Jos Dijsselhof ist ein Name, den man allmählich kennt. Spätestens seit der Holländer zuoberst bei der Six, unserer Börse, diese Woche zum Halali in Madrid auf die dortige Handelsplattform geblasen hat.
Sein wichtigster Mann für den grossen Coup bleibt hingegen versteckt. Es handelt sich um einen Manager namens Daniel Schmucki, der bei der Six vor gut 2 Jahren den Job des Finanzchefs übernommen hatte.
Schmucki ist zentral. Er war lange Jahre Finanzchef beim Flughafen Zürich und dort Verantwortlicher der sogenannten Going Global-Strategie.
Gemeint sind Beteiligungen an wildfremden Flughäfen – in Bangalore in Indien, auf einer zuckersüssen Insel vor Venezuela, im Dschungel Brasiliens, irgendwo in Chile.
Eine wilde Sache. Was sie unter dem Strich gebracht hat, ist fraglich. Schmucki persönlich warf seine vielen Zukäufe für sich in die Waagschale. Er bewarb sich um den Job des Airport-CEOs.
Das misslang, der VR gab einem Mitstreiter den Vorrang. Der hatte seine Sporen an der Front abverdient. Schmucki schaute sich nach einem neuen Arbeitgeber um – und kam bei der Six unter.
Kaum war er dort, verkaufte diese ihr bestes Pferd im Stall: die Payment-Sparte mit Digital-Zahllösungen. Dafür spülte es gegen 3 Milliarden in die Kasse.
Neo-Finanzchef Schmucki hatte also eine prallvolle Kasse, aber eine schmalbrüstige Firma. Was tun? Das Gleiche wie beim Airport: raus in die Welt, zukaufen.
Der Holländer als Chef Schmuckis war begeistert. Weder er noch Schmucki hatten gross eine Ahnung vom Frontgeschäft der Börsen. Schmucki war Airporter und Controller, Dijsselhof Backoffice-Chef bei Börsenkonkurrentin Euronext.
Macht nichts. Wir geben Vollgas. Am Montag legten sie ihr Werk vor. Kauf von 50 Prozent plus eine Aktie der Madrider Börse, Sprung vom 5. auf den 3. Platz in der Rangliste der grossen Europäischen Börsen.
Die Medien applaudierten. Das Problem: Schmucki und Dijsselhof zahlen einen völligen Crazy-Preis. 40 Prozent Aufpreis für die Spanier: Warum genau?
Man hats ja, sitzt auf einem Cash-Berg. Schlimmer ist die Strategie. Die Welle der Börsen-Übernahmen ist schon sehr weit gegangen. Die Schweizer Börse war nie dabei.
Jetzt will das neue Six-Spitzenduo auf ihr surfen. Als Letzte der Grossen springen die Schweizer auf. Und geben gleich alles, was sie haben, dafür aus.
Damit rasen die beiden Börsenkapitäne mit Vollgas in die Sackgasse. Die grosse Konsolidierung wird weitergehen, es braucht noch viel Pulver, wenn man vorne dabei sein will.
Die Six hat nix. Kein Cash, der geht drauf für Madrid, und keine Aktien. Sie ist ein Verein. Während die Konkurrenten ihre Titel als Einkaufswährung nutzen können, steht die Six nach dem Madrid-Deal mit leeren Hosensäcken da.
Warum also wollen die beiden Spitzenleute diesen Kauf, koste es, was es wolle? Ganz einfach: Empire Building. Und die honorigen Verwaltungsräte, allen voran jene der beiden Grossbanken, lassen den zwei Börsen-Chefs freien Lauf.
Ein Sprecher verteidigt die Offensive. Alles spreche für den Kauf der Spanier. Und: Das Spitzen-Gespann würde gestützt vom VR. „Strategie. Wachstum. Dividendenpolitik. Alles wurde vom VR abgesegnet. Unabhängig vom Deal.“
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und wer hockt im VR: McK-Maennchen Wellauer von Kielholz Gnaden.
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Völliger Wahnsinn was da 2 Personen durchziehen wollen. Diese werden anschliessend mit grosser entschädigung entlassen und wir finanzieren ein riesenloch.
Die SIX war und ist immer noch eine seriöse selbständig gut funktinierende Börse und muss mit aller gewalt sinnlos zerstört werden. -
Die SIX gibt sinnlos Geld für NIX.
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Die eigentlichen Gründe weiss IP ja nicht, also spekuliert IP mal wieder munter drauf los… aber ja, es GIBT Synergien. Die langweiligen. Im Backoffice.
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Es ist schon erstaunlich wie schnell IP den Braten gerochen hat, dass ein Deal mit Beteiligung von Daniel Schmucki nichts werden kann. In der SIX schlingert der Kerl nun schon seit über 2 Jahren und bis auf die betroffenen Mitarbeiter hat es noch niemand bemerkt. Nicht mal seine tollen ExB Kollegen😀.
Es wird schon fliegen… -
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Schon manche Schweizer Firma hat sich im Ausland eine blutige Nase geholt. Einige sind dadurch ganz verschwunden. Keine gute Idee.
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„Surfender Holländer“…? Eher „fliegender Holländer“, der versuchte ebenfalls erfolglos, das Kap der Guten Hoffnung zu umfahren.
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Hoppla George!
Wenn das nur gut geht. -
Hat da noch jemand den Überblick?
Na ja es ist ja innzwischen alles etwas komplex geworden in dieser globalisierten Welt.
Was geht da im Kern ab?
Recht lange hat das prächtig funktioniert,das Rezept mit zusätzlicher Liqudität Wirtschaftswachstum stimulieren sog. Konjunkturkurbel.
Mit der umfassenden Deregulierung der Kapitalmärkte, generierte der Kapitalmarkt,über div.Mechnismen zb.Umlaufgeschwindigkeit zusätzliche Liquidität.
Bis eben 2008 drohte das platzen der Überliquiditätsblase.Der Staat und die Notenbanken mussten einspringen.Innzwischen ist die Diskrepanz
Geldmenge zu Realwirtschaftsergebnis aberwitzig aus dem Gleichgewicht, rund soweit bekannt um den Faktor 1 zu 4.Innzwischen läuft da eine aberwitzige Sache
ein wahrer nicht so einfach zu verstehender Teufelskreis. Die weiter Steigende Liquidität sog.Konjunkturkurbel zeigt kaum noch Wirkung in der Realwirtschaft,Logo auf dem Hintergrund ergibt sich auch kein erwirtschafteter Kapitalertrag.Gleichzeitig braucht die Geldblase Liquidität damit die nicht kollabiert, heisst in der Praxis zusätzliche Liquidität damit die Bilanzen, die Zahlen in den Büchern schwarz bleiben. Dazu ein weiterer nicht aushebelbarer Faktor Geld und Realwirtschaftsfaktoren sind untrennbar ineinander verwoben.Die weit verbreitete Meinung man könne das getrennt abhandeln ist einfach obernaiv.
Na ja innzwischen ist dermassen viel Überliquidität im System,das nach Ertrag sucht und gleichzeitig als wilde Zockermasse um den Globus schwappt.
Na ja ist halt etwas kompliziert geworden die Welt,
da greifen so einige an alt bekannten vertrauten Erklärungsmustern voll ins Leere.
Das gebaren der EZB belegt das dargelegte.Die agiert zweigleisig. Zum einen mit null Zinspolitik zwecks Wirtschaftskurbel, zum anderen werden Marode Schuldverschreibungen aufgekauft, damit die Bilanzen in den Büchern schwarz bleiben.So nach üblichem Sprachgebrauch läuft das unter dem Begriff Insolvenzverschleppung. Wie lange das noch funktioniert DAS wissen nicht einmal die Götter im Olymp.
Gibt es eine Ausstiegsmöglichkeit aus diesem Wahnsinn?
Ja das gibt es,die Voraussetzung jedoch ist, das es Wunder gibt.Nun ja wie die ebenfalls sehr lesenswerte Geschichte um den Vatikan belegt.
Innzwischen glaubt nicht einmal mehr der Vatikan selbst an das was er Predigt.Ob die je selbst an das was die gepredigt haben glaubten? Reine Glaubenssache!
Wünsche erkenntnisreichen schönen Tag.-
Gute Zusammenfassung.
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Quotenholländer = Katastrophe vorprogrammiert.
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So ein Schwachsinn. Zuerst zentrale CH-Finanzplatzarchitektur verscherbeln, dann sich an drittklassigen Börsen beteiligen. Erinnert irgendwie an die Hunter-Strategie der Swissair.
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Da ist sicher auch Kurer im Spiel.
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Der Vergleich hinkt. Die militanten Gewerkschaften, beispielsweise bei der belgischen Sabena, haben der Swissair sehr geschadet.
Ein besserer Vergleich wären die fragwürdigen Auslandengagements der Swisscom in Malaysia, Indien, Deutschland und Italien. Auch die Migros hatte nie Erfolg mit ihren Schadenposten in Österreich, Frankreich und teilweise Deutschland.
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Vor 23 Jahren fusionierten zwei Derivate-Börsen aus Deutschland & Schweiz in einem weltweit sehr erfolgreichen Unternehmen. Danach wurde das Schweizer Teil inkl. SMI-Produkte an Deutschland verkauft. 1995 hatten wir sogar die vollelektronische Börse lanciert, das war innovativ.
Damals hatte SIX noch indirekt EU-Zugang. Wäre eine Partnerschaft mit den Muttergesellschaften im Norden nicht rentabel geworden? Aber nein, obwohl man immer weniger zum gemeinsamen Ertrag betrug, blieb man hochnäsig und verkrachte sich bis zur „Scheidung“ in 2011.
Seitdem wird nur noch Kasse gemacht. Interessant ist, dass beide Länder unfähig waren namhafte Börsen-Fusionen durchzusetzen. Wie wär es, wenn man hiesige Börsen mit innovativen Produkten und kreativen Lösungen wieder flott machen würde?
Oder möchte man vielleicht den Back Office in Madrid versetzen, um wiederum teure CH-Mitarbeiter einzusparen? Synergien vielleicht durch EU-Billiglöhnen aber mit spanischen Börsen-Produkten, Olé ?!?
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Das grosse Erwachen wird dann nach dem „grossen Kauf“ kommen, wenn weiteres Kapital nachgeschossen werden muss.
Die Six ausgeblutet und die Konkurrenz lacht und übernimmt. -
Da werden Erinnerungen an die Hunter-Strategie der Swissair selig wach.
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Wenn bei den Heisssporns im Vertrag ein fetter Bonus im Anschluss an ein M&A-CLOSING steht, dann konzentriert sich das Team auch auf die Erfüllung eines fetten M&A-Deals. Der Bonus muss passen nicht Madrid. Frag: Also was steht im Vertrag?
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Tja, nun wiederholen sich die Geschichten der nichtsnutzigen Globalisten und Bänkler auch in der Privatwirtschaft. Kaufen, kaufen, kaufen… Aber keine Ahnung vom Geschäft und keine Ideen und kein natürliches Wachstum… Aber Hauptsache, auf der Chefetage wird kräftig abkassiert. Und selbstverständlich noch einen CEO aus dem fernen Ausland, der die hiesigen Gepflogenheiten weder kennen möchte noch tut. Ach wie schön ist doch die Globalisierung. Aber gell, der Markt wirds schon richten. Kotz, kotz…
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Das Ganze erinnert mich irgendwie an die Hunter Strategie der Swissair. Was daraus geworden ist, wissen wir ja.
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Swissair lässt grüssen.
Offenbar deren Geschichte schon vergessen.
Wie alt war nochmal der „Finanzchef Züri-Airport“? -
Auch die SIX erkennt, dass die Volumina abnehmen, da kaum mehr assets in die Schweiz fliessen und seit einem Jahr sogar Bürger mit Steuerdomizil Schweiz CHF MRD 20 abgezogen haben. Ausländische Kunden ziehen das Vermögen wieder in die Ursprungsländer ab, Banken verzweifeln und erhöhen die Asset Allocation immer öfter mit Strukies damit die Erträge nicht noch mehr einbrechen.
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Da sind sie falsch informiert, Herr Hässig, die SIX ist kein Verein, sondern eine normale Aktiengesellschaft. Schönes Wochenende!
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Das wäre dann SWIFT (Verein). Aber SIX und SWIFT tönt ja etwa gleich… OMG
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Wenn ein Unternehmen als „Verein“ (gemeint ist hier „Wald & Wiesen Verein“) bezeichnet wird, dann ist dies so zu verstehen , dass dieses Unternehmen von irgendwelchen „Pläuschlern“, die von „Tuten und Blasen keine Ahnung haben“ geführt (wenn denn überhaupt von Führung gesprochen werden kann) wird. Somit ist die Bezeichnung „Verein“ für Six absolut nicht falsch, sondern widerspiegelt die „Fähigkeit“ des Managements. Es ist also so, dass der Vorstand des „Wald & Wiesen Verein“ diese Tätigkeit – ehrenamtlich – übernehmen könnte, und man keinen Unterschied sehen/bemerken würde!
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Aber nicht börsennotiert und mit einer starren Eignerschaft (ABV) kann als in der Praxis nicht mit Aktien zahlen. Ich glaube das meint Herr Hässig.
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Der bisher mit Abstand kenntnisreichste Artikel zu dem Thema in der Schweizer Medienlandschaft. Gratulation, Herr Hässig!
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Ein seltsamer Artikel, ein Erkenntnisgewinn mag sich einfach nicht einstellen. Gewiss scheint einzig, dass einem jedwedem Schweizer ein derartig offensichtlicher Fehler niemals unterlaufen wäre. Es stellt sich wieder einmal die Frage warum die Schweiz immer wieder (und öfter) auf Fachkräfte aus dem Ausland zurückgreifen muss, die ja das Land systematisch runterwirtschaften. Selbst Holländer (oder handelt es sich um einen Niederländer??) halten nun Einzug ins Paradies. Die Vertreibung der indigenen Bevölkerung aus diesem steht unmittelbar bevor, einer hat es gesehen und gewarnt… aber niemand hört auf ihn. Warum nur?
Da ist sicher auch Kurer im Spiel.
So ein Schwachsinn. Zuerst zentrale CH-Finanzplatzarchitektur verscherbeln, dann sich an drittklassigen Börsen beteiligen. Erinnert irgendwie an die Hunter-Strategie der Swissair.
Da sind sie falsch informiert, Herr Hässig, die SIX ist kein Verein, sondern eine normale Aktiengesellschaft. Schönes Wochenende!