Der Profi-Investor fand den Nestlé-Kurs unter 90 Franken attraktiv. So gab er gestern um 9.30 Uhr, als die Schweizer Börse eine halbe Stunde offen hatte, eine Kauforder ins System ein.
Bestens. Wert des Deals: rund 2 Millionen Franken.
Seine Bank, über die der Kauf lief, hatte da bereits Mühe. Erst um Viertel vor Zehn hatte sie den Auftrag im System der Börse platziert.
Normalerweise würde es nun wenige Sekunden gehen, um die Transaktion zu finalisieren. Nestlé ist ein sogenannter Bluechip, das sind die Aktien der grössten Firmen mit den höchsten Umsätzen an der Börse.
Doch gestern war nichts normal. Um 10 Uhr kippte die Six den Schalter. Schweizer Börse – off.
Kein Handel mehr, keine wie üblich Milliardenumsätze mehr, sondern nur noch Mattscheibe.
„Unsere Systeme hatten eine falsche Indexberechnung festgestellt“, meinte gestern Abend ein Sprecher der Six.
„Da mussten wir sofort abschalten, um zu verhindern, dass es unterschiedliche Preise für die Marktteilnehmer gäbe.“
Man habe vor dem Mittag einen ersten Restart versucht, diesen dann aber nicht durchgeführt. „Um halb Drei lief alles wieder normal.“
Der Profi-Investor mit seinem Nestlé-Deal berichtet Anderes. „Zwischen 11.30 und 11.40 Uhr war die Börse immer wieder kurz offen. Da kams zu Abschlüssen zu völlig unklaren Preisen.“
So auch bei ihm selbst. Für seine „bestens“ erfassten Nestlé-Aktien zahlte er statt unter 90 fast 91 Franken pro Titel – insgesamt ein Mehrpreis im fünfstelligen Frankenbereich.
„Ich war nicht der Einzige, den’s traf in diesen 10 Minuten. Da waren viele am Handeln.“
Wer trägt den Schaden? Der Sprecher der Six konnte die Frage nicht beantworten. Er verwies auf die AGBs, also die Geschäftsbedingungen der Börse und der Banken.
„Es geht wohl um Differenzen wegen falscher Kurse in Milliardenhöhe“, glaubt der Nestlé-Investor.
Der Total-Ausfall am Vorabend des helvetischen Nationaltags wirft ein schlechtes Licht auf die viel gerühmte Schweizer Qualität.
Einen solchen Crash, bei dem rein gar nichts mehr geht, hat die Börse seit langem nicht mehr erlebt.
Es sollte auch gar nie so weit kommen. Wie genau der Fehler passiert ist, bleibt offen.
„Sicher ist, die Fehlerquelle lag auf unserer Seite“, sagte der Six-Sprecher. „Es handelte sich nicht um einen Cyberangriff.“
Die Probleme mit dem „Datenfeed SIX MDDX“, der spukte, würden weiter analysiert, meldete die Börse gestern.
Die Six-Schwesterbörse in Madrid lief einwandfrei. Beide Systeme, jenes in Zürich und das in der spanischen Hauptstadt, stammen aus der Küche der Schweizer Börsenfirma.
„Das wirft die Frage der Gleichbehandlung der Marktteilnehmer auf“, glaubt der Profi-Investor.
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Die beliebtesten Kommentare
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War was?
Wir erleben einen Totalausfall der Börse, aber bis auf ein paar Randbemerkungen in der Presse liest oder hört man nichts mehr.
Kennt man die Ursache? Wie reagiert die Börse, was wird zukünftig besser gemacht?
Will man durch das Schweigen wieder das Vertrauen gewinnen? Entspricht das vom Firmenchef propagierten „SIX Spirit“? -
Das komplette Management von der SIX gehört endlich abgeschossen! Wie oft informieren die Banken, dass Feeds weggebrochen sind und SIX bemerkt es noch nicht einmal!!! BC falsch sind, Finanzdaten falsch / unvollständig sind etc.!
Man träumt von Riesen Revenues, hat aber die SMEs nicht mehr, die ansatzweise die Systeme verstehen, warum Daten wichtig sind etc. und man braucht weiter stellen ab. Wichtig neue Set ices dauern Ewigkeiten! -
Mir ist z.B. bei Avolta aufgefallen, dass der Kurs nach Wiedereröffnung nachrichtenlos in den Süden geschickt wurde. Wie wenn die Pause genutzt wurde, massiv leerzuverkaufen und dann Stop Losses abzugrasen. Bei Nestlé muss ich Einwerfen, dass die besseren Kaufgelegenheiten an den Tagen zuvor waren. Ich habe auch gleich nach den massiven Kursstürzen bei Nestle und JB „bestens“ gekauft, hinterfrage aber die Wahl dieser Auftragsart massivst. Die wichtige Frage beim 2 Mio-Auftrag lautet daher eher: hätte man ihn überhaupt löschen können? Laut Börse konnte man ja durchaus Aufträge einreichen (wie eben bei Avolta). Ich kenne meine Psychologie, ich hätte vermutlich meinen Nestlé-Auftrag nochmals erfasst, weil ich auf einen vermeintlichen Fehler beim Broker oder meinerseits reagiert hätte. Mein Broker hatte allerdings eine klare Warnung eingeblendet, dass die Börse nicht funktioniert, soweit bin ich beruhigt. Trotzdem: was nicht sein darf, darf halt nicht sein.
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Die für den „Datenfeed SIX MDDX“ Zuständigen sind wegen Inkompetenz zu entlassen. Und zwar die ganze Linie, von Sachbearbeiter/in bis mindestens zwei Stufen Manager/in. Wenn sie Anstand haben, kündigen sie von selbst.
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Zwei Stufen Manager bedeutet leider nicht viel bei der SIX. Versuchen Sie mit 4 bis 5 stufen. Vielleicht klappt’s etwas.
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Die FINMA sollte die Börse BX Swiss und den Anbieter neon genauer unter die Lupe nehmen. In der neon App wird ein Kaufpreis angezeigt, aber bis der Kauf über die Partnerbank in Lenzburg durchgeführt wird, kauft BX Swiss anschließend immer zum höchsten Preis. So sieht der neon Nutzer beispielsweise einen Preis von 100.-, drückt auf Kaufen, und nach einer teilweise bis zu einer halben Stunde dauernden Kaufbestätigung hat man dann für 105.- gekauft. Dadurch erleidet der Nutzer nach einem Kauf bereits hohe Verluste, weil der Kurs in der Zwischenzeit wieder gefallen ist. Die neon App gibt keinerlei Hinweise darauf, dass der angezeigte Kaufpreis vom tatsächlichen Handelspreis abweichen kann. Das ist irreführend und sollte nicht erlaubt sein.
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Als sogenannter Profi-Investor hat sich der Auftraggeber hier aber nicht besonders professionell verhalten.
Als Börsenprofi nutzt man eine geeignete Handelsplattform mittels einem VPS = Virtuellen Server, wo man in Bruchteilen einer Sekunde zum Marktpreis das gewünschte Börsenprodukt ordern kann oder man gibt zu einem selbst festgelegten Kurs eine Pendingorder ein wo beim erreichen des gewünschten Kurses die Order dann vollautomatisch ausgeführt wird.
Dazu gibt es auch für die Nestle´-Aktie andere Handelsplätze wenn – wie hier beschrieben- bei der Six die Order nicht umgehend ausgeführt wird.
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Ach wirklich, ein Schwätzer welche solche Orders bestens aufgibt. Aber eben, bei Geld und Sex versteigen sich so manche Personen….
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Ist hier was dran?
Euronext ‘ready to strike’ with further acquisitions, Financial Times 29.7.24
„Europe’s biggest stock exchange operator Euronext is on the lookout for more acquisitions as it seeks to entrench its position in the region’s capital markets.
While chief executive Stéphane Boujnah declined to comment on specific acquisition targets, Boujnah has previously told the FT that he is eager to buy Nasdaq’s Nordics business, which includes the Stockholm and Iceland stock exchanges, and is open to buying the Spanish exchanges BME from Swiss group SIX.“ -
Na dann lesen wir doch mal die AGB der Börse und der Bank, ob sich ein Haftpflichtiger finden lässt!? … wohl eher nicht (..)
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Vermutlich kommen auch die Chefs der CH-Börse aus dem MS-DOS und Disketten-Zeitalter und haben seit 1995 keine Kurse mehr besucht. Alt-Ctrl-Del und es läuft wieder alles. Oder: Call your System Administrator.
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Bei Systemen aus den 00er Jahren braucht es das auch nicht
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Es ging „nur“ um die Falschberechnung einiger Indices! Was in der Folge Manipulationen in den ach so geilen, betroffenen ETF’s und anderen „nützlichen“ Produkten zur Folge gehabt hätte!
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Straf- und Zivilklage, auch gg. Börsenaufsicht und FINMA…
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yo, escht peinlisch wat die boomers da veranstalten! nix klappt🎭, ui ui ui
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Daher ist es selbst bei den liquidesten Aktien stets empfohlen, eine Limite zu setzen (bei einem 2 Mio.-Deal sowieso). In diesem Fall wäre der Käufer bei 89.– zu seiner Zufriedenheit bedient worden.
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War halt gemäss LH ein „Profi-Investor“
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Wir die Six.. verfügen über die höchste Qualität ..im Total-Ausfall.. lol
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Ich würde diesen Vorfall nicht „peinlich nennen“, sondern „potenziell wertvernichtend“!
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Grundsätzlich wurde keinerlei Wert vernichtet; jedem Käufer steht auch ein Verkäufer gegenüber und per Saldo ist da gar nichts passiert. Allerdings werden sich diejenigen, welche unverhofft mit dem Ausfall Geld gewonnen haben sicherlich keinerlei Grund zur „Beschwerde“ haben.
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Ein Profi-Investor, der Aufträge „Bestens“ eingibt ?
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Profi-Investor? Erfasst einen Auftrag bestens???
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Diesen sogenannten Investoren sollte das System noch viel mehr um die Ohren fliegen. Was sie tätigen sind keine Investitionen, sondern gambling-Einsätze, die keinerlei Realwirtschaftsbezug haben.
Beste Lösung : Alle Börsen abschaffen. Vorbei Casino.-
Auch schon mal was von Risiko-Verhältnis gehört; ihr Vorschlag führte schlicht dazu, dass mit der Schliessung/Liquidation der allermeisten börsenkotierten Unternehmen ein Rückfall in die vorindustrielle Zeit erfolgte! Wie solle die sich sonst ihr Kapital beschaffen?
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Wer einen Order über 2 Millionen bestens anstatt VWAP platziert muss sich über eine schlechte Ausführung nicht wundern.
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„Glaubt Ihr denn, daß sich die Menschen schon immer gegenseitig niedergehauen haben, wie heute? Waren sie schon immer Lügner und Betrüger, Verräter, Undankbare, Straßenräuber, Schwächlinge, Flatterhafte, Feiglinge, Neidhammel, Fresser und Säufer, Geizhälse, Ehrgeizlinge, Blutsäufer, Verleumder, Wüstlinge, Fanatiker, Heuchler und Narren?“
Voltaire (1694 – 1778), eigentlich François-Marie Arouet, französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller
„Inzwischen verdichtet sich der Eindruck, dass die Strompreis-Explosion zwar im Zuge der Bemühungen um eine Behebung der Störung zustande kam, sonst aber kein ursächlicher Zusammenhang besteht. Vielmehr ergab sie sich aus der Entscheidung der Börsenleitung, die Marktkopplung teilweise aufzuheben, weil die Störung des IT-Systems nicht innerhalb des Zeitrahmens behoben werden konnte, den das Single Day-Ahead Coupling (SDAC) vorsieht. Erst dadurch kam es im Gebiet Deutschland/Luxemburg und den anderen separierten Zonen zu den völlig unterschiedlichen und teilweise bizarr anmutenden Großhandelspreisen, die vom IT-System aufgrund der vorliegenden Handelsdaten durchaus korrekt berechnet wurden.“
„Wie die EPEX Spot am 9. Juli mitteilte, begann die stundenlang andauernde technische Störung am 25. Juni kurz nach zehn Uhr mit einem mißglückten Upgrade der Software, die den grenzüberschreitende Stromhandel mit den verfügbaren Kapazitäten abstimmt und so die „Marktkopplung“ innerhalb des Single Day-Ahead Coupling (SDAC) ermöglicht. Das problematische Upgrade sei daraufhin deaktiviert worden, um eine weitere Nichtverfügbarkeit des EPEX-Auktionshandelssystems ETS zu verhindern.“
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Ein Profi Investor stellt seine Order als Bestens ein. Da hat er wohl auf die harte Tour gelernt dass man nie den Ordertyp Bestens auswählt. Typischer Anfängerfehler.
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Wenn ein Profi-Investor einen „Bestens-Auftrag“ erteilt, darf er sich nicht wundern. Vielleicht sollte er es einmal mit einem limitierten Auftrag versuchen. Und der Autor des Artikels kennt ja den Unterschied wohl auch?
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Die SIX-Köche waren die letzten 5 Jahre mit dem spanischen und SDX-Schrott beschäftigt – die Schweizer Qualität hat gelitten – Danke Jos. Deshalb Angebot der Euronext annehmen und wieder fokussieren.
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1:0 für Spanien… die Spanier haben ihr Ziel erreicht, durch viel Theater hat die Schweizer Börse den Fokus verloren und ist nun grounded.
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…binnen weniger Tage versagen die Apps einiger schweizer Finanzhäuser ihren Dienst. Höchst private Informationen können von Nichtautorisierten eingesehen werden. Pin und Puck sind wohl gehackt worden. Und bei der Börse klappts mit der viel beschworenen Sicherheit auch nicht mehr…. Es scheint fast einwenig, als ob man die Uebersicht verloren hat (?). Hat die KI die Finger im Spiel? Dann ‚Guet Nacht‘!
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Alte Börse (Paradeplatz), neue Börse (Selnau), ganz neue Börse (Züri-West)… Es wird nicht besser nur anders… Die Fusion der ehemaligen SWX mit der Telekurs war der Anfang des Untergangs des schweizer Börsenplatzes.
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Ha Ha, erinnere mich noch an einen bestimmten Freitag im 1987 wo man ein paar Blue-Chips erst ab 17.15 für ein paar Sekunden handeln konnte! Und dann noch zu was für welche Preise!
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Die Regeln für Misstrades sind relativ klar, wenn man das nicht realtiv rasch reklamiert als Börse und die Kurse tatsächlich bicht stimmten, zahlt der Verursacher den Schaden.
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Nein. Wenn Vontobel falsche Kurse berechnet, dann zahlt Vontobel den Schaden bei Misstrades eben nicht. Dann wird einfach zurückbuchstabiert.
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Oh, wie traurig, der Profi-Investor hat in einem 2-Millionen-Deal einige 10’000 mehr bezahlt. Ergänzungsleistungen gibt es aber dafür wohl keine 🙁
Trösterli: Wenn Du heute abend einen Wurstsalat isst (M-Budget Chlöpfer), statt in eine Zürcher In-Beiz zu gehen, dann ist der Schaden schon fast wieder repariert.
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Tip an den Profi-Investor: gib nächstes mal eine Limite ein. Ich bin zwar nur ein Laien-Investor, aber ich mache dies immer so.
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Wenn man auf Geschwindigkeit tradet, oder einfach eine bestimmte Zahl an Aktien schnell kaufen möchte, oder bei ETFs darauf vertraut, dass Geld und Brief vom Marketmaker garantiert sind… (Selbst da würde ich mittlerweile Limiten setzen)… Ja. Man lernt jetzt, dass die Limitierung definitiv nötig ist, weil ja die Börse jederzeit offline gehen kann.
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Der Händler hatte Pech – der Kurs ging inzwischen etwas hoch. Andere hatten Glück und der Kurs ging etwas runter.
So ist das eben in Trading.
Wem das nicht passt, der kann ja ein Sparbüechli eröffnen. Vielleicht gibt es sogar mal kurz einen positiven Zins?
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Ich habe Kurse nach Wiedereröffnung verfolgt, da tönt Ihr „etwas“ reichlich naiv.
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Tip an den Profi-Investor: gib nächstes mal eine Limite ein. Ich bin zwar nur ein Laien-Investor, aber ich mache dies…
Wer einen Order über 2 Millionen bestens anstatt VWAP platziert muss sich über eine schlechte Ausführung nicht wundern.
Alte Börse (Paradeplatz), neue Börse (Selnau), ganz neue Börse (Züri-West)... Es wird nicht besser nur anders... Die Fusion der ehemaligen…