Als mich dieser Tage der „past president“ einer unserer Grossbanken auf der Strasse ansprach und sagte „Jetzt machen die Medien auch noch den Senn fertig“, womit Martin Senn gemeint war, der CEO der Zurich Group, wurde mir mehr als deutlich, dass zwischen unseren Spitzenbanken und den Schweizer Medien seit der Krise im Jahr 2009 eine Kriegführung herrscht, die darin besteht, dass die Banken vor allem schweigen und die Medien die manchmal hässlichen Stories ans Tageslicht bringen.
Die Schweizer Medien, das mag manchen erstaunen, sind keineswegs so harmlos und ohne Zähne, wie dies Kritiker gerne anbringen. Die Tages-, Wochen- und Sonntagszeitungen, von den Weblogs gar nicht zu sprechen, suchen aufgrund des scharfen Wettbewerbs Mehrwert durch Information zu schaffen. Diesem Zwang ausgeliefert, setzen sie auf „News und Primeurs“. Der gelangweilte oder medial überforderte Leser könnte sich sonst abwenden.
Daran haben unsere Bankchefs keinerlei Interesse, denn „Es muss ruhig bleiben um unsere Konten“, wie schon der Genfer Bankier zu Asterix und Obelix sagte, als sie die Rhône in Richtung Schweiz überschritten hatten. Doch die Banken haben, ohne erkennbare Reue, schwer gesündigt: die beiden Grossbanken allen voran, gefolgt von etlichen Kantonal- und Privatbanken. Jetzt hat es auch Vontobel mit Uli Hoeness schwer getroffen.
Der andauernde Zusammenbruch des Bankenplatzes Schweiz, messen wir ihn an seinen grossen Jahrzehnten im letzten Jahrhundert, ist eine Tatsache. Wer heute noch eine Grossbanken-Aktie im Portefeuille hat, kann nur weinen um sein von diesen Instituten verspieltes Geld.
Warum also greifen die Medien die Banken an? Weil sie mit dem Bankgeheimnis ein Geschäftsmodell pflegten, das zu verteidigen ihnen nicht gelang. Weil Axel Weber (UBS) und Urs Rohner (CS) weit vom einstigen charismatischen Glanz eines Robert Holzach, Niklaus Senn oder Heinz Wuffli entfernt sind. Weil Hans J. Bär, einst ein Leuchtturm des Wissens und des Vertrauens, mit Patrick Odier keinen gleich geeigneten Nachfolger gefunden hat. Hans Vontobel, einst eine Stütze des Zürcher Establishments, versank in verdienter Altersschwäche.
Topmanager an der Spitze der grossen Institute kamen und gingen. Lukas Mühlemann gab sich überfordert, Marcel Ospel wollte die Welt erobern und sitzt nun im jurassischen Hinterland. Rainer E. Gut hat sich aus der schweizerischen Gegenwart verabschiedet. Nur „Ossi“ Grübel redet, aber nicht mehr im Amt, sondern erst nach seinem Adoboli-Rücktritt.
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Die Schweizer Medien haben die Chance wahrgenommen, dieses von den Banken selbstverantwortete Chaos zu beschreiben. Wer wollte ihnen dies in einer Zeit verdenken, wo es die beiden Grossbanken und einige andere waren, die unserem Land die grössten Risiken und massivsten (Steuer-)Verluste eingebracht haben. Gab es einen Banker, der dies alles im Zusammenhang hätte schildern wollen? Keiner, denn viel rentabler ist die Jagd nach den eigenen Boni, mit denen sich kein Buchhonorar messen kann.
Gab es früher die Vereinigung der Zürcher Privatbankiers, zusätzlich den lockeren Zusammenschluss aller Zürcher Banken, die Schweizerische Bankiervereinigung als mächtige Institution, die Vereinigung der Schweizerischen Kantonalbanken und jene der Schweizerischen Privatbankiers, dazu den Verband der Auslandbanken, die alle Stimmrecht hatten in unserem Land, sind diese Türme des Selbstvertrauens heute weitgehend in sich zusammen gefallen. Es gilt das jeder gegen jeden, wo nur Pierin Vincenz, der CEO der Raiffeisen-Gruppe, mit einigen befreundeten Instituten wieder innenpolitisch Halt zu finden sucht.
Die bestimmenden Grossbanken, heute längst von Arabern, Ägyptern und Singapurianern kontrolliert, unterstützt von amerikanischen Hedge- und Pensionsfunds, beteuern ihre Beziehung zum „home bias“ Schweiz, aber kaum ein Grossbanker kann dies in deutscher Sprache ausdrücken. Wer dies in ihrem Auftrag tut, dem fehlen Charisma und Glaubwürdigkeit. Thomas Matter, Kleinbankier, der unbedingt in den Nationalrat möchte, aber sogar von Christoph Blocher zurück gepfiffen wurde („Soll noch ein wenig warten“), ist kein echter Ersatz.
Die „Neue Zürcher Zeitung“, ein Einflussorgan des Grosskapitals mit leicht grünem Einschlag, kann sich der bankenskeptischen Grundstimmung nicht entziehen. Wen überrascht es dann, wenn gerade der „Tages Anzeiger“ voll auf die Banken einprügelt? Auch die Sonntagszeitungen nutzen die Lücke und stellen infrage, was nur schwer zu verteidigen ist. Sogar die einst verschlafene „Handelszeitung“ sieht bei Banken oft rot. Und „Inside Paradeplatz“ bietet fast täglich „Luxemburgerli besonderer Art“, ein Ventil für den Überdruck, der bei den Mitarbeitern der Banken herrscht.
Wer den Ruf der Banken in der Schweizer Öffentlichkeit verbessern will, braucht zuerst einmal gebildete Bankiers, die den komplexen Anforderungen schweizerischer und globaler Kommunikation gewachsen sind. Mit einem St. Galler oder Zürcher Diplom kommt man da nicht weit. Der weithin beklagte Niedergang des Finanzplatzes ist auch ein Niedergang der führenden Persönlichkeiten. Es ist wie im Skisport: Die Spitzenplätze belegen zusehends andere.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Da ist die Schweiz dem Nachbarn Deutschland sehr nah.
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Nur in der Schweiz werden kriminelle Organisationen von Kontrollbehörden wie Finma, Justiz und Politik unterstützt.
Siehe Lügen, Betrügen, Vertuschen, Wegschauen oder http://www.banken-arroganz.ch -
Sehr geehrter Herr Dr. Meyer,
Vielen Dank für Ihre offene Darstellung der Ereignissen die zu Ihrer Entlassung bei der UBS geführt haben.
Ich kenne direkt,- und indirekt Journalisten die unter diesen Zustand der nahezu „Zensur“ sehr leiden. Es ist leider eine Realität, machen wir uns nichts vor, dass die wirtschaftlichen Abhängigkeiten zu Verwerfungen führen müssen.
Erst wenn eine genügend grosse Masse an Menschen die Zusammenhänge hinterfragen wird, – wird man Einfluss auf dieses System ausüben können.
Freundliche Grüsse
Der Praktiker -
was die banken erleben, ist nur die öffentliche quittung für ihr verhalten und den grossen schaden, den sie der schweiz zugefügt haben. das hat mit kommunikation nichts zu tun, sondern mit tatsachen und viel geld. schönreden kann man hinterer vieles, aber am ende entweicht die heisse luft ja doch.
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Ich teile die Anamnese von Herrn Stöhlker über Banker-Persönlichkeiten und solche die es sein möchten durchaus. Charisma und Engagement sind oft einem kleinlichen Igel-Denken gewichen. Diese Exponenten, bei denen Charisma und Engagement nicht zu Ihren größten Talenten zählen, haben sich zu lange in der Banklagernd-Mentalität gesuhlt. Und eines haben Sie gemeinsam: die Schuld liegt natürlich beim Bundesrat..und somit gibt es im eigenen Haus nichts zu hinterfragen – wie einfach!
Nein, wie Herr Stöhlker treffend bemerkt: Auch der Kleinbanker Matter ist keine Alternative. Zudem hat der sein Pulver medial bereits verschossen und somit einen würdigen Eintritt in die Gilde der „Finanzplatzretter“ bereits vergeigt! -
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Sehr geehrter Herr Dr. Meyer,
Danke für Ihre höffliche und respektvoller Umgang in Ihrer Duplik. Darauf lässt sich aufbauen.
Eine Analyse zeigt unmissverständlich auf, dass Medien und Banken unter einer Decke stecken.
Gerade Menschen, die sich mit kritischen Materie der Geldordnung und dazugehörigen Steuerungssysteme beschäftigen, sollten entsprechend vorsichtig an nicht paradigmengeprägte Meinungen herangeführt werden.
Gerade in Ihrem Fall wurde deutlich, welche Macht von der Presse ausgeht, selbst in der Provinz.
Ich kenne Ihre Geschichte mit der Kritik an der SNB nicht im Detail, erlauben Sie mir deshalb, folgende Fragen zu unterbreiten:
-Wurden Sie von Ihrem Arbeitgeber UBS in Schutz genommen, sowohl Offiziell als auch Inoffiziell?
-Hat sich die GROSSE landesweite Presse Ihren Fall angenommen? Wenn ja? Wie?
Beispiel ein Interview:
Es ist doch ein grosser Unterschied, ob ein Journalist fast gar nicht auf die Aussagen eines Interview geht, sondern mehr auf tendenziösen Quellen im Internet beruht, oder?.
Ganz anders, wenn ein Journalist offenbar Aussagen und Zusammenhänge, eingeht, und neutral zu verarbeiten versucht. Das Ergebnis müsste ein völlig anderes sein, oder?.
Die Freie Presse ist Mythos. Wir müssen die Angst vor Veränderung verlieren, um uns sachlich darauf vorzubereiten.
Im Übrigen, ist dieser Artikel nichts neues:
Divide et Impera!
Grüsse
Der Praktiker-
@@Der Praktiker
Es ist mir in den Jahren, in denen ich die Geldtheorie und damit indirekt die Geldpolitik der SNB kritisiere natürlich aufgefallen, dass die Medien tendenziös schreiben.
Das hing aber oft auch von den Journalisten ab.
Nach einem Vortrag in Zürich schrieb der Tagesanzeiger „Ein Kopernikus der Geldtheorie?“, während die Basler Zeitung mich als „politisch gefährlich“ brandmarkte.
Dieser Artikel der BAZ wurde dann von einem meiner Vorgesetzten absichtlich an alle Stellen innerhalb der SBG verschickt. Die Reaktion war klar: Ich wurde unter widrigsten Drohungen von der SBG-Direktion genötigt, zu gehen.
Heute ist es eher umgekehrt:
Ich kann in der Basler Zeitung ohne Probleme schreiben und werde dort auch wohlwollend beurteilt.
Demgegenüber ist der Tagesanzeiger heute stark SNB-orientiert und lässt praktisch keine Kritik an der SNB zu.
Bei der Finanz und Wirtschaft durfte ich meine ersten entscheidenden ganzseitigen Artikel über die SNB schreiben. Hildebrand schrieb dann kurz darauf das Gegenteil von mir und richtete später das heutige Desaster an.
Heute darf ich in der FuW überhaupt nicht mehr schreiben.
Vollkommen tendenziös sind die NZZ und das Schweizer Fernsehen.
Bei der NZZ kann ich nicht einmal einen Leserbrief zur SNB plazieren.
Das Schweizer Fernsehen verbreitet kontinuierlich Falschmeldungen zur SNB. Richtigstellungen sind tabu – eine Frechheit für unser staatliches Fernsehen.
Es ist Herrn Lukas Hässig zu verdanken, dass wir hier frei schreiben dürfen.
Deshalb geht mein Dank an ihn.
Freundliche Grüsse
Marc Meyer
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Sehr geehrter Herr Stöhlker
Eine Bank haben Sie vergessen – Die Schweizerische Nationalbank (SNB).
Hier ist alles gerade umgekehrt:
Die Presse – insbesondere die NZZ und das Schweizer Fernsehen – lassen keine Kritik an der SNB zu.
Kritik an der SNB wird als „Nestbeschmutzung“ empfunden.
Die SNB kann tun und lassen was sie will – alles wird in der Presse positiv kommentiert – selbst wenn dies zum Bankrott der Schweiz führen kann.
Die Arroganz der MAcht und der Filz kommen hier noch voll zum Zuge.
War das früher bei den Banken nicht ähnlich? Und bei der Swissair?
Hochmut kommt vor dem Fall.
Mir freundlichen Grüssen
Marc Meyer
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Hallo Her Stöhlker,
Ihren Ausführungen, mit denen ich durchaus einverstanden bin, möchte ich noch einen Aspekt anfügen: Verantwortung übernehmen!
Das klägliche Schauspiel der CS-Spitze in den USA hat gezeigt, dass die gerne herbeigeredete Begründung von der, der Verantwortung entsprechenden Vergütung, absoluter Unsinn ist. Das Verantwortungsgefühl vieler Topbanker entspricht dem von Politikern, also sollte ihre Vergütung auch auf diesem Niveau sein. -
Nachtrag:
Ich zitiere Sie:
Die Schweizer Medien haben die Chance wahrgenommen, dieses von den Banken selbstverantwortete Chaos zu beschreiben.
Zitat Ende.
Das sind Nebelbomben.
Grüsse
Der Praktiker -
Sehr geehrter Herr Stöhlker,
Zitat: „Bis zum heutigen Tag gibt es so etwas wie eine unabhängige Presse in der Weltgeschichte nicht. Ich werde jede Woche dafür bezahlt, meine ehrliche Meinung aus der Zeitung bei der ich angestellt bin, herauszuhalten. Wenn ich meine ehrliche Meinung in einer Ausgabe meiner Zeitung veröffentlichen würde, wäre ich meine Beschäftigung innerhalb von 24 Stunden los. Es ist das Geschäft der Journalisten, die Wahrheit zu zerstören, unumwunden zu lügen, zu pervertieren, zu verleumden, die Füße des Mammons zu lecken und das Land zu verkaufen für ihr täglich Brot. Wir sind die Werkzeuge und Vasallen der reichen Männer hinter der Szene. Wir sind die Hampelmänner, sie ziehen die Fäden, und wir tanzen. Unsere Talente, unsere Möglichkeiten und unsere Leben sind das Eigentum anderer Männer. Wir sind intellektuelle Prostituierte.“ (John Swinton, 1829-1901, Chefredakteur der „New York Times“, im Jahre 1880 bei seiner Verabschiedung)
Zitat Ende.
Mehr muss man zum Thema Pressefreiheit in den Massenmedien nicht sagen. Seit dieser Aussage, die vor über 130 Jahren getroffen wurde, hat sich praktisch nichts verbessert. Den Darstellern in den Medien macht es meist auch keinen Spaß, ihre wahre Meinung verschweigen zu müssen und sich für offensichtliche Propaganda missbrauchen zu lassen. Doch wer sich des Geldes wegen als Werkzeug des Systems anbiedern muss, der hat oft keine andere Wahl. Der Volksmund bringt es auf den Punkt: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“ So haben die Massenmedien vor allem die Aufgabe, als Instrument des Systems dieses zu bewahren.
Grüsse
Der Praktiker-
@Der Praktiker. Vielleicht verstehen Sie etwas von der Praxis bei den Banken (weshalb bezahlen die ständig Hunderte von Millionen Bussen für ihre Praktiken?) Von der Medien-Praxis verstehen Sie offenkundig gar nichts.
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@Der Praktiker
Ihr Kommentar ist deprimierend.
Sind Sie derselbe Kommentator „Der Praktiker“, der nebenan („Vollgeld-Initiative – Lachnummer mit Emil) die kommunistische Vollgeld-Reform durch alle Böden hindurch verteidigt und mich verunglimpft?
mfG
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@credibility gap, haben Sie meine Zeilen gelesen?
Ich bin nicht für die Erhaltung dieses Bankensystem. Ganz bestimmt nicht!
Die Herstellung einer unabhängigen Presse hat vielleicht auf den ersten Blick wenig mit einem nachhaltigen Wirtschafts- und Finanzsystem zu tun. Sie ist jedoch eine unverzichtbare Grundlage hierfür. Wenn die Meinungshoheit bei denen liegt, die über das meiste Kapital verfügen, dann wird deren Interesse an einem leistungslosen Kapitalzufluss erneut mit Hilfe dieses Machtinstrumentes durchgesetzt. Zur dauerhaften Sicherung eines zinsfreien Geldsystems ist eine Gewaltenteilung zwischen Medien und Kapital noch wesentlich wichtiger als die Teilung der drei Staatsgewalten.
Es ist unserer Gesellschaft über Jahrhunderte hinweg nicht gelungen, so etwas wie eine unabhängige Presse zu schaffen. Die Medienmacht und somit die Meinungshoheit konzentriert sich in den wenigen Händen, die über die erforderlichen Milliarden verfügen, deshalb rate ich zu Vorsicht und immer die beiden Seiten der Medaille zu beleuchten.
@Dr. Marc Meyer, dass mutmaßliche Interesse des Kapitals besteht natürlich darin, ein verzinstes Geldsystem durchzusetzen, welches wenigen Menschen ein arbeitsfreies Leben mit unermesslichem Zinsgenuss ermöglicht. Dass sich dann jedoch die Schere zwischen Fleißig und Reich immer weiter öffnet, die Menschheit immer wieder in Kriege geführt wird und der eingebaute Wachstumswahn eine hemmungslose Ausbeutung unseres Planeten zur Folge hat, ist allerdings die unvermeidbare Folge solcher Bestrebungen, in diesem Zusammenhang lassen sich, wie oben erwähnt die Medien steuern.
Begreifen Sie diese strukturelle Zusammenhänge Herr Dr. Meyer? Transparenz, Freiheit, Pluralismus, Chancengleichheit? Für Sie Fremdwörter Herr Dr. Meyer?
Grüsse
Der Praktiker -
@Der Praktiker
Ihr guten Absichten in Ehren. Aber Sie sollten zuerst eine korrekte Analyse durchführen, wie Sie die Situation verbessern können.
MfG
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Sehr geehrter Herr Stöhlker, Zitat: „Bis zum heutigen Tag gibt es so etwas wie eine unabhängige Presse in der Weltgeschichte…
Nachtrag: Ich zitiere Sie: Die Schweizer Medien haben die Chance wahrgenommen, dieses von den Banken selbstverantwortete Chaos zu beschreiben. Zitat…
Hallo Her Stöhlker, Ihren Ausführungen, mit denen ich durchaus einverstanden bin, möchte ich noch einen Aspekt anfügen: Verantwortung übernehmen! Das…