Letzte Woche einigten sich 9 Banken in den USA mit Zivilklägern wegen Devisen-Manipulationen, darunter auch die UBS.
Das sei lediglich der Beginn einer Klageflut, meint heute ein Jurist in der Financial Times. „In London wird es mehr Klagen als in New York geben, weil die City grösser ist im Devisenhandel.“
Der Anwalt erwartet gemäss Zeitung Klagen über „tens of billions of pounds“.
Die UBS, die im Devisenfall im Vergleich zum Libor-Betrug glimpflich davongekommen ist, könnte tief in die Kasse greifen müssen. Sie gehört zu den Top-5 im globalen Devisen-Trading.
Ende Juli äusserte die UBS-Spitze unter CEO Sergio Ermotti dunkle Vorahnungen, ohne dass dies angesichts des guten operativen Resultats breite Beachtung gefunden hätte.
Die Bank gehe davon aus, dass Rechtsfälle für die Branche prägend blieben und die UBS „sich mit einer Reihe von erheblichen Forderungen und regulatorischen Anforderungen konfrontiert“ sehe.
Konkrete Hinweise auf die Devisen-Klagen gab es keine. Doch diese rücken nach den strafrechtlichen Schuldeingeständnissen mehrere Banken diesen Frühling in den Fokus.
Die zivilen Kläger, darunter viele „scharfe“ Grossinvestoren wie Hedgefunds und Pensionskassen aus dem angelsächsischen Raum, sind nicht bekannt dafür, sich mit Brosamen abspeisen zu lassen.
Sie dürften die Strafurteile gegen UBS & Co. nutzen, um ihre Forderungen in die Höhe zu treiben.
Die UBS hat ihre Reserven für Rechtsfälle zuletzt massiv reduziert. Von April bis Juni sanken ihre Rückstellungen um 22 Prozent, von 3 auf 2,3 Milliarden.
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Am stärksten fielen die Reserven für zukünftige Rechtsfälle in der Investmentbank, also dort, wo der Devisenfall einschenkt.
Von 1,1 Milliarden Franken gingen die Reserven für Juristisches in der Handelsbank der Schweizer auf noch gut 700 Millionen zurück.
Der massive Rückgang der Reserven im zweiten Quartal zeigt, dass die UBS nicht weiter vorgesorgt hat. Falls plötzlich neue Risiken auftauchen, müsste sie zusätzliche Rückstellungen bilden.
Gefahrenpotenzial ist viel vorhanden. Neben den Devisen-Klagen hängen weitere schwere Rechtsrisiken über der Bank.
Im französischen Steuerkrieg geht es um 1,1 Milliarden Euro, im Pleitestaat Puerto Rico stehen über 1,1 Milliarden Dollar auf dem Spiel.
Auch Brasilien ist ein Hotspot.
BTG Pactual, eine Investmentbank, deren Chef André Esteves seine Bude der UBS zunächst verkauft und dann günstig zurückerworben hatte, fordert von den Schweizern umgerechnet über 600 Millionen Dollar.
Es ist aber der Devisenfall, wo die UBS ein besonderes Problem hat.
Aus zwei Gründen. Sie ist im Währungsgeschäft gross und weltumspannend. Und ihre dortigen Manipulationen machen sie wegen ihrer Libor-Vorstrafen zur Wiederholungstäterin.
Eine ideale Angriffsfläche für aggressive Kläger. Das Blut der Nummer 1 der Schweiz lockt die Finanz-Haie an.
Im aktuellen Quartalsbericht für das 2. Quartal listet die UBS mehrere Zivilklagen rund um die Devisen-Betrügereien auf.
Dabei sticht ins Auge, dass sich sämtliche aufgeführten Angriffe auf die USA und insbesondere die Wirtschaftsmetropole New York beziehen.
Kein einziges Mal hingegen ist von England und seinem Bankenzentrum London die Rede.
Entsprechend ist davon auszugehen, dass die UBS den Grossteil ihrer Rückstellungen für Devisen-Rechtsrisiken mit Blick auf US-Prozesse getätigt hat.
Wenig oder gar nichts hätten die Schweizer demnach für London auf der hohen Kante. Das sei auch nicht nötig, meint ein Insider. Der Devisenfall würde die Bank viel weniger kosten als ihre Libor-Sünden.
Doch das muss sich in den kommenden Quartalen noch weisen.
Wenn sich, wie jetzt von der Financial Times angekündigt, die zivile Front im Devisenfall nach London verschiebt, wäre auch die UBS im Visier.
In dem Fall müsste die Bank plötzlich ganz neue – und möglicherweise erhebliche – Summen auf die Seite legen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Das verheißt nichts Gutes. Ob die die UBS ein zweites mal gerettet werden muss?
Außerdem scheint es, dass doch noch Bewegung kommt in die festgefahrenen Positionen bezüglich regulatorischen Auflagen. Würde aber auch Zeit, nach 15 Jahren Wildwest in der sogenannten Hochfinanz. Was manche Banken machen, ist „Betrug am kleinen Mann“. -
Oben steht nicht, um was für Devisenmanipulationen es sich handeln soll. Weiss man es ? Wenn ja, sollte der Autor das bekannt geben. Für mich gibt es 2 Möglichkeiten: Entweder haben diese Banken, darunter die UBS, effektiv überall zum eigenen Nutzen manipuliert oder es wird nun gegen alles was Banken betrifft geklagt um Schweigezahlungen rauszuschlagen. Dass das geht hat man ja gesehen. Dann wären allerdings die Kläger die Halunken. Vielleicht macht man aus einer Fliege einen Elefanten. Da schauen schnell ein paar Dutzend Millionen raus.
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Guten Morgen. Wohl gerade aus dem Winterschlaf aufgewacht: Es geht um die alte Geschichte! Die jetzt aber neue Birsanz erhält…
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Hell-Seher: Erstens haben wir jetzt Sommer und nicht Frühling und zwar seit Monaten und zweitens sagt Ihre Antwort rein nicht aus, sie ist nicht im Geringsten informativ, sondern nur emotional. Aber wahrscheinlich wissen Sie gar nicht um was es konkret und im Detail geht.
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Ursprung der kriminellen Praktiken ist die UBS Investment Bank New York, London, Opfikon. Mit der Fusion SBG/SBV 1998 brachte der Bankverein seine Investment Bank Warburg Dillon Read in die UBS. Damit hat das Unheil begonnen. Analysten und Händler von Warburg hatten keine Skrupel, UBS-Anlageberater und ihre Kunden mit manipulierten Gesellschaftsstudien/Kaufempfehlungen zu betrügen. In zahlreichen Fällen wurde die Investment Bank von US Federal Courts gebüsst.
Siehe Google:
,,So viele Milliarden bezahlte die UBS in den vergangen zehn Jahren“
(Bussen über 5 Milliarden, wobei die Liste nicht vollständig ist) -
Schweizer Banken – immer ganz vorne dabei, wenn es um Verbrechen geht. Hoffentlich müssen sie zahlen, bis die Aktionäre bluten. Denn ohne die USA und deren Strafbehörden würden solche Banken weiterhin bescheissen.
Bei dieser Bank sollte man auch kein Konto haben, weder als Grosser oder kleiner Kunde. Ohne Kundeneinlage kein Beschiss bzw. dann voll zur Lasten der Aktionäre.-
Nebenbei: Den Amis geht es eahrscheinlich eher mehr um das Einkassieren von Bussengeldern (sage:Schmiergeldzahlungen) als um die Anwendung von Recht. Denn auch sie lassen die Bankster laufen!
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Klagen über „tens of billions of pounds“. So so. Das sieht ja nicht gerade gut aus für die UBS. Dafür soll ja ein kleiner, in acht Fällen der Verschwörung zum Betrug für schuldig befunden und zu 14 Jahren (sic!) Gefängnis verurteilter ex UBS Devisenhändler verantwortlich sein. Die oberste Führung der Bank unter Herrn Eremotti wusste selbstverständlich nichts von all den Betrügereien. Schwer zu glauben, dass nicht auch die Herren auf der Teppichetage an der „Verschwörung zum Betrug“ beteiligt waren oder jedenfalls davon wussten. Sie mussten sicherlich wissen aus welchen Aktivitäten der Bank die ausgewiesenen, in Jahren aufgehäuften Milliardengewinne in der Bankbilanz herrührten. Wann kommen auch diese Herren mit CEO Eremotti und der gesamte UBS Verwaltungsratsriege sowie auch all die anderen an den LOBOR-Manipulationen und -Betrügereien beteiligten Grossbanken Führungsmitglieder von Morgan Chase, DB und RBS bis HSBC endlich an die Kasse? Ohne deren Mitwissen wäre doch das ganze Desaster gar nicht erst möglich geworden. Aber eben, das ist halt alles „too big to fail“ und daher infolge auch „too big to jail“!
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Mark Branson nahm diese Funktion gut fünf Jahre lang wahr und wurde 2006 im Sinne einer gezielten Rotation zum CEO der UBS Securities Japan Ltd. berufen. In dieser Eigenschaft trug Mark Branson die Verantwortung für das Investment Banking, das Wertschriftengeschäft sowie das Asset Management und Wealth Management in Japan.
und hat sicher auch den Boni der Devisenhändler (darunter Tom „Mr. 14 Jahre“ Hayes) genehmigt…
Hüt isch er Scheff bi dr FINMA…
Ich warte eigentlich nur noch drauf bis Werner K. Rey Chef bei der Revisionsaufsichtsbehörde wird…
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Hoffentlich werde mal die richtigen Ganoven zur Verantwortung gezogen und in Haftung genommen, damit diese Betrügereien an der Allgemeinheit. ein Ende haben. Der Rechtsstaat und diese geldgeilen Ganoven, die diese kriminellen Taten einfädeln und dulden, tun so, als wären Großbanken ein rechtsfreier Raum. Es gibt sowieso kein „to big to jail“. Substantielle BUSSEN und SCHADENSERSATZ müssen diesmal sein, damit sich etwas ändert. Auch müssen die Aufsichtsbehörden einen härteren Durchgriff auf die hochbezahlten Edel-Manager haben, die sich ständig herauszureden wissen. Die große Allgemeinheit ist nicht mehr bereit, das weiter mitzumachen und sich gefallen zu lassen.
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Hui, die goldenen Eier für Heerscharen von „Aasgeier“-Anwälten liegen quasi vor der Tür. Auf zum Halali . . .
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Leider werden in dem Artikel ein paar Sachen wild durcheinandergeworfen:
1) Ich bin zwar kein Rechnungslegungsexperte, aber: Meines Wissens nach darf man nach IFRS, US/Swiss GAAP und so weiter keine Rückstellung bilden wenn eine zukünftige (Straf-)Zahlung nicht wahrscheinlich (>50%) ist und der Betrag vernünftig schätzbar ist. Solange keine Klage von irgendeinem Hedgefund oder zivilen Klägern aus London eintrifft, kann man dafür auch keine Rückstellung bilden. Und die Aussage eines Anwalts in der FT langt dafür sicher auch nicht….
2) Rückstellungen werden für bestimmte Fälle gebildet. Wenn dann die tatsächliche Zahlung geringer ist, dann wird die restliche Rückstellung aufgelöst, gleiches gilt wenn man (warum auch immer) erwartet weniger für den Fall zu zahlen. Man kann aber nicht, so wie lh den Anschein erweckt, aus einer Auflösung von Rückstellungen schliessen, dass dies fahrlässig sei in Bezug auf eventuelle zukünftige Klagen/Zahlungen. Wenn diese zukünftigen Fälle konkret werden, dann ist eben eine neue Rückstellung zu bilden, aber man kann sicher nicht einfach aktuelle Rückstellungen (für andere Fälle) stehen lassen „für den Fall der Fälle“….
Damit möchte ich ja nicht sagen, dass nicht zukünftig evtl Klagen in Milliardenhöhe auf die UBS zukommen, aber für eine entsprechende Rückstellung bräuchte es halt mehr als Vermutungen (etwa eine tatsächliche Klage). So werden hier bunt Bilanzierungsregeln mit Vermutungen gemischt….
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So is es.
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… einfach die Legal Entity in London einstampfen und NYC gerade auch noch, dann hat sich das Problem langfristig erledigt. Beide Entities machen sowieso kein Geld…
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Das hätte man schon bei Rainer Gut’s erstem „Einknicken“ tun sollten, Jeder nachgegebenen Erpressung folgen weitere.
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…und es wäre der wink mit dem zaunpfahl, den auch die angelsachsen verstehen: stop it! bis hierher und nicht weiter!
denn wenn plötzlich tausende von bankern in den usa keinen arbeitgeber mehr hätten, wäre das für jeden governor eines us-bundesstaates das sichere politische todesurteil, falls keine heftigste intervention von ihm bei IRS, POTUS etc erfolgte. und plötzlich würde sich der ton etwas verfreundlichen, wetten?
aber unsere lieben, harmoniesüchtigen man-agers sorgen sich in erster linie um IHRE boni und pensionen. alles andere ist beilage. -
und genau das wird NIE passiere: wo sitzen denn zahlenmässig die meisten 2./3./4. manag. level „verdiener“? Wodeliwo? seitens des aktionariates gibts nichts zu befürchten, die kostenseite wird via CH entlassungen kompensiert u die anwälte kassieren. ich meinte, da kann der levrat u rechsteiner nur lernen, doch ein ganz soziales modell.
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Und die Boni sprudeln weiter im Milliarden-Bereich, Wert wird vernichtet und Manager vergoldet, der dumme Aktionär schaut in die Röhre. Es ist skandalös, dass in einem Rechtsstaat solche Top-Manager nicht vor dem Richter landen.
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Meine Worte, Harry, meine Worte.
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Und die Boni sprudeln weiter im Milliarden-Bereich, Wert wird vernichtet und Manager vergoldet, der dumme Aktionär schaut in die Röhre.…
... einfach die Legal Entity in London einstampfen und NYC gerade auch noch, dann hat sich das Problem langfristig erledigt.…
Leider werden in dem Artikel ein paar Sachen wild durcheinandergeworfen: 1) Ich bin zwar kein Rechnungslegungsexperte, aber: Meines Wissens nach…