Die Patrimony 1873 war eine Perle unter den kleinen, feinen Vermögensverwaltern. Dann kam der grosse Chef – und fertig wars mit der Traditions-Boutique.
Der Chef, er heisst Giorgio Pradelli. Als CEO führt er die mittelgrosse Privatbank EFG, die einem griechischen Schiffs-Milliardär gehört.
Pradelli braucht dringend Erfolg. So griff er in die Schatztruhe namens Patrimony 1873, eine Vermögensverwalterin in Lugano. Topkunden wie die Generali wurden ins Mutterhaus EFG verschoben.
Die Patrimony-Truppe fand das nicht lustig. Und schritt zur Tat. Eine ganze Crew langjähriger Patrimony-Berater schmiss bei der EFG-Tochter den Bettel hin, um bei der lokalen Konkurrenz anzuheuern.
Der Compass Asset Management, eine unabhängige Vermögensverwaltung, die ebenfalls in Lugano zuhause hat. Nun geht dort die Post ab.
Die Compass steht vor dem Sprung nach Zürich. In Bälde dürfte der Startschuss in der Limmatstadt erfolgen, wie auf dem Finanzplatz zu hören ist. Die Compass reagierte nicht auf eine Anfrage.
Umgekehrt soll die EFG bei ihrer Patrimony 1873 den Stecker ziehen. „Zürich ist verwaist“, sagt eine Quelle. „Und Lugano schwankt.“
Neben dem grossen Lugano-Team kehrte auch die zentrale Beraterin im Zürcher Ableger der Patrinomy 1873 vor kurzem den Rücken. Sie war offenbar entscheidend für den Erfolg in der City.
Nun scheint das Schicksal des Traditions-Vermögensverwalters besiegelt.
„Patrimony 1873 konzentriert sich derzeit auf die Verwaltung eigener Fonds, während gleichzeitig die strategischen Optionen für dieses Geschäft überprüft werden“, sagt eine EFG-Sprecherin.
„Strategische Optionen“ dürfte heissen: Das Geschäft geht zu, die Assets landen im Mutterhaus EFG. Arrivederci, Patrimony.
Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die Umwälzungen im Markt der gegen 2’000 Externen Vermögensverwaltern (EVVs) im Land. Diese müssen bis Ende des nächsten Jahres eine Finma-Lizenz gelöst haben.
Die Mehrheit ist hoffnungslos in Verzug. EVVs mit einem oder zwei Partnern, einem kleinen Büro, ein paar in die Jahre gekommenen Kollegen bei den Banken und knapp einem Excel auf dem Computer läuft die Zeit davon.
Sie seien dem Tod geweiht, meint ein Zürcher Vermögensverwalter, der selber aktiv ist mit einem EVV ist. „Viele Mini-Verwalter schaffen den Sprung in die Neuzeit nicht mehr.“
Die Folge werde ein Massensterben der „Trychler vom Paradeplatz“ sein, wie er die Kleinst-EVV mit „Oldie“-Partnern nennt. Hauptgrund: Für die meisten sei Informatik bis heute ein Fremdwort geblieben.
„Sie investieren nicht, sondern pressen lieber ihre Kunden ein letztes Mal aus.“ Und dann? „Die Trychler verschwinden, die Kunden landen entweder bei einem dynamischen EVV, oder sie verschwinden ebenfalls.“
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Die beliebtesten Kommentare
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Pradelli hat v.a. auch ein Kostenproblem – wenn er nicht alles kurz und klein schlägt, so wird er die Hürden im laufenden attraktiven Longterm-Incentiveplan nie schaffen (vgl. Jahresbericht/Remuneration).
„Nach mir die Sintflut“ mag es heissen. Patrimony ade! -
kein erbarmen, wenn einer noch so geschäftet, aka lh?!
LMAO
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EFG ist sehr speziell, passt zur CS.
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Trychler und EVV’s miteinander verbinden – dummes Affentheater !
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Wofür braucht denn ein normaler EVV eine umfassende IT? So einen Blödsinn können nur Leute von sich geben, die ihrer Umgebung weismachen wollen, das dies nötig sein muss. Nein ist es nicht und das Problem für die Damen und Herren ist, das sich diese Einsicht verstärkt. Dazu brauche ich nur „vernünftige“ Depotbanken, die mir diese Ressourcen zur Verfügung stellen. Und davon gibts wahrlich genug.
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Das Problem der EVV’s ist doch etwas anders zu sehen, als in ihrem Artikel aufgeführt. Das Problem ist mitnichten die IT. Die EVV’s werden, wie im Jahre 2012 die Fondsvertriebsträger, „wegreguliert“.
Der Gesetzgeber sieht bei kleinen EVV’s gar keine Regulierungspflicht vor. D.h. diese kleinst EVV’s könnten ohne weiteres weitermachen. Aber sie finden keine Banken, die die gesetzlichen Ausnahmeregelungen anerkennen.
Mit anderen Worten, sowohl die FINMA, wie auch die Banken wollen die EVV’s nicht mehr. Warum? Dieser Frage sollten sie, Mr Hässig einmal auf den Grund gehen….
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Der Regulierungswahn der Behörden – als ob die Welt ohne sie untergehen würde.
Leider meinen sie, sie hätten von allen Tätigkeiten mehr Ahnung, als diejenigen Personen, die tagtäglich die Arbeit verrichten und damit ihren Lebensunterhalt verdienen.
Vielleicht müsste man Behörden sinnvoll beschäftigen – damit sie die Leute in Ruhe lassen…
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In Lugano “überleben” noch 30-40 “graue Eminenzen” die praktisch jeden Tag nach Italien zurückkehren. Nach der Voluntary disclosure sind sie offiziell EVV geworden. Ein Laptop gunügt aber Kadaver stinkt !
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Zurzeit wollten unzufriedene BSI Berater (Mehrheit italienischer Herkunft) ihre eigene Perle „vis-à-vis“, d.h. keine EFG. Voluntary Disclosure brachte Kapitalabflüsse, die Struktur ist eigentlich nicht mehr rentabel wie vorher.
Dottore Pradelli kennt seine Ex-Pappenheimer und macht endlich Tabula Rasa.
Generali hat bereits seine eigene Bank in Lugano (B.G. Valeur) gekauft.
Es ist schwierig zu sagen wieviel Geld Richtung Compass gehen wird, viele Berater kratzen am Boden des Fasses. -
Den Trychlern und den EVV
sagen wir schon in Bälde Tschau. -
Genau das selbe belegen Studien, bloß ein bischen heftiger.
…Hauptgrund: Für die meisten sei Informatik bis heute ein Fremdwort geblieben…
Wenn man so etwas ließt fällt ein nichts mehr ein. Die Leben hinter dem Saturn und werden es noch sehen wo es mit ihren 10 % hingeht.
…Immerhin 50 Prozent der Befragten fürchten zudem, mindestens zehn Prozent der Kunden an Wettbewerber zu verlieren…
Wer nur 9% in Daten investiert von seinem IT Bereich wird einfach weg geprügelt.
…Doch nur ein kleiner Teil der Informatikausgaben – 9 Prozent – fliesst in Datenanalyse und -aufbereitung…
Das digitale Zeitalter kennt kein erbarmen und prügelt die langsamen einfach vom Platz. Mit Blockchain was voll im kommen ist geht es dann noch einiges schneller.
Was da in der Schweiz und EU übrig bleibt vom alten System dürfte nicht viel sein.
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Oh ja, die Trychler-Kunden werden verschwinden. Auf ihrer Jacht in Richtung Zweit- oder Drittdomizil (vorzugsweise Privatinsel oder eigene Farm), mit ihren nicht-ESG-TINA-konformen Aktienpaketen und nicht-dynamischen Excelsheets im Handgepäck.
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2000 Vermögensverwalter ohne Lizenz. Das ist doch das eigentliche Thema.
Das Problem der EVV's ist doch etwas anders zu sehen, als in ihrem Artikel aufgeführt. Das Problem ist mitnichten die…
2000 Vermögensverwalter ohne Lizenz. Das ist doch das eigentliche Thema.
Oh ja, die Trychler-Kunden werden verschwinden. Auf ihrer Jacht in Richtung Zweit- oder Drittdomizil (vorzugsweise Privatinsel oder eigene Farm), mit…