Jürg Weber kam vor 2 Jahren zur Six. Sein Auftrag lautete, die Schweizer Infrastruktur-Firma im mobilen Zahlungsverkehr und bei den Zahlstationen im Shopping an die Weltspitze zu führen.
Heute geht Weber. Und seine Payment-Division wird verhökert. Die Six sucht eine Mehrheits-Partnerin für den Payment-Bereich, den sie noch vor kurzem als Kernstück betrachtete.
[simple-google-ads-ad-tag id=“ip_content_banner“]
Webers Abgang steht symbolisch für das fulminante Scheitern der Six. Hochtrabende Pläne schmieden, die im Desaster enden: So das Fazit bei Six und bei Weber.
Umgekehrt die Entlohnung. Weber zählte zu den höchst bezahlten Managern des Unternehmens. Er und CEO Urs Rüegsegger kassierten jedes Jahr alles inklusive einen siebenstelligen Betrag.
Offiziell geht Weber, weil er sich auf seine externen Mandate konzentrieren will. Tatsächlich verlässt ein Chef die Brücke mitten im Sturm und lässt die Mannschaft auf hoher See allein zurück.
Webers Payment-Teil ist gerade vollauf beschäftigt mit der Übernahme des Payment-Bereichs von Konkurrentin Aduno. Es geht um einen 180-Millionen-Kauf, wohl über 100 Jobs sind in Gefahr.
Ebenfalls in der Krise steckt Twint, Webers Vorzeigeprojekt. Mit diesem wollte Weber noch vor kurzem Apple „vom hohen Ross“ herunterholen.
Tatsächlich ist Apple Pay ein global funktionierendes Mobil-Zahlsystem, während Twint eine Schweizer Insellösung darstellt – ausgeheckt in den Köpfen von McKinsey-Leuten.
Unter anderem jenem Webers. Der scheidende Six-Spitzenmann war einst ebenfalls bei der amerikanischen Beratungsfirma.
Zusammen mit seinen Counterparts bei der UBS hat er voll auf Twint gesetzt. Das Vorhaben hat wohl bereits 300 Millionen verschlungen.
Weber habe von sich aus gekündigt, meinte heute früh ein Sprecher der Six.
Effektiv aber gab es für Weber keine Zukunft mehr bei der Six. Seine Payment-Division landet unter der Haube eines Konkurrenten, die Schweizer behalten eine Minderheit.
Dass in so einer Konstellation der Six-Zuständige Chef des neuen Gebildes würde, ist unwahrscheinlich.
Damit lautet das Fazit der Ära Weber für die Firma und die Mitarbeiter: Verkauf einer Mehrheit, Sackgasse mit dem Paradeprojekt, Massen-Kündigungen.
Die Verunsicherung in der Belegschaft steigt von Tag zu Tag. Rette sich, wer kann, lautet das Motto.
Wer schafft den Sprung hinüber ins Six-Schiff, das klein und rein schweizerisch sein wird? Während die Mannschaft auf hoher See auf dem havarierten Schiff auf Rettung wartet, macht sich Kapitän Weber auf und davon.
Er nimmt das viele Geld mit, wünscht der Crew alles Gute – und sagt Tschüss. Statt ihm den letzten Bonus zu streichen, schmieren ihm seine Six-Chefs Honig ums Maul.
Man habe seine Kündigung „mit Bedauern zur Kenntnis genommen“ und danke ihm „für seinen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung und Modernisierung des Geschäftsbereiches Payment Services in einem anspruchsvollen Marktumfeld“.
Kein Wort von Versagen, keine Bemerkung zur Fahnenflucht. Dabei sind die Fakten klar. Weber kam vor 2 Jahren, hat das Ziel eines Payment-Aufbruchs nicht erreicht, nun wird er vergoldet.
Umgekehrt verlieren Six-Mitarbeiter und -Kaderleute, darunter viele über 50 Jahre alt und mit 20 und mehr Jahren auf dem Buckel, die Stelle ohne Abgangsentschädigung und schöne Worte.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Überbezahlte Versager, meines Erachtens.
-
Weber war keine schlechte Besetzung. Er hatte Drive, eine Vision und dachte Gross. Natürlich klappt nicht jede Innovation, aber das liegt in der Natur der Sache.
Das Problem war doch eher Rüegsegger und der VR.
Darum ist man jetzt da, wo man ist. Und keine Illusionen: Es geht um einen Verkauf – pure and simple. -
irgendwie sehr bezeichnend, dass nach so vielen Stunden seit der Artikel nun schon publiziert ist, sich gerade mal 8 (nun mit meinem Kommentar 9) müde Kommentare eingefunden haben. Jürg Weber hat einfach niemanden emotional erreichen können und das sieht man an den Reaktionen hier.
Es muss eine unglaubliche Erleichterung im Hause SIX herrschen, den Mann los zu sein (geht seine Assistentin auch? – eigentlich hatte in der Beziehung ja sie immer die Hosen an gehabt.)
jetzt müsste nur noch bald der Kleine gehen, und dann wären fast sämtliche Artefakte aus der Ära Weber/Melching „entsorgt“. -
Der Klassiker. War ja von Anfang an klar, dass Twint keine Zukunft hat. Bis dahin haben ja etliche fett profitiert und verdient. Diese maroden Läden wollen ja stets up to Date sein ohne jegliche Innovationsstärke. Und dass dann die treuen und motivieren Mitarbeitet kurz vor der Rente vor die Tür gesetzt werden ist ja klar. Übernehmt mal Verantwortung und vergesst die stetige „Wettbewerbsfähigkeit“. Die Erde ist rund nicht unendlich!
-
Typisch SIX. Die eigene Köpfe rollen lassen, dafür wieder externe rein holen.
Aber ja viele ex Kollegen geht es dort noch ziemlich gut oder zumindest ist dies die Aussage. Ich hab nach wie vor das Gefühl das die SIX in Zukunft viel mehr Stellen abbauen wird. Traurig aber wahr.
Das Management ist halt das was es ist.
Das Schlagwort ist Abkassieren, abkassieren, abkassieren.
Rüeggi geht und der nächste kommt. Mal sehen wie schnell wieder eine Reorg. stattfinden wird.
Nach wie vor finde ich das DGI zu gross ist und zuviele Redundanzen vorhanden sind. Streicht die Hälfte und schon habt Ihr ein paar Millionen gespart. Stop Ironie -
-
Artikel in 20min zum Abbau von 100 Jobs und Verschiebung der Aduno-Leute von Oerlikon in die Hardbrücke:
-
Mit der gleichen Logik wie Twint vs ApplePy hätten die Banken & Co auch ihr eigenes Betriebssystem, Word, Excel und Powerpoint entwickeln können! Dann wäre Microsoft nicht so gross geworden.
Die IT-Abteilungen werden maximal darauf gedrängt, exisitierende Lösungen zu verwenden, um kostspielige Eigenentwicklungen zu vermeiden.
Dann muss man aber auch fragen, weshalb schweizer Banken keine einheitliche Open-Source-Lösung für ein Basisangebot entwickeln wollen, welches alle verwenden?
Beharrt man noch immer auf Alleinstellungsmerkmale?
Wer soll schon Manager verstehen. Bin nur Softwareentwickler.
-
Oh nein, wie tragisch 🙂 zuerst Melching, jetzt Jürg. Mit diesen Personalien hat uns Rüegsegger ja echt einen Schlamassel eingerichtet. Nun sind alle nur noch Geschichte (oder bald). Sie bleiben alle nur als grosse Versager sowohl fachlich, als Führungskräfte und vor allem menschlich in unser aller Erinnerung.
Obwohl die drei grössten Nieten nicht mehr dazu gehören, bin ich froh, auch nicht mehr dort zu sein, um diesen Scherbenhaufen aufzuräumen.
Viel Glück all denen, die bei DPS noch eine Zukunft sehen. -
„Rette sich, wer kann“
Und dabei „jeder gegen jeden“ … wenn all die Büezer und Chrampfer nur ein Quäntchen Solidarität aufbringen könnten und z.B. kollektiv die Arbeit niederlegen würden, nicht für 5 Minuten, sondern 5 Tage, oder gar mehr, dann müssten all die gerissenen Top-Manager ganz anders funktionieren.
Aber sie wissen ganz genau, wie feige das Gros der Belegschaft ist … drum machen sie alles richtig.
Den letzten beissen die Hunde, selber schuld.
-
Oder besser noch: aufhören zu hoffen auf Illusionen, und anti-kapitalistisch abzustimmen. Ich bin sicher kein Sozialist und eher liberal, aber der reine Kapitalismus ist fast die gleiche Katastrofe wie die kommunistische Planwirtschaft war, vielleicht sogar noch schlimmer.
Es braucht einen dritten weg. Europa hatte den mal, das Rheinländische Modell, die soziale Marktwirtschaft.
Durch offener Handel aber „müssen“ wir jetzt mit den USA mitmachen und unsere Firmen verhalten sich genaus so.
Wir müssen uns entscheiden: einen eigenen Europäisches Modell für die Volkswirtschaft, und dann der Freihandel doch limitieren, oder wir müssen die USA gepflogenheiten und Kultur 1-1 übernehmen. Wir können am Trump-US sehen, wie attraktiv das ist. Ich denke die meisten würden etwas weniger Wohlstand, dafür mehr Gerechtigkeit, bevorzugen.
-
-
In der Schiffahrt gehen zuerst die Ratten von Bord und zuletzt der Kapitän. – Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. – Wie lange lassen sich die braven Schaffer in den Unternehmen solches Management gefallen?
-
Bei SIX sind alles grosse Schwätzer. Bei diesen Aktionärsverhältnissen hat bis heute niemand, wenn man ehrlich ist, überhaupt ein Interesse daran, das Unternehmen erfolgreich zu führen. Aus diesem Grund haben immer nur maximum zweit-, eher aber drittklassige Leute dort gearbeitet.
-
Ironie gegen Dumme einzusetzen, ist wie einen Panzer mit Steinen zu bewerfen. Kann man machen, bringt aber nix. @W. Churchill denk zuerst nach bevor Du hier Unsinn labberst.
-
Grad du borges sötsches wüsse dass de typ recht hät
-
"Rette sich, wer kann" Und dabei "jeder gegen jeden" ... wenn all die Büezer und Chrampfer nur ein Quäntchen Solidarität…
In der Schiffahrt gehen zuerst die Ratten von Bord und zuletzt der Kapitän. - Mehr gibt es dazu nicht zu…
Bei SIX sind alles grosse Schwätzer. Bei diesen Aktionärsverhältnissen hat bis heute niemand, wenn man ehrlich ist, überhaupt ein Interesse…