Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) sind nicht nur ein Verkehrsbetrieb. Sondern ihr Vermögen macht den Staatsbetrieb auch zu einem der grössten Kunden des Finanzplatzes.
Umso mehr gab der Wechsel eines Verwaltungsmandats der SBB-Pensionskasse weg von der Credit Suisse hinüber zur JP Morgan Schweiz zu reden.
Der CS flossen in diesem Zusammenhang im dritten Quartal 13 Milliarden ab. Die JP Morgan Schweiz erlebte umgekehrt einen grossen Zufluss an neuen Assets.
Die Bank gehört als Schweizer Ableger zu jenem Konzern, der zu den mit Abstand grössten Finanzinstituten der Welt zählt. Der US-Finanzmulti schrieb in den letzten Jahren gigantische Gewinne.
Kaum wurde der Grosswechsel der SBB bekannt, gerieten die vermeintlich seriösen Amerikaner in die Bredouille. Die Finma mahnte JP Morgan ab.
Und wie. Die JP Morgan Schweiz habe „schwer gegen die Geldwäschereibestimmungen verstossen“, teilte die Finanzaufsicht kurz vor Weihnachten mit.
Die Finma hatte ein sogenanntes Enforcement-Verfahren gegen JP Morgan Schweiz durchgeführt. Sie kam dabei zu einem verheerenden Schluss. Diese steckte tief im Malaysia-Korruptionssumpf.
Die Bank habe „aufgrund ungenügender Abklärungen von in der Schweiz gebuchten Geschäftsbeziehungen und Transaktionen im Umfeld des malaysischen Staatsfonds 1MDB“ gegen Vorschriften“ verstossen.
Die Finma hat dem Schweizer Ableger des US-Riesen einen Aufpasser ins Haus gesetzt – ganz nach dem Vorbild der US-Kollegen, die das ja mit der CS vorgemacht haben.
Die Worte der Berner Aufseher waren deutlich. Sie wurden von den Kollegen in den benachbarten Stuben der SBB-Verwaltung gehört. Würden die Bahnen ihre Wechsel-Entscheid nun bereuen?
Nichts da. Ein Sprecher der SBB meinte, man halte am Mandat für JP Morgan fest.
„Der Entscheid zu Gunsten von JP Morgan Schweiz (AG) basiert auf einer Vielzahl von Bewertungskriterien“, sagte er auf Anfrage. „Diese haben nach wie vor ihre Gültigkeit.“
Keine JP-Banker seien bestraft worden, es gebe auch keine Busse gegen das Institut, und die Finma habe der Bank keine Geschäftsauflagen für die Zukunft aufs Auge gedrückt.
„Die PK SBB verfolgt die Situation bei JP Morgan Schweiz (AG) aufmerksam, sieht aber aktuell keine Veranlassung, aufgrund des abgeschlossenen Finma-Verfahrens die Dienstleistungen im Bereich Global Custody neu auszuschreiben“, lautet die Schlussfolgerung des SBB-Sprechers.
Für die CS und die UBS, welche lange als einzige für Grosskunden wie die SBB in Frage gekommen waren, wird die JP Morgan damit immer mehr zur harten Konkurrenz.
Die Amerikaner hatten schon zuvor die Publica, das ist die grosse PK des Bundes-Personals in Bern, als Kunden gewonnen.
Vor 5 Jahren hiess es in einer Publikation, die auf der Homepage von JP Morgan zu finden ist, wie solche Mandate zeigen würden, dass man auf Erfolgskurs sei.
„Und in der Tat, es läuft nicht schlecht für den SecuritiesServices-Bereich von J.P. Morgan in der Schweiz. Den Quantensprung erreichte man dadurch, dass es gelang, Pensionskassen wie die Publica und die BVK als Kunden zu gewinnen.“
Naive SBB und Publica, die zur JP Morgan wechseln, welche dann von der Berner Finanzaufsicht schwer abgemahnt wird?
Oder zeigt der Fall lediglich, dass fast alle Banken früher oder später mit Vorschriften übers Kreuz sind und von den Behörden angepackt werden?
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
SBB macht hier einen Fehler, genau wie die BVK zum 2ten Mal, wenn’s abwärts geht.
-
JPM hat währnd der Zeit von 2003-2007 Wandelanleihen (zu 100%) auslaufen lassen, anstatt sie in Aktien zu wandeln (zu 200%).
Tja, liebe SBB-PK-Führung, habt ihr mit Euren JPM-Portfolio-Managers zu viel versoffen, dass Euch nun die Hirnzellen flöten gingen?
Damals war JPM der Vermögensverwalter.
Geht mal über die Bücher, ihr hochstudierte Experten!
Prost auf die 100’000 Versicherten!
Nun, die Paradeplatz-Bank, ist zwar auch keinen Deut besser, also verteilt die Kohle besser an die ehrlichen Büezer! -
Dieser Bericht zeigt mir wieder überdeutlich wie wichtig IP für die Schweiz ist. Alles was hier aufgezeigt wird gehört in die normalen Grossmedien wie TA, NZZ oder AZ. Und zwar nicht als unkommentierte kleine und versteckte Pflicht- und Einzelmeldung, sondern in den richtigen und logischen Zusammenhang gestellt. Das wäre eben der Anspruch und Auftrag an die sogenannte vierte Kraft von der diese Medien gerne grossmäulig schwadronieren, der sie aber in keiner Art und Weise gerecht werden.
-
Denke das war ein kluger Schachzug war von der CS. Dann sind sie diese Pensionskasse los. Bin mir sicher, dass die in den Tiefen des staatssozialistischen Geschäftsverständnisses viel zu hohe Renten versprochen haben und daher riesigen Korrekturbedarf haben.
-
Wurde dieser Wechsel öffentlich ausgeschrieben? Bin kein Freund der CS, aber hier liegt meine rein persönliche Vermutung nahe, das JP Morgan die höheren Kickbacks an die Verantwortlichen bezahlt haben. Setzt endlich diese SBB Führung ab und untersucht den Laden, das stinkt ja schlimmer als in Kalabrien.
-
-
Diese PK Entscheidungs ist wegen den bestehenden Problemen mit den USA schlicht und einfach unmöglich, weil sie anstatt Schweizerischen Banken, US Banken berücksichtigt. Zudem stelle ich mir vor, dass auch die PK Werte nun vermehrt im $ und Euro fliessen, was dann zu einem gewaltigen Risiko führen wird. Falls der Euro abstürzt, oder der Doller wegen den unbezahlbaren Schulden der USA auf ca. 30 Euro Cent korrigiert, würden sich Milliarden in Luft auflösen.
Eigentlich sollten die 17 Milliarden auf mehrere aufgeteilt werden um das Risiko zu minimieren. -
An das ach so empörte Volk:
„Der Besser gewinnt“ – Schluss.
Sicher weniger Kosten, vermutlich dazu auch noch bessere Erträge.
Dies alles ganz zum Vorteil der Pensionskassen und deren Mitglieder welche jetzt hier meckern..
Die US-Banken haben die CH-Banken seit längerem überholt, in den Erträgen als auch im EK.
Diese haben nach wie vor Mühe ihre behäbige Schläfrigkeit ab zu werfen. -
Und WER bezahlt das FINMA-Aufpasserli?
Bei der CS hat eine Heerschaft von US-Anwälten ein zeitlich wohl unbeschränktes (und unbezahlbares) Mandat eingenommen.
Braves Schweizer FINMA’chen.
SBB wie die CS und UBS staatlich garantiertes Monopol.
SBB wie die CS laufend Verluste (diese werden einfach durch Direktzahlungen kaschiert). -
Ein paar ketzerische Fragen an die Empörten:
1. Was hat ein – zweifellos schwerwiegender – Geldwäscherei-Fall im Private Banking mit der Beurteilung der Dienstleistung im Global Custody zu tun? Ja, es ist die gleiche Legal Entity, mehr aber auch nicht. Oder sollte ich bspw. keine Joghurts von Nestle kaufen, weil sie eine Rückrufaktion bei Babynahrung hatten?
2. Wieso genau sind die CS oder die UBS „Schweizerischer“ als die J.P. Morgan Schweiz? Wohl nicht wg. der Chefs oder der weniger angelsächsischen Bonuskultur.
3. Sind „unsere“ Grossbanken denn so viel sauberer?
4. Um was genau geht es bei einer solchen Mandatsausschreibung? Um die Qualität der Dienstleistung und um den Preis. Offensichtlich kam man bei beiden Faktoren zum Schluss, dass die Versicherten bei einer Auslandsbank mehr für weniger erhalten. Sollte das nicht im Vordergrund stehen?
-
1. Es hat mit der Firmenkultur zu tun.
2. Da gebe ich Ihnen Recht.
3. Wohl kaum, aber welche US Pensionskasse vergibt ein Custody Mandat in die Schweiz oder nach Europa. Ein bisschen Heimatliebe wäre schon angebracht oder wollen Sie bei Konflikten und Härtefällen immer Gerichtsstand in den USA haben? 😉
4. Preis und Qualität sind mehr als vergleichbar und haben wohl kaum den Entscheid ausgemacht. Bei Vorsorgeeinrichtungen in dieser Grössenordnung ist das Pricing so tief, dass irrelevant. Wichtiger ist mit wem man die Verwahrung anvertraut und ob der Custodian die lokale Regulierung versteht und verankern kann…
-
-
Ich verstehe nicht, wie ein Schweizer Staatsunternehmen auf die Idee kommen kann, mit einer US-Bank ins Geschäft zu kommen, nachdem der Schweizer Finanzplatz gerade auch von der US-Justiz dermassen zerpflückt worden ist. Die verantwortlichen PK-Manager gehören umgehend auf die Strasse gestellt. Punkt.
-
…aber werter Frog, da gehört niemand auf die Strasse gestellt.
Die Schweizer und deren Politiker sind doch sonst immer auch für maximale Globalisierung und Wettbewerb auf allen Stufen (siehe z.B. PFZ), warum soll das hier plötzlich nicht gelten? UBS und CS sind nicht weniger amerikanisch als eine JP Morgan Schweiz (guckst du Aktionärsstruktur). Sollte das Global Custody von einer „Schweizer“ Bank bezogen werden, kämen theoretisch nur Kantonalbanken in Frage, aber eben nur theoretisch, denn denen fehlt es schlicht und einfach am erforderlichen Know-How – sprich Regulierung und Marktzugänge weltweit im Detail verstehen und zum Nutzen der Kunden anwenden.
-
-
interessant wäre zu wissen, wie hoch die verwaltungskosten sind. das anlageziel, konditioniert durch (wahrscheinlich) BVG richtlinien, lässt sich problemlos durch günstigste ETF’s erreichen. nur gibts da dann halt keine bonüsser mehr und vielleicht ev. 2, 3 essen der SBB administratoren mit der JPM elite. ich gehe davon aus, dass das den sozi schweiz. eisenbahnerverband herzlch wenig interessiert, die publica wurde ja durch die steuerzahler “ausfinanziert”, resp. die unterdeckung ausgeglichen.
-
so einfach ist es kaum … Milliarden-Volumina in „günstige“ ETF’s … das kannst Du mit Deinen privaten Batzeli machen…
-
-
Fragen Sie mal die PK SBB wie hoch das Nettoexposure der Aktien ist? Oder wie hoch das Fremdwährungsexposure ist? Oder wie die Performance im letzten Monat war?
Sie werden auf diese Basisfragen keine Antwort erhalten, weil sie es schlicht und einfach nicht wissen. Fahrlässig so 17 Mrd. zu managen! -
Der SBB sollte es schlichtweg verboten sein, einer ausländischen Bank ein Mandat zu geben und vor allem nicht einer amerikanischen! Die greifen uns auf allen Fronten an, werden aber selbst zum grössten Steuerparadies auf Erden. Der Aufseher, den die Finma der JPM reingesetzt hat, verdient wahrscheinlich ein Butterbrot im Gegensatz zu den absurden Millionen des Amis bei der CS. Wir Schweizer graben uns unser eigenes Grab!
-
…und wenn JP Morgan einfach besser wäre (was bei CS und UBS nicht besonders schwierig ist)? Oder muss Heimatschutz um jeden Preis betrieben werden?
-
Supreschlaue Frage eines offensichtlichen Retailers …
Superschlaue Gegenfrage: und wenn es nur um persönliche Animositäten eines PK-Managers gegen frühere Arbeitgeber geht??? -
Raiffeisen , Kantonalbanken ?
-
CS …
-
-
Wieso lese ich solche relevanten Zusammenhänge nie, wirklich nie, in der Mainstream-Presse inkl. NZZ? Die sind alle das Geld nicht wert. Dafür einmal mehr: Bravo Lukas Hässig!
-
Hmm. Also der Wechsel der SBB PK ins Custody der JP Morgan CH las ich irgendwann Mitte Dezember (oder gar früher) im Wirtschaftsteil der NZZ.
-
@Aldo: Klar, das stand damals so in der NZZ (und anderswo). Ebenso, wie man etwas später auch über die Finma-Riesenklatsche erfuhr. Aber niemand hat es bisher gewagt, die beiden Sachverhalte in eine Verbindung zu bringen oder je eine einzige kritische Frage zu stellen. Dabei ist es wirklich extrem schwer vermittelbar, warum gleich mehrere unserer staatlichen PKs mit einer US-Geldwäscherei zusammenarbeiten. Sind wir tatsächlich so naiv oder ganz einfach bloss korrumpiert? Ohne Zweifel wäre im umgekehrten Fall die Geschäftsbeziehung subito aufgelöst worden!
-
Wieso lese ich solche relevanten Zusammenhänge nie, wirklich nie, in der Mainstream-Presse inkl. NZZ? Die sind alle das Geld nicht…
Der SBB sollte es schlichtweg verboten sein, einer ausländischen Bank ein Mandat zu geben und vor allem nicht einer amerikanischen!…
Ich verstehe nicht, wie ein Schweizer Staatsunternehmen auf die Idee kommen kann, mit einer US-Bank ins Geschäft zu kommen, nachdem…