Der Deutsche Herbert „Herbie“ Scheidt wird zum Mühlstein für die Zürcher Traditionsbank Vontobel.
Scheidt, der seit 2011 das Präsidium der mittelgrossen Bank innehat, ist das letzte Bollwerk gegen einen Schulterschluss mit der Raiffeisen-Gruppe.
Bei seinem Fight gegen den Deal, bei dem die Sankt-Galler Genossenschafter bis zu einem Drittel der Zürcher übernehmen würden, stellt Scheidt seine eigenen Wünsche über jene der Bank.
Solange die Vontobel nicht vom grossen Raiffeisen-Konzern dominiert wird, kann Scheidt weiter eine Rolle spielen und Honorare einkassieren.
Mit seinen Bezügen ist Scheidt bezüglich der Grösse seines Instituts der mit Abstand bestbezahlte Banker des Finanzplatzes.
Sein Drang ins Rampenlicht war an der gestrigen Generalversammlung der Vontobel zu sehen. Die Aktionäre erhielten eine weitere Kostprobe, gespickt mit Plattitüden und Widersprüchlichkeiten.
„Wir waren mutig und vorsichtig zugleich und haben auf so manches risikoreiche Geschäft verzichtet“, sagte Scheidt 14 Tage nach dem Hoeness-Prozess, der Vontobel als Traderbank entlarvte.
Scheidt betonte wichtige Weichenstellungen. „Ohne diese Veränderungen könnte Vontobel heute nicht die guten Ergebnisse und die gute Performance zeigen, auf die wir stolz sind“, meinte er.
Dabei liess Scheidt unerwähnt, dass es seine Entscheide als CEO von 2002 bis 2011 waren, mit der die Bank in eine tiefe Krise geraten war.
Als CEO hatte Scheidt das Private Banking in Deutschland forciert und das Land mit eigenen Ablegern überzogen. Diese rissen lange ein Loch in die Rechnung.
Unter seiner Ägide expandierte Vontobel im grossen Stil in Italien, Österreich, Dubai und in Asien.
Entstanden sind Kostengräber in zweistelliger Millionenhöhe, die Nachfolger Zeno Staub ausheben muss.
Scheidts CEO-Zeit geht als verlorenes Jahrzehnt in die Vontobel-Bücher ein. Die Bank, die mit ihrem Familiennamen prädestiniert wäre fürs Private Banking, hat dort unter Scheidt null Fortschritte gemacht.
Erst mit dem jungen Staub am Ruder hat Vontobel den Turnaround geschafft. Ob der Rückstand noch aufzuholen ist, bleibt ungewiss.
[simple-google-ads-ad-tag id=“ip_content_middle“]
Der verlorene Boden macht klar, wie wichtig die Kooperation mit Raiffeisen ist.
CEO Pierin Vincenz, ein schlauer Fuchs mit brutaler Entschlussfreudigkeit, hat soeben einen „Traumdeal“ lanciert.
Vincenz schlägt unverblümt vor, die Raiffeisen-Tochter Notenstein Privatbank in die Vontobel einzubringen.
Im Gegenzug müsste die Familie Vontobel, welche die Mehrheit der Aktien hält, Vincenz die Türe weit öffnen. Vincenz fordert einen Drittel der Zürcher Bank. Heute hat er 12,5 Prozent.
Vincenz‘ Vorschlag wäre der Durchbruch. Die Vontobel-Bank würde mit 50 Milliarden Kundenassets ein Faktor im Private Banking, die Kooperation würde ausgebaut, die Zangengeburt Notenstein fände einen Ankerplatz.
Nur einer würde verlieren: Herbert Scheidt.
Einen Präsidenten Scheidt gäbe es in der neuen, mit viel Rückwind der grossen Raiffeisen-Kundschaft aufbrechenden Vontobel nicht mehr.
Diese Position würde von Pierin Vincenz beansprucht. Der Bündner würde so seinem Triumph, die Raiffeisen zum Faktor im Swiss Private Banking zu machen, ein persönliches Denkmal setzen.
Wäre Vincenz kein Büffel, dann würde er versuchen, Scheidt mit der Aussicht auf das Präsidium von New Vontobel zu gewinnen.
Dazu fehlt Vincenz das Feeling. Er lässt Scheidt spüren, dass dieser unter ihm keine Zukunft hätte.
Das erklärt den riskanten Entschluss der Vontobel, die Raiffeisen, nota bene der wichtigste Kunde, vor ein Schiedsgericht zu zerren. Scheidt, so hört man, war die treibende Kraft.
Scheidts Problem ist, dass Vincenz viel Feuerkraft hat. Mit der riesigen Raiffeisen im Rücken kann sich Vincenz Sanierungsfälle wie Notenstein und Flopps wie Beat Wittmann noch leisten.
Scheidt hingegen hat nur noch eine Karte im Ärmel: Hans Vontobel. Diese allerdings ist ein Trumpf-As.
Der Patron, der letztes Jahr 97 Jahre alt wurde, hat bei den Zürchern nach wie vor das Sagen. Ohne ihn geht nichts im Familien-Aktionariat.
Zu Hans Vontobel habe vom Management und im Verwaltungsrat nur einer Zugang, und das sei Herbert Scheidt, sagt ein Insider. Dieser hüte den alten Mann wie seinen Augapfel.
Der privilegierte Draht zum alles entscheidenden Machtzentrum will Scheidt offenbar bis zum bitteren Ende ausnützen.
Statt Patriarch Vontobel aufzuzeigen, dass in einem Schulterschluss mit Raiffeisen die goldene Zukunft liegt, warnt Scheidt den Ehrenpräsidenten vor Vincenz. So bleibe der „Alte“ abgeschottet, heisst es.
Leidtragende sind die Vontobel-Mitarbeiter. Sie zahlen die Zeche für Scheidts Sololauf.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
naja…
-
Die Raiffeisen Schweiz Genossenschaft ist auch ein Familienbetrieb. Schliesslich war Vater Gion Clau Vincenz von 1984 bis 1992 Präsident des Schweizer Verbandes der Raiffeisenbanken.
-
Die Kriegskasse von Vontobel ist prall gefüllt. Die Zürcher dürften sich verschiedene interessante Übernahme-Objekte anschauen und über kurz oder lang zuschlagen. Der Notenstein-Deal bleibt ein Gedankenspiel, mehr nicht. Zudem ist Pierin Vincnez schlicht und ergreifend nicht schlau genug, um als VRP des skizzierten Gebildes glaubwürdig und kompetent zu agieren. Der Bündner Schwätzer sollte zuerst seinen Gemischtwarenladen in St.Gallen zukunftstauglich ausgestalten und die riesigwen Probleme, die er sich mit seiner übereilten und unvernünftigen Einkaufstour unter dem Deckmantel der Diversifikation eingehandelt hat.
-
Hach wie viele dieser „Scheidts“ habe ich nicht schon erlebt, die sich beim „Patron“ einschmeichelten, um ihn dann für ihre eigenen Interessen zu monopolisieren (und zu hintergehen).
Hach wie viele dieser "Scheidts" habe ich nicht schon erlebt, die sich beim "Patron" einschmeichelten, um ihn dann für ihre…
Die Kriegskasse von Vontobel ist prall gefüllt. Die Zürcher dürften sich verschiedene interessante Übernahme-Objekte anschauen und über kurz oder lang…
Die Raiffeisen Schweiz Genossenschaft ist auch ein Familienbetrieb. Schliesslich war Vater Gion Clau Vincenz von 1984 bis 1992 Präsident des…