Im Schweizer Assetmanagement bleibt kein Stein auf dem anderen. Nächster Höhepunkt liefert die bekannte GAM.
Dort hat der neue Chef, ein Amerikaner namens Alexander Friedman, der einst für Bill Gates und die UBS glänzte, nach einem halben Jahr eine neue Strategie gezimmert.
Im Kern steht das Verschwinden von Swiss&Global Asset Management als Marke und Tochter. Das ist die halbe GAM, die aus der alten Julius Bär hervorging und die bekannten Bär-Fonds exklusiv führt. Sie wird integriert in GAM.
Seit GAM im Herbst 2009 von Bär losgelöst wurde und an die Schweizer Börse kam, war die Firma praktisch zweigeteilt.
Hier die von den Angelsachsen dominierten GAM-Fonds, dort die von den Schweizern geführten Bär- und übrigen inländischen Produkte.
Es gab zwei Front- und zwei Back-Bereiche, jede Firma hatte ihren Auftritt nach aussen. Einzig die Rechnung mit Gewinn und Bilanz floss unter der kotierten GAM Holding zusammen.
Damit ist nun Schluss. Nachdem bereits unter Friedman-Vorgänger David Solo die Administration mit Personal, IT, Buchhaltung unter GAM-Fittichen fusioniert wurde, folgt nun der grosse Rest.
Damit verschwindet Swiss&Global, eine Marke, die sich im Markt nie durchsetzen konnte, die jedoch dank den bekannten Julius-Bär-Fonds erfolgreich war.
Eine Sprecherin wollte gestern Abend keinen Kommentar abgeben.
Für die GAM mit ihren 1’100 Mitarbeitern und Büros in allen Finanzzentren der Welt ist das Ende von Swiss&Global ein grosser Schritt.
Die Firma fokussiert sich neu auf einen Auftritt, eine Marke und ein Profil. Darunter werden dann GAM- und Bär-Fonds, „managed by GAM“, vertrieben.
Für die Schweizer innerhalb der angelsächsisch dominierten GAM ist die Auflösung von Swiss&Global eine weitere Zäsur.
Sie zählten schon bisher zu den grossen Verlierern. Fast immer, wenn zwei Bereiche im Backoffice zusammengelegt wurden, machten die Chefs von GAM das Rennen.
Auch in den letzten Wochen kam es zu mehreren Abgängen auf Toplevel. Immer traf es Manager aus den Reihen von Swiss&Global.
All das zeigt: Die GAM-Chefs aus den USA oder England haben sich endgültig durchgesetzt.
GAM, das ist eine Finanz-Geschichte, geführt von Amerikanern respektive angelsächsisch geprägten Investmentbankern und Assetmanagern.
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Die Schweizer, die noch von Julius Bär her stammten, welche GAM im 2005 der UBS abgekauft hatte, hatten keine Hausmacht.
Das war schon unter David Solo so. Nun bringt Alex Friedman das Werk zu seinem konsequenten Ende.
Friedman wurde letzten Herbst als neuer Topshot an Bord geholt, nachdem GAM stagnierte. Friedman sollte GAM aus der Lethargie befreien und mit den Fonds wieder wachsen.
Als begnadeter Selbstvermarkter, der auf Bloomberg TV und CNBC Stammgast war, traute der GAM-Verwaltungsrat Friedman den Aufbruch zu neuen Ufern zu.
Friedman kam, sah und machte kurzen Prozess. GAM soll wie aus einem Guss im Markt auftreten und allen Marketing-Power auf den Brand GAM konzentrieren.
Von Julius Bär hat Friedman grünes Licht erhalten. Die Bär-Fonds dürfen von GAM weiter vertrieben werden, auch wenn es die Swiss&Global nicht mehr gibt.
Die Lizenz der Julius Bär für GAM wird jedoch angepasst. Friedman musste der Zürcher Privatbank Zugeständnisse machen, um für seine Fonds den Namen Bär weiter verwenden zu dürfen.
Was Friedman Bär-Chef Collardi geben musste, ist nicht bekannt. Sicher ist, dass GAM ohne die grossen Bär-Fonds keine Zukunft hätte.
Vorstellbar ist, dass Bär und GAM enger kooperieren werden. Bär könnte von GAM als Partner mit Sonderstatus behandelt werden.
Friedmans Auftrag vom VR der GAM lautet, endlich wieder zu wachsen. Im ersten Halbjahr 2014 erlebte die GAM einen Taucher.
Die Einnahmen sanken im Vorjahresvergleich um 14 Prozent. Noch schlimmer war die Entwicklung beim Gewinn. Dieser stürzte um einen Viertel ab.
Es fehlte an allen Ecken und Enden. Die Marge sank von fast 90 auf noch knapp 80 Basispunkte, die durchschnittlich verwalteten Vermögen reduzierten sich von 74 auf noch gut 70 Milliarden Franken.
Trotzdem war vom damals noch zuständigen CEO David Solo und seinem Präsidenten Hans de Gier nichts Selbstkritisches zu hören.
Die Resultate von Januar bis Juni 2014 würden „klar zeigen, dass unsere Anstrengungen für eine Plattform für nachhaltiges Wachstum Früchte tragen“.
Das Eigenlob dürfte zur Verdeckung der Eigen-Entschädigung dienen. Diese war bei GAM in all den Jahren, seit die Firma an der Börse ist, im Verhältnis zur Grösse und zum Resultat gigantisch.
Vor allem Präsident de Gier langte ungeniert zu. Für 2013 nahm er sich 1,8 Millionen Franken, obwohl er nur Teilzeit arbeitete.
GAM war schon immer ein lukratives Geschäft für de Gier und seinen Solo. Ob sich daran unter Friedman viel ändert, muss sich weisen.
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Sieht so aus als wäre eine vertiefte Analyse der GAM- und Bär-Fonds fällig. Wie sieht es aus mit der Performance im Vergleich zum Benchmark, den Management Fees und der TER ? In der heutigen Zeit wo es kostengünstige ETF’s und Index-Strukis gibt sind Management Fees > 1% jenseits von Gut und Böse und dienen einzig als Cash-Feeder für überrissene Management Boni.
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Endlich mal eine Vernünftige Entscheidung, Doppelspurigkeiten in den Operationsbereichen sowie überbezahlte Administrationsmitarbeiter werden bluten.
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Es wird sich noch zeigen, ob die Mitarbeiter, welche hauptsächlich zum Sessel wärmen angestellt sind auch wirklich bluten müssen. Oder ob sich … bereicht wieder einmal durch den Schutz vor der Auslagerung nach Dublin retten kann.
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Im Anlagefondsgesetz Art. 12 Treuepflicht steht:
„Die Fondsleitung und ihre Beauftragten wahren ausschliesslich die Interessen der Anleger“
Es drängt sich hier die Frage auf, beachten die Verantwortlichen diese Vorschrift, oder dienen die Fonds in erster Linie als Boni-Lieferanten?
Die Aufsichtsbehörde muss die GAM-Fonds unter die Luppe nehmen!
Im Anlagefondsgesetz Art. 12 Treuepflicht steht: "Die Fondsleitung und ihre Beauftragten wahren ausschliesslich die Interessen der Anleger" Es drängt sich…
Endlich mal eine Vernünftige Entscheidung, Doppelspurigkeiten in den Operationsbereichen sowie überbezahlte Administrationsmitarbeiter werden bluten.
Sieht so aus als wäre eine vertiefte Analyse der GAM- und Bär-Fonds fällig. Wie sieht es aus mit der Performance…