Brasiliens wichtigste Wirtschaftszeitung „VALOR“ titelte kürzlich: „Brasilien ist strategisch und die Credit Suisse will ihren Marktanteil verdoppeln“.
Keine bescheidene Überschrift eines Interviews mit Francesco De Ferrari. Für den CEO des weltweiten Private Bankings der CS war Brasilien schon immer ein zentraler Markt.
Die Makroumgebung und was jetzt mit den Commodities passieren würde mache Brasilien sehr interessant.
Primär für die brasilianischen Unternehmer selbst. Ihr Markt sei gross, ihr Reichtum würde in Zukunft stark ansteigen – 10 Prozent in den nächsten 3 bis 5 Jahren.
Sein Ziel sei es, in der gleichen Zeit das Geschäft in Brasilien zu verdoppeln, also schneller wachsen als der Markt, so De Ferrari.
Er wolle keine absoluten Zahlen nennen, aber die Zahl der Klienten sei im letzten Jahr um 15 Prozent angestiegen.
Die CS werde ihr Personal ausweiten, weil die Bank vom Potential Brasiliens überzeugt sei.
Offenbar arbeiten derzeit um die 1’000 Personen für die brasilianischen Kunden der CS. Die Bank ist seit über 60 Jahren in Brasilien.
Bei die Frage, warum er zur CS zurückgekehrt sei, kommt De Ferrari ins Schwärmen. Er habe 17 wunderbare Jahre bei der Bank gehabt.
Thomas (Gottstein, AdA) habe ihn dann Ende des vergangenen Jahres angerufen. Die CS sei ein fantastisches Unternehmen, das durch eine sehr schwierige Zeit gehe.
Die Bank zeichne eine einzigartige Mischung von traditioneller schweizerischer Vermögenverwaltung und Investmentbank aus.
Dieser Mix würde Unternehmern Wert gerieren. Ganz nach dem Motto des Gründers der Credit Suisse im Jahre 1856.
Alfred Escher plante, den Norden und den Süden Europas mit einem Tunnel zu verbinden. Niemand wollte ihm dafür Geld geben.
Escher nahm die Sache selbst in die Hand, gründete seine eigene Bank und finanzierte das Vorhaben.
Seit Escher sei dies die Kultur der Credit Suisse, die das eigentliche Unternehmertum in ihrer DNA habe, so De Ferrari.
Auf die Frage, was die vorherrschenden Wünsche der brasilianischen Klienten sei, meinte dieser, dass in Entwicklungsländern normalerweise die Klienten die Unternehmer seien.
Diese dränge es danach, ihr Geschäft auszuweiten. Es gehe also weniger um das Management der Vermögen. Die Forderung laute: „Hilf mir beim Erweitern des Business“.
Dafür sei die CS dank ihrer Kombination von Vermögensverwaltung, Investmentbanking und Kapitalmarktransaktionen prädestiniert, mit Präsenz in Brasilien selbst, den Bahamas und der Schweiz.
Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine meinte De Ferrari, dass dieser klarerweise die Geschäfte beeinflussen würde. Die CS werde keine neuen Geschäfte in Russland tätigen.
Sie würde die komplexen Sanktionen der USA, Englands und der EU umsetzen und ihren Klienten helfen, ihre Positionen in Russland abzubauen.
Das Interview ist zu lang, um auf alle Punkte einzugehen, weshalb ich mich auf das Wesentliches beschränkte.
Summa summarum zeichnet De Ferrari einen optimistischen Ausblick für Brasilien. Was er sagt und wie er argumentiert, hat Hand und Fuss.
Zudem kommt er sympathisch herüber. Man spürt quasi durch die Zeilen, dass er tatsächlich den brasilianischen Klienten behiflich sein möchte.
Dieser warme „Human touch” ist bei Brasilianern besonders wichtig. Beim Namen Credit Suisse kommen bei Eingeweihten reflexartig drei Namen aufs Tapet.
Alex Haegler, Jorge Paulo Lemann und Monika Haegler. Haegler war für die Credit Suisse ein absoluter Champion bei der Gewinnung brasilianischer Klienten.
Jahrzehntelang war er für die Schweizer aktiv, bis zu seinem 70. Altersjahr im Jahre 2003 führte er die CS in Rio de Janeiro beinahe absolutistisch.
Zürich liess ihn gewähren, weil er phantastische Gewinne erzielte. Seine Blütezeit waren die 1980er Jahre. Das schweizerische Bankgeheimnis war damals noch so dicht wie Fort Knox.
Wir erinnern uns daran, dass Jean Ziegler 1990 sein Buch „Die Schweiz wäscht weisser“ publizierte. Was er meinte, dürfte allen klar sein.
Die Familien Haegler und Lemann sind verschwägert. Die Mutter von Jorge Paulo Lemann und von Alex Haegler sind Schwestern.
Alex Haegler und Jorge Paulo Lemann sind also Cousins. Als Jorge Paulo Lemann 14jährig war, kam sein Vater bei einem Unfall mit der Strassenbahn ums Leben.
Damals wurde der 6 Jahre ältere Cousin Alex für Jorge Paulo Lemann eine noch wichtigere Bezugsperson, als er dies schon vorher gewesen war.
Vermutlich auch dank ihm studierte Jorge Paulo Lemann in Harvard, wie es auch Alex vor ihm getan hatte.
Alex war in Harvard Captain der Tennismannschaft. Wir wissen, dass Jorge Lemann ein talentierter Tennisspieler war und die Schweiz im Daviscup vertreten hatte.
Das Studium in Harvard änderte den Blick auf die Welt von Jorge Paulo Lemann völlig. Die Vereinigten Staaten spielten in der Familie Lemann schon früh eine Rolle.
Jorges Vater Paulo schickte ihn in Rio in die „Americana“-Schule. Dort bekam er das Prädikat „most likely to succeed“.
Seine 10 Jahre ältere Schwester Lya emigrierte nach dem Tode ihres Vaters in die Vereinigten Staaten und heiratete dort einen Boss der Pharmaindustrie.
Jorge Paulo Lemann machte einen Stage von sieben Monaten bei der Credit Suisse in Genf. Es gefiel ihm nicht. Vor allem die Hierarchie missfiel ihm.
Lemann schuf später in Brasilien eine Investmentbank namens Garantia. Das Vorbild für dieses Gebilde war Goldman Sachs in den USA.
Diese Garantia brach dann Lemann fast das Genick. Dass es nicht dazu kam, ist dem sprichwörtlichen Glück des Tüchtigen zu verdanken.
Seine prosperierende Bank verspekulierte sich in der Asienkriese von 1997 – sie war illiquid. Niemand gab Lemann mehr Geld, um sie zu retten.
Vor dieser Krise war die Garantia eine Art Goldesel. 1994 hatte sie einen Rekordgewinn von fast einer Milliarde US-Dollar erzielt.
Der Zufall wollte es, dass ein ehemaliger Konkurrent und Nachbar im Feriendomzil von Jorge Paulo Lemann in Angra dos Reis, Antonio Jose Carneiro, seine Firma Multipic soeben verkauft und gerade 600 Millionen US-Dollar in der Kasse hatte.
Jorge rief Carnerio an und sagte ihm, dass die Bank ausser der Liquidität keine Probleme habe.
Antonio Jose Carneiro glaubte ihm dies, investierte sein Geld in dessen Garantia, verschaffte Lemann die dringend benötigte Liquidität und rettete ihn so vor dem Untergang.
Nicht nur die Bank hatte wieder Luft, sondern auch ihre Beteiligungen wie diejenige der Biermarke Brahma, die zum eigentlichen Lottogewinn von Lemann mutierte, waren gesichert.
Brahma steht für den Beginn von Lemanns Aufstieg zum Bierbrauer des Planeten. Für Brahma hatte er 1989 gerade mal 60 Millionen US-Dollar bezahlt.
Weniger als ein Jahr nach dem mirakulösen Rettungsmanöver verkaufte Lemann am 9. Juni 1998 seine Garantia an die Credit Suisse – für 675 Millionen Dollar.
Alex Haegler von der CS in Rio de Janeiro hat eine Schwester namens Monika. Sie heiratete den Amerikaner Walter M. Noel, den man auch in der Schweiz kannte.
1983 gründete Noel die Fairfield Greenwich Group. Die Gruppe hatte via ihren Fairfield Sentry Fond über 7 Milliarden US-Dollar beim Betrüger Bernard Madoff investiert.
Fairfield Greenwich verkaufte auch in der Schweiz ihre Produkte zu folgenden Bedingungen: ein Prozent Verwaltungsgebühr, 20 Prozent vom jährlichen Gewinn.
Man kannte einige Vermögensverwalter in Zürich, die von der sprudelnden Quelle sehr angetan waren.
Madoff gaukelte viele Jahre lang Gewinne mit seinen Fonds von 10 bis 12 Prozent vor. Fairfield Greenwich verdiente demnach allein mit Madoff bei 7 Milliarden über 200 Millionen Dollar im Jahr.
Alex Haegler wusste von dieser angeblichen Madoff-Bonanza durch seine Schwester Monika. Er hatte auch die Vertretung von Fairfield Greenwich Group für Brasilien gekriegt.
Vor allem verkauften sich die Fonds im noblem Golfclub Gavea in Rio glänzend. Vergleichbar mit Madoff, der ebenfalls auf Golfplätzen in Florida bei der Platzierung sehr erfolgreich war.
Als Madoff seinen Betrug beichtete und sich alles in Luft auflöste, tauchte Haegler in Rio fast ein Jahr unter. Er befürchtete, von den Behörden verhaftet zu werden.
Als Privatmann hatte ihm die Banklizenz für den Verkauf von Fondzertifikaten gefehlt. Passiert ist ihm schlussendlich nichts. Sein Ruf und die Stellung in der brasilianischen Gesellschaft waren aber ruiniert.
Wann Haegler begann, Fondszertifikate von Madoff für seine Klienten zu kaufen, ist mir nicht bekannt. Es muss viele Jahre vor seiner Pensionierung gewesen sein.
Demnach ist anzunehmen, dass auch brasilianische CS-Kunden mit Madoff Verluste erlitten hatten.
Bekannt ist, dass Jorge Paulo Lemann ebenfalls bei Madoff engagiert gewesen war. Wie auch die Bank Safra, der in Basel die Sarasin gehört.
Man schätzt den Verlust brasilianischer Klienten durch Bernie L. Madoff auf gigantische zwei Milliarden US-Dollar.
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Die beliebtesten Kommentare
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Rolf Nef ist alles laut Profil, Dummschwätzer fehlt noch.
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Guter Bericht eines Insiders.
Anzufügen wäre dass Haegler als Kontaktmann der Schweizer Industrie zu frühem Reichtum kam, als Oerlikon Bührle etc. der bras. Militärregierung Waffen verkaufte.Zweifellos hatte er mehr Charisma und Eleganz als mancher Schweizer Politiker, mit Madoff hat sich auch mancher Profi verzockt…
Sein cousin Jorge-Paolo ist ein brillanter Geschäftsmann – eine Generation von Auslandschweizer, die es dank Geschick, Bauernschläue und harter Arbeit zu viel Macht und Reichtum gebracht haben -
Endlich mal positive CS News…die bank ist in Brasilien die absolut führende Internationale Bank. Das darf man ja auch mal sagen.
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Sehr richtig ! Die Mischung bei CS generiert Mehrwert; das sieht Herr Ferrari sehr richtig !
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Hatte die Schwester selber auch Anteile von Fairfield Sentry gekauft, oder ? Er hat den human touch ist sehr freundlich und will den Leuten wirklich helfen der Markt kann bis zu 10% p.a. waxen !
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Es ist mir ein Rätsel, warum der Autor als „Hotelier und Kunstsammler“ dargestellt wird, wenn es um das Private Banking auf dem lateinamerikanischen Markt geht.
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Interessanter Artikel. Das Engagement der CS in Brasilien macht Sinn – solange man auf dem Boden bleibt und sich nicht von Konstrukten blenden lässt, die zwar phantastische Gewinne versprechen, aber mit hohem Risiko behaftet sind.
Der Erfolg bzw. das Überleben der CS wird im Wesentlichen davon abhängen, ob das Management die eigenen Interessen (hohe Bonizahlungen aufgrund riskanter Investitionen) denjenigen des Unternehmens (langjährige, seriöse Geschäftsbeziehungen) unterordnen kann…
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Geht es mit Leemann und seinem Reichtum nicht bergab? Er hat sich ja mit Warren Buffet verbunden und die haben zusammen Kraft Heinz unter den Nagel gerissen. Auch Buffet kann Fehler machen und sie sind zusammen nicht glücklich geworden mit dieser Investition. Auch die grösste Brauerei der Welt ist nicht so eine Geldmaschine, wie sich Leemann dies vorgestellt hat.
Abgesehen davon, wird kein reicher Brasilianer heute bei der CS als Kunde anstehen, es sei denn er bekomme seine Dienstleistungen gratis.
Sonst geht er zu Itau, zu Safra und Santander, die haben sehr gute Verbindungen nach New York, London und die EU uns sogar die Schweiz.
Auch wenn Lula wieder an die Macht kommt und dies wäre besser als dieses Irrlicht, dass sich gegenwärtig die Reichen in Brasilien als Präsident ausgesucht haben und längstens nicht alle Reichen sind mit diesem Irrlicht glücklich geworden. Dieses Irrlicht schadet dem Wirtschaftswachstum und schlussendlich können die Reichen in Brasilien trotz sehr gutem GINI-Koeffizient zu ihren Gunsten trotzdem nicht reicher werden. -
Interessant, wie der Tribe immer noch ins gegenseitige Geld einheiratet, um noch reicher zu werden. Die Welt ist nicht genug. Sind wir mal ehrlich, diese oberflächlichen Cocaloca-Latam-Desk Fritzen der CS interessieren sich wie die restlichen Bankster auch nur für Geld, Autos, Aussehen, Möpse und vor allem für sich selber…von Vorschriften und Regeln NULL Plan!!! Setzen dann ihre Backoffice-Helfer alle unter Druck und die nächste Korruption (Skandal) nimmt ihren Lauf- gerade bei Commodities-Business extrem heikel, wenn man die Rohstoffe (und Bürger-Vermögen) fremder Staaten ausbeutet.
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Rolf Neff versteht es ausgezeichnet, uns die Feiertage zu versauen.
Beni Frenkel wird wenigstens vorher gesperrt.
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Herr Neff, warum heuern Sie nicht in der Schweizer Illustrierten an?
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Herr Neff sollte zur Weltwoche wie Klaus ich habe ein Container für Altpapier.
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Wirr aufgebauter Text. Warum besuchen Sie nicht eine Schreibwerkstatt? Es könnte dann durchaus was werden aus ihren Beiträgen.
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…und schon ist das nächste Desaster vorprogrammiert. Die UBS hat mit Pactual seiner Zeit auch eine schöne Stange Geld verloren. Mit den Brasis Geldgeschäfte zu machen hat keinen Sinn, gleicher korrupte Verein wie die Ukraine, der einzige der denen das Fell über die Ohren ziehen konnte war der alte Jacobs von Safra, da braucht es halt schon einen Juden um mit denen ohne Verluste Geschäfte zu machen. Ausserdem besteht politisch die Gefahr, dass der alte Gauner Lula wieder ans Ruder kommt und die Staatskasse plündert. Erspart Euch die Kopfschmerzen, hands off, ein Brasilienkenner.
Wirr aufgebauter Text. Warum besuchen Sie nicht eine Schreibwerkstatt? Es könnte dann durchaus was werden aus ihren Beiträgen.
...und schon ist das nächste Desaster vorprogrammiert. Die UBS hat mit Pactual seiner Zeit auch eine schöne Stange Geld verloren.…
Herr Neff, warum heuern Sie nicht in der Schweizer Illustrierten an?