Die Flucht in die Depression liegt nahe für Leser unserer Sonntagszeitungen, wo die Herren Politiker sich in einem Masse widersprechen, dass ein Aufstieg zur Vernunft kaum zu erwarten ist.
Während Stefan Brupbacher, Geschäftsführer von Swissmem, in Sachen EU-Rahmenvertrag feststellt: „Herr Maillard glaubt, dass er uns erpressen kann. Da ist er ein Träumer“, versichert SVP-Präsident Marcel Dettling:
„Die Gewerkschaften machen nur Theater. Sie sind gekauft, damit sie später ruhig bleiben.“
Wie schlecht es um den geistig-seelischen Zustand des Landes bestellt ist, machten am Sonntag die drei Sonntagszeitungen „SonntagsBlick“, „SonntagsZeitung“ und „NZZ am Sonntag“ deutlich.
Sie kostümierten sich als konsumnahe Ratgeberblätter, in der Hoffnung, die von den exzellenten Pisten zurückkehrenden Skifahrer am Ende des Tages doch noch zu faszinieren.
Wer zum Jahresende starke Ausgaben mit bedeutenden Berichten und Kommentaren erwartet hatte, dem wurde ein billiger Themenverschnitt serviert.
Ganz wie in der Gastronomie auch, wo seit Corona oft nur ganz kleine Portionen zu noch höheren Preisen als vor dem Virus serviert werden.
In besseren Restaurants darf man, was nicht auf der Karte steht, einen Gratis-Nachschlag verlangen. Die Sonntagszeitungen muss man sogar selbst entsorgen.
Im „SonntagsBlick“ darf Frank A. Meyer, der hauseigene Dauer-Kommentator aus Berlin, den Zustand der Schweizer Medien zusammenfassen: „Medienzirkus“.
Wer wollte dem Doyen der Schweizer Superjournalisten widersprechen? Es steht nicht viel in dem Blatt, darin zu schreiben er die Ehre hat.
Kleine Storys, die zu langen Artikeln aufgebläht werden, sind die Regel. SVP-Präsident Dettling, mit beiden Beinen im Schnee stehend, behauptet breit lachend: „Die Volksseele kocht“.
Die ebenfalls lächelnde Aline Trede, Nationalrätin der Grünen, fragt sich und den Leser: „Wo bleibt die Nächstenliebe?“, und Bundeshausredaktor Raphael Rauch stellt wieder einmal mit ernster Miene fest: „Die Welt braucht die Schweiz“.
Im „SoBli“ vom letzten Wochenende war die Suppe zu dünn, die dort aufgetischt wurde, um des Lesers Seele zum Kochen zu bringen. Draussen im Land merkte man auch nichts davon.
In der „SonntagsZeitung“ sieht es nur wenig besser aus. Ein Seelenberater empfiehlt, wie vor ihm tausende anderer seines Fachs: „Man sollte ein Apfelbäumchen pflanzen, auch wenn es nur ein ganz kleines ist“.
Das hilft gegen Depressionen. Wirklich?
Alain Berset, nun Generalsekretär des Europarats, wird als Verlierer vorgestellt, weil er beim neuen Präsidenten in Georgien antichambrierte, der Putin mehr lieben soll als sein Volk.
Dann Obama als „der grosse Verlierer“, weil er Kamala Harris nicht zur US-Präsidentin machen konnte und damit die Wahl gegen Donald Trump verlor.
Interessiert das noch jemand?
Als intellektuellen Höhepunkt präsentiert die „SonntagsZeitung“ den in der Nemo-Klasse spielenden Schweizer Autor Lukas Bärfuss, der sagen darf: „Die UBS muss zerschlagen werden“.
Welcher Unfug dies wäre, wurde schon lange aufgezeigt. Die Schweiz, und deren Unternehmen ganz besonders, braucht die UBS als letzte Schweizer Grossbank, die global konkurrenzfähig ist.
Warum schreibe ich von der Nemo-Klasse?
Der Tänzer aus Biel, den Sänger zu nennen mir schwer fällt, ist nach seinem Zufallserfolg am „European Song Contest“ schon längst abgerutscht in die 2. Klasse. Er tingeltangelt meist durch Schweizer Kleinstädte, denn zu mehr reicht es nicht.
Die Schweiz hatte einmal Intellektuelle, welche die Welt zu erklären wussten, aber Bärfuss?
Arthur Rutishauser, der mindestens noch gerade Sätze schreibt, kommt mit der Riesen-Neuigkeit heraus: „Die Finma wollte Urs Rohner als CS-Präsident absetzen“.
Als kurzen Zweispalter hätte ich mir das noch gefallen lassen, aber als Titelstory des Wirtschaftsbundes ist das zu wenig.
Die meisten Leser haben nicht so viel Zeit, um diese künstlich verlängerten Artikel zu lesen. Erst recht nicht, wenn draussen der Schnee lockt.
So bleibt nur der Griff zur „NZZ am Sonntag“, die sich als Sonderausgabe zum Jahreswechsel vorstellt. Es ist eine Ausgabe mit lauter Fragezeichen.
Autor Alain Zucker startet auf der Titelseite mit der reizvollen Frage „Wird Europa zum Freilichtmuseum?“.
Er meint, die jungen Osteuropäer, vor allem in Polen und den baltischen Staaten, seien fleissiger und kreativer als die Westeuropäer. Sie seien auch bereit, „ihre junge Freiheit mit glaubwürdiger Abschreckung zu bezahlen“.
Gelinge Europa die Abschreckung – gegen wen wohl? – nicht, sei das Freilichtmuseum immer noch die bessere Lösung.
Was Zucker im neo-schweizerischen Intellektuellen-Jargon meint, ist die von den NZZ-Redaktionen gewohnte Aufforderung, bis zu 5% des BIP in das Militär zu investieren.
Das bedeutet mehr Armut für viele, was Zucker nicht schreibt.
Immerhin findet man in der „NZZ am Sonntag“ unter den hundert Antworten auch einige wertvolle, so vom echten Intellektuellen Michael Hermann, der sotomo leitet, das Umfrage-Institut.
Er nennt die Schweiz „eine gnadenlose Machtzerkleinerungsmaschine“, was den Tatsachen ziemlich nahekommt.
Wer dagegen den Walliser Film „Tschugger“ als Vorbild für weitere Erfolge der SRG empfiehlt, wird bald in der Nemo-Klasse gelandet sein.
Ein Schmetterling macht bekanntlich noch keinen Frühling.
Waren die drei Sonntagszeitungen ihrer Aufgabe gewachsen, zum Jahresende einen besonderen Qualitätsjournalismus zu bieten?
Als seit Jahrzehnten voll zahlender Abonnent meine ich Nein. Ich wollte orientiert werden, wurde aber mit allerlei Chrüsimüsi bedient. Das ist zu wenig.
Wahrscheinlich sind nicht einmal die Redaktoren und Journalisten daran schuld, sondern die Geschäftsleitungen der Verlage mitsamt ihren Chefredaktoren.
Sie haben in den letzten Jahren wirklich alles getan, um aus grossartigen Redaktionen müde Medien zu machen.
Alleine der NZZ halte ich zugute, dass die jüngsten personellen Umstellungen und Erneuerungen einen frischen Wind in die Redaktionen gebracht haben.
Das ist die Nachricht des Jahres.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Am 2. Januar wird es auch nicht besser sein. Ausser Vorgefertigtem, wird man in den Zeitungen nichts finden. Ganz zu schweigen von einer wahrheitsgemässen Orientierung der Leser, was genau die Folgen des Wegfalls des Erdgastransits von Russland durch die Ukraine für die Schweizer sein werden. Zumal der Bund über die Festtage nicht dazu kam, eine geschönte, beruhigenden Sprachregelung zu verfassen und an die MSM zu verteilen.
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Es ist halt mit Allem so, Herr Stöhlker.
Was man zu viel konsumiert, befriedigt
irgendwann nicht mehr. Sei es nun Sex oder
Alkohol oder ebem auch die Medien.
E guets Neus Herr Stöhlker -
Nicht ganz falsch, lohnt sich wirklich kaum. Gut, gibt es noch Online-Medien wie zentralplus, die auch an den Wochenenden aktuell sind.
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„Ich wollte orientiert werden, wurde aber mit allerlei Chrüsimüsi bedient. Das ist zu wenig.“
…
„Sie haben in den letzten Jahren wirklich alles getan, um aus“
IP ein müdes Medium zu machen.Sie treffen den Nagel auf den Kopf, Herr Stöhlker!
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Mit Aktien der TX Group, die Herausgeberin der von Ihnen kritisierten Sonntags Zeitung ist, wären sie allemal besser gefahren als mit den Brig Visp Zermatt Aktien 🙂 (die Übrigens nicht von den Chinesen übernommen wurden).
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Warum wollen Sie denn orientiert werden, Herr Stöhlker?
Warum passiv?
Sie orientieren sich doch hoffentlich selbständig-aktiv! -
Zum AfD-Parteiblatt zu werden, ist halt für die NZZ nicht gerade ein frischer Wind – aber wess‘ Brot ich als MSM ess‘, dess‘ Lied ich sing. Sogenannte Gegenöffentlichkeit, eben wie bei IP.
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Sehe ich anders, klare Nr. 1 ist seit ca. einem Jahr die Sonntagszeitung.
Die haben die besten recherchierten Artikel. -
da wird vor lauter müden (privat-)printmedien die (öffentliche) SRG wieder als alternative handelbar…
aber die passt vielen national gesinnten ja auch nicht – besonders im neuen jahr, wenn (auch noch) der UKW-empfang wegfällt.
dann bleiben endlich nur noch die ausländischen radiosender aus den nachbarländern empfangbar. so kann man sich wenigstens ein bild darüber machen, was man inländisch zu verlieren droht. -
Herr Stöhlker hat den Nagel auf den Kopf getroffen, indem er seinen eigenen Beitrag kommentiert hat:
– „Die meisten Leser haben nicht so viel Zeit, um diese künstlich verlängerten Artikel zu lesen.“
– „mit allerlei Chrüsimüsi bedient“-
Wie recht Sie doch haben!
Stöhlker schwurbelt seit Jahren hier herum.
LH lässt ihn gewähren – der Clicks wegen.Medienkritik von Stöhlker, weil kein Blatt seine Langweile
erträgt!
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Gut gebrüllt, Hr. Stöhlker.
Warum schreibe ich von der Nemo-Klasse ?
Wenn volljährige Milchbubis, gekleidet in pinken Tütüs irgendwelche Liedchen trällern, welche wir uns in der Primarschule geweigert hätten zu singen, dann gehe ich davon aus, dass die dreissig Millionen, welche die Stadt Basel bereit ist für den nächsten ESC auszugeben, den schmalen Grat des verfügbaren Intellekts aufzeigen.
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Ja, dieser schmale Grat des verfügbaren Intellekts. Er ist besonders oft bei IP-Kommentaren verfügbar.
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..und der Herr Bundesrat Jans, SP, sich noch Zeit nimmt, dem Nemo den Hof zu machen, anstatt sich endlich anzustrengen, seinen Job zu machen. Arme Schweiz. Mit solchen Flaschen, die sich Politiker oder Intellektuelle in weichen Sozialwissenschaften leistet, kann es nicht gut herauskommen. Klar, sagen Grün und Rot, wegen der SVP, die rechtspopulistisch den Nationalismus predigt. Mit „Nazi“ werden SVP-Mitglieder beschimpft. Dabei wird das Wort Nationalsozialismus tunlichst vermieden.
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@Laager: Erinnern Sie sich an Ihre Plateau-Schuhe der 70er Jahre und entspannen Sie sich.
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Sorry aber so ein heilloses Durcheinander von verschiedenen unwichtigen Dingen.
Bitte einzelne Sachthemen ansprechen.-
Für das ist KJS nicht zuständig. Motzen kann er, das wars.
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>“Alleine der NZZ halte ich zugute, dass die jüngsten personellen Umstellungen und Erneuerungen einen frischen Wind in die Redaktionen gebracht haben.“
Mir gefällt die NZZ trotz angeblich „frischem Wind“ ganz und gar nicht.
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@Irgendeiner
mir auch nicht!
Habe die NZZ und NZZ am Sonntag Abonnemente
längst gekündigt.
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Ich wollte heute morgen orientiert werden, wurde aber mit einem seltsamen Chrüsimüsi von Stöhlker bedient.
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Aber jetzt wirklich im ernst: Da fehlt uns doch nichts!
Wer liest denn am Jahresende/Sonntag diesen gesammelten Schrott?
Ganz einfach in der Sonne spazieren gehen, tief Luft holen – diese „erheiternden“ (Sonntags-) Ergüsse unserer Printmedien sind völlig überflüssig. -
Ein Artikel über Leere – ausgerechnet von jemandem, der sie bestens kennt.
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Dem Kommentar von Herrn Stöhlker muss ich ausnahmsweise recht geben. Auch mich haben vorallem die zum Teil mehr als eine Seite langen Artikel genervt und gelangweilt. Ich hätte gerade in der „Weihnachtsausgabe“ kürzere, dafür spannendere Artikel gewünscht.
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Was sollen/wollen die Medien noch berichten? – die pcr-Test-PLandemie ist aufgeflogen, Syrien neu von Terroristen besetzt, Ukraine verpulvert alles Geld anstelle es für die Bürger einzusetzen etc etc.
Diese Schrott-Medien konsumiert keiner mehr!-
Ich lese die Weltwoche – die einzige Welt, die mir nach den letzten Wochen geblieben ist.
Im Tabloid Format harmoniert sie auch besser mit meiner Statur als die Prawda.
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Nach diesem Schlafmützen-Artikel geh‘ ich wieder zu Bette!
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Ein typischer Stöhlker Rundumschlag.
Man spürt richtig, wie er sich seinen Frust von der Seel schreibt, weil er in den genannten Medien seine Ergüsse nicht publizieren kann. Armer Klaus.-
Ausser IP publiziert kein Medium den Stuss vom KJS, damit qualifizeirt sich LH selbst.
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Nur kein Risiko!
Die meisten meinen sie seien überqualifiziert. Wenn man den anfordrungen der Position die man innehat nicht gewachsen ist, macht man Meinungsumfragen und holt Berater die einem weiterhelfen sollen. Die Auswirkungen erleben wir Stündlich.
So schützt man sich vor der eigenen Unfähigkeit und kann sich auf das Resultat der Meinungsumfrage und die Solide Meinung der Beratung berufen.Mit freundlichen Grüssen
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Und hier noch mal für die Fans von Elon Murks die Art und Weise, wie er Informationen manipuliert:
https://www.n-tv.de/der_tag/Musks-X-deaktiviert-Suchfunktion-auf-Profil-von-Magdeburg-Attentaeter-article25451646.html -
Mit der NZZaS hat die „alte Tante“ nur auf die Sonntagsausgaben von Blick und Tagi reagiert. Mit ihrem bescheidenen Niveau schadet sie dem Ruf der NZZ. Sie ist auch unnötig, denn die Samstags-NZZ bietet qualitativ hochstehenden Journalismus für das ganze Wochenende.
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………weil es immer schwieriger wird, den auf den Nägeln brennenden Themen auszuweichen, und weil niemand Lust verspürt, sich eine neue, spannende Tätigkeit zu suchen.
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Ich gönn mir den Sonntag immer Medienfrei. Wenn etwas wichtiges passieren sollte, erfahre ich es auch so – spätestens am Montag.
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Auf IP verpassen Sie absolut nichts, LH kassiert Klicks und das wars.
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Medienfreier Sonntag, eine durchaus gute Variante. Die dümmlichen Absender-Anonymen mit Pattaya Bezug mehr und mehr peinlich.
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Stefan Brupbacher: Guter Lobbyist, schlechter Schweizer. Befürworter der EU-Knechtschaft, Lohnniveau senken und noch ein schwacher Franken fordern. Für diesen Lobbyismus wird er fürstlich entlohnt und das Volk blutet aus!
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Herr Stölker, anstatt andere zu kritisieren wäre es besser vor der eigenen Haustüre zu wischen:
31 Ferientage und 25 Tage krank: Die Deutschen arbeiten zu
wenig. Die Deutschen gehören schon lange zu den Kränksten, aber 2022 wurden sie einsame Spitze. Ein Schweizer Vollzeitbeschäftigter fehlte
durchschnittlich an 9 Tagen wegen Krankheit, ein Brite an 6. Laut den Angaben der nationalen statistischen Ämter
bezogen die Deutschen im Durchschnitt effektiv 31 Ferientage, während den
Schweizern 26 zugestanden hätten. Gut sechs Wochen Ferien und dann noch
drei bis vier Wochen krank!Des weiteren die Aktienempfehlungen der SonntagsZeitung sowie der NZZ am Sonntag waren dann einiges einträglicher als ihr Tipp das die BVZ übernommen wird.
Von daher ist es völlig verfehlt diese Schweizer Zeitungen zu kritisieren, da sie einen finanziellen Mehrwert generieren.
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Jetzt macht Stöhlker auf Medienkritik. ES gibt nicht mehr viel, was er in unserem Land verdammt und verflucht.
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Dieser Analyse stimme ich applaudierend zu. Ringier betreibt eh Dünnbrettbohrerjournalismus, und was Tamedia seit der grosspurigen An-Kündigung von „Qualitätsjournalismus“ betreibt ist eine Mischung aus schlechtem Boulevard und Rutishauser-Selbstverherrlichung.
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Ich wünsche mir einen Titel über jedem Abschnitt.
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Ich wünsche mir dringend ein IP ohne den Teutonen KJS.
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Und ich war immer der Meinung, dass Sie der Informant sind.
Gut gebrüllt, Hr. Stöhlker. Warum schreibe ich von der Nemo-Klasse ? Wenn volljährige Milchbubis, gekleidet in pinken Tütüs irgendwelche Liedchen…
Dieser Analyse stimme ich applaudierend zu. Ringier betreibt eh Dünnbrettbohrerjournalismus, und was Tamedia seit der grosspurigen An-Kündigung von "Qualitätsjournalismus" betreibt…
Ich gönn mir den Sonntag immer Medienfrei. Wenn etwas wichtiges passieren sollte, erfahre ich es auch so - spätestens am…