Veit de Maddalena kam vor 8 Jahren von der grossen Credit Suisse zur noblen Bank Rothschild. Nun ist der CEO, der stets wie ein Dressman gekleidet ist, am Ende seines Lateins.
9 Millionen Verlust musste de Maddalena letzte Woche ausweisen, und das bei einem Mini-Bruttoertrag von 161 Millionen. Auf jeden Franken Umsatz machte de Maddalena 6 Rappen Minus.
Halb so schlimm, meinte der Rothschild-Chef gegenüber Finews.
„Das Schweizer Private Banking befindet sich in einem Paradigmenwechsel und zahlreiche einmalige Sonderfaktoren rund um die regulatorischen Veränderungen belasten auch unser Ergebnis.“
Wie immer, wenn es Bad news gibt, ist de Maddalena mit einer eigenen, rosa gefärbten Interpretation der Ereignisse zur Stelle; diesmal sind der US-Steuerkrieg und der Zustand der Branche verantwortlich.
Das gleiche Bild im Frühling, als die schlechte Lage bei den Kundengeldern intern zum Thema wurde. Da verbreitete der Rothschild-Chef gegenüber der Aussenwelt im gleichen Medium den Eindruck von frischem Wind.
„Wir ziehen in allen Märkten viel Neugeld an“, meinte de Maddalena anlässlich einer Neueröffnung in Mailand.
Die Realität ist eine andere. Sie ist derart anders, dass sich die Frage stellt, ob de Maddalena mehr als nur die übliche Phrasendrescherei angesichts von Krise zelebriert.
Jüngste Ereignisse erwecken jedenfalls den Eindruck einer Privatbank, die vom Kurs abgekommen ist. Statt einem einzelnen Ausrutscher gibt es mehrere negative Faktoren, die sich kumulierten.
Viele Kunden sprangen ab, nachdem die Performance schlecht war. Über Wasser hält sich Rothschild dank höheren Gebühren und versteckten Devisen-Einnahmen. Und sie ist massiv ins ausländische Hypo-Business eingestiegen.
Auf der anderen Seite steigen die Kosten ohne Unterbruch.
Rothschild ist aus dem Lot geraten. Es ist der Abstieg einer Renommee-Marke von weit oben.
Im Frühling, als das tiefrote Jahresergebnis intern an der Spitze vorlag, rollten die Köpfe.
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Per sofort wurde Steffen Mack, Leiter Portfolio Management der Bank Rothschild, abgesetzt. Mit ihm von Bord ging Andreas Bickel, auch er soll freigestellt worden sein, sagt ein Insider.
Weder für Mack noch für Bickel gab es Nachfolger. Die beiden Spitzenkräfte machten einen Grossteil der Umsetzung der Anlageentscheide aus. Die Abgänge wurden kürzlich im Handelsregister publiziert.
Die Bank schweigt. „Zu individuellen Arbeitsverhältnissen äussern wir uns nicht in der Öffentlichkeit“, meinte ein Sprecher letzte Woche.
Portfolio-Chef Mack rapportierte an einen engen Vertrauten namens Dirk Wiedmann, Chief Investment Officer. In dieser Rolle bestimmt Wiedmann massgeblich, wie Rothschild die Zukunft sieht.
Auch bei Wiedmann hat es jüngst eine Veränderung gegeben.
Nach 5 Jahren in der Holding, der Mutter der Bank Rothschild, ist Wiedmann gemäss Handelsregister im Juli dort zurückgetreten.
Ihm bleibt das Mandat in der Geschäftsleitung der Bank Rothschild. Laut einem Insider ist Wiedmann, ein Ex-UBS-Manager, vor allem mit anderen Aufgaben beschäftigt.
Laut der Quelle herrscht seit Ende Mai ein Vakuum an der Spitze des Investment-Bereichs.
Wie sich die Bank Rothschild positioniere und was den Kunden ins Depot gelegt würde, das entschieden statt Spezialisten neu CEO Veit de Maddalena und seinen engsten Vertrauten.
Dem widerspricht Rothschild. „Das Global Investment Comittee ist seit mehreren Jahren für die globale Anlagestrategie der Bank zuständig und im Wesentlichen gleich besetzt“, sagt ihr Sprecher.
So oder so stagnieren die verwalteten Vermögen bei 6,5 Milliarden Franken. Würde man die gute Börsenentwicklung herausrechnen, dann ergäben sich sogar rückläufige Assets under Management.
Dass es schlecht läuft, zeigt ein Minus bei den Abflüssen um fast 300 Millionen im letzten Geschäftsjahr.
Vor dem Hintergrund der Misere im Kerngeschäft, dem Verwalten der Vermögen reicher Kunden, ist die Schweizer Rothschild ins ausländische Immobilienbusiness eingestiegen.
Ohne dies an die grosse Glocke zu hängen, hat sie zuletzt fast 170 Millionen in ausländische Wohnobjekte investiert. Der Grossteil, nämlich rund 150 Millionen, sind kurze Hypotheken bis 5 Jahre.
Die verzweifelte Suche nach neuen Ertragsquellen hängt mit den steigenden Kosten zusammen.
Die IT – ein für die Grösse der Bank wohl überdimensioniertes Avaloq – wird zum Fass ohne Boden. Dort hat Rothschild jetzt die Notbremse gezogen.
Vor kurzem wurde dem IT-Team gekündigt. Das wird von der Bank bestätigt.
„Im Rahmen eines gruppenweiten Projektes (gesamte Rothschild Gruppe) wurden gewisse Informatikinfrastruktur-Dienstleistungen an HP ausgelagert“, heisst es. Dies gelte auch „in der Schweiz“.
Rothschild habe aber kein Kostenproblem, ohne „Sonderfaktoren“ wie der US-Abschreiber seien die Aufwände „stabil“ geblieben.
Die Bilanz bringt Anderes zum Vorschein.
Die Rothschild-Bank tätigte im letzten Jahr null Rückstellungen auf das eigene Bankgebäude. Ebenso steht die IT trotz einem Abschreiber immer noch mit hohen 37 Millionen in den Büchern.
Wie rasch zu Geld kommen?, lautet die drängende Frage für die Rothschild und ihren Chef.
Die Antwort finden sie nicht nur in höheren Gebühren, sondern auch im Geschäft mit den Devisen.
Mit lediglich zwei Tradern erzielte die Bank im Geschäftsjahr 2013/14 einen Gewinn von 30 Millionen mit Fremdwährungen. Daneben verblassen die Erträge mit Wertschriften und Gold.
Laut einem Kenner verrechnet die Rothschild-Bank bis zu 100 Basispunkte – das wäre ein Prozent – des Transaktionsvolumens für ihre Arbeit; dies aber nicht offen, sondern versteckt durch entsprechende Kaufs- und Verkaufskurse.
Auffällig ist, dass der Devisenertrag bei Rothschild um 15 Prozent gestiegen ist. Bei der UBS, der CS und der Julius Bär sind die Erträge mit Fremdwährungen zuletzt eingebrochen.
Der Grund liegt in den weltweiten Ermittlungen der Behörden wegen getürkter Devisenkurse.
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Die beliebtesten Kommentare
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161 Mio Brutto-Ertrag auf 12.8 Mia Kundengeldern macht doch satte 125.7 Basispunkte Brutto-Ertrag – eine Marge bei der jeder Private-Banker feuchte Träume bekommt.
161 Mio Brutto Ertrag auf 400 Mitarbeiter macht doch satte 402,5 K Brutto-Ertrag pro Mitarbeiter, damit kann man ja die ganze Belegschaft an der Bahnhofstrasse unterbringen, in Einzel-Büros mit
Aussicht auf Paradeplatz und Savoy Hotel.
(http://www.schweizer-banken.info)-
Kunden gemolken mit Gebühren = hoher Bruttoertrag, intern die Kosten nicht im Griff = Versagen des Mgmts.
Das Resultat hat nun die Eigentümerschaft, welche dem Schaumschläger VdM immer noch zu vertrauen scheint.
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Nur 2 Kommentare (mit diesem 3)! Das zeigt, wie unwichtig doch die Rothschild Bank ist und der Veit dazu.
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@Simsa Labim
Sie suchen die Ursache für das Nicht-Interesse viel zu weit: schon etwas vom medialen Sommerloch gehört?
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Versteckte Devisenmarge bei An-Verkauf?? Gibt es nicht! Höchstens auf Deals auf Börsendeals, Payments, Dividenden, Bondrückzahlunfen etc. Und der Kunde hat nur ein CHF Konto und schaut die Abrechnungen nie an. Selberschuld. Der Kurs muss dort draufstehen. Aber 30 Mio aus FX. Das ist recht gut. Dürfte inkl Kundenbetreuer-Marge sein. Hat diese Bank erwähnt auch einen Hoeness? Oder ein Bernie Ecclestone?
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Mässig spannend. Eine Bank mit nicht mal 10 Mrd. Assets ist eh ein Witz.
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ein weiterer Schaumschläger und Schönschwätzer, der jetzt den Beweis antritt, dass in dem Moment wo Leadership und Kundenorientierung angesagt wäre, die geistigen Arme viel zu kurz sind….. zum Glück ist die Bank privat gehalten….
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Das ist eine Katastrophe, no doubt about that!
Aber hier handelt es sich um eine durch und durch privates Unternehmen. Die Besitzer sind noch direkt involviert und haben den Schaden damit auch direkt auf dem Tisch.
Es besteht somit kein Grund zur Sorge, die werden schon durchgreifen! (wenn nicht, sind sie selber schuld).Dass im Management auch einer honorigen Bank, wie überall in der Finanzbranche, viel Grenzwertiges zu finden ist, ist leider eine Tatsache. Aber nach den vielen guten Jahren, hat es einfach viel Treibsand auf dem Markt, das ist normal und zur Beseitigung braucht es seine Zeit. Es werden noch einige „Shooting Stars“ ihr persönliches Waterloo erleben, resp. sich in den eigenen Fuss schiessen („star-mässig!).
Das ist eine Katastrophe, no doubt about that! Aber hier handelt es sich um eine durch und durch privates Unternehmen.…
ein weiterer Schaumschläger und Schönschwätzer, der jetzt den Beweis antritt, dass in dem Moment wo Leadership und Kundenorientierung angesagt wäre,…
Mässig spannend. Eine Bank mit nicht mal 10 Mrd. Assets ist eh ein Witz.