Der Angriff auf Inside Paradeplatz von Frühsommer 2012 erhält eine offizielle Note. Die Notenstein Privatbank, die vor ein paar Wochen als Urheberin beschuldigt worden ist, wurde fündig.
Nach einer internen Untersuchung stiess sie auf ein E-Mail von Mai 2012. In diesem gibt der damalige IT-Chef einem internen Spezialisten den Auftrag, technische und rechtliche Möglichkeiten abzuklären.
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Es ging um Artikel rund um die Notenstein Privatbank, die wenige Monate zuvor aus der alten Wegelin entstanden war und neu der Raiffeisen gehörte. Nach einem Zukauf heisst sie heute Notenstein La Roche.
Ziel des Mails des Notenbank-Kadermanns war es abzuklären, wie gewisse Artikel, welche Notenstein betrafen, gelöscht oder anderweitig entschärft werden könnten.
3 Wochen nach diesem E-Mail von oberster Stelle an den Techniker war Inside Paradeplatz während rund 48 Stunden mit einer sogenannten DDoS-Attacke lahmgelegt.
Weitere 3 Monate später folgte ein zweiter DDoS-Angriff auf die Webseite. Damals blieb sie mehrere Tage unter Beschuss. Seither hatten Angriffe keinen Erfolg mehr.
Nachdem die Notenstein-Untersuchung das Mail zum Vorschein gebracht hatte, gab es Gespräche zwischen Patrik Gisel, dem neuen CEO der Notenstein-Mutter Raiffeisen, und Notenstein-Chef Adrian Künzi.
Gisel sitzt als Raiffeisen-Chef auch im Verwaltungsrat der Tochterbank Notenstein La Roche und hält dort das Präsidium inne.
Gisel nimmt nun erstmals offiziell Stellung zum Cyber-Fall. „Ich führte als Präsident von Notenstein dazu mit dem Management ein Gespräch“, sagt Gisel.
Und fügt dann an: „Ich möchte keine solchen Aktionen mehr.“
Gisel betont, dass es keinen Beweis gebe, dass der Cyber-Angriff auf das Finanzportal von Notenstein ausgegangen sei.
„Es gab keinen Auftrag zum <Abschiessen> und Notenstein war klar nicht verantwortlich für das Blackout von Inside Paradeplatz“, sagt der CEO der grossen Genossenschaftsbank.
„Aber unsere rigorosen internen Abklärungen haben ergeben, dass es einen (Auftrag) gab zum Prüfen, ob die Seite technisch und legal gestoppt werden könne.“
Damit sei man zu weit gegangen, sagt der Raiffeisen-Chef und Notenstein-Präsident.
„Auch wenn wir ausdrücklich legal vorgingen, war dies falsch. Wir sind Raiffeisen, und Raiffeisen begrüsst kritische Meinungsäusserungs- und Medienfreiheit.“
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Für Notenstein und Raiffeisen sei der Fall damit abgeschlossen. Rechtlich könne man der Bank nichts vorwerfen.
Mitarbeiter der Notenstein, die mit dem Fall vertraut waren, können von ihrem privaten PC aus weitergegangen sein, als dies in den gefundenen E-Mails zum Ausdruck kommt.
Der Cyber-Angriff auf die Finanz-Webseite hatte damals eine Strafanzeige gegen Unbekannt zur Folge. Die Zürcher Polizei nahm die Anzeige entgegen, führte aber keine Ermittlungen durch.
Man habe in solchen Fällen praktisch keine Erfolgschancen, meinte ein Polizist.
Es war Kommissar Zufall, der zum Durchbruch im 2015 führte. Hinweise zeigten auf Mitarbeiter von Notenstein als Urheber des Angriffs.
Recherchen erhärteten diesen Verdacht. Am Ende war klar, dass Notenstein mit der Attacke auf den Blog zu tun hat.
Die heutige Oberleitung unter Patrik Gisel distanziert sich von solcher Praxis. Sie setzt damit ein Zeichen, wo die Grenzen liegen.
Für Notenstein-Chef Adrian Künzi scheint die Sache glimpflich auszugehen; dies, obwohl er laut Recherchen über die damaligen Abklärungen im Bild war.
Künzi bleibt weiter im Amt.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pingback: Anonym
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Schon erstaunlich, was für eine Fangemeinde diese lausige Klatschspalte hat. IP ist eine Plattform für frustrierte Banker, die mit ihren ehemaligen Arbeitgebern abrechnen oder sonstwie Dampf ablassen müssen und gezielt Indiskretionen in die Öffentlichkeit bringen. Mit Journalismus hat das rein gar nichts zu tun. Im Gegenteil, es ist erstaunlich, dass sich der Finanzplatz ein solches Medium leistet. Hässig könnte doch zur Abwechslung mal einen Blog über Anwälte, Ärzte, Universitäten, Politiker oder was auch immer lancieren und dort versuchen gezielt Leute fertig zu machen.
Was sicher nicht geht, ist der Versuch mit Geheimdienstmethoden die Website lahm zu legen. Ist aber auch gar nicht nötig. Was so wenig Qualität und Inhalt bietet, schafft sich früher oder später selber ab.-
Das mag einerseits vielleicht ein bisschen zutreffen, andererseits ist auch IP selber nicht ganz koscher, werden doch kritische Kommentare nicht immer zugelassen und/oder gelöscht. Man nehme ein Beispiel – D – wer es kennt, weiss, hier durft nie darüber berichtet werden – Kielholz, ein schlimmer Manager – selbst die Handelszeitung hat Sachen über dessen Machenschaften veröffentlicht und als Insider weiss man soviel – ein kleines Zitat aus der Handelszeitung: … der Mann greift zum Telefonhörer und macht, das unmögliches möglich wird … ! ich sag nicht in welchem Zusammenhang, das dürfen alle interessierten selber herausfinden. Ich halt nur den Finger in die Höhe und sage – IP ist kontrolliert und man darf nur andeuten oder die Klappe halten. Soweit sind wir, nichts können wir mehr trauen.
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Ich tippe mal darauf, dass es IP mit vielen durchaus wertvollen und enthüllenden Stories, welche eben das sogenannte Establishment nicht gerne liest (und welche darum in anderen selbsternannten und diesem Establishment hörigen „Qualitätspostillen“ auch nicht zu lesen sind), noch einiges länger als den Dampfplauderi GM geben wird.
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Gut gebrüllt. Aber offenbar lesen sie den IP intensiv und schreiben sogar Kommentare. So lange es Leute wie sie gibt ist die Zukunft von IP wohl gesichert….
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Typisch Bank! Chefs übernehmen nie Verantwortung!
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Die Freihei und Wahrheit ist immer wieder auf’s Neue in Gefahr. Deshalb weiter so, LH. Manche Zeitgenossen lieben wohl eher die „Dunkelverarbeitung“, wenn sie die kommunizierende Wasserrohre der Finanzindustrie anzapfen und versuchen einen „bonusrelevanten“ Privatanschluss zu legen.Um Geld geht es eigentlich fast immer. Wo bleibt eigentlich die Kultur?
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Ich denke im Angesicht dieser Aufdeckung müsste die Zürcher Polizei wieder aktiv werden, denn schliesslich gibt es nun Indizien und die Erfolgschancen sind erheblich gestiegen.
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Nicht vergessen: Nur wer ernst genommen wird, schafft sich Gegner !
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Dran bleiben!
Wo ein Mail ist, gibt es weitere!!!
Das ist hochgradig kriminell und nicht zu verniedlichen.
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Wie heisst der „damalige IT Chef“ eigentlich…?
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Das war ich
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Jetzt mal locker bleiben, lieber Luki. Wahrscheinlich haben schon viele hier an den medialen Pranger gestellten Protagonisten der lokalen Finanzszene mit dem Gedanken gespielt, Dich in die Luft zu jagen. Das gleiche dicke Fell, dass Du von den Gescholtenen zu Recht erwartest, solltest Du Dir in eigener Sache ebenfalls zu eigen machen.
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Name of the game, das kennt Lukas, darum veröffentlicht er hier auch Ihren Kommentar. Eine Cyberattacke ist ein krimineller Akt, Dünnhäutigkeit trifft es da schlecht.
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@Rhabarberbarbara
Ja, Cyberkriminalität ist eine ernst Sache, no doubt about that. Ich bezweifle allerdings stark, dass die offizielle Raiffeisen über das entsprechende Knowhow sowie die hierfür notwendige kriminelle Energie verfügt. Die bringen ja nicht mal ihre geplante neue Buchungsplattform auf die Reihe und flüchten jetzt wieder in den Schoss der unlängst verschmähten Vontobel. Viel Wind also um wenig.
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@Hans P.: Arizon läuft bereits, wird wacker getestet 😉
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Klar bleibt Künzi weiter im Amt – zumindest noch solange, bis Gisel die Notenstein Privatbank mit dem PB von Vontobel verheiratet. Dann darf er demissionieren.
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Gratuliere. Beharrlichkeit führt haltdoch zum Ziel. Aber auch Gisel’s Haltung und Stellungnahme verdient Anerkennung. Da könnte sich die CS ein Vorbild nehmen und ebenfalls Grösse zeigen bei ihrer irrwitzigen Klage.
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Hässig schreibt weiter.
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„Man habe in solchen Fällen praktisch keine Erfolgschancen, meinte ein Polizist“ Also entscheidet irgend ein Polizist unterster Stufe ob ein Verfahren eingeleitet wird? Das ist Arbeitsverweigerung einer Behörde und eine Frechheit. Die Pressefreihheit ist ein wichtiges Gut und muss geschützt werden. Ist der Polizist wie Künzi auch noch im Amt, oder wurde er richtigerweise wegen Arbeitsverweigerung gefeuert?
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Jetzt aber mal halblang „Späher“ – zuerst schnaufen, dann denken, dann schreiben. „Das ist Arbeitsverweigerung einer Behörde und eine Frechheit“ ist eine Unterstellung, welche einfach falsch ist. Die Anzeige wurde entgegengenommen und die Aufklärungsquote (und das liegt in der Natur der Sache bei Cyberattacken) ist tief. Was hätten Sie dann verlangt ? DNA Massentests ?
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Und was ist mit Künzi in dem Fall von noch im Amt?
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Nei Nei !!!!
Dä isch doch befördert wordä…….
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Cyberkriminalität hat ein geschätze Jahresumsatz von 500 Mia. USD. Die vergleichsweise minimale finanzielle Schaden in diesem Fall rechfertigt nicht dass die Polizei x tausend Franken ausgeben um digital forensische Beweise zu sichern, wenn diese überhaupt noch vorhanden sind. Das ist leider die heutige Realität.
Solche Aktionen sind nach wie vor illegal und die Konsequenzen sind erheblich, wie der ehemalige Comparis Mitarbeiter auf eigenem Leib erfahren hatte.
Klar dass Gisel sich davon distanziert.
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"Man habe in solchen Fällen praktisch keine Erfolgschancen, meinte ein Polizist" Also entscheidet irgend ein Polizist unterster Stufe ob ein…
Hässig schreibt weiter.
Gratuliere. Beharrlichkeit führt haltdoch zum Ziel. Aber auch Gisel's Haltung und Stellungnahme verdient Anerkennung. Da könnte sich die CS ein…