Credit-Suisse-CEO Brady Dougan ist durch und durch Investmentbanker. Entsprechend geht das miserable Investmentbanking-Resultat von heute auf seine Kappe. Die CS verlor von Oktober bis Dezember 2011 im angelsächsisch dominierten Teil 1,3 Milliarden Franken.
Wer intern Dougan und seine Investmentbank kritisiert, hat nichts zu lachen. Der CS-Chef servierte zwei bekannte Topshots eiskalt ab. Einer hatte zuvor Dougan und die Profitabilität seiner Lieblingssparte zum Thema gemacht.
Die Rede ist von Walter Berchtold. Der Schweizer machte eine lange und steile Karriere in der CS. Unter Dougan-Vorgänger Oswald Grübel wurde Berchtold Konzernleitungsmitglied und Chef des globalen Private-Bankings.
Letzen Sommer kam das jähe Aus. Berchtold wurde auf einen Frühstücks-Direktorenjob wegbefördert, seine Stelle übernahm mit Hans-Ulrich Meister der neue Shootings-Star unter den letzten „Swissies“ innerhalb der CS.
Berchtolds Private-Banking-Resultate seien ungenügend, hiess es in der CS. Doch von den 2,7 Milliarden Franken Vorsteuergewinn für 2011 stammen 2,3 Milliarden von Berchtolds Sparte. Die Investmentbank landete hingegen nach einem Milliarden-Verlust im letzten Quartal mit 79 Millionen unterhalt der Messbarkeitsschwelle.
Erst jetzt wird klar, dass hinter dem Sturz des scheinbar unangreifbaren Berchtolds Anderes stand. Laut einer Quelle, die Berchtold nahesteht, war der Private-Banking-Chef der einzige in der CS-Konzernleitung, der es wagte, die Profitabilität der Investmentbank zu hinterfragen und damit Dougans Leadership anzuzweifeln.
„Das führte zum direkten Clash mit Dougan“, sagt der Insider. Denn Dougan kenne „nichts ausser dem Investmentbanking“. Doch das Investmentbanking der alten Welt sei tot.
Dieses war der Motor des CS-Konzerns, dort generierte der Finanzmulti seine zwischenzeitlich eindrücklichen Gewinne. Diese waren es auch, welche die Basis für die gigantischen Boni für Dougan&Co. bildeten. Höhepunkt waren die 71 Millionen Spezialausschüttung für Dougan im Frühling 2010 aus einem Vehikel namens PIP.
Mit dem Bersten des CS-Investmentbankings steht Dougan vor seinem persönlichen Scherbenhaufen. Das würde seine harsche Reaktion gegen interne Kritiker erklären.
„Wädi“ Berchtold soll mit seinem „Angriff“ auf Dougan noch einen Schritt weitergegangen sein, sagt der interne Kenner der Grossbank. Er habe als Einziger Dougans Steckenpferd, die „CoCos“, angezweifelt.
Gemeint sind „Contingent Convertibles“, Wandelanleihen, die im Fall einer Unterschreitung von Kapitalgrenzen automatisch zu neuem Aktienkapital werden und der Bank Luft verschaffen.
CoCos waren Dougans Lieblingskind. Seine Kollegen an der Spitze der CS-Investmentbank hatten die Idee auf die internationale Banken-Landkarte gesetzt, und die CS war einer der ersten globalen Finanzplayer, welche CoCo-Kapital im grossen Stil aufnahmen.
In der Schweiz überzeugten Dougan und seine CS-Investmentbanker auch den Regulator in Bern. Zuletzt blieb nur noch UBS-Chef Oswald Grübel als CoCo-Gegner übrig.
Die Papiere würden im Krisenfall zu einer „Self fulfilling prophecy“ und damit zu einem eigentlichen Brandbeschleuniger, argumentierte Grübel, der im September nach einem Milliarden-Derivatecrash seiner Bank den Bettel hinschmiss.
Für Dougan waren CoCos nicht nur Mittel zur Krisenbewältigung. Die Herausgabe dieser Papiere bescherte seiner Investmentbank lukrative Einnahmequellen.
„Die CS-Investmentbanker denken immer nur an den nächsten Deal“, sagt der Insider. „Ob eine Idee nachhaltig ist und für die Zukunft taugt, interessiert sie nicht.“
Dougan-Kritiker Berchtold zahlte mit seiner Absetzung zwar einen hohen Preis für seinen Widerstand. Doch auch er hatte zuvor viel Geld in den eigenen Sack gesteckt.
Im erwähnten Bonus-Programm, das Dougan für immer zum reichen Mann machte, kriegte Berchtold rund die Hälfte des Dougan-Jackpots.
Auch begann Berchtold Dougan offenbar erst spät zu hinterfragen. „Wädi opponierte erst, als er merkte, dass der Wind gegen ihn drehen würde“, sagt eine andere Quelle aus dem CS-Innern.
Wie kaltblütig und gnadenlos Dougan interne Kritiker abservieren kann, zeigt aber noch ein zweites Beispiel. Martin Newson war bis 2006 ein hoher CS-Investmentbanker und enger Vertrauter Dougans. Als Global Head of European Equitites war Newson einer der Top-Leute der Investmentbanking-Sparte, die damals von Dougan geleitet wurde.
Auch Newson soll damals begonnen haben, Dougan intern zu hinterfragen, sagt eine zweite Quelle. Darauf habe ihn Dougan abserviert. „Mich überraschte, dass Dougan nicht einmal Halt vor einem Ziehsohn machte“, sagt der Ex-CS-Manager.
Der Fall von Newson legt nahe, dass Dougan immer dann wild um sich schlägt, wenn es um seine eigene Karriere geht. Kurz nach Newsons Abgang wurde er vom damaligen CS-CEO Oswald Grübel und CS-Präsident Walter Kielholz überraschend zum Konzernleiter ab 2007 bestimmt.
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Ein wütender Grossaktionär
Eine Farewell Party ist schlicht unsensibel und geschmacklos, angesichts der Tatsache, dass mit der Schliessung der Clariden Leu viele Mitarbeiter den Job verlieren.
Das Topmanagement der CS hat auf der ganzen Linie versagt, inkl. VR (non stop Umstrukturierungen, verunsicherte Mitarbeiter, die nie wissen, ob sie am andern Tag ihren Job noch haben etc.) und dafür belohnen sie sich mit Millionen (Bankräuber in Nadelstreifen). Der Witz ist noch, dass sie tatsächlich glauben, dass sie so viel wert sind. Diese Top-Banker sind arrogant, unangenehm, selbstsicher und abgehoben, für den Rest der Bevölkerung „Persona non grata“.
Die Leidtragenden sind immer die Mitarbeiter, jegliche Motivation geht dabei verloren.
Die neuen UBS Manager haben offensichtlich eingesehen, dass es nicht mehr so weitergehen kann und scheinen auf dem vernünftigen Weg zu sein, indem sie eine Reduktion der Kader-Gehälter
kommunizieren. -
Es ist pures Glück dass die CS vor einiger Zeit besser durch die Krise kam als die UBS oder Lehman, es ist pure Hybris wie Brady Dougan sich verhält.
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Als typischer Amerikaner mit Cowboy-Mentalität würde er sich wohl besser von einer US Bank anstellen lassen.
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Die CS ist schon längst eine US Bank, Brady sei Dank.
Nun werden noch die Manager der IB ins rettende PB Banking geholt und dann wird die Investmentsparte abgestossen.
Danach hat es nur noch Amis im Management, die paar Schweizer sind schon im Rückzug.
Und in der Politik interessiert es Niemanden. -
Stellt Euch den Brady mit seinem dofen Grinsen nur einmal nackt vor, und ihr wisste wer er ist.
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Als typischer Amerikaner mit Cowboy-Mentalität würde er sich wohl besser von einer US Bank anstellen lassen.
Die CS ist schon längst eine US Bank, Brady sei Dank. Nun werden noch die Manager der IB ins rettende…
Es ist pures Glück dass die CS vor einiger Zeit besser durch die Krise kam als die UBS oder Lehman,…