Lorenz Knüsel gab vor 2 Jahren seinen gut bezahlten Job als Direktionsmitglied der Notenstein Privatbank auf, um seinen Traum wahrzumachen.
Eine neue Plattform für externe Vermögensverwalter – so lautete die Startup-Idee des Notensteiners.
Sie war schon damals wolkig. Nun ist der Traum des netten und sympathischen Neo-Unternehmers geplatzt.
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Per E-Mail infomierte Knüsel seine „Geschäftspartner, Netzwerk-Kontakte und Freunde“ letzte Woche über das Aus seines Business-Abenteuers.
Das „Konzept für die Bedürfnis-Analyse“ habe ihn seit Jahren beschäftigt, zuletzt habe er versucht, dieses in eine „IT-Dienstleistung für Sie“ einzubringen.
Nun ziehe er den Stecker. Anfang Jahr habe er vom Besitzer des Unternehmens, für das er sein Baby zur Welt bringen wollte, um „Bezahlung für meine Arbeit“ gebeten.
Die Antwort war niederschmetternd. Es gebe nicht nur kein Geld, sondern das Projekt würde beerdigt, wenn bis Mitte 2017 keine Investoren aufkreuzten.
Dann schreibt sich Fintech-Mann Knüsel seinen Frust von der Seele.
„Ich kann meine Kontakte nicht für eine System-Lösung interessieren, mit der arbeitsintensiven Migration von Daten etc., wenn die Finanzierung der Firma nicht gesichert ist und kein Lohn gezahlt werden kann, also nur Kleingeld für Visitenkarten und einen Event etc. vorhanden ist, was der Inhaber aus eigener Tasche finanziert.“
Alles hat Grenzen, auch die eigene finanzielle Ausbeutung – so Knüsel.
Doch scheiterte der Ex-Banker und -Kadermann wirklich am Mammon? Oder bestand für seine Startup-Idee ausser in seinem eigenen Kopf nirgends eine Nachfrage?
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Die Frage stellt sich vor dem Hintergrund des übers Wochenende lancierten 500-Millionen-Startup-Fonds der Schweiz. UBS, CS und Mobiliar wollen die ersten 200 bis 300 Millionen aufwerfen.
Der unglückliche Banker Knüsel, der keine Fragen beantworten wollte, wurde nicht gefüttert aus einem solchen grossen Topf. Im Gegenteil, er sass bald auf dem Trockenen.
Doch hätte Knüsel sein Projekt jetzt gestartet, wer weiss, vielleicht wäre er mit seinem Konzept beim Fonds auf offene Ohren gestossen.
Dann hätte er Geld wie Heu gehabt und seine Idee noch ein paar Jahre länger verfolgen können.
Das Resultat wäre möglicherweise das gleiche geblieben. Ein Totalausfall, da die Nachfrage nicht existiert.
Ein Weggefährte aus Notenstein-Zeit sah jedenfalls die Pleite von Beginn weg kommen.
„Als er mir seine Idee von diesem System, dem Tool, der Plattform erklärte, war mir bereits nach 5 Minuten klar, dass dies nie etwas wird“, sagt der Gesprächspartner.
Schlimmer noch: Er habe „die Sache auch nach circa einer Stunde nicht“ verstanden. Später bei einem weiteren Kontakt habe er das Gefühl gehabt, „dass die angesprochenen „Bedürfnisse“ nur in der Fantasie bestehen“ würden.
It’s The Idea, Stupid!, könnte man zur Chance von Startups sagen. Das gilt auch für die Fintech-Branche, also die Verschmelzung von Banken- und IT-Knowhow. Dort herrscht seit längerem ein Medienhype.
Das Beispiel des gescheiterten Notensteiners, der aufbrach, um seinen Traum wahr zu machen, ist deshalb wichtig. Es zeigt, dass es nicht am Geld liegt, wenn eine Idee nicht zum Fliegen kommt.
Das Geld ist vielmehr die Erklärung für das Scheitern. Entscheidend ist anderes: eine Nische erkennen, diese Tag für Tag bearbeiten, die Kunden überzeugen.
Erst dann, wenn der Markt da ist, kommt die Frage der Finanzierung.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hä? Aufgeben nach bloss 2 Jahren? Was ist das denn? Wenn Nestlé, Roche usw. sinnmachende Projekte nach 2 Jahren Durststrecke einstellen würden bzw. eingestellt hätten, dann gäbe es beide/diese Firmen nicht mehr… Unter 5 Jahre Schnauf und Mindestdurchhaltevermögen soll man es lassen. Man ist dann nicht zum Unternehmer geeignet.
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Startup-Idee…? – das ist ja zum Lachen! Eine Idee ist per se nichts wert. Nichts wert.
Vielmehr geht es um die Frage/n:
WIE kann ich WEM helfen? – WIE kann ich WEM Mehrwert bieten (und kriege das bezahlt)? Grundlage dieser Fragen ist das Geschäftsmodell.
Das hat nichts mit USA, Europa oder der Schweiz zu tun.Ich bin seit 2 Jahren selbständig. Und ohne Kunden und ohne ein Marktbedürfnis geht’s eben nicht.
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Na ja. Die Schweiz ist bis jetzt kein förderliches Umfeld für Startups. Ich verdiene seit zwei Jahren Geld mit meinem Startup. Kunden kaufen unser B2B-SaaS-Produkt, das Team ist erfahren und ich als Gründer habe schon erfolgreich Unternehmen aufgebaut. In CH ist man dennoch so risikoscheu, dass ich hier noch keine Förderung erfahren habe.
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Andere verstehen sich und ihre Ideen besser zu verkaufen sowie die eingeworbenen Investorengeld in einen aufwändigen Lebensstil und repräsentative Geschäftsaufwendungen umzusetzen.
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„Als er mir seine Idee von diesem System, dem Tool, der Plattform erklärte, war mir bereits nach 5 Minuten klar, dass dies nie etwas wird.“
Kann sein. Oder ihr Gesprächspartner leidet unter massloser Arroganz.
Die Nokia-Angestellten, die etwas ähnliches wie dem iPhone ihren Managern präsentierten, können nicht dafür verantwortlich gemacht werden, dass sie ihre Chefs nicht überzeugen konnten. Später kam Apple mit dem iPhone, und Nokia war Geschichte mitsamt 25’000 Arbeitsplätzen.
Amazon war ein Warenversandlanden mit Webauftritt. Daraus wurde ein Webservice-Gigant (Webservice ist ein technischer Begriff, genauso wie Prozessor, liebe Business-Leute).
Amazon, Google, Apple und viele andere US-Firmen wären nie in der Schweiz entstanden! Die LCD wurde in der Schweiz erfunden, aber Tokio wurde reich damit. Das sollte zu denken geben!
Ein islamischer Philosoph fragte mal, weshalb kein Araber das iPhone erfand. (Steve Jobs biologischer Vater war zwar Araber, aber seine Adoptiveltern waren Amerikaner).
Da das iPhone auch nicht in der Schweiz erfunden worden war, können wir uns Saudi Helvetien nennen.
Selbstkritik kann auch fruchtbar sein.
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Jungunternehmer sollten ihren Startup (gute Ideen) im Ausland begehen. Schneller am Markt und bei den Kunden.
Mehr Risikokapital und tiefere steuern oder gar keine für die nächsten paar Jahren.
Weniger probleme von gut Ausgebildeteten Leute zu bekommen für das Startup. -
Das ist doch völlig in Ordnung.
Andere promovieren, um später Autoschilder zu prägen oder Gebrauchtwagen zu besichtigen:
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/HAAVVYSAQWRVN7ADAU7QLXFHTKAXCDN7
https://bnn.de/nachrichten/karlsruher-firma-unterstuetzt-beim-gebrauchtwagenkauf
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Das ist das Problem in der Schweiz. Wer etwas riskiert und dann scheitert, wird wie in diesem Beispiel an den Pranger gestellt. In den USA macht man einen Fail-Apero. Mutige Leute werden für ihr Scheitern gefeiert, sie geben nicht auf und machen weiter. Darum ist das Silicon Valley auch ein Erfolgsbeispiel. Wir versuchen es nun mit einem Fonds in der Schweiz, der einfach jede halbwegs plausible Idee finanziert, damit man später sagen kann, wir hatten es ja versucht.
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Der neue Fonds vom Bund richtet sich aber explizit an etwas spätere Startups (Series A und kein Seed) ab ca 3 Mio. Sprich für so ein ganz frisches Startup bringt der nicht viel.
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Es wird laufen wie immer in der Schweiz:
Man schaut den Jungerunternehmer kritisch an, gratuliert ihm zu seinem Mut um dann zu bemerken die Idee könne nicht funktionieren, siehe fehlende Kundenliste. Dann der obligate Spruch „Aber wenn es doch klappt, melde Dich, dann bin ich dabei!“
Derweil erhält die gleiche Idee im Silicon Valey 100 Mio USD.
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@ Hiobs:
Ich hoffe Sie leben in den USA.
P.s. (1) Schon mal nachgeschaut, wie viele Venture Capitalist Projects in den USA auch Geld verlieren? 75% der zwischen 2004 und 2010 gegründeten Firmen gingen Pleite.
https://www.wsj.com/articles/SB10000872396390443720204578004980476429190?mg=prod/accounts-wsj
P.s. (2) Schon mal nachgedacht, wieso immer nur von den tollsten Firmen geschrieben wird => Ja genau, damit die Lemminge weiterhin Geld spenden…..
Ich sehe absolut keinen Bedarf, Idealisten und Möchtegern-Weltveränderer mit meinen Steuern (geschweige jenen anderer Leute) auf die Beine zu helfen! Wer wirklich eine gute Business-Idee hat, braucht keine externe Finanzierung bzw. findet Sie mit genügend Überzeugung auch ohne staatliche Hilfe!
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@G Eiger Sie haben leider nix verstanden, mit Verlaub. Bootstrap Finanzierung funktioniert für Beratung und Auftragsentwicklung. Für weltweite Digitalangebote reicht es nicht.
Sehen Sie, als Beispiel, wir hatten dir Idee für Uber etwa gleichzeitig wir Uber, inkl. funktionierendem Prototyp. Nur gabs dafür in der Schweiz kein Interesse lies Geld. Derweil hat Uber einige Milliarden VC eingesammelt. Wie wollen Sie da als selbstfinanzierter Gründer mithalten?
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Das ist das Problem in der Schweiz. Wer etwas riskiert und dann scheitert, wird wie in diesem Beispiel an den…
Es wird laufen wie immer in der Schweiz: Man schaut den Jungerunternehmer kritisch an, gratuliert ihm zu seinem Mut um…
Das ist doch völlig in Ordnung. Andere promovieren, um später Autoschilder zu prägen oder Gebrauchtwagen zu besichtigen: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/HAAVVYSAQWRVN7ADAU7QLXFHTKAXCDN7 https://bnn.de/nachrichten/karlsruher-firma-unterstuetzt-beim-gebrauchtwagenkauf