Bei der CS ist Brady Dougan nun Vergangenheit, bei Raiffeisen ist Pierin Vincenz am Hinauslaufen. Der interne Ex-Berater und von den Medien praktisch unbeachtete Patrik Gisel übernimmt, ein unbekannter Triathlet folgt auf den Grandseigneur. Genau wie 2007, wo der nicht im Rampenlicht stehende Asket Brady Dougan als Nachfolger des alle überstrahlenden Starbankers Ossi Grübel bestätigt wurde.
Dougan damals wie Gisel heute übernehmen Firmen, die gute Zahlen aufweisen, eine Wachstumsstrategie verfolgen und am Markt angesehen sind. Beide greifen nach dem Steuer von Vorgängern, in deren Schatten die ganze Geschäftsleitung sich verstecken kann.
Beide sind als Nachfolger unbekannte Gesichter mit Technokratenkarriere, die zum ersten Mal den Job als Frontmann erledigen müssen. Beide machen sich ans Werk in einem jahrelang von Optimisten geprägten Aktienbullenmarkt, an dem sich Wolken zeigen.
Das Ende von Brady Dougan war unschön. Man ersetzte ihn. Eine Investmentlegende soll anscheinend am Stammtisch gesagt haben: „It’s a pity that the stock declined only 70% and not 100%. More competent people would have taken over and the sun would already shine again. That’s how markets work.“
Könnte Gisel ein ähnliches Schicksal drohen?
Der erste Eindruck: Medial ist Gisels Start missglückt. Statt wie Tidjane Thiam, der neue CS-CEO, für gute Stimmung zu sorgen und bei Medien, Aktionären/Genossenschaftern und Mitarbeitern unbelastet einfach zu holende Bonuspunkte einzusammeln, bricht er vollkommen unnötig neue Diskussionen vom Zaun.
Der Umgang mit der genossenschaftlichen Struktur sei eine Herausforderung und die Entscheidungsmechanismen seien zu langsam, tönt es aus St. Gallen. Dies erinnert an Dougans gebetsmühlenartig wiederholtes Statement „Alles OK, nur verstehen mich die Aktionäre einfach nicht“.
Mit der Behauptung, das Bankgeheimnis wird sich à la longue nicht halten können, mag Gisel zwar recht haben. Unter dem Strich verunsichert die Aussage aber unnötigerweise und macht ihm den Job kein bisschen einfacher.
Selbsternannte Top-Priorität hat das Informatik-Projekt „Arizon“. Böse Zungen könnten behaupten, wenn das so ist, dann geht es entweder der Bank zu gut; oder die heutige IT ist dermassen schlecht, dass man besser unverzüglich das Weite suchen sollte.
Der Lohn: Wenn Dougan in einer Sache brilliert und bis heute keinen ebenbürtigen Gegner gefunden hat, dann ist das die in Hunderten von Seiten festgehaltene Bonuspolitik, welche sicherstellte, dass ein CS-Topmanager und allen voran natürlich Brady selbst trotz stetiger Underperformance sich nie um reichlichen Geldsegen Sorgen machen musste.
Aber auch Vincenz war diesbezüglich nicht schlecht und ist mit 2,4 Millionen der wohl bestbezahlte Regionalbanker der Welt.
Über Gisels Lohn gibt es noch keine Angaben. Macht er den Job für weniger Geld, oder schraubt man seine Entschädigung wegen der zunehmenden Komplexität noch nach oben?
Der Ton macht die Musik. Hier blieb sich Dougan während seiner ganzen Regentschaft zu hundert Prozent treu.
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Cola Light statt Champagner, Toyota Prius statt Ospels umgebauter Ferrari-Kombi. Die Marathon-Bestleistungen behielt Dougan für sich, er war kein Ämtli-Sammler, womit sein Fokus voll auf seinem CEO-Auftrag lag. Und es wurden keine Frauen- oder Klatschgeschichten bekannt.
Schon jetzt scheint Gisel, gemäss Twitter selbst ernannter „Father and Husband, Banking Executive and Private Pilot IFR MEP“, in dieser Hinsicht von einem ganz anderen Schlag zu sein.
VR-Mandate und Nebenjobs ohne Ende (allein auf der Raiffeisen-Homepage waren deren 16 aufgezählt), Model-Auftritte auf Facebook und Twitter, Bildli von Flugzeug, Rennkursen und Autos, Tweets aus der Firstclass-Lounge und aus Fussballstadien. Schliesslich noch die jüngste interne Liebesliaison. Ob das den Genossenschaftlern gefällt?
Die Risiken: Dougan erbte eine Universalbank mit starker Investmentbank. Hier lagen die grossen Unwägbarkeiten und Komplexitäten, hier hatte der Amerikaner aber auch seine Kompetenzen und sein Beziehungsnetz.
Insofern verwundert es auch nicht, dass er die CS besser als andere durch die Turbulenzen geführt hatte.
Gisel hingegen erbt einen Verbund von Kleinstbanken mit gewaltigen Hypothekenvolumen, eine lahme Privatbank, ein orientierungsloses Asset Management und ein stolzes Aktienpaket einer Derivatebude namens Leonteq, bei der die Bäume (noch) in den Himmel wachsen.
Er ist weder der Immobilienexperte noch der Private Banker, weder der Assetmanager noch der Trader.
Das ist einerseits gut, weil Gisel damit nicht wie Dougan beliebig schalten und walten kann. Andererseits ist es schlecht, weil solche Konstrukte im Krisenfall erfahrungsgemäss nicht funktionieren, wie das heutige CEO-/VR-Gespann bei Kuoni und vor 15 Jahren Lukas Mühlemann mit seinen McKinsey-Buddies bei der CS zeigten – oder auch Mario Corti mit seiner Jackie Fouse bei der Swissair.
Das Ende: Dougan wirkte stets top-fokussiert, seine Äusserungen waren durchdacht, die Botschaft immer dieselbe. Seht her, ich hab’s voll im Griff. Am Ende seiner Regentschaft wurde dann immer klarer, dass der Eindruck täuschte und er eine Lame duck war, der eine Riesenbaustelle zurückliess.
So will Gisel in 6 Jahren, dann in etwa gleich alt wie Dougan heute, bestimmt nicht abtreten. Wird ihm das gelingen, oder wird er als Alpen-Brady in die Geschichte eingehen?
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wenn man so alles zusammennimmt ist das Gefüehl nicht sehr gut…. aber Hauptsache die Raiffeisen ist systemrelevant! Noch hinzuzufügen ist, dass Auslandschweizer wohnhaft in einem Land der Kategorie 4 (z.B. Brasilien) bei der Raiffeisenbank kein Wertschriftendepot mehr haben dürfen weil sie die Bank im Ausland für schlechte Beratung bei z.B. Verlusten einklagen könnten und sich die Bank gemäss ihren Aussagen dort nicht verteidigen könnte (fehlende Struktur/zu teuer)…. was nützen denn da alle die Formulare die man bei der Eröffnung unterschrieben hat (Gerichtsort, Risikoformulare etc), schriftlicher Auftrag… Nach UBS, CS und auch Julius Bär ein weiteres tristes Kapitel in der Geschichte der CH-Banken.
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Unwissenheit… was möchte ein Brasilianer ein Depot bei Raiffeisen? Raiffeisen ist eine nationale Bank.
Ausserdem verunmöglicht der Regulator solche Geschäfte für Banken. Versuchen Sie bei irgendeiner CH Bank mit CHF 100’000 Wertschriften ein Depot zu eröffnen – viel Glück!
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Und die Raiffeisen-Schreiberlinge sind natürlich auch schon wieder aktiv, welcome back 🙂
P.Gisel sollte besser ein paar gute Projektleiter für Arizon anstellen als die PR-Abteilung aufzubauen. Wäre wohl langfristig sinnvoller. -
Lieber Herr Hässig
Natürlich ist es schwer immer Neues zu berichten. Darum verzeih ich Ihnen den Bericht über Gysel.
Schreiben Sie doch einfach wenn es etwas zu berichten gibt.
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@Leser
Ihnen passt’s ja auch nicht, wenn fundamentale volkswirtschaftliche Fragen diskutiert werden.
Leisten Sie doch mal konstruktive Beiträge.
mfG
Marc Meyer
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Absolut Informationslos. Da hat blick.ch noch mehr Niveau.
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Wer hat überhaupt diesen amüsanten Schmarrn geschrieben?
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Unglaublicher doofer Bericht, mit noch dooferen Aussagen und Mutmassungen – zusätzlich werden Äpfel mit Birnen verglichen. Pfui!
Unglaublicher doofer Bericht, mit noch dooferen Aussagen und Mutmassungen - zusätzlich werden Äpfel mit Birnen verglichen. Pfui!
Wer hat überhaupt diesen amüsanten Schmarrn geschrieben?
Absolut Informationslos. Da hat blick.ch noch mehr Niveau.