Burkhard Varnholt tanzt auf vielen Hochzeiten. Er war Kunstexperte in der Londoner Tate Gallery, hat eine Afrika-Kinder-Stiftung, referiert und publiziert – und ist auch noch Topbanker bei der Julius Bär.
Was Varnholt nicht ist, aber gerne geworden wäre: Professor im Finanzwesen. Diesen Titel verwehrte man dem Deutschen mit dem glänzenden Curriculum und der überdurchschnittlichen Rhetorik.
Es war in den 1990er Jahren, als Varnholt an der Wirtschafts-Universität Sankt-Gallen, damals HSG genannt, assistierte. Er kannte Hinz und Kunz, war nah bei den Banken-Koryphäen Heinz Zimmermann und Bruno Gehrig.
Letzterer war sein grosser Förderer. Bevor Gehrig 1996 ins Direktorium der Nationalbank gewählt wurde, hatte er eine Professur für Betriebswirtschaft an der HSG.
Nun wollte auch Burkhard Varnholt den Professorentitel. Aber nicht auf die mühsame Ochsentour, mit langer wissenschaftlicher Forschung und zäher Anlyse.
Sondern auf die Schnelle. Ganz Varnholt, der immer eine oder zwei Nasenlängen voraus war, reichte er statt einem Unikat ein bereits geschriebenes und publiziertes Buch als Habilitation ein.
Es handelte sich um ein Werk über das Kreditrisiko-Management bei den Banken. Durchaus gut für die damalige Zeit, meint ein Insider im Gespräch. „Doch es war halt schon geschrieben.“
Für Varnholt-Förderer Gehrig kein Problem. Auch der zweite interne Professor der HSG, der für Varnholts Habilitation zuständig war, machte keine Einwände.
Der Dritte, der wie üblich von extern kam, hingegen schon: Henner Schierenbeck, ein bekannter deutscher Ökonom, der damals an der Universität Basel lehrte.
„Schierenbeck passte nicht, dass Varnholt Professor mittels einer Zweitverwertung werden sollte“, sagt die Quelle, die mit den damaligen Vorgängen vertraut ist.
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Schierenbeck, der heute als Berater tätig ist, beantwortete eine E-Mail-Anfrage kurz angebunden. „Mehr als diesen Sachverhalt kann ich Ihnen auch nicht sagen“, meinte er zur Frage, warum Varnholts Habilitation damals abgelehnt worden sei.
Eine Anfrage an Burkhard Varnholt via Pressestelle der Bank Julius Bär blieb fruchtlos. Es handle sich um eine Privatangelegenheit, hiess es.
Bei einer Professur gehe es immer auch um Macht und Politik, führt die Quelle aus. „Zwischen Schierenbeck und Gehrig gab’s Zoff, die beiden mochten sich nicht.“ Nach dem Krach sei der Basler Professor für Gehrig nur noch der „Schmierenbeck“ gewesen.
Ein guter Artikel in einer renommierten wissenschaftlichen Zeitung sei inzwischen der übliche Weg, um zum Professor gewählt zu werden. Entsprechend hätte Varnholt mit seinem damaligen Vorgehen heute bessere Chancen.
Jedenfalls sei Varnholt mit seinen Themen der Zeit voraus gewesen. Seine Doktorarbeit über Finanzstabilität sei seit der grossen Finanzkrise von 2008 „hochaktuell“.
Für Varnholt war die Wissenschaft nach der gescheiterten Professur kein Thema mehr. Er machte seinen Weg im Banking und in höheren gesellschaftlichen Sphären.
Via Morgan Stanley und Credit Suisse stieg er in die Geschäftsleitung der Basler Privatbank Sarasin auf. Nachdem dort die Safra-Familie das Steuer übernommen hatte, wechselte Varnholt zu seinem alten Bekannten Boris Collardi und dessen Zürcher Bär-Bank.
Die Karriere im Banking statt an der Universität passe zu Varnholt, meint der Gesprächspartner. „Varnholt ist mehr der Typ angelsächsischer Investment-Banker“, sagt er. „Ein blendender Verkäufer.“
Bei der Julius Bär kriegte Varnholt von seinem Chef Collardi, der im Unterschied zum Deutschen einen dünnen Schulsack vorweist, eine weit reichende Machtfülle. Varnholt ist nicht nur oberster Investmentchef, sondern leitet auch die ganze Produkteproduktion.
Neu hat er einen bekannten Unterstellten. Luigi Vignola, der einst bei der ZKB zu den wilden Derivatehändlern rund um die feindliche Übernahme von Sulzer zählte, rapportiert seit kurzem an Varnholt.
Vignola zog in den Nullerjahren von der Staatsbank zur Deutschen Bank Schweiz, wo er und sein Ex-Chef Simon Biner das Derivatespiel weitertrieben.
Nachdem die Grossbank aus dem Norden schliesslich den Stecker gezogen hatte, fand Vignola Unterschlupf bei der Zürcher Privatbank. Dort kümmert er sich vor allem um Investment-Produkte für den aufstrebenden Asienmarkt.
Derweil kann sein Chef Varnholt weiter auf den Bühnen in der Heimat glänzen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Herr Varnhold war bei der CS, Sarasin und Baer – er wird sich weiterhin sehr gut verkaufen können, denn diejenigen die ihn einstellen, sind meinstens auch nur Blender und haben auch nie einen Franken an Wertschöpfung geleistet. Herrn Varhold geht es nur um sein eigenes Portmonnai, ich weiss aus sehr gut informierten Kreisen was er verdient, dies ist absolut nicht im Verhältnis was er leistet.
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Einmal mehr keine Nachhaltigkeit. Würde ich heute ein Produkt der JB kaufen? You must be joking.
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Solarium-Henner ist Kult!
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Vielen Dank, Hr. Hässig für diesen Artikel! Er sagt zwar absolut nichts Neues über Varnholt aus, aber er macht doch deutlich, wie man an der HSG Professor wird. Abolut undenkbar im angelsächsischen Raum, wo nicht nur Publications in Double Blind Peer Reviewed Journals notwendig sind, sondern auch Citations in eben diesen. Und sogar in der EU, insb. Deutschland, Frankreich und Italien werden diese objektiv-messbaren Kriterien mittlerweile im stärker zur Berwertung von angehenden Professoren heran gezogen. Die HSG vertraut anscheinend lieber dem Märlitram…
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Wer BV kennt weiss dass er förmlich nach Anerkennung, Lob und Respekt giert. Insbesondere nachdem er doch an einigen Stellen Schiffbruch erlitten hat oder nicht mehr erwünscht war. Sein Buch war nicht schlecht, aber bereits nach 2 Jahren in den Aussagen überholt. Und nur mit Antiquitäten einen Professoren-Titel wollen ist doch etwas peinlich, zeigt aber einiges über den Charakter von BV..
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Klar dass die Zahlengierigen nichts mit Netzwerkinfo anfangen können.
Übringens: Das Buch ist/war sehr gut, nur leider zu anderst, als dass es in der Praxis aufgenommen wurde. Die Checklistenmanie ist weniger anspruchsvoll als das Decken in Kreisläufen. Und die normative Kraft der Zahlen im Risikmanagement ist eben doch „faktisch“. -
Mit einer Zweitverwertung würde man auch heute Schiffbruch erleiden. Vor allem mit einer Monografie.
Typisch sind heute kumulierte Habilitationen mit mehreren Artikeln in doppelblind-geprüften Journals.
Gerade um solchen Mauscheleien (Professor mag seinen Mitarbeiter und protegiert ihn) vorzubeugen.-
Doofe Frage: Kann man „den“ (BV) überhaupt mögen?
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So geht es mir auch….. Irgendwie mag ich den Herrn nicht, obwohl ich nie mit ihm zu tun hatte. Es fehlt ihm an Charme…
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1. Habilitationen sind eh ein alter Zopf aus Deutschland – nur noch nützlich um jemandem einen Titular-Prof zu verleihen. But who cares?
2. Die Zweitverwertung ist so selten nicht – *zuerst* wird die Habil eingereicht und wenn sie mal durch ist kann sie *danach* als Lehrbuch publiziert werden.
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Interessiert das überhaupt jemanden?
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Ich mag Ihn auch nicht.
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…auch noch Kunstexperte. Na ja. Was und wer immer das auch sein mag.
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LH, schreiben Sie doch einfach: no news is good news und nicht nonsense – nutzen Sie die Zeit für Weihnachtseinkäufe, das hilft der Wirtschaft mehr.
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Dito
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Wieder einmal ein Beitrag zu einem hoch aktuellen Thema von allgemeinem Interesse? Natürlich ist der Mann arrogant und niemand ist so gut wie er es glaubt zu sein. Aber eine verunglückte Habilitation vor 20 Jahren ist nicht gerade ein heisses Thema.
Herr Varnhold war bei der CS, Sarasin und Baer - er wird sich weiterhin sehr gut verkaufen können, denn diejenigen…
Vielen Dank, Hr. Hässig für diesen Artikel! Er sagt zwar absolut nichts Neues über Varnholt aus, aber er macht doch…
...auch noch Kunstexperte. Na ja. Was und wer immer das auch sein mag.