Die frühe Pensionierung bei der Zürcher Kantonalbank gibt zu reden. Die Sonntagszeitung berichtete kürzlich von Pensionsalter 60 und 62 Jahren für Geschäftsleitung und Rest der Bank.
Hinter dieser Regelung taucht nun eine weitere Eigenart der grössten Staatsbank auf. In ihrem Innern herrscht faktisch eine Zweiklassengesellschaft.
Diese manifestiert sich durch eine Aufteilung in 100 sogenannte Schlüsselkader und knapp 5’000 normale übrige Mitarbeiter.
Der Graben zwischen Schlüsselleuten und Normalos ist grösser als vermutet. Alles für die Oben, nichts für die Unten, lautet das Motto.
Und das bei einer Bank, die sich soziales Verhalten und Bürgernähe auf die Fahnen geschrieben hat.
Die Schlüsselleute teilen sich den Grossteil des jährlichen Bonustopfs auf. Für den Rest bleiben Krümel.
Und die Schlüsselleute sind alle in einer separaten Kader-Pensionskasse versichert. Damit erhalten sie nicht nur eine einzigartige frühzeitige Pensionierung, sondern auch noch finanzielle Sonderleistungen.
Die PK trägt den Namen Marienburg-Stiftung. ZKB-Präsident Jörg Müller-Ganz präsidiert sie, weitere Topleute der Bank sind im Stiftungsrat.
Versichert waren per Ende 2013 genau 103 Mitglieder, wie der Geschäftsbericht zeigt. 100 kamen von der ZKB, 3 von Adamant, einer Boutique, die soeben verkauft worden ist.
Bei der Marienburg handelt es sich um eine klassische Elite-Pensionskasse. Nur die obersten 2 Prozent der Bank kriegen einen Platz bei ihr.
Um aufgenommen zu werden, muss ein ZKB-Manager 230’000 Franken oder mehr im Jahr verdienen. Schafft er den Sprung, dann hat er ausgesorgt.
Die Stiftung leistet eine „Zusatzvorsorge für höhere und leitende“ Angestellte der ZKB, steht im Marienburg-Bericht. Sie schüttet aus, was jemand eingezahlt hat, funktioniert also nach Beitragsprimat.
Interessant ist das Wort „Zusatzvorsorge“. Die Basis der Pensionsleistungen für die obersten 2 Prozent der Bank kommt somit von der normalen Pensionskasse der ZKB.
Darüber hinaus gibt es für die ZKB-Obereren als Extra die Marienburg.
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Die Marienburg als Nobel-Versicherung geniesst unglaublich attraktive Sonderkonditionen. Beispielsweise wurde ihr 2013 ein Zins von 4,15 Prozent auf ihr Guthaben bei der ordentlichen PK der ZKB gutgeschrieben.
In einem Nullzins-Umfeld sind 4 Prozent eine gigantische Grösse.
Die Marienburg ist ein wichtiges Element für die ZKB-Spitze, mit besonders grosszügigen Leistungen Manager im freien Arbeitsmarkt zu sich zu locken.
Ohne ihre Elite-PK hätte Stephanino Isele, der neue Investmentbank-Chef der ZKB, kaum von seinen US-Arbeitgebern JP Morgan und Morgan Stanley zur Staatsbank gewechselt.
Als zweites sicheres Magnet nutzt die ZKB ihr Bonussystem. Den Topf schüttet die Staatsbank grösstenteils über ihre „Schlüsselkader“ aus, wie ein Insider berichtet.
Im Geschäftsbericht unterteilt die ZKB ihre Mitarbeiter in 3 Gruppen: die Generaldirektion unter CEO Martin Scholl, das „höhere Management“ und der Rest.
Quer über die drei Gruppen legt sie die Population der Key Risk Takers. Gemeint sind besonders exponierte Personen, von denen das Schicksal der Bank abhängen kann.
Dazu zählt die gesamte 9-köpfige Generaldirektion plus viele aus der Gruppe des höheren Managements. Die Händler im Investmentbanking geniessen Sonderstatus mit Extra-Bonus.
Als die ZKB vor ein paar Jahren als Neuerung einen Bonustopf einrichtete, hiess es intern, dass davon alle Mitarbeiter profitieren würden.
Heute, so die Quelle, würden die Boni einseitig auf die Gruppe der „Schlüsselkader“ verteilt. Laut einem Sprecher der Bank würden knapp 100 Manager zum Schlüsselkader gehören.
Im Geschäftsbericht hält die ZKB fest, dass der Bonus „von der Funktion und der individuellen Leistung“ abhänge. Zentral für die Einschätzung sei die „jährliche Mitarbeiterbeurteilung“.
Überraschend zahlt die ZKB Antrittsboni für Leute, die sie unbedingt an Bord holen will. Solche „Golden Hellos“ oder „Handshakes“ sind verpönt.
2013 leistete die Kantonalbank in 4 Fällen Antrittsleistungen über total 700’000 Franken. Im Jahr zuvor waren es 5 Antritts- und 3 Abgangsentschädigungen über insgesamt 1 Million.
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Die beliebtesten Kommentare
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Gute Leistungen sollen belohnt werden. Nur ist gute Leistung abhängig, wie man/frau zum Chef steht. Die Mitarbeiterbeurteilungen sind dem Wohlwollen der höher bezahlten Riege ausgeliefert und das HR schweigt dazu. Frühpensionierungen sind ebenfalls der Willkür der Chefetage ausgesetzt. Von kritischen MA trennt man sich im Rahmen einer sog. Umstrukturierung; Gleichgesinnten füllt man den Rucksack und schickt sie in die Rente. Alle sitzen im gleichen Boot, die einen in der Holzklasse, die anderen im VIP-Bereich.
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Was in der Marienburg passiert, ist die logische Fortsetzung des „Normalen“. Und die „100“ gehören nun mal dazu. Schaut mal nach, wer zu den „Schlüsselpersonen“ gehört! Alles „Brüder“. Weil ich es über sehr viele Jahre beobachten „durfte“ (freiwillig, möchte ich anmerken).
Wer hat schon mal gehört, dass ein Martin Scholl, ein Weber, ein Reto Sigrist, ein Kunz, ein Peter Luginbühl, ein Andreas Habegger etwas wirklich Gutes FUER die Kunden und die Bank getan haben? Aber: die sind immer noch und künftig am Ruder. Sch………ande, arbeiten gegen die Kunden.
KANTONSRAT WO BIST DU???-
Die Marienburg gab’s schon immer. Aber die Chefs von früher haben, im Gegensatz zu den „Manager“ von heute, eben für die Mitarbeiter (ja, auch für das Fräulein) und die Kunden geschaut. Auch gab es schon früher Seilschaften, aber die wurden diskret praktiziert und nicht schamlos und unverholen zu eigenen Gunsten ausgenützt. Und deshalb kommt heute, wegen des Versagens der AWUNKS (Alleswisserundnichtskönner, Nieten in Nadelstreifen, um bei Ausdrücken der ersten Stunde des Neokapitalismus zu bleiben) eben die Diskussion um die Marienburg auf. Im Vergleich zu den „Kompensationen“ der Supermanager der Grossbanken sind die Leitungen der Marienburg relativ bescheiden. Meines Erachtens hat die Bonus“un“kultur viel gravierendere negative Folgen für die Banken, ihre Ameisli, ihre Kunden und letztlich den Steuerzahler.
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Ich habe folgenden Vorschlag: Wir ersetzen den Dilettanten Martin Scholl durch den Experten Sergio Ermotti und geben ihm ein Salär von 750’000.- Franken. Ich habe fertig!
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Danke für den Artikel, der wieder einmal das Gütesiegel „IP“ verdient 🙂
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Früher gab es noch Feudalismus, Stände und Leibegenschaft. Die Oberen taten was sie wollten, schlemmten, der Rest darbte. Heute sind wir wieder soweit. Die Politik spielt die Rolle der Kirche.
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War selber bei der ZKB, als Mitarbeiter ohne Kaderposition habe ich dort neben einem marktüblichen Lohn auch noch 2 Bruttomonatlöhne als Bonus erhalten. Ich finde, man muss auch mal zufrieden sein, im Vergleich zu anderen Branchen ist das eine sehr attraktive Leistung. Muss ja nicht jeder ein Abzocker sein.
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Ich vermute Isele wäre auch zur ZKB gegangen, wenn es dort nur das BVG-Minimum geben würde:
Beggars can´t be choosers…
Und das gleiche gilt noch so für Einige, die in den letzten Jahren „spontan“ beschlossen haben, von der UBS/CS etc. zur ZKB zu wechseln… -
Wie ist der Versichertenkreis dieser Kaderkasse umschrieben?
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Da kann ich nur lachen. Der Isele war froh dass er einen Job bekommen hat bei der ZKB. Der wäre sogar zur ZKB gewechselt wenn er einen Einzahlungsschein bekommen hätte.
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Zur Info
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Die Kaderkasse war schon immer ein guter Trick, um Lohnbestandteile nicht als Salär auszuweisen. So werden den ZKB-Oberen viel Geld in die private Altersvorsorge überwiesen, das sie bei Ausscheiden mitnehmen oder bei Pensionierung beziehen können. Bzgl. Transparenz sollte man hier genau hinschauen können. Das fängt schon beim Koordinationsabzug, der bei Luxuslösungen häufig fehlt oder der Aufteilung der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeiträge an. Die Verzinsung der Altersguthaben von über 4% lässt ahnen, dass sich hier einige wenige ZKB-Angestellte komfortabel bereichern können.
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„Wir sind weit entfernt von dem, was die Gesellschaft heute zu Recht als zu hohe Entschädigungen kritisiert, wie sie bei gewissen Banken und Pharmaindustrieunternehmen vorkommen“. FDP-Mann Müller-Ganz in einem Interview mit der Limmattaler-Zeitung. Was er verschwiegen hat, die Aussage betrifft nur das Fussvolk, nicht die „unersetzbaren“ Schlüsselpersonen. Schlüsselpersonen sind Leute die den Schlüssel abgeben könnten ohne dass es negative Auswirkung häten. Mit anderen Worten, nicht so wichtig wie das Personal vor Ort, aber um Längen gieriger!
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„Schlüsselpersonen“ werden in ZKB/CS/UBS… allein bankintern definiert und halten Marktkriterien kaum stand. M.a.W. die eine Schlüsselperson definiert die andere etc. und der Kreis schliesst sich. Was hier auch im Zusammenhang mit der Penka passiert, ist ungerechtvertigte Bereicherung. Hatten wir doch schon mal bei ABB. Lerneffekt?
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„Key-Risk-Taker“? Da muss ich lachen. Es müsste wohl eher bloss „Key-Taker“ heissen. Denn wo tragen diese Leute das Risiko? Hat jemand von denen schon für einen Fehler mit Millionen-(Folge-)schaden (wovon es bei der ZKB sicher Dutzende pro Jahr gibt) jemals finanziell aus der eigenen Tasche geradestehen müssen? Darauf warten wir noch lange. (Und zudem sind da wohl noch von der Firma bezahlte Management-Haftpflicht-Versicherungen installiert.) Das einzige Risiko, das diese Leute tragen ist, dass sie aus dem bequemen Sessel fliegen. – Schlicht Manager-BS.
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@Numerus Clownus
Wie wär’s mit „Key Risk Makers“? Bei einer derart schlechten Corporate Governance wie bei der ZKB, mangelnder Strategie und Kontrolle, sind die Chefs das grösste Risiko für die Bank (und eben für alle Steuerzahler des Kantons).2 Milliarden für weitere, nicht spezifizierte Expansionsgelüste und die gesamte Organisation der Bank mit ihrem Bankrat als Abstellgleis für abgehalfterte Politiker sind eine Frechheit, oder Dummheit, oder beides.
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"Key-Risk-Taker"? Da muss ich lachen. Es müsste wohl eher bloss "Key-Taker" heissen. Denn wo tragen diese Leute das Risiko? Hat…
"Wir sind weit entfernt von dem, was die Gesellschaft heute zu Recht als zu hohe Entschädigungen kritisiert, wie sie bei…
@Numerus Clownus Wie wär's mit "Key Risk Makers"? Bei einer derart schlechten Corporate Governance wie bei der ZKB, mangelnder Strategie…