. Angenehm auch für CEO Künzi. Der hat ja medial schon mal verlauten lassen, dass in Sachen Gewinn in den nächsten 150 Jahren kein grosser Wurf zu erwarten ist. Die jüngsten Sonderboni, als Teil eines Retention-Packages, aus dem Weggelin-Verkauf an die wechselwillige Belegschaft zeigen, dass in St.Gallen am Ende des Tages auch nur mit Wasser gekocht wird. Darüber täuscht auch die jüngste Inserate-Kampagene (Wir denken in Szenarien) nicht weg. Von wegen neue Kultur. Ein Saftladen sondergleichen.
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Sie haben wohl etwas falsch verstanden – das Geld kommt von Wegelin 🙂
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Spannend, ich kann mich sehr gut an Berichte erinnern, in welchen den Teilhabern vorgeworfen wird sich zu bereichern und die „normalen“ Wegelin Angestellten gehen leer aus –> anscheinend doch ein wenig anders, gar nicht schlecht!
Das ist doch nun positiv von Hummler und Co. oder?
Bin ein wenig verwirrt, da ja hier meist nur negative Berichte veröffentlicht werden.
Spannend, ich kann mich sehr gut an Berichte erinnern, in welchen den Teilhabern vorgeworfen wird sich zu bereichern und die…
Mich wundert gar nicht mehr. Notenstein ist ja offenbar sowieso von allen Renditezwängen befreit. Schön für die Mitarbeitenden. Ich mag…
Check your sources, herr hässig. Von einem retention bonus wurde erst monate nach der notensteingründung gesprochen. Es lag also nicht…